Beiträge von Helmut im Thema „Tätige Nächstenliebe im Buddhismus“

    Wenn man von christlicher Nächstenliebe spricht und dann den Eindruck hat, diese gäbe es im Dharma nicht, weil der Begriff der Nächstenliebe nicht benutzt wird, dann hängt man doch zu sehr an den verwendeten Begriffen.


    Man sollte es auf der inhaltlichen Ebene betrachten. Die Dharmapraxis ist immer auch auf die anderen fühlenden Wesen ausgerichtet. Bereits wenn wir die Vier Unermesslichkeiten in der Meditation einüben, sind wir auf die anderen Wesen ausgerichtet, denn sie bedeuten ja:

    • Mögen alle fühlenden Wesen Glück erleben und die Ursachen für Glück erlangen.
    • Mögen alle fühlenden Wesen frei sein von Leiden und den Ursachen des Leidens.
    • Mögen alle Wesen niemals getrennt sein von Glückseligkeit ohne Leiden.
    • Mögen alle Wesen in Gleichmut verweilen ohne Anhaftung an Nahestehende und Abneigung gegenüber Fernstehenden.

    Je mehr dies üben, wird unser Geist von ihnen geprägt sein und das wirkt sich dann auf unser Denken und unser Verhalten gegenüber den anderen Lebewesen aus.


    Der Gleichmut besteht ja darin, dass wir alle Menschen als gleichwertig ansehen. Auf dieser Grundlage helfen wir ihnen mittels Freigebigkeit. Mittels Geduld vermeiden wir ihnen zu schaden.


    Freigebigkeit ist ja vielfältig. Wir geben Armen materielle Güter, wir kümmern uns um Kranke, wir gewährenden Gefährdeten Schutz und auch das Geben von Dharma ist eine Form der Freigebigkeit.


    Den Gefährdeten Schutz geben ist angesichts der Flüchtlingsströme ganz aktuell. Nächstenliebe ist zunächst erst einmal eine geistige Haltung. So lange sie sich nicht in unserem Handeln anderen Menschen gegenüber ausdrückt, ist sie nicht viel Wert.

    Die die beiden Aussagen in SN 47.19:

    Zitat

    Auf sich selber achtend, ihr Mönche, achtet man auf die anderen.

    Auf die anderen achtend, achtet man auf sich selber.

    hängen ja miteinander zusammen. Sie sind zwei unterschiedliche, aber miteinander zusammenhängende Perspektiven. Das kann man sich am Beispiel der Freigebigkeit verdeutlichen.


    Die Freigebigkeit ist die geistige Einstellung, für das Wohl anderer Menschen zu wirken. Diese Einstellung muss man aber erst einmal im eigenen Geist hervorbringen. Hat man also auf sich selber achtend diese Einstellung entwickelt, wirkt man für das Wohl der Anderen, weil man auf sie achtet.


    Indem ich die Freigebigkeit übend auf die anderen Menschen achte, achte ich auch auf mich selber, weil meine Handlungen der Freigebigkeit auf mich zurück wirken. Sie verleihen dadurch meinem Geist die Kraft, dass ich die Fähigkeit der Freigebigkeit immer weiter entwickeln kann.