Die "Krone der Erleuchtung" - setzt du sie dir hier auf?
Für mich gibt es keinen inneren Kampf mehr – ich bin angekommen, ganz klar und ohne Zweifel.
Deine Signatur:
ZitatEchte Tiefe zeigt sich im Zweifel, nicht in der Gewissheit.
Aus deinem Eingangspost:
Aber ich glaube, dass Zweifel, Humor und kritisches Nachfragen die besten Begleiter auf dem spirituellen Weg sind.
Humor - in dem Sinne, dass man über sich selbst und "trotzdem lachen" kann - ist im Leben (nicht nur auf einem spirituellen Weg...) immer eine hilfreiche Unterstützung, die ermöglicht, die vielfältigen Widrigkeiten aus/mit einer gewissen Distanz zu betrachten.
Zweifel und kritisches Nachfragen sind besonders am Anfang der Praxis vorhanden und solange keine "Zweifelsucht" daraus entsteht (welche ein Hindernis wäre) auch sinnvoll.
Für wichtig halte ich aber auch ein - ev. sich erst mit der Zeit entwickelndes - Vertrauen, ohne das man sich kaum ernsthaft auf den spirituellen Weg begeben wird...
Ich weiß, wer ich bin und wofür ich stehe.
Wer behauptet, sein wahres Selbst gefunden zu haben, hat meist nur einen neuen Käfig gebaut. Echtes Leben ist Veränderung – und das einzige, was bleibt, ist die Lust, immer wieder neu zu entdecken, wer ich bin und wer ich nicht bin.
Sind diese beiden Aussagen von dir nicht widersprüchlich?
Deine Signatur:
ZitatWer alles weiß, hat nichts verstanden.
Aber was soll's....
Das Leben ist schließlich voller - tatsächlicher und scheinbarer - Widersprüche und schlussendlich gilt viel öfter "sowohl, als auch" als "entweder - oder"...
Wahre Höhe entsteht immer aus echter Tiefe – so wie ein Baum nur dann in den Himmel wachsen kann, wenn seine Wurzeln tief in die Erde reichen.
Was den Baum betrifft, möchte ich widersprechen: Der höchste Baum der Welt ist beispielsweise ein Flachwurzler (Küsten-Mammutbaum).
(Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hyperion_(Baum) )
2. Mit Erleuchtung endet das Leiden für immer
Lebensfreude, Gelassenheit und Heiterkeit sind kostbare Geschenke – doch echtes Gewahrsein schließt das Leid der Welt nicht aus. Wer nur auf Wolke 7 schweben will, verpasst die Tiefe des Mitgefühls.
Es geht nicht darum, dem Leid zu entfliehen, sondern als angekommener Mensch hinzusehen, zu verstehen und dort zu helfen, wo es gebraucht wird.
Der letzte Satz trägt m.E. bei einem Erwachten/Erleuchteten wohl Eulen nach Athen, denn praktizierte er - vor seiner Befreiung - den Edlen Achtfachen Pfad, hat er sich bereits in Annahme des Leides (=> Loslasssen des Leides), Liebender Güte und Mitgefühl,... geschult und es wird ihm quasi zum Automatismus, dass er dort hilft, wo er Leiden wahrnimmt.
Das Pamphlet lädt dazu ein, die Krone der Erleuchtung abzusetzen und wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzukehren: Es plädiert für Gewahrsein – das offene, bewusste Wahrnehmen des Moments – und für Menschlichkeit – das Annehmen aller Facetten des Lebens, mit allen Höhen und Tiefen.
Buddha Shakyamuni empfand anscheinend eine tiefe Freude (und wohl einen gewissen Triumph), als er - nach 6 Jahren Askese, Strapazen und viel Mühe - zuletzt erwachte, sodass er, wenn man dem Palikanon Glauben schenken mag, sich dem Asketen Upaka gegenüber, selbst als "unübertroffenen Meister", "Allüberwinder", etc. .. bezeichnete:
(MV 6.11.)
ZitatAlles anzeigen„Allüberwinder bin ich und allwissend,
in allen Dingen unbeschmutzt.
Hab alles aufgegeben, befreit durch Durstvernichtung.
Erkannte selbst. Nach wem sollte ich mich richten? [33]
Für mich gibt es keinen Lehrer.
Keiner gleicht mir.
Einschließlich der Götterwelt,
gibt’s keinen mir Ebenbürtigen.
Ich bin der Heilige in der Welt.
Ich bin der unübertroffene Meister.
Ich bin der einzige vollkommen Erwachte.
Kalt geworden bin ich, erloschen. ......
Was meinst du? Hat der Erhabene sich - zumindest in diesem Moment - da selbst eine "Krone" aufgesetzt?
Liebe Grüße, Anna