Wer hat Rei Shin Bigan Noltings Übertragungsdokument je gesehen?

  • Gerade hat in einem Video einer der Hauptverantwortlichen für die Verbreitung des "Roshi"-Geschwürs in Deutschland, Rei Shin Bigan Nolting, im Gespräch mit Dirk Künne einen bemerkenswerten Lapsus begangen. Nicht nur will er offenbar auf "5-6 Japan-Besuchen" die ganze Koan-Schulung absolviert haben. Er sprach davon (Min. 3:40), Oi Saidan habe ihn zum "ersten deutschen Dharma-Nachfolger" ernannt, und er habe "damals nicht verstanden, was das bedeutete". (Man beachte auch sein kurzzeitiges "Wegtreten" im Laufe dieser Aussage, die ihm offenbar noch jetzt enormen Stress bereitet.) Abgesehen davon, dass niemand zum Dharma-Nachfolger ernannt werden dürfte, der nicht weiß, was das bedeutet, können wir daran und auch an der späteren Aussage von Dirk (Min. 7:10) sehen, dass man dort offensichtlich bis heute nicht weiß, was einzelne Dinge im Rinzai bedeuten. Denn Dirk spricht da von ishin denshin und im gleichen Atemzug davon, Nolting habe dabei eine Urkunde überreicht bekommen. Auch ich habe ishin denshin erfahren, und wie der Ausdruck schon sagt, geschieht das "von Herz zu Herz" oder "Geist zu Geist", also ohne Dokument. Was MIT Dokument geschieht, ist inka shomei.


    Selbst ehemalige Kriminalhauptkommissare gehen ihm offenbar auf den Leim, wie hier zu lesen ist:

    "Er ernannte am 8.12.1988 Rei Shin Bigan (W.-D. Nolting) zum Zenmeister und Dharmanachfolger. 1998 wurde dieser zum Roshi ernannt und trägt seit dem den Namen: Rei Shin Bigang Roshi."


    Im Asso-Blog wurde bereits aufgezeigt, dass es Fehler in der Timeline dieser Leute gibt, da Nolting bereits vor 1997, also bevor er Roshi geworden sein will, andere zu Dharma-Nachfolgern erklärte, was nicht korrekt ist im Rinzai. Mit anderen Worten, er hat sehr wahrscheinlich ein Dokument, wie es hier schon gepostet wurde und von ihm selbst an Thomas Kabierschke überreicht wurde, fälschlich als sein eigenes inka shomei in der Öffentlichkeit dargestellt.


    Die Frage ist, ob (inzwischen) irgendjemand sich mal die Mühe gemacht hat, weitere Dokumente der Rei-Bande einzusehen oder sogar zu fotografieren, insbesondere diejenigen von Nolting und Hatlapa. Noltings eigene Dokumente lassen erkennen, dass er nie ein echtes inka shomei gesehen hat, denn so schlecht kann man das dann nicht mehr kopieren.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Warum nimmst du das ganze Papiergewedel so wichtig? Nehmen wir mal an, es gäbe allgemeingültige Regeln und weil über Nacht (aufgrund deiner Anrufungen) der heilige Geist in alle Buddhisten gefahren ist, würden sich alle an diese Regeln halten.


    Dann gäbe es immer noch Erwachte mit gültigem Zertifikat, Schwachköpfe und Scharlatane mit gültigem Zertifikat und wahrhaft Erleuchtete ohne irgendeinem Zertifikat.


    Es wäre dann halt anders (verwaltungstechnisch saubere Akten), aber spirituell wäre genau nichts besser.


    Außer natürlich, du unterstellst, dass es einen Zusammenhang zwischen Erwachen und der Ausstellung irgendwelcher Papierfetzen gäbe. Das würde mich jetzt aber erstaunen.

  • Warum nimmst du das ganze Papiergewedel so wichtig

    1) Es geht hier um die Glaubwürdigkeit z.B. von Ex-Anwälten wie Hatlapa und Nolting oder einem Ex-Hauptkommissar wie Engelhardt.


    Warum nimmst du es NICHT wichtig, wenn die Sitten so verkommen und wenn Anwälte und Polizisten vorgeben, etwas zu sein, was sie offensichtlich nicht sind: Roshi.


    Um dir das Ausmaß innerhalb buddhistischer Ethik klarzumachen: Vorgeben, etwas zu sein, was man nicht ist, kann im klassischen Buddhismus zum Ausschluss aus der Sangha führen, es ist ein parajika, eines der vier Hauptvergehen, und es besteht in der Anmaßung, einen höheren spirituellen Status als andere zu haben. Zwar sind die Zennies gewöhnlich nicht in diesem Sinne ordiniert, aber äquivalent ist es das, was man mit der Titel-Aneignung "Roshi" täte. Damit will ich eine ungefähre Vorstellung davon vermitteln, wo man das buddhistisch-ethisch ansiedeln kann, selbst wenn man sich im Zen bewegt. Das ist keine Kleinigkeit.


    Wenn du wissen willst, wie wichtig das den Betroffenen selbst ist, dann achte doch mal auf Gespräche von Muho und Dirk Künne. Muho sagt zwar gelegentlich, es solle weniger Zen-Meister geben, macht aber genau das Gegenteil, er redet sowohl von sich als auch von Künne als "Zen-Meister", es bleibt wichtig, dass da zwei in besonderen Roben vor den anderen sitzen, sie um Fragen bitten, um dann mehr oder weniger zu sagen, wer Fragen hat, der sei wohl noch nicht so weit. Mit anderen Worten, dieses Meister-Getue ist für die ganze Inszenierung und den Lebensunterhalt wichtig. Aber was wäre für die Fragenden wichtig? Zu wissen, wo die da vor ihnen auf dem Podest eigentlich stehen.


    2) Ich verstehe dich so, dass es an deren spirituellem Geschwurbel nichts ändern würde, wenn sie sich nicht mehr Roshi nennen würden, und da stimme ich dir zu. Allerdings würden sie dann auch weniger andere Menschen für dumm verkaufen, es kämen nämlich weniger, es würden weniger auf ihren falschen "Rang" hereinfallen (wie ironisch, in einer Linie "ohne Rang und Namen"). Die Titel werden angemaßt, damit die Hütte voll wird und das Ego befriedigt.


    3) Womit wir bei meiner eigentlichen Motivation sind, und das bitte ich nie zu vergessen: Sowohl bei Thich Thien Son als auch bei Thich Nhat Hanh als auch bei Zernickow als auch bei der "Rei-Bande" (alles, was sich über Nolting auf Oi Saidan zurückführt) usw. usf. fiel mir ja zuerst ihr oberflächliches Verständnis in Rede und Schrift auf, und erst dann habe ich mal nachgeforscht, was eigentlich deren Ausbildung ist. Bei allen habe ich auch Hinweise auf die Mängel ihrer Lehre gegeben, teils recht umfangreich (also z. B. gegen mein Interesse auch einige Bücher von TNH gelesen).


    4) Da es offensichtlich einen Zusammenhang des Herdentriebs, solche Lehrer aufzusuchen, mit deren Titel-Wedelei und äußerem Schein gibt, gilt es, dies klarzumachen, damit den Adepten nicht Wesentlicheres im Zen/Chan entgeht. Das ist ein Anliegen, wie es schon seit vielen Jahrhunderten im Zen existiert, die Scharlatane auszusondern. Es hat übrigens bereits einen deutschen Rinzai-Meister gegeben, der es anderen gerichtlich untersagen ließ, Titel zu führen, die ihnen im Rinzai nicht zustanden.


    Über solche Scharlatane heißt es im Dentôroku: Ichimô-shumô-o-hiku 一盲引衆盲 „Ein Blinder führt viele andere Blinde an.“


    Selbst für diejenigen, die dorthingehen, habe ich ein Zitat, auch wenn mir der Autor entfallen ist:


    "Es gibt zwei Arten der Unwilligkeit, loszulassen. Die eine äußerst sich darin, wenn Schüler nicht zu echten Meistern auf ihren Reisen gehen, sondern in das Feuer abweichender falscher Lehrer springen, von ihnen vergiftet werden und dann behaupten, das Ziel ihrer Reise sei erreicht. Die zweite äußert sich darin, dass einige in klösterlichen Gemeinschaften leben und von Chan-Studium sprechen, es ihnen aber an den Grundlagen fehlt; sie stimmen nur dem zu, was sie gehört haben, und kauen es in Eile wieder, um von anderen anerkannt zu werden, bestätigen sich dann selbst und behaupten einfach, das sei es dann gewesen."


    Es ist schon klar, dass sich davon nur wenige beirren lassen.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

    Einmal editiert, zuletzt von Bebop ()

  • Warum nimmst du das ganze Papiergewedel so wichtig

    1) Es geht hier um die Glaubwürdigkeit z.B. von Ex-Anwälten wie Hatlapa und Nolting oder einem Ex-Hauptkommissar wie Engelhard.


    Warum nimmst du es NICHT wichtig, wenn die Sitten so verkommen und wenn Anwälte und Polizisten vorgeben, etwas zu sein, was sie offensichtlich nicht sind: Roshi.

    Die Sitten müssen verkommen, für den, der an Regeln und Riten festhalten will, schon allein um sich auf den Ort seines Rechthabens berufen zu können.

    Das Verhalten eines Menschen, mit Regeln und Riten des schon lange vergangen und unreal sind, einzuschränken oder zu diskreditieren ist gegen alle Tugenden.


    Das ist verlassen des Zen-Weges, sich verirrt haben im Gestrüpp.

  • Die Sitten müssen verkommen, für den, der an Regeln und Riten festhalten will, schon allein um sich auf den Ort seines Rechthabens berufen zu können.

    Ich beobachte seit einiger Zeit durchaus mit Interesse, wie Du gegen diese Sittenwächterei wetterst und sensibel darauf hinweist, dass dabei ja schließlich auch andere angeschwärzt werden usw. Du hast mein Verständnis. Die anderen hatten aber genug Zeit, ihre Belege beizubringen, und haben immer nur belegt, dass sie nicht hinreichend autorisiert sind.


    Ich halte aber nicht "an Regeln und Riten fest", ich gebe selbst einen Furz auf offizielle Ermächtigungen, und ich sage es auch Dir nochmal: Künne hat kein Lehrerniveau, geschweige denn Roshi-Niveau. Das Gleiche gilt für Hatlapa. Keiner von denen hat eine klassische Koan-Ausbildung auf dem Level des japanischen Rinzai absolviert und kann folglich auch keine derartige anbieten. Dass sie das mit Titeln verschleiern, macht es nur noch schlimmer, und sie tun es, weil es ohne die Titel weit weniger funktionieren würde. Von mir aus kann sich jeder mit Kôan beschäftigen, wie er will, aber wer glaubt, er bekäme von der "Rei-Bande" mehr als von jedem halbwegs im Zen Bewanderten, oder wer glaubt, er käme damit etwa bei Shodo Harada Roshi durch, der muss dann wohl, wie (Roshi) Sabass aus der Rei-Bande, doch noch mal zu Harada gehen, um sich eines Besseren belehren zu lassen.


    Wenn Du die obigen Zitate lesen würdest, wüsstest du auch, dass da nichts vergangen ist - das ist, was Chan ausmacht.


    Du bist doch seit Jahrzehnten Koch. Wie wäre es, wenn morgen ein McDonalds Frittenbrater Deinen Job machen müsste, wie würde das Essen schmecken?

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

  • Bebop Ich lese alles, was du beiträgst, schon sehr lange. Nun weiß ich, dass es die von dir dargestellte Persönlichkeit ist, die dich nicht als Ich bin dies... berührt.

  • Allerdings würden sie dann auch weniger andere Menschen für dumm verkaufen, es kämen nämlich weniger, es würden weniger auf ihren falschen "Rang" hereinfallen

    Das sehe ich auch so: viele nehmen den „Rang“ oder „Titel“ einem erst mal ab. Auch je nachdem wie gut derjenige weiß sich zu vermarkten. Und lassen sich davon auch blenden. Auch wieviele „Follower“ er hat. Manche wünschen sich auch lieber einen großen ZenMeister, einen der einen führt, als Vorbild, oder sogar als Idol. Oder zu wissen ich bin jetzt bei einem großen Meister.


    Selbst wenn man alle Instanzen durchlaufen hat, heißt das auch immer noch nicht ein „großer Zen Meister“ zu sein. Weil das auch wiederum von dessen Lehrern abhängt und wie gut der Meister ganz allein zurecht kommt. Und das ist auch oft schwer zu beurteilen. Wie ich schon mal sagte würde ich einen Meister eher an seiner Demut und seiner Achtsamkeit und seinem Verhalten an sich erkennen und nicht wieviel er schwurbelt oder wie lange er selbst sitzen kann.


    Ich selbst glaube auch man braucht eigentlich keinen Meister. Im Zen zumindest nicht.


    Was will der einen auch beibringen außer richtig zu sitzen und zu atmen. Und etwas zu erfahren und zu erkenen was man auch nur selbst ganz allein erfahren und erkennen kann ohne irgendwelche Hilfsmittel und letztendlich auch nicht aussprechen oder beschreiben kann (I Shin Den Shin)


    Und all die Schriften braucht man auch nicht zu kennen oder zu lesen um Erwachen zu erfahren. Die kann man alle getrost verbrennen. Und das weiß man auch spätestens wenn man erwacht ist.


    Es braucht letztendlich nur Praxis ganz allein.


    Eine Gemeinschaft mit einem Leitenden Angestellten („Meister“) ist aber für viele sicherlich erst einmal einfacher zum üben als ganz alleine.



  • Warum nimmst du es NICHT wichtig, wenn die Sitten so verkommen und wenn Anwälte und Polizisten vorgeben, etwas zu sein, was sie offensichtlich nicht sind: Roshi.

    Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.


    Menschen suchen Vorbilder - und gerade in dem Moment, da sie anfangen Zen zu praktizieren, sind sie normalerweise in einer tiefen Krise und brauchen auch jemanden, der ihnen bei den ersten Erfahrungen zur Seite steht. Auch wenn alle "Meister" verschwänden, würden die Suchenden sich sofort neue schaffen.


    Insofern müssen wir mit dem Phänomen leben und es ist im Zen wie in der Musik, in der Literatur und sonstwo: Die wirkliche Qualität ist meist (nicht immer) nicht im Mainstream zu finden.


    Vieles von deinen Ausführungen teile ich zwar von der Motivation her, aber ich denke, die Antwort liegt eher in der genau entgegen gesetzten Richtung: statt das ganze Meistertum zu reparieren (was schon seit über 1000 Jahren von anderen vor dir versucht wurde) sollten wir Sanghas entwickeln, in denen die Unterscheidung zwischen angeblichen Meistern und Nicht-Meistern aufgehoben ist.


    Das würde nicht dazu führen, dass das Meister-Konzept verschwindet, der Mainstream wird es weiter pflegen. Aber es gäbe eben auch das andere, das Refugium für die, die eine Praxis in eigener Verantwortung pflegen möchten.


    In der Richtung entwickeln sich auch gerade einige zarte Pflänzchen in Europa und ich verfolge das mit grossem Interesse.

  • Menschen suchen Vorbilder - und gerade in dem Moment, da sie anfangen Zen zu praktizieren, sind sie normalerweise in einer tiefen Krise und brauchen auch jemanden, der ihnen bei den ersten Erfahrungen zur Seite steht

    Das kann ich verstehen und nachempfinden…


    Das macht sie aber auch oft gleichzeitig anfällig dafür Opfer anderer oder gar missbraucht zu werden...


    Und eine externe kritische Beobachtung oder Durchleuchtung solcher Instanzen halte ich deshalb auch immer für notwendig,


    Egal bei wem.

    Ob „berühmt“ oder „zartes Pflänzchen“.


    Nachtrag dazu:


    Nicht für jeden eignet sich Meditation, je nach Psyche, ist vorher auch immer abzuklären ob Vorerkrankungen der Psyche vorliegen und ggf. sogar Unterricht abzulehnen und auf Psychotherapie stattdessen hinzu weisen. Es ist auch erwiesen, das Meditation sich auf bestimmte psychische Erkrankungen nachteilig auswirken kann.


    Ich selbst war bei drei verschiedenen „Meistern“ aber niemand hat mich danach gefragt.

    Einmal editiert, zuletzt von Samadhi1876 ()

  • Insofern müssen wir mit dem Phänomen leben und es ist im Zen wie in der Musik, in der Literatur und sonstwo: Die wirkliche Qualität ist meist (nicht immer) nicht im Mainstream zu finden.

    Aus meiner Sicht ist Qualität nicht etwas was man finden muß, sondern etwas was man sicherstellen muß. Es ist Bemühen notwendig, wenn man will dass wenn "Bio" draufsteht "Bio" drin ist, dass nur wer als Bergführer arbeiten kann, wenn er die Qualifikation hat oder jemand nur dann Lastwagen fährt, wenn er den entsprechenden Führerschein hat. Oder sich katholischer Priester nennt , wenn er Weihe und Anerkennung hat. Unter korrupten Bedingungen verschwimmt das alles, Menschen erkaufen sich Symbole die dann nichts mehr aussagen.


    Wenn jemand die Anforderungen der japanischen Linien nicht gefallen, dann soll er ruhig eine eigene Phantasielinie gründen. Es ist alleine wichtig, da die Übereinstimmung von Anspruch und Wirklichkeit zu wahren.

  • Das sehe ich auch so: viele nehmen den „Rang“ oder „Titel“ einem erst mal ab. Auch je nachdem wie gut derjenige weiß sich zu vermarkten. Und lassen sich davon auch blenden. Auch wieviele „Follower“ er hat. Manche wünschen sich auch lieber einen großen ZenMeister, einen der einen führt, als Vorbild, oder sogar als Idol. Oder zu wissen ich bin jetzt bei einem großen Meister.

    Das ist mir mit den Lehrern, die mir begegnet sind und die in ihren Schriften genau so passiert. Sie waren alle Vorbilder.

    Heute weiß ich, dass ich alle gebraucht habe, einschließlich meiner verblendeten, verehrenden Gefolgschaft. Denn das ist, das Folgen eines Lehrers. Es muss mit Hingabe im ganzen Wesen geschehen. In Zukunft kommen Zweifel am Lehrer auf oder Selbstversklavung.


    Erst jetzt erscheint der Meister, der beides verhindert und dem Anhängenden dabei hilft, sich von ihm zu befreien. Selbst stehend zu werden. ODER

    Der Guru, der beides nutzt, um den Anhängenden zu erlauben, ein Anhaftender zu werden.

    Wenn ich einen Lehrer suche, kann es sein, dass ich einen Guru benötige.

    Welcher außerhalb des Gurus und mir Stehenden will das beurteilen?


    Alle Vorbilder, die ich mir genommen habe, waren Anhaften und Leiden. Mussten es sein.

    Ohne Leiden kein Lehrer nehmen. Kein Lehrer nehmen, kein Leiden erkennen.


    Auch Buddha ist es so gegangen. Er hat sogar so gelitten, dass er seinen Lehrern helfen wollte, sich trotz ihrer Anhänger und Anhaftenden zu befreien, nicht von denen, sondern von ihren Leiden, ganz persönlich: dem, sich nicht befreien können. Um einen Lehrer zu befreien, braucht es einen Koan, eine Frage, die der Lehrer noch nie gehört hat, die sein sich Befreien auslöst.


  • Zum ehemaligen Polizeihauptkommissar kann ich erzählen, dass er, nachdem ich damals zum ersten Mal über die verschiedenen Zen-Skandalen im Buddhismus Aktuell berichtet habe, gleich zwei (!) wütende Leserbriefe an die Redaktion geschickt hatte. Das sei alles erfunden, es gelte doch die Unschuldsvermutung, ich würde auch ihn und seine Frau als Zen-Lehrer unter Generalverdacht stellen, usw. usf. Es war so lächerlich, dass ich nicht mal eine Replik geschrieben habe. Das hat die Redaktion aber selbst mit ganz klaren Worten getan.


    Und zum Thema Rei-Bande wurde, so wurde mir berichtet, bei Polenskis Aufnahme in die DBU anscheinend einige japanische Dokumente dann doch vorgelegt, was genau weiß ich nicht mehr. Aber sie wurden wohl als zufriedenstellend erachtet.

  • Aus meiner Sicht ist Qualität nicht etwas was man finden muß, sondern etwas was man sicherstellen muß.

    Und wie willst du das sicherstellen? Meine These ist doch gerade, dass die ganze Idee mit Linien und Zertifikaten gescheitert ist.


    Schon Dogen schrieb über das Problem der Scharlatane und er war sicher nicht der erste. In Deutschland dürfte Polenski aktuell der erfolgreichste Vermarkter sein. Wenn ich es richtig im Kopf habe, hat er auf YouTube über 60.000 Follower. Da kann man seine Zertifikate hinterfragen soviel man will, es spielt schlicht keine Rolle, ob er welche hat oder woher er sie hat. Es macht auch keinen Sinn, dagegen anzurennen oder zu behaupten, dss man selbst das wahre und gültige Ding hätte.


    Solange wir selbst den Zertifikaten Bedeutung zumessen, erleichtern wir den Blender sogar ihr Spiel, weil jeder kann ein Zertifikat irgendwoher bekommen und hat dann ein zusätzliches Instrument in der Hand. Würden wir bei dem Zirkus nicht mitmachen, wären die Papiere wertlos.

    Einmal editiert, zuletzt von lubob ()

  • Ich kann dich verstehen „Bepop“


    Aber im Grunde geht es doch darum:


    Inwiefern


    Kann ein „Meister“ einen anderen im Leben wirklich weiter helfen


    Unter Beachtung dessen:


    Das er den Anderen nicht hauptsächlich nur für seine eigene Zwecke gebraucht oder missbraucht


    Und ob er ihm überhaupt irgendwie weiter helfen kann

  • Jeder Mensch kann sich nur selbst helfen, das können auch hundert Meister nicht. Aber wenn der Meister an seinem Meister-sein festhält, kann gerade, dass dem anderen helfen, nicht mehr anzuhaften. Wer mit einem Papier wedelt, ist auch nichts mehr als dieses Papier.

  • Wenn jemand die Anforderungen der japanischen Linien nicht gefallen, dann soll er ruhig eine eigene Phantasielinie gründen. Es ist alleine wichtig, da die Übereinstimmung von Anspruch und Wirklichkeit zu wahren.

    Ich kann da die Argumente von beiden Seiten verstehen. Natürlich ist die japanische Dharma-Übertragung, mit oder ohne Papier, längst keine Qualitätsgarantie. Das liegt in der Natur der Sache und den Beweis hat man inzwischen ja oft genug zu sehen bekommen. Und deswegen finde auch ich die Debatte, ob die Papiere von Polenski und Co. in Ordnung sind, eigentlich überflüssig - weil bei denen sieht man ja von vornherein, dass die Qualität nicht stimmt. Gerade die Clown-Kostüme in den Fotos vom Polizeikommissar und Frau zeigen wieder Mal, dass hier die Show wichtiger ist.


    Auf der anderen Seite stimme ich Bebop zu, dass wenn man schon behauptet, dass man einen gewissen Titel besitzt, dass das dann auch stimmen sollte. Weil sonst ist man einfach nur ein Hochstapler und Lügner und das hat ja gar nichts mehr mit Buddhismus zu tun. Und gerade in Deutschland würde so ein Beweis auch die Massen überzeugen, dass sie lieber woanders hingehen sollten.

  • Jeder Mensch kann sich nur selbst helfen, das können auch hundert Meister nicht. Aber wenn der Meister an seinem Meister-sein festhält, kann gerade, dass dem anderen helfen, nicht mehr anzuhaften. Wer mit einem Papier wedelt, ist auch nichts mehr als dieses Papier.

    Wer nach einem Papier verlangt, wird nicht über Papier hinauskommen.


    Frage an einen Muslim, der einen Haddsch machen will:

    Ich: „Bekommst du auch eine Urkunde, dass du den Haddsch gemacht hast?“

    Muslim: „Gott weiß es.“


    Das war eine Erleuchtung mit einem realen Koan.


    Hier sind mir viel zu viele, die festhalten, an Gier, Hass und ihren Glauben glauben wollende.

  • Frage an einen Muslim, der einen Haddsch machen will:

    Ich: „Bekommst du auch eine Urkunde, dass du den Haddsch gemacht hast?“

    Muslim: „Gott weiß es.“

    Sehr nett und m.E. treffend


    Hier sind mir viel zu viele, die festhalten, an Gier, Hass und ihren Glauben glauben wollende.

    Wer von uns hält nicht fest? Willkommen im Club der sich selbst täuschenden 😃

  • Frage an einen Muslim, der einen Haddsch machen will:

    Ich: „Bekommst du auch eine Urkunde, dass du den Haddsch gemacht hast?“

    Muslim: „Gott weiß es.“

    Sehr nett und m.E. treffend

    Schon. Das wunderbare am Zen aber ist, dass nicht mal Gott es wissen muss: Hauptsache, DU weißt es!


    Wenn man das kapiert hat, erscheint einem das Bedürfnis, irgendeinen Erkenntnisstand urkundlich beweisen zu wollen, echt lächerlich.

  • Der Muslim sprach von Gott, ich nicht.

  • Schon. Das wunderbare am Zen aber ist, dass nicht mal Gott es wissen muss: Hauptsache, DU weißt es!


    Wenn man das kapiert hat, erscheint einem das Bedürfnis, irgendeinen Erkenntnisstand urkundlich beweisen zu wollen, echt lächerlich.

    Hauptsache, DU vergisst es!

    Und dann vergisst du auch das Papier.

    :zen:



  • Wer nach einem Papier verlangt, wird nicht über Papier hinauskommen.

    Die Frage, die Gautama Skakyamuni von seinem 29sten bis zu seinem 35szen Lebensjahr beschäftigte, nämlich wie man Befreiung erlangte, hat nichts mit Papieren zu tun. Er prüfte seine Lehrer und fand Befreiung nicht im Draußen sondern. Im Geist


    Die Frage aber, die ihn von seinem 35sten zu seinem 80sten Lebensjahr beschäftigte, war wie man sinnvolle Strukturen schafft und aufrechterhält, in dem der Weg zur Befreiung möglichst unverfälscht weitergeben und für zukünftige Generationen gangbar bleibt ohne dass es über die Jahrhunderte in eine Art "Stille Post" zerrieben wird. Es ist eine Frage der "Tradition" - der Aufrechterhaltung von Strukturen.


    Mir kommt es so vor, als gibst du auf die zweite Fragestellung eine Antwort , die zur ersten Fragestellung gehört.

  • Hier eine rührende Geschichte von Omori Sogen, von dem ich demnächst seine Einführung in die Zen-Übung herausbringe. Omori war einer vom alten Schlag - ein mir bekannter Übersetzer kannte ihn noch persönlich und sprach von einer entsprechenden Präsenz, wenn er im gleichen Raum war. Diese Geschichte stützt voids Anliegen.


    "Seisetsu Roshi, der früher mein Lehrer war, trat im sechsundzwanzigsten Jahr des Meiji (1893) im Alter von siebzehn Jahren in den Tenryu-ji ein. Im Frühjahr des folgenden Jahres, als er nach einem Jahr Ausbildung im Kloster in sein Haus in Tajima zurückkehrte, besuchte er als erstes seinen früheren Lehrer, Priester Hokuin, im Shobo-ji. Er erzählte ihm von vielen Dingen, die seit seinem letzten Besuch geschehen waren. Priester Hokuin, der ihm mit großer Genugtuung und Interesse zuhörte, fragte ihn plötzlich: „Übrigens, wie heißt dein Lehrer im Kloster?“

    „Nun, er wird Priester Gasan genannt.“

    „Oh, Gasan? Das ist ein unbekannter Name. Jedenfalls muss er ein junger Priester sein. Wessen religiöser Erbe ist er?“

    „Es tut mir leid, dass ich es nicht weiß.“

    Der achtzehnjährige Seisetsu wusste nichts davon, und so antwortete er aufrichtig. Aber Priester Hokuin schaute traurig und sagte: „Was? Du kennst nicht einmal die religiöse Abstammung deines Lehrers? Was für eine Art von religiöser Disziplin hast du denn durchgemacht? Ich habe mich noch nie so unglücklich gefühlt.“ Als er dies sagte, weinte er, obwohl er ein erwachsener Mann war."


    In diesem Kapitel rät Omori, nur einen Lehrer zu wählen, der authentisch bestätigt wurde. Zitiert wird u. a. auch Hakuins Top-Nachfolger Torei Enji:


    „Schüler behaupten fälschlicherweise, dass ihre gegenwärtige Situation ein Beweis für ihre Erleuchtung sei. Aus diesem Grund ist die Zahl derer, die in die böse Gruppe der Verblendeten fallen, nicht gering.“


    Schön, aber was, wenn einem der eigene Verstand sagt, dass die Lehrer verblendeter sind als man selbst? Schon schließt sich wieder der Kreis zum nötigen Glauben, den es braucht, um sich dann doch irgendeinem Lehrer anzuvertrauen oder gar unterzuordnen, unter der Voraussetzung, dass man an sich selbst entsprechend zweifelt - was nur bedingt empfehlenswert ist.


    Nun kommen wir zum anderen hier angesprochenen Problem, das mich auch bei der Lektüre solcher Texte befällt: Was glaubt denn so ein Zen-Lehrer. einem Nicht-Dauersitzenden voraus zu haben (Omori war da als Rinzai kaum von Dogen zu unterscheiden, nur im Detail)? Was glauben die Adepten, dass er/sie einem voraushat? Diese Frage habe ich für mich schon bei meinem ersten Sesshin bei einem Osho von Joshu Sasaki beantwortet. Und die Antwort ist heute noch die Gleiche: Nichts, wenn ich mich bemühe, die damit verbundenen Fähigkeiten und Charaktereigenschaften selbst einzuüben, auf WELCHEM WEG AUCH IMMER. Ich finde es natürlich bei dem Meister in der Linie, auf die ich mich nun häufig beziehe, nämlich Joshu Sasaki, sehr bemerkenswert, dass er selbst im Sterbeprozess laut einem Anwesenden nicht gestört werden wollte (durch medizinische "Eingriffe") und das vlt. sogar noch durch Manipulation seiner "Flatline" auf dem Bildschirm (laut einem Video von Shozan Jack Haubner) deutlich machte. So möchte ich auch sterben können. Allerdings - ich würde mich dafür nicht einmal in zehn Sesshin setzen, weil ich davon ausgehe, dass der Aufwand in keinem Verhältnis zum relativ kurzen, endgültigen Sterben steht. Was also genau ist die Frucht dieser dauernden Quälerei und Askese?


    Es ist ja klar, dass der Zenpriester seinen Weg verabsolutiert, weil zu ihm ständig die Bedürftigen kommen, für die er Hilfestellung parat hat. Aber wie beim Arzt, der auch wissen muss, dass außerhalb seiner Praxis womöglich mehr Gesunde als Kranke sind, sollte der Zenmeister nicht den Blick dafür verlieren, was draußen so alles möglich ist. Und was drinnen tatsächlich geschieht. Nämlich all die ganz normalen Verfehlungen, die wir auch von draußen kennen. Nun kann man, wie es Qualia andeutet, auch davon lernen, aber es braucht m.E. kein eigenes Zen-Szenario, um all die klesha/Befleckungen zu studieren, die möglich sind.


    Also benötigt man im Allgemeinen weder für die Erkenntnis des "Wahren" noch des "Falschen" unbedingt den Zen-Lehrer oder gar das Zazen. Das ist doch ganz offensichtlich. Selbst Omori Sogen befindet sich da teils in einer Rhetorik von inner-religiösen Zirkelschlüssen, wie sie auch z. B. für Muho sich immer deutlicher herauskristallisiert, um einen aktuellen Lehrer zu nennen.


    Insofern begrüße ich Entwicklungen, wie sie lubob beschreibt (Hierarchien abflachen usw.). Der Meister hat ausgedient. Im Grunde geht es mir darum, dass ALLE Meister in der traditionellen Funktion ausgedient haben, wenn sie nicht mindestens irgendein sagenhaftes Niveau wie das von Omori Sogen, Harada Roshi oder Sasaki (sicher Geschmackssache) erreichen. Alle anderen bringen es nicht, und da ist leider oft auch das echte Dharma-Siegel kein Anlass zur Freude.


    Was ich den unterschiedlichen Positionen hier entnehme ist also, dass es vlt. besser wäre, nur noch über die Inhalte der Lehrer zu diskutieren statt über ihren "Schein" (im doppelten Sinn) und dabei völlig rücksichtslos auch gegen ihre möglicherweise offiziellen Titel zu sein.


    Interessanterweise meinte Omori noch in seinen Kommentaren zu den Ochshirt-Bildern, die allermeisten kämen sowieso nur zu dem, was in Bild 3 oder höchstens 4 gemeint ist - den Ochsen (Wahres Selbst) sehen oder fangen. Nicht aber: Zähmen.


    Da könnte was dran sein.


    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

    Einmal editiert, zuletzt von Bebop ()

  • Schön, dass Du den Sanzen Nyumon auf Deutsch rausbringst. Ich habe ihn damals oft auf Englisch gelesen, und erinnere mich gerne an die Einleitung, wo er schreibt, dass sein Buch "eigentlich zu den Reihen nutzloser Zen-Literatur gehört." :)


    Und hier noch eine Geschichte -- nicht ganz so rührend, aber irgendwie doch prägend -- über Toyoma Ryusuke, einen Weggefährten Sogens aus der rechten Szene in der Vorkriegszeit (von hier):


    Ryusuke Sensei’s compassion was also awe inspiring. A very
    good friend who was staying in the same college dormitory had
    tuberculosis. Seeing this depressed and despairing person vomit
    blood, Ryusuke Sensei said, “Tuberculosis is nothing. Watch this!”
    and drank down the vomited blood.


    If you say it is absurd, it is absurd. If you say that he had no
    knowledge of hygiene, he had none. But it is in such actions where
    he was unique. He was not able to console his sick friend through
    words. It is said that as part of his training in jyo-e funi (clean and
    unclean are one and the same), Yamaoka Tesshu swallowed the
    vomit of a drunk beggar. But, for Ryusuke Sensei, this was not
    training. It was an awkward but very warm way to console his friend.
    For him, it was all he could do.


    It is not clear whether he became infected because he swallowed
    the vomit or because he was living with this friend. When his friend
    passed away, he carried the ashes to the friend’s parents in
    Kagoshima. Upon his return, he caught a cold and had fever. From
    then on, he was bedridden with an incurable disease.

  • From
    then on, he was bedridden with an incurable disease.

    Danke, die Geschichte ist stark, auch wenn sie von Dummheit erzählt.


    Der Grund, warum ich Omori Sogen nun noch herausbringe, ist, dass er einerseits klassische Vorstellungen von harter Zen-Übung (vor allem Zazen) und Entbehrung hat, dann diese starken Anekdoten erzählt, einiges (wie makyo/Täuschungen) aus Erfahrung gut beschreiben kann - aber offenbar trotz allem, und trotz einer vollständigen Koan-Schulung (haha!), ein fehlbarer Mensch blieb. Hier möchte ich nochmal auf die Kritik hinweisen, die ich nun seit Jahren gleich mitliefere zu diesen an sich recht gelungenen Handbüchern für die Zen-Übung: Sie sind zugleich der "Erweis", dass es die Adepten mit dieser Übung in entscheidenden menschlichen Bereichen nicht weiter brachten als andere. Und das macht es ironischerweise möglich, ihnen vorzuwerfen, dass sie ihren Ausbildungsmethoden Ergebnisse zuschreiben, die diese gar nicht zwangsläufig haben.


    ***


    Ist Dir eigentlich bei Deinen Recherchen auch von Affären von Lehrern mit Schülerinnen aus der Rei-Bande berichtet worden? Mir wurden da schon deutliche Hinweise gegeben.

    "Ein Mönch, der Fragen stellt und sich unsicher ist, wie er den Geist eines anderen einschätzen mag, soll einen 'Buddha' genau untersuchen, um festzustellen, ob dieser tatsächlich erwacht ist." (Vivamsaka Sutta)

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