Beiträge von ungläubiger peter im Thema „Wie mit Alter, Krankheit und Tod umgehen?“

    Padma:

    Es ist dein gutes Recht, nicht zu glauben. Bedenke aber, dass es einen Unterschied gibt zwischen "nicht an etwas glauben" und "glauben, dass sich etwas nicht so verhält wie dargestellt", wenn es keinerlei stichhaltige Beweise für oder gegen das auf eine bestimmte Weise dargestellte "etwas" gibt.

    Padma:

    Nur ist das doch so, dass einer das "nicht festhalten" gar nicht gelernt haben kann, wenn er sich ausschließlich gegen Verzicht ausspricht, weil er die guten Seiten des Verzichtes wohl nicht kennenlernen konnte eben weil das Festhalten im Wege stand.


    Dank dafür, dass Du mich mit dem Verzichts-Begriff konfrontiert hast. Da ist mir doch mal wieder ein echtes Licht aufgegangen, auch über die Beschränktheit eigener früherer Haltungen.
    Wer nicht haben muss, für den ist der Begriff Verzicht , leer, weil der dann auch nicht verzichten muss.
    Verzicht und Anhaftung bedingen sich.
    Wenn das Leben eine meiner vielfältigen Bedürftigkeiten als Mensch befriedigt, dann freue ich mich und bin dankbar. Und wenn eines meiner Bedürnisse in einer konkreten Situation nicht befriedigt wird, im Vertrauen darauf, dass dieses Leben trägt, empfinde ich das nicht mehr als Ent-täuschung, erst recht als Grund mich zu ärgern oder mehr...


    (@ accina: diese Verbindung von Freude und Dankbarkeit macht für mich die Empfindung genießen aus; Du hast wohl eine andere Gefühlserfahrung, in der Du mit dem Begriff Genuss die Gier, das heisst, das Festhalten, das Habenmüssen und das Nichtgenugdavon bekommen verbindest?)

    Ich hätte es wissen müssen, dass ich mit meiner Antwort an stella eine Lawine der Entrüstung lostrete. (Und wenn ich es genau betrachte, dann wollte ich da auch wider den Asketen-Geist sticheln, sonst hätte ich wohl nur eine PN geschrieben.)
    Wer unterstellt mir, dass ich genießen will? ( Ich muss nicht mehr wollen, das Leben trägt auch so.) Ich tue es einfach, wenn es mir das Leben anbietet.
    Ich predige nicht, wie mir unisono unterstllt wurde, das andere Extrem, hinter all dem, was der Asket in seiner verdrängten "Sündigkeit"(=Bedürftigkeit) für Genuss hält, her zu sein.
    Gier und Genuss schließen sich aus!
    Wer also seine ehemaligen jugendlichen Exzesse immer noch für, wenn auch vergeblichen, Genuss hält, ja, der hat die Frau immer noch nicht abgelegt, die sein Kumpel Mönch verbotenerweise über den Fluss getragen und längst schon wieder vergessen hatte?
    Die eigene Bedürftigkeit überwinden zu wollen hatte der historische Buddha fast mit dem Leben bezahlt. Erst dann kam ihm die Erleuchtung! Nicht die Gefühlsempfindungen "angenehm", "unangenehm" oder "uninteressant/neutral" sind das Problem, sondeern unsere geistig-emotionalen Reaktionen darauf, Gier, Hass und Verblendung...
    Habe ich irgendetwas gegen Verzicht gesagt? Habe ich überhaupt irgendetwas über Verzicht gesagt?
    Den einen, und vor allem, den anderen, die mir da ein Problem unterstellen wollen, will ich fragen: haftet ihr vielleicht einer illusionären Vorstellung von Verzicht an?
    Verzicht existiert nur als Kehrseite des Habenmüssens.
    Die Forderung nach Verzicht ist ein Fetisch, die der Asket und Opfertheologe aufstellt, und zwar deshalb, weil er letztlich immer noch in Wollen und Verlangen gefangen ist.


    Hallo stella,
    freu Dich Deines Lebens, dort wo es angenehm ist und übe Dich darin, es nicht festhalten zu wollen.
    Gräme Dich nicht, wenn es unangenehm ist, dann geht es um so schneller wieder vorbei!
    (Und im übrigen sind über 90% unserer Gefühle sowieso nur Reaktionen auf Gedanken, Worte, Bilder und nicht auf das wirkliche Leben.)

    Wie in allen Religionen, gibt es auch im Buddhismus Versuche, das Leid, das aus der Vergänglichkeit des Schönen und Angenehmen entsteht, dadurch aufzuheben, indem man Askese, den Verzicht von schönem und angenehmen predigt.
    Das widerspricht letztlich unserer Natur als biologische Wesen, unserer Bedürftigkeit.
    So wie ich den Buddha verstehe, liegt der Weg genau darin das Schöne und Angenehme zu genießen, solange es da ist, ohne es festhalten zu wollen und das Unangenehme, als ebenso vergängliches zu akzeptieren, zu erkennen, was sich durch eigenes Zutun daran ändern lässt, dieses dann auch entschlossen zu tun, und das Unabänderliche in Gedanken und Taten zu lassen. Leider glaubt unser schatzbildendes Ich, genau im entgegengestzten Verhalten die Lösung zu finden, und verstrickt sich und die anderen erstmal in sich ständig weitertreibende Kämpfe und Leid.


    Wenn Du gelernt hast, das Schöne und Angenehme zu genießen, ohne festzuhalten, erst dann weißt Du wirklich wie schön dieses eine und endliche Leben in jedem seiner Augenblicke sein kann!
    Ich habe leider erst kanpp sechzig werden müssen, um diese so einfache Wahrheit zu kapieren!
    Aber seitdem geht es mir so richtig gut!

    Stella:

    Je älter ich werde, desto mehr fürchte ich den Gedanken an Alter, Krankheit, Einsamkeit und den Tod.
    Nicht mehr zu leben ist für mich ein schrecklicher Gedanken.Stella


    Du gibst Dir die Antwort selbst:Es sind zu mehr als 90% die Gedanken, die Gefühle, insbesondere die negativen Gefühle auslösen. Ihren biologische Sinn haben Gefühlsempfindungen aber nur in wirklichen Situationen, z.B. alle Energien für Flucht oder Angriff zu mobilisieren. Ein Tier hat nur Todesangst in Situationen, wenn sein Leben akut bedroht ist. Ist die Bedrohung vorbei, dann ist auch die Angst vorbei.

    Stella:

    Man spricht ja von dem ewigen Kreislauf der Wiedergeburt. Ziel ist es ja, nicht mehr "wiedergeboren" zu werden. Verstehe ich das richtig?
    Genau da ist mein Problem. Ich wünschte es würde eine "Wiedergeburt" für mich geben...Stella


    Der Trost unseres christlich-abendländischen Ewigkeitglaubens! Genau das ist die Antwort eines total überfoderten Ichs, das sich einreden hat lassen, alles kontrollieren zu müssen. Die Tatsache, dass alles was lebt und sich vermehrt, wieder sterben muss und zu welchen Zeitpunkt und unter unter welchen Umständen dies geschieht, lässt sich halt mal nicht kontrollieren.
    Thats life!
    p.s.: Wie alt bist Du eigentlich? Als Ungläubiger gehe ich davon aus, dass das einzige, was mir sicher gegeben ist, dieses eine Leben ist. Mit zwanzig hatte ich Panikattacken, als mir zum erstenmal so richtig meine eigene Sterblichkeit bewusst wurde. Ich werde demnächst sechzig. Jetzt sehe ich dieser Tatsache mit Gelassenheit ins Auge und lebe nur noch so, wie ich leben würde, wenn ich wüsste, dass ich morgen sterben muss.