Beiträge von lubob im Thema „Wer hat Rei Shin Bigan Noltings Übertragungsdokument je gesehen?“

    Wenn ich jedenfalls nur so denken würde ("interessiert nicht mal das Publikum"), hätte ich mein halbes Verlagsprogramm von vornherein sein lassen können. "Das Publikum" ist manchmal nur ein Individuum, oder zwei, oder zehn

    Ja, ich habe das falsch formuliert, ich meinte eigentlich, dass es nicht mal SEIN Publikum interessiert. Oder noch besser wäre vielleicht: "nicht nur ihn interessiert es nicht, sondern erst recht nicht sein Publikum".


    Ansonsten, so umstritten deine persönlichen Positionen und deine Art, sie zu vertreten manchmal sein mögen, was deine verlegerische Arbeit betrifft, so ist das vielleicht gerade eine gute Gelegenheit für ein grosses: DANKE!

    Dass es beim schönen Polenski um Geld, Frauen und Lifestyle geht, scheint mir sehr offensichtlich. All das wäre nicht verwerflich im normalen Leben. Aber dass er es mit dem Rollenbild als grosser Weisheitslehrer verknüpft, ist zum Fremdschämen.


    Nur, hier sind wir wieder am gleichen Punkt: die Leute, die zu P. gehen, würden niemals zu einer authentischen Lehrerin gehen, die in irgendeinem ranzigen Keller auf Spendenbasis ein paar Mal die Woche Zazen anbietet.


    Angebot trifft Nachfrage. P. für das zu kritisieren, was er tut, ist wie den Mond anbellen. Es interessiert nicht nur den Mond nicht, es interessiert nicht mal das Publikum.

    Aus meiner Sicht ist Qualität nicht etwas was man finden muß, sondern etwas was man sicherstellen muß.

    Und wie willst du das sicherstellen? Meine These ist doch gerade, dass die ganze Idee mit Linien und Zertifikaten gescheitert ist.


    Schon Dogen schrieb über das Problem der Scharlatane und er war sicher nicht der erste. In Deutschland dürfte Polenski aktuell der erfolgreichste Vermarkter sein. Wenn ich es richtig im Kopf habe, hat er auf YouTube über 60.000 Follower. Da kann man seine Zertifikate hinterfragen soviel man will, es spielt schlicht keine Rolle, ob er welche hat oder woher er sie hat. Es macht auch keinen Sinn, dagegen anzurennen oder zu behaupten, dss man selbst das wahre und gültige Ding hätte.


    Solange wir selbst den Zertifikaten Bedeutung zumessen, erleichtern wir den Blender sogar ihr Spiel, weil jeder kann ein Zertifikat irgendwoher bekommen und hat dann ein zusätzliches Instrument in der Hand. Würden wir bei dem Zirkus nicht mitmachen, wären die Papiere wertlos.

    Warum nimmst du es NICHT wichtig, wenn die Sitten so verkommen und wenn Anwälte und Polizisten vorgeben, etwas zu sein, was sie offensichtlich nicht sind: Roshi.

    Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.


    Menschen suchen Vorbilder - und gerade in dem Moment, da sie anfangen Zen zu praktizieren, sind sie normalerweise in einer tiefen Krise und brauchen auch jemanden, der ihnen bei den ersten Erfahrungen zur Seite steht. Auch wenn alle "Meister" verschwänden, würden die Suchenden sich sofort neue schaffen.


    Insofern müssen wir mit dem Phänomen leben und es ist im Zen wie in der Musik, in der Literatur und sonstwo: Die wirkliche Qualität ist meist (nicht immer) nicht im Mainstream zu finden.


    Vieles von deinen Ausführungen teile ich zwar von der Motivation her, aber ich denke, die Antwort liegt eher in der genau entgegen gesetzten Richtung: statt das ganze Meistertum zu reparieren (was schon seit über 1000 Jahren von anderen vor dir versucht wurde) sollten wir Sanghas entwickeln, in denen die Unterscheidung zwischen angeblichen Meistern und Nicht-Meistern aufgehoben ist.


    Das würde nicht dazu führen, dass das Meister-Konzept verschwindet, der Mainstream wird es weiter pflegen. Aber es gäbe eben auch das andere, das Refugium für die, die eine Praxis in eigener Verantwortung pflegen möchten.


    In der Richtung entwickeln sich auch gerade einige zarte Pflänzchen in Europa und ich verfolge das mit grossem Interesse.

    Warum nimmst du das ganze Papiergewedel so wichtig? Nehmen wir mal an, es gäbe allgemeingültige Regeln und weil über Nacht (aufgrund deiner Anrufungen) der heilige Geist in alle Buddhisten gefahren ist, würden sich alle an diese Regeln halten.


    Dann gäbe es immer noch Erwachte mit gültigem Zertifikat, Schwachköpfe und Scharlatane mit gültigem Zertifikat und wahrhaft Erleuchtete ohne irgendeinem Zertifikat.


    Es wäre dann halt anders (verwaltungstechnisch saubere Akten), aber spirituell wäre genau nichts besser.


    Außer natürlich, du unterstellst, dass es einen Zusammenhang zwischen Erwachen und der Ausstellung irgendwelcher Papierfetzen gäbe. Das würde mich jetzt aber erstaunen.