Beiträge von pano im Thema „Gedanken verdrängen statt zu beobachten“

    Hallo Pano ,danke für deine Worte,was du da geschrieben hast ist auch wichtig für mich denn mit Angst kenne ich mich leider auch gut aus und kreisenden Gedanken. Ich habe mal eine Frage,wie kommt man in die Stille wenn man ein Tinius hat?

    Gruß Micha 🙏

    Hallo guitarman? Tinnitus kenne ich auch. Es war einer der gründe mich bei einem MBSR Kurs anzumelden was mein ausgangspunkt für die beschäftigung mit dem Buddhismus war. Ich kann natürlich kein Allgemeingültigkeit Rezept liefern aber ich kann schildern wie ich damit umgehe.


    Ich denke der Schlüssel ist, chronischen Tinnitus anzunehmen. Man kann die Aufmerksamkeit natürlich auf den Atem legen zum Beispiel und das mag vom Tinnitus ablenken, aber wenn der Tinnitus dann wieder dem wahrnehmenden Geist auffällt und man sich dann bemüht dass er wieder durch Ablenkung ausgeblendet wird, so landet man in einem hektischen Wettrennen um die Aufmerksamkeit des Geistes den man nur verlieren kann. So wie eine Fliege die man immer wieder verscheucht und die sich immer wieder auf die Nase setzt.


    Also lieber den Tinnitus (oder die Fliege kurz wahrnehmen) etikettieren („ah Tinnitus“) und ziehen lassen, und wieder dem Meditationsobjekt zuwenden.


    Es mag auch helfen nicht in absoluter Stille zu praktizieren. Auf der Parkbank, oder mit einem angeschalteten Ventilator, etc.

    Monika kannst du mir beschrieben wie ich am besten weiter machen sollte? Ich bekomme immer wieder Angst und stresssituationen weil ich mich die ganze Zeit selbst beobachte. Dann kämpfe ich dagegen an und sage mir „entspann dich mal“ aber das macht es alles nur schlimmer

    Hallo, Achtsamkeit (sati) ist eine gute Sache. Sie ist aber nur ein Element buddhistischer Praxis. Wenn achtsamkeitspraxis in dir Stress auslöst (also Dukkha), dann ist die beste Reaktion darauf vermutlich erst mal deine aktuelle achtsamkeitspraxis so nicht weiter zu verfolgen. Entweder machst du was falsch, oder sie ist für dich derzeit nichts (was in der Zukunft anders sein könnte, etwa wenn Vorbedingungen besser sind).


    Stell dir vor, deine Gedanken fließen wie Wasser in einem Rohr. Wenn du den Fluss unterbrichst, dann drückt die Last des Wassers einfach weiter. Und sobald der Stopfen im Rohr versagt fällt das Wasser umso stärker wieder auf dich ein. Für Erleichterung muss man „das Wasser abgraben“, nicht aussperren. Man muss an die Quelle des Wassers. Bringt man diese Quelle dazu weniger zu sprudeln, so kommt man erst in eine ausgangslage in der man nicht achtsam aber gleichzeitig überfordert ist.


    So als Beispiel. Kreise ich in Gedankenspiralen ob mir die Kollegin helfen wird, wenn ich sie frage, ob sie mir helfen kann oder ob sie schroff reagiert, so reicht es nicht achtsam diesen Gedanken wahrzunehmen. Warum habe ich diese Gedanken? Sind da irrationale ängste? Neige ich dazu mich in was-wäre-wenn-ketten zu verfangen? Achtsam wahrnehmen kann dann nach der Einsicht auch bedeuten den Gedanken wahrzunehmen, zu etikettieren „ah, unbegründete Angst“, oder „ah, Angst vor abstrakten Katastrophen“ oder „ah, gedankenspirale über Dinge die außerhalb meiner Kontrolle liegen“. Wichtig ist dann nach dem etikettieren die Gedanken ziehen zu lassen.


    Man muss für sich auch rausfinden was hilft. Nicht für jeden muss etikettieren notwendig sein, für manche ist’s ggf. auch genau der falsche Ansatz. Vielleicht ist es für eine Weile hilfreich bis man direkt Achtsamkeit auf den Atem üben kann etc.


    Aber eins ist klar „Kopf durch die Wand“ und „wenns schmerzt nochmal härter dran bleiben“ sind nicht der richtige Ansatz.