Beiträge von pano im Thema „Wenn jeder zunächst für sich sorgt, ist am Ende für alle gesorgt.“

    Ich bin sehr froh, dass mein Leben frei ist von solchen Typen, die sowohl Mitleid als auch Mitgefühl für mich äußern. Die Vorschläge hier reichen mir vollkommen, um im Wirklichen weiterhin dafür zu sorgen.

    Aufrechtes Mitleid (also nicht das abschätzige herabschauen was manchmal auch unter Mitleid firmiert) und aufrechtes Mitgefühl sind 2 der 4 brahmavihara. Die Praxis der brahmavihara finde ich für mich sehr wichtig, Metta, upekkha, mudita und karuna sind allesamt kusala (heilsam, heilbringend). Bisher habe ich immer direkt angenommen das kusala sich sowohl auf den übenden bezieht als auch auf die Person auf die sich Metta, muditā und karuna beziehen (sofern sie in “Reichweite” sind).


    Du gibt’s mir jetzt Qualia schon etwas zu denken. Denn natürlich kann man das auch als übergriffig empfinden Mitgefühl, mitfreude und Metta zu empfangen.


    Aber im Kern sollten die brahmavihara auch für Empfänger eine positive Auswirkung haben, sonst wären sie ja nicht kusala. Ich denke so wie man in der Metta Praxis sich auch darin übt Metta für sich selbst zu aufzubringen und sich für Metta anderer zu öffnen. So wäre es auch eine heilsame Übung sich für muditā und karuna zu öffnen.

    Es gibt da dieses sharepic was gerne mal auf Social Media zirkuliert mit einem Zitat von Gilbert, der psychologisch die Nürnberger Prozesse begleitete. Ich hab das Zitat auf die Schnelle nicht wiederfinden können und somit kann ich es nicht akkurat wiedergeben (und evtl. ists auch auf dem Sharepic nicht sauber zitiert oder gar falsch zitiert), also umschreibe ich mal sinngemäß: Gilbert stellt fest, dass allen Verurteilten Tätern der Nürnberger Prozesse die Abwesenheit der Empathie gemein war, viele durchaus einen hohen IQ hatten. Er folgert, dass das Böse eigentlich das Fehlen von Empathie ist.


    Man könnte auch sagen, dass Empathie eine disziplinierende Wirkung hat.


    Ich fand Sharepic in sofern interessant, weil es eigentlich eine nicht-dualistische Sicht erklärung auf "das Böse" liefert.

    Es gibt auch so viele Beispiele für erfolgreiche Umweltschutz Maßnahmen die gerne vergessen werden. Etwa dass Benzin nicht mehr verbleit wird, die Eindämmung von FCKW (auch wenn ok den letzten Jahren wieder etwas mehr emittierte wird).


    Im Prinzip sind alle Handlungen mit Wirkungen und Nebenwirkungen behaftet. So auch Umweltschutzmaßnahmen. Eine Umweltschutzmaßnahme nicht durchzuführen bedeutet eben auch „Ruin“. Der Schutz der Moore bedeutet den „ruin“ für Torfstecher, Moore nicht zu schützen den Ruin für die Anrainer der unteren Flussläufe, etc.


    Ich freue mich als Privatperson immer über eine gewisse planungssicherheit. Schlummer als jede Umweltschutz Maßnahme ist das ewige hin und her (Ausstieg aus der Kernkraft, Ausstieg vom Ausstieg, ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg).

    Die eigentlich buddhistische (*) Frage ist ja, WAS erhoffe ich mir von antworten auf diese Fragen, und ist es heilsam der Idee anzuhaften, dass es antworten auf diese Fragen geben könnte (die dann auch erstmal noch zu finden wären).



    (*) natürlich spreche ich hier von meinem Verständnis des Buddhismus ohne diese zu einer dogmatischen Sicht erklären zu wollen

    Ich finde es ein spannendes Thema, denn im Buddhismus sind ja die Mahayāna-Traditionen mit dem Bodhisattva ideal auf der spirituellen Ebene Fürsorglich ausgerichtet (und in der Verunglimpfung* des "Hinayana" wurde [ggf. noch wird] auch auf den "egoistische" Fokus auf die eigene Befreiung verwiesen).


    Wobei natürlich auch das Theravāda, viel Sozialethik enthält.


    Die in den USA weiterhin einflussreiche Autorin Ayn Rand (Hintergrund: sie war aus der Sowjetunion geflohen; wenn republikanische Politiker im Wahlkampf nach Lieblingsbüchern gefragt werden findet sich eigentlich immer ein Ayn Rand Werk auf der Liste) schrieb ihr gesamtes Leben lang gegen Sozialfürsorge, Steuern und einen starken Staat an. Sie bezeichente Sozialhilfe explizit als "unmoralisch". Maxime: Jeder ist seines Glückes Schmied. "Wenn jeder an sich selber denkt ist auch an alle gedacht" hätte sie sicher unterzeichnet. Als die Zeit gekommen war und sie gebrechlich wurde, nahm sie selbstverständlich die Benefits des von ihr abgelehnten Sozialsystems in Anspruch.


    * natürlich meine ich hier Verunglimpfung durch einige, nicht durch alle Anhänger oder Vertreter des Mahayāna


    Wie dem auch sei, mir wäre keine buddhistische Quelle oder Strömung bekannt, die gegenseitige Fürsorge als nicht-verdienstvoll erachtet würde.