Beiträge von Thorsten Hallscheidt im Thema „Karma im Buddhismus“

    Wenn ich getötet habe, bin ich kein Mörder. Mörder ist nur ein Begriff für unliebsame Tötende, die man dann eliminieren kann. Ein Tötender im Sinne seines Auftrages ist ein Held. Der Held ist ein Mörder in dem Sinne dessen, auf den der Tötende gewirkt hat.

    Wie auch immer die Bewertung ausfällt, eine solche Tat wird Spuren hinterlassen. Vertanen aus den diversen großen oder kleinen Kriegen leiden manchmal bis zu ihrem Lebensende an ihren Taten, seien sie nun politisch gerechtfertigt oder nicht. Wenn kein Ich mehr ist, ist auch das Karma am Ende. Darum ist heilsames Handeln auch nicht automatisch ein Ausweg aus dem Daseinskreislauf.

    Wenn ich gemordet habe, bin ich ab diesem Augenblick ein Mörder. Aus dieser Position heraus handele ich ab diesem Zeitpunkt als jemand, dessen Geist der eines Mörders ist. Mit anderen Worten: Der Mord hat Spuren in meinem Geist hinterlassen. Mord ist eine krasse und heftige Tat, die massive Spuren im Geist hinterlässt. Aber jede Tat, jedes Wort, jeder Gedanke hinterlässt Spuren im Geist. Diese Spuren (karmische Samen) verändern den Geist, das bedeutet: Die psychische und physische Grundlage, auf Basis derer meine nächsten Handlungen erfolgen. So fördern heilsame Handlungen eine heilsamere Grundlage für mein Fühlen, Denken und Handeln. Unheilsame Handlungen fördern das Gegenteil. Da unsere Handlungen sehr vielen unterschiedlichen Motivationen entspringen und wir ständig auf irgendeine Art und Weise handeln, sprechen und denken, ändert sich unsere geistige "Konfiguration" ständig wie das Wetter. Aber anders als beim Wetter, haben wir bei der geistigen Wetterlage die Möglichkeit aus dem unbewussten Autopilot-Modus herauszutreten und mit dem Werkzeug der Achtsamkeit uns so oft wie möglich die potenziellen Wirkungen des eigenen Handelns vor Augen zu halten und Denken, Handeln und Sprechen eine Richtung zu geben.