Beiträge von Hendrik im Thema „Leichenbetrachtung im Satipaṭṭhāna-Sutta“

    Was spricht denn deiner Meinung nach dafür, dass diese Meditation heutzutage nicht mehr zeitgemäß ist?


    Zunächst einmal, würde ich sagen, dass das kulturelle Umfeld bei uns fehlt. Offene Verbrennsungstätten und Leichenfelder wie in der alten indischen Kultur sind bei uns nicht vorhanden. Das ist dann auch ein praktisches Problem. In der Meditationsanweisung für die Leichenbetrachtung, wird die Leiche in den verschiedenen Verwesungsstadien betrachtet. Soll ich warten, bis die Oma oder der Opa stirbt und sie dann wochenlang daheim rumliegen lassen, damit ich endlich eine Leichenbetrachtung durchführen kann?


    Die Leichenbetrachtung könnte bei Menschen in der westlichen Kultur zu Überforderung, Trauma und Abwehrreaktionen führen, statt zur Einsicht in Vergänglichkeit und der Notwendigkeit des Loslassens. Man muss psychisch schon sehr stabil sein, um so eine Meditation durchführen zu können, denke ich.


    Die buddhistischen Lehren sind kontextgebunden entstanden. Die Leichenbetrachtung war eine redikale Methode für Mönche und Nonnen in einem völlig anderen kulturellen Umfeld. Es gibt heute für uns sicher verträglichere Methoden, um Einsicht in Vergänglichkeit Loslassen und Nicht-Selbst zu erlangen.