Wer ist - speziell heutzutage - schon psychisch (völlig) gesund?
Das lässt sich ganz leicht abgrenzen, zwischen psychischer Diagnose und nicht Diagnose. Die mit Diagnose sind psychisch krank und die ohne Diagnose sind nicht psychisch krank. Natürlich gibt es körperliche Krankheiten mit seelischen Ursachen, das ist ein seelischer Konflikt, aber noch keine psychische Erkrankung. Die psychische Erkrankung ist durch die ärztliche Diagnose gekennzeichnet. Erst dann zahlt die Krankenkasse die Therapie. Der Glaube, die sind ja alle irre, ist aus Sicht des Volksmundes schön und gut, aber zwischenmenschlich konkret nicht haltbar.
Sobald es um die Psyche geht machen sich alle immer gleich vollkommen verückt bzgl. der Diagnose Frage.
Habe ich einen Schnupfen, weiß ich - ganz ohne fachmännische Diagnose - dass ich einen Schnupfen habe. Ebenso bei vielen anderen Krankheiten, etwa einem Ausschlag. Medizinisch kann dann noch eine genauere Diagnose gestellt werden. eine Hausstauballergie, oder eine Erkältung, oder Fußpilz, oder Schuppenflechte, oder die Masern, etc.
Der Patient kann oft selbst festellen, dass er / sie unter Symptomen leidet. Eine Diagnose durch einen Arzt ist dann der nächste Schritt.
Für viele Psychische Leiden kann ein Patient durchaus festellen dass er/sie leidet. Etwa im Vergleich zur psychischen Verfassung vor 3 Jahren, etc. Die psychische Erkrankung ist damit nicht durch die Diagnose gekennzeichnet, sie ist durch die durch den Patienten bzw. sein Umfeld wahrgenommene Symptomatik gekennzeichnet. Eine Diagnose kann dann genauer spezifizieren welches psychische Krankheitsbild vorliegt und ob es klinische Relevanz hat.
Bei psychischen Erkrankungen gibt es natürlich noch die Dunkelziffer der erkrankten, die nicht diagnostiziert werden (weil keine Praxis aufgesucht wird), aber auch das unterscheidet sich garnicht fundamental von der Schnupfenmedizin.
Also, dass ein Patient oder eine Patientin leidet, ist durchaus vom mündigen Patienten feststellbar (insbesondere wenn der Patient Symptome empfindet, es gibt natürlich den Umgekehrten Fall dass jemand psychisch erkrankt ist aber den Geisteszustand für normal hält). Ob ein Krankheitsbild diagnostizierbar ist, und eine Therapie anzuraten ist, dass ist dann auch Aufgabe des Gesundheitssystems, und natürlich ist es oft für den Laien garnicht so einfach einzuordnen was genau nicht stimmt (wenngleich vielleicht die Wahrnehmung stimmt dass psychische Symptome auftreten).
Wenn also jemand sich etwa beklagt massive Aufmerksamkeitsdefizite zu haben, die im Alltag massiven Stress verursachen, dann kann man der Person das schon auch glauben, ohne dass ärztlich geklärt ist ob z.B. eine therapiebedürftige Form eines Aufmerksamkeitsdefizitsyndroms vorliegt (das wäre auch genau ein Beispiel dafür, wie heutzutage psychische Leiden verharmlost werden und das Leiden der betroffenen als "Modediagnose" diskreditiert wird).