Beiträge von Anna Panna-Sati im Thema „Vorschlaghammer gegen üble Menschen oder immer Metta ?“

    Metta bedeutet Wohlwollen. Wohlwollen kann sich unterschiedlich zeigen. Es bedeutet nicht Nachgiebigkeit und Schwäche.

    Es gibt ja unterschiedliche Übersetzungen für Metta, z.B. Freundlichkeit, Wohlwollen, Liebende Güte,....

    Ayya Khema plädierte sogar für den Begriff der "Universellen ( natürlich nicht anhaftenden) LIEBE", welche sich - völlig unabhängig von "Gegenliebe"- auf alle Wesen erstrecke.


    Metta kann m.E. auch zu Nachgiebigkeit führen, wenn Beharrlichkeit in der jeweiligen Situation nicht hilfreich wäre (so gesehen, auch kein Zeichen von Schwäche..).

    So ist es die Aufgabe eines Polizisten andere zur Ordnung anzuhalten.

    Eine angenehme Vorstellung, dass Polizisten grundsätzlich mit Metta unterwegs wären, um zum Wohl aller, die "schwierigen Menschen" in die Schranken zu weisen... :D

    (Erinnert an den früheren Slogan: "Die Polizei - dein Freund und Helfer!", der propagiert wurde, bevor sich, vor allem in gewissen Kreisen, immer häufiger die abwertende Bezeichnung "Bullen" etablierte .... :shrug: )


    Wenn sich "Otto Normalmensch" aber wie ein (autoritärer) Polizist aufführt, stößt er in der Regel auf wenig Einsicht und Entgegenkommen, es wird eher als unangemessene Einmischung und Anmaßung empfunden, erzeugt demzufolge Widerstand.


    SIehe: Der Anzeigenhauptmeister

    ;)


    (Bei Personen mit stark narzisstischen Zügen dürfte selbst spürbares Wohlwollen ohnehin meist nichts nützen - dessen Wahrnehmung würde vermutlich durch das entstehende Kränkungsgefühl überdeckt.)

    In gewisser Weise muss man sich in der emotionalen Reaktion glaube ich sogar frei machen davon ob es objektiv ein richtig und ein falsch gegeben hat in der Situation.

    Interessanter Gedanke, dem gehe ich mal nach... _()_

    In beiden Fällen gilt es achtsam zu sein dass man die Aggression nicht direkt in unheilsame Emotionen in der eigenen Gefühlswolke ummünzt.

    Vor vielen Jahren, als ich noch nicht praktizierte, hatte ich mal ein Erlebnis, das mich nachhaltig erschütterte und in der Folge lange beschäftigte...

    Ich wurde Zeuge eines Vorfalls, bei dem ich normalerweise in irgendeiner Weise reagiert hätte:


    Eine verschleierte Frau, mittleren Alters, verließ zusammen mit zwei anderen Musliminnen und einigen Kindern gerade ein Bekleidungsgeschäft, als ich darauf zusteuerte.

    In etwa 2 m Entfernung von mir, holte sie, während sie (in einer mir fremden Sprache) noch redete, plötzlich völlig unvermittelt, aus und schlug einem ca. 4-jährigen Mädchen brutal mit der flachen Hand ins Gesicht! :shock:


    Das Kind verzog nur schmerzlich das Gesicht und senkte den Kopf, weder schrie es, noch weinte es...(Waren Schläge hier an der "Tagesordnung"? - schoss es mir durch den Kopf ... :cry: )


    Ich stand, wie vom Donner gerührt, fassungslos da und überlegte fieberhaft, ob ich in dieser Situation irgendetwas für das Kind tun könnte/sollte, verwarf es aber wieder, weil ich dachte, dass schon allein die Sprachbarriere - so oder so - alles verderben würde.

    Womöglich wäre eine Einmischung von mir auch als beleidigendes Fehlverhalten empfunden worden, erwog ich weiter..

    Und - last, but not least - hatte ich auch ein wenig Bammel, am Ende von DREI Frauen (aus dem arabischen Kulturkreis) "hysterisch" angegangen zu werden (Voreingenommenheit!), ohne letztlich etwas Gutes für das Kind hätte bewirken können...

    So griff ich nicht ein... :( :shrug:


    (Wie hättet IHR in dieser Situation gehandelt (MIT Metta!)??)

    Vermutlich reicht es aber schon zu verstehen dass da jemand gestresst/irgendwie unglücklich ist.

    Ja, denke auch, dass für die Entwicklung von Metta und Mitgefühl dieses Verständnis eine gute Voraussetzung ist.




    Liebe Grüße, Anna _()_ :heart: :)

    Hallo, liebe Hingabe, :)


    dein Problem kann ich gut nachvollziehen, weil ich auch so ein Typ Mensch bin, der Ungerechtigkeiten, unfaires Verhalten, Mobbing von Schwächeren,... etc. schlecht ertragen konnte/kann und - insbesondere, wenn sonst niemand Anstalten macht, einzugreifen und z.B. den Aggressor zu stoppen - dazu neigt, dann den Mund aufzumachen und zu versuchen, etwas zum Besseren zu wenden... (:


    Nach diversen "Reinfällen"/ vielfachem Scheitern, achte ich inzwischen allerdings stets darauf, vorher emotional (weitgehend) "runterzukühlen" und innerlich ruhig zu werden, weil ich sonst nicht in der Lage wäre, ruhig, aber bestimmt und sachlich reden zu können.

    (Und wenn ich das nicht schaff(t)e, so meine Erfahrung, ging/geht es eben meist schief mit dem "Frieden stiften" oder der Besserung der Verhältnisse... :shrug:)


    Man müsste also erstmal bei sich selbst schauen, ob sich da etwa nur das Ego aufbäumt und es gar nicht um wirkliche Praxis von Liebender Güte/Mitgefühl geht....

    ich habe gemerkt, dass ich oft den Drang verspüre wenn ich auf üble Menschen treffe ( gemeint sind Menschen, die anderen das Leben schwer machen, Lust oder Spaß daran haben andere zu quälen, Sadisten, Soziopathen und Psychopathen ) denen mit Worten die Meinung zu sagen, sie in ihrem Handeln durch den Vorschlaghammer zu stoppen, ihnen das anzutun was sie anderen antun ( oder mir, manchmal war ich auch betroffen ).


    Wie sind denn DEINE bisherigen Erfahrungen mit der "Vorschlaghammer-Methode"  :erleichtert: ?


    Den einen oder anderen Menschen, der - vielleicht aus Frust- sein "Mütchen" an einem Schwächeren kühlen wollte, wird durch energisches "Tacheles-Reden" möglicherweise daran gehindert, umso mehr, wenn es sich um eine Autoritätsperson handelt, die ihn zurechtweist.


    Wenig hilfreich für alle Beteiligen dürfte es sein, ihnen "das anzutun, was sie Anderen antun" - das wäre eine Art Rache oder Strafe, die uns nicht zusteht - u.a., weil man damit u.U. die Chance verschenkt, dass die Person sich überhaupt öffnet und "belehren" lässt.

    "Gleiches mit Gleichem zu vergelten", Auge um Auge - man sieht ja in der Welt, wohin das führt.... :(


    Bei echten Psychopathen ist alles wohl "vergebliche Liebesmüh' " - die können nicht wirklich empathisch sein...


    Zitat

    Der Schlüssel zur relativ gefühllosen Welt der Psychopathen sei ein Defekt im paralimbischen System, sagt Kiehl. Dieses hufeisenförmige Gebilde tief im Gehirn umfasst neben der Amygdala auch die Insula, das Cingulum und den orbitofrontalen Cortex Es färbt unsere Erfahrungen und Wahrnehmungen emotional und legt somit die Grundlage für Empathie, ist aber auch für andere Aufgaben wie zum Beispiel Impulskontrolle und moralische Entscheidungen zuständig.

    Bei Psychopathen ist dieses System weniger aktiv als bei anderen Menschen.


    Eine Studie mit 296 Probanden ergab außerdem, dass große Teile des paralimbischen und des limbischen Systems auch strukturell schwächer waren – die Psychopathen hatten hier weniger graue Substanz Die strukturellen Unterschiede waren subtil, dafür aber weit verteilt. Dies deute darauf hin, dass große Netzwerke nicht so gut funktionieren und Psychopathie nicht auf ganz bestimmte Läsionen zurückgeführt werden können, schreiben Kiehl und seine Kollegen.




    Zurück zur buddhistischen Praxis im Alltag:

    Oder ist es schon auch so, dass man in Metta auch mal austeilt, jemanden mal runter macht, verletzt, der sich schädlich anderen gegenüber verhält ?

    Nein, das halte ich für weitgehend ausgeschlossen

    (Ausnahmen, wie von mukti geschildert oder auch bewusste Interventionen geschulter Lehrer/Therapeuten mag es geben, ebenso kann man davon ausgehen, dass ein Erwachter oder gar der Buddha, wenn er jemanden maßregelt, dabei von Metta/Mitgefühl geleitet ist.).


    In der Haltung der liebenden Güte ist Mitgefühl auch da und da macht man niemanden runter oder verletzt ihn gar, man versucht vielmehr, ihn und die Beweggründe für sein destruktives/asoziales Verhalten zu verstehen.


    Ganz wichtig ist MaKaZen s Hinweis:

    Wichtig ist, immer wieder nach innen zu spüren: Kommt meine Reaktion aus Klarheit und Mitgefühl, oder aus Ärger und Überheblichkeit?

    _()_


    Denn wie willst du Andere "läutern", wenn du selbst dich (in diesem Moment) in einem unfriedlichen Zustand befindest?

    Als unschönes Ergebnis könnten Trotzreaktionen ("Von dem/der lass ich mir nichts sagen!"/"Was mischt der/die sich ein, für wen hält der/die sich?!" usw.), Widerstand und schlimmstenfalls Rachegelüste herauskommen....

    Es gibt Mitgefühl und Selbstmitgefühl.

    Aus meiner Sicht ist das nicht wirklich zu trennen - wenn Mitgefühl (als innere Haltung) DA ist, dann erstreckt es sich auf "alle Wesen" oder man befindet sich eher in einem (Selbst-) "Verteidigungs-Modus", dann geht es um Selbstschutz und -fürsorge, die ggf. in gefährlichen Situationen Priorität haben...

    (In diesem Fall wäre man sich selbst der "Nächste"... ;) )



    Liebe Grüße, Anna :) _()_ :heart: