Beiträge von Benkei im Thema „Nichiren Shu“

    Namaste!


    Auch meinerseits ein "Tschuldige" für die späte Entgegnung.

    catflap08:
    Benkei:

    Gegen "den" (?) Nichiren-Buddhismus bestehen wohl nur insoweit Vorbehalte, als er sich (unfreiwillig) ausschließlich von der SG vertreten lässt. Wie bereits gesagt müssen sich hier die anderen Nichiren-Schulen große Versäumnisse ankreiden lassen.

    Ich weiss nicht ob man hier von ankreiden sprechen kann, denn vorallem im Westen war ja die Nichiren Shoshu durch die SGI die grösste Vertreterin des Nichiren-Buddhismus.
    [...]


    Da hast Du natürlich Recht.


    Es ist wohl allgemein so, dass einige japanische Schulen eher "Missionieren" als andere. [Missionieren hier in Gänsefüsschen gesetzt, da man die Eröffnung eines Tempels / Zentrums in einem nichtbuddhistischen Land und das Anbieten von buddhistischen Aktionen/Übungen wohl kaum mit "aktivem" (im Sinne von agressivem) Missionieren vergleichen kann.]


    Da ist die Nichiren Shû in Europa wohl ähnlich unscheinbar aufgestellt wie die Tendai Shû, Shingon Shû oder die Jôdo Shû - leider!
    Aber die zunehmende Globalisierung macht mich zuversichtlich, dass vielleicht auch mal irgendwann aus den außerhalb Japans nicht so populären japanischen Traditionen ein "Deshimaru" oder ein "Suzuki" nach Westen aufbricht ;)


    Denn dann kann der hiesige Interessierte wirklich eine Wahl treffen und muss nicht auf das zurückgreifen, was gerade zur Verfügung steht, obwohl er eigentlich etwas ganz anderes will.
    Bis dahin "stecken" wir aber alle noch in der Pionierzeit - in den Gründerjahren des "Westlichen Buddhismus".


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Hallo catflap,


    Das "neue" Service-Book kannte ich noch nicht - danke für den Hinweis! Was meinst Du mit "gewöhnungsbedürftiger Bindung"? - Japanstyle, also quasi beide Buchrücken verbunden mit einem einzigen ellenlangen Stück Papier? - So ist nämlich mein Sôtô Shû Service Book gebunden.


    Ja, die Nichiren Shû ist bei der Ausgestaltung des Altars wesentlich flexibler als die SG oder auch die Nichiren Shôshû. Dieshalb fügt sie sich ja auch ganz unproblematisch in die Welt des japanischen Buddhismus ein und hat da keine Sonderstellung wie etwa die SG als reine Laienorganisation oder die Nichiren Shôshû mit ihrem unfehlbaren Hohepriester, die beide Nichiren als Buddha verehren.


    Hast Du Kontakt mit einem Nichiren Shû-Tempel oder gehörst Du mittlerweile gar einem an?


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    fosforito:

    Ich weiss ja leider nicht, wie das im Nichiren Shu bzw. Shoshu normalerweise gehandhabt wird, aber im Falle der Soka Gakkai dort erst Mitglied werden zu müssen, um dann zu einem Gohonzon chanten zu "dürfen", kann ich persönlich nicht nachvollziehen. Wenn jemand sich dafür entscheidet, ausserhalb der SG einen Gohonzon zu beziehen (Internet, Ebay, wo auch immer) ist das m.E. völlig in Ordnung. Gerade auch, wenn man so wie ich relativ am Anfang steht und auch herausfinden möchte:"Komme ich damit klar, zum Gohonzon zu chanten. Fühle ich mich wohl dabei? etc." - wie soll ich das wissen, wenn ich es nicht ausprobiere? :roll: Dasselbe gilt für sämtliche "Accessoires", die ich mir im und um meinen Butsudan herumbaue (Buddhastatuen etc.)


    Bezgl. Chanten und der Rezitation halte ich es derzeit genauso,allerdings möchte ich mich auch das weiterbilden und sehen, was andere Nichirenschulen noch machen und es auch selbst ausprobieren.


    Vor ein paar Jährchen habe ich mich, auf der Suche nach einer eigenen rituellen Praxis, mal mit den Liturgien der verschiedenen japanischen Traditionen befasst und versucht, mir hierfür die jeweiligen Liturgie-Abläufe (Gongyo-Büchlein) zu beschaffen.
    So habe ich unter andem von der SGI-D "Die Liturgie des Buddhismus Nichiren Daishonins" bezogen und über eine Website der Nichiren Shû die "Liturgy of Nichiren Shu" geordert.


    Vergleiche ich diese beiden Heftchen - auch im Hinblick auf die Liturgien anderer Schulen (Tendai Shû, Shingon Shû, Sôtô Shû, Jôdo Shinshû) - so stelle ich fest, dass die Liturgie der Soka Gakkai im Gegensatz zur Liturgie der Nichiren Shû doch sehr "abgespeckt" erscheint.


    Während sich die Nichiren Shû mit der (Wieder-)Einführung der "Shôdai Gyô"-Meditationspraxis wieder auf alte Wurzeln besinnt (sowohl Samatha- als auch Vipassana-Aspekte sind gegeben, wobei letztgenannte in Richtung Vertiefung des Vertrauens in den Verdienst des Odaimoku gehen), vermisse ich bei der Soka Gakkai sogar "Die Dreifache Zuflucht" und die "Vier Großen Gelübde" - grundlegende Praktiken, die man ansonsten in jeder japanischen Tradition, bzw. in jeder anderen buddhistischen Richtung, findet.


    Die Geschmäcker sind wohl verschieden - über Sinn und Unsinn von ritualisierten Praktiken kann man sicher vortrefflich streiten. Für mich persönlich gehören sie zum WEG dazu, und hinsichtlich dieses Aspekts stelle ich fest, dass die Liturgie der Nichiren Shû durchaus vergleichbar ist mit der anderer japanischer Traditionen. So fällt es den japanischen Anhängern der Nichiren Shû garantiert leichter, einen Tempel einer anderen Tradition zu betreten und dem Buddha dort seine Aufwartung zu machen, als einem Mitglied der Soka Gakkai, der damit wahrscheinlich Probleme hätte - vor allem, wenn auf dem Altar mal nicht Shakyamuni Buddha steht.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    kongjiazhong:

    Seit einem Jahr gibt es immerhin diese Webseite (Tendai-Europa):
    http://www.tendai.eu/index.php?id=57


    In der Nähe von Frankfurt gibt es aber seit ein paar Jahren schon ein (sehr, sehr) kleines Tendai-„Zentrum“.
    http://www.tendai.de/information/


    Danke für den Link von Tendai-Europa, der ist mir neu :)
    Die deutsche Seite befindet sich leider schon seit längerem im Aufbau und der geht sehr schleppend voran.


    kongjiazhong:

    Wobei ich mich immer darüber wunderte, und es weiterhin tue, warum die Tendai-Schule in Europa und Deutschland, bedauerlicherweise selbst unter Buddhisten mehr oder weniger unbekannt und nicht präsent ist, von Ausnahmen abgesehen.


    Da gebe ich Dir absolut recht - das wundert mich auch.


    Und ich denke viele von diesen wenigen kennen hierzulande die Tendai Shu nur als "Mutterschule" (bzw. "Stiefmutterschule") ihrer Patriarchen (Eisai, Dogen, Nichiren, Shinran).


    Dabei bietet der Tendai-Buddhismus doch eine Fülle von Möglichkeiten - kaum eine Schule vereinigt so viele verschiedene Lehren und Praxismöglichkeiten, (Samatha/Vipassana, Nenbutsu, Mantrayana - um nur die wichtigsten zu nennen). Leider ist das noch kaum jemandem aufgefallen und andere Schulen waren schneller.


    So lautet folglich das Koan: "Warum ist Tendai Chigi noch nicht nach Westen aufgebrochen?"


    kongjiazhong:

    Über Tendai-Mönche (oder sind es verheiratete Priester?), die sich einer enormen geistig-körperlichen Anstrengung unterziehen, die so genannten „Marathon-Mönche“, informiert dieser Film:

    Ich denke die Marathon-Mönche selbst leben schon im Zölibat. Das müsste logischerweise Teil des Kai-Hogyo (Laufaskese) sein, ebenso wie während der anderen Gyo-Praktiken/Ausbildungen ja auch zölibatär gelebt wird.


    Davon abgesehen müssen die Tendai-Geistlichen jenseits des Hiei-san nicht zölibatär leben. Dengyo Daishi Saicho hat ja in Japan die Mahayana Brahmanetz-Sutra-Ordination eingeführt (10 Hauptgelübde und 48 Nebengelübde, vgl. http://home.arcor.de/mb.schiekel/bodhi.htm#GeloebnisSutra), die in fast allen japanischen Schulen den Vinaya ersetzt hat. Mittlerweile werden in vielen Schulen auch nur noch die 10 Hauptgelübde genommen.


    Vielleicht kann man bei diesen Geistlichen nicht mehr von Bhikku/Bhikkuni im Sinne des Vinaya sprechen, aber Mönche/Nonnen sind es in meinen Augen alle mal, während sie einem Kloster angehören und keinen eigenen Hausstand führen bzw. keinen Kontakt zur Familie haben. Mit eigenem Hausstand/Tempel und/oder Familie ist dann wohl die Bezeichnung "Priester(-in)" passender. Alles natürlich ohne Wertung.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!


    Die Videos beweisen eindeutig die Verwandtschaft der Nichiren Shu mit der Tendai Shu und auch, dass die Nichiren Shu zuzusagen Teil des traditionellen japanischen Mainstream-Buddhismus ist.


    Das Video von Mount Minobu erinnert mich sehr stark an Mount Hiei (Sitz des Enryaku-ji - Hauptklosterkomplex der Tendai Shu), teilweise haben sogar die einzelnen Gebäude sehr große Ähnlichkeit. Auch die Gemälde mit den Szenen aus Nichirens Leben gibt es so ähnlich auf dem Hiei-san. Sogar die Pilger sind fast genauso ausgestattet wie die Pilger anderer japanischer Schulen (abgesehen vom Gohonzon-Druck auf den weißen Shirts anstelle anderer Mantren).


    Auch die Zeremonie oder die Altarhalle selbst hätte in fast keinem Tempel anderer "Mainstream-" Schulen (z. B. Tendai Shu, Shingon Shu, Jodo Shu, Ji Shu, Soto Shu, Rinzai Shu, etc.) fehl am Platz gewirkt.


    Das 100tägige Dai-Aragyo finde ich absolut bemerkenswert. Es verdeutlicht noch mehr die Verwandtschaft zur Tendai Shu. Dort gibt es nämlich das "Gyo-in Seminar", welches soweit ich weiß ca. 60 Tage dauert und auch wenig Schlaf und "Kaltwasserduschen" beinhaltet. Neben dem Sutra-lernen liegt bei der Tendai Shu freilich auch ein Schwerpunkt in Sitzmeditation und esoterischen Praktiken (Mantrayana). Der Amerikaner Jion Prosser hat als einer der wenigen Westler das Gyo-in absolviert und ein Buch darüber geschrieben ("Trekking through Hell to find Heaven").


    Den Exorzismus findet man denke ich bei vielen Schulen des japanischen Buddhismus, sogar in der Soto Shu oder der Rinzai Shu. Das ist aber nicht vergleichbar mit dem, was hierzulande weithin als Exorzismus betrachtet wird. Es geht eher darum, die "noch verweilenden Toten" dazu zu bewegen, ins nächste Leben überzugehen und nicht mehr zu warten oder gar zu spuken; mit Besessenheit hat das für gewöhnlich nichts zu tun.


    < gasshô >


    Benkei