Metta bedeutet Wohlwollen. Wohlwollen kann sich unterschiedlich zeigen. Es bedeutet nicht Nachgiebigkeit und Schwäche.
Es gibt ja unterschiedliche Übersetzungen für Metta, z.B. Freundlichkeit, Wohlwollen, Liebende Güte,....
Ayya Khema plädierte sogar für den Begriff der "Universellen ( natürlich nicht anhaftenden) LIEBE", welche sich - völlig unabhängig von "Gegenliebe"- auf alle Wesen erstrecke.
Metta kann m.E. auch zu Nachgiebigkeit führen, wenn Beharrlichkeit in der jeweiligen Situation nicht hilfreich wäre (so gesehen, auch kein Zeichen von Schwäche..).
So ist es die Aufgabe eines Polizisten andere zur Ordnung anzuhalten.
Eine angenehme Vorstellung, dass Polizisten grundsätzlich mit Metta unterwegs wären, um zum Wohl aller, die "schwierigen Menschen" in die Schranken zu weisen...
(Erinnert an den früheren Slogan: "Die Polizei - dein Freund und Helfer!", der propagiert wurde, bevor sich, vor allem in gewissen Kreisen, immer häufiger die abwertende Bezeichnung "Bullen" etablierte .... )
Wenn sich "Otto Normalmensch" aber wie ein (autoritärer) Polizist aufführt, stößt er in der Regel auf wenig Einsicht und Entgegenkommen, es wird eher als unangemessene Einmischung und Anmaßung empfunden, erzeugt demzufolge Widerstand.
SIehe: Der Anzeigenhauptmeister
(Bei Personen mit stark narzisstischen Zügen dürfte selbst spürbares Wohlwollen ohnehin meist nichts nützen - dessen Wahrnehmung würde vermutlich durch das entstehende Kränkungsgefühl überdeckt.)
In gewisser Weise muss man sich in der emotionalen Reaktion glaube ich sogar frei machen davon ob es objektiv ein richtig und ein falsch gegeben hat in der Situation.
Interessanter Gedanke, dem gehe ich mal nach...
In beiden Fällen gilt es achtsam zu sein dass man die Aggression nicht direkt in unheilsame Emotionen in der eigenen Gefühlswolke ummünzt.
Vor vielen Jahren, als ich noch nicht praktizierte, hatte ich mal ein Erlebnis, das mich nachhaltig erschütterte und in der Folge lange beschäftigte...
Ich wurde Zeuge eines Vorfalls, bei dem ich normalerweise in irgendeiner Weise reagiert hätte:
Eine verschleierte Frau, mittleren Alters, verließ zusammen mit zwei anderen Musliminnen und einigen Kindern gerade ein Bekleidungsgeschäft, als ich darauf zusteuerte.
In etwa 2 m Entfernung von mir, holte sie, während sie (in einer mir fremden Sprache) noch redete, plötzlich völlig unvermittelt, aus und schlug einem ca. 4-jährigen Mädchen brutal mit der flachen Hand ins Gesicht!
Das Kind verzog nur schmerzlich das Gesicht und senkte den Kopf, weder schrie es, noch weinte es...(Waren Schläge hier an der "Tagesordnung"? - schoss es mir durch den Kopf ... )
Ich stand, wie vom Donner gerührt, fassungslos da und überlegte fieberhaft, ob ich in dieser Situation irgendetwas für das Kind tun könnte/sollte, verwarf es aber wieder, weil ich dachte, dass schon allein die Sprachbarriere - so oder so - alles verderben würde.
Womöglich wäre eine Einmischung von mir auch als beleidigendes Fehlverhalten empfunden worden, erwog ich weiter..
Und - last, but not least - hatte ich auch ein wenig Bammel, am Ende von DREI Frauen (aus dem arabischen Kulturkreis) "hysterisch" angegangen zu werden (Voreingenommenheit!), ohne letztlich etwas Gutes für das Kind hätte bewirken können...
So griff ich nicht ein...
(Wie hättet IHR in dieser Situation gehandelt (MIT Metta!)??)
Vermutlich reicht es aber schon zu verstehen dass da jemand gestresst/irgendwie unglücklich ist.
Ja, denke auch, dass für die Entwicklung von Metta und Mitgefühl dieses Verständnis eine gute Voraussetzung ist.
Liebe Grüße, Anna