Beiträge von Lirum Larum im Thema „Karma und Mitgefühl“


    Tolle Auflistung, danke.


    Du bezogst dich darauf, man bräuchte Metta, Karunā und Muditā nicht für die Erleuchtung.
    Das klingt mir absurd und ich halte es für einen falschen Umkehrschluss. Wäre das möglich?


    Sind denn Metta, Karunā und Muditā nicht in der "Rechten Gesinnung" des 8fachen Pfades enthalten? Im "Rechten Lebenserwerb"? Im "Rechten Handeln" und in der "Rechten Achtsamkeit"?
    Eine Erleuchtung müsste schließlich keine technische Angelegenheit sein, wo man mit der Eigenschaft Gleichmut hinkommt, sondern eine ganzheitliche Sache, die man ohne alle Eigenschaften nicht verwirklichen kann.
    Und Gleichmut ohne Mitgefühl - das hab ich sicherlich sowieso falsch verstanden - das geht ja schonmal überhaupt nicht. Ein "No-go" sozusagen, denn dann wär's Gleichgültigkeit nicht Gleichmut.


    Ganz liebe Grüße, LL


    Versteh ich dich richtig, oder hab ich es verdreht? Ein Bodhisattva guckt beim Ertrinken eines Wesens zu, weil dieses ja schließlich "niedriger" sei als er, und weil er sich schließlich verletzen könnte? Sowas hab ich noch nicht gehört. Was nichts heißen mag - aber ich kann's nicht glauben.


    Ich meine, wenn man erkennen kann , ich werde die Person nicht retten können, sondern nur ganz sicher selber umkommen in dem brennenden Haus oder reißenden Fluss, klar, dann ist es keine Rettung sondern eine Dummheit.
    Aber da vorher abzuwägen, ob das zu rettende Wesen "höher" oder "niedriger" sei, finde ich irgendwie ziemlich mies. Und ich meine, ein Bodhisattva würde so nicht denken.

    Vermutlich schafft man auch im Vorfeld, durch Gedanken über das Leid der Anderen und Mitgefühl und so, eine bessere Wachheit oder Bereitschaft, schnell mal ohne weiter zu überlegen ins Wasser zu springen und zu helfen.


    Klar, in dem Moment ist da nix im Kopf als Adrenalin - aber wie man handelt, mag mit den Gedanken und Identifikationen zu tun haben, die man sich vorher gemacht hat.


    Liebe Grüße, LL

    Mondfinger:


    Ich habe mich nur gefragt, warum du darauf hinweist, dass die 4 Brahmaviharas nicht erleuchtungsrelevant sind...


    Sorry, ich will ja nicht für Kusala schreiben, aber ich äußere einfach mal die Vermutung:
    Metta, Karunā, Muditā und Upekkha (Liebevolle Freundlichkeit, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut) mögen im Theravada vielleicht nicht erleuchtungsrelevant sein (- stimmt das wirklich?) - im Vergleich dazu sind diese "Vier Unermesslichkeiten" im Tibetischen Buddhismus eine der Grundlagen. Ohne dem... fängt man gar nicht erst an, bzw. damit fängt man an, sonst kann man nicht gut weitermachen.


    Vielleicht hattest Du das schon im Hinterkopf, Kusala, als Du darauf hingewiesen hast?

    Matthi:

    ...
    Also fasse ich nochmal zusammen... Jack the Ripper (krasses Beispiel aber in dem Zusammenhang gut gewählt) tut schreckliche Dinge. Irgendwann erntet er das, was er gesät hat. Ich will ihm aber aus Mitgefühl helfen wieder Fuß zu fassen... das ist Gutes Karma... Sehe ich das richtig?


    Viele Grüße
    Matthias


    Vermutlich ja - wobei, wer blickt durch diese Dinge schon klar durch, zumal wenn es theoretisch ist. Aber vom Prinzip her:


    "Begehe keine schlechten Handlungen, übe in vortrefflicher Weise heilsames Tun und zähme deinen Geist: Das ist die Lehre des Erwachten. Buddha Sakyamuni"


    Kusala:


    Wie kann man das Leid anderer auf sich nehmen?


    Mit Metta
    Kusala


    Ich bezog mich auf die Tonglen-Praxis im tibetischen Buddhismus.
    Indem man (mit dem Atem) das Leid und Elend der Anderen einzieht, zerspringt im selben Moment das eigene Elend, welches man sich in einer Erbse konzentriert im Herzen vorstellt. Mit dem Ausatmen gibt man allen Frieden, Liebe, Mitgefühl her, alles was man Heilsames zu bieten hat, zum Wohl der anderen. Dabei verfielfältigt sich das Heilsame und das Unheilsame geht ein.


    Hier kann man natürlich darüber diskutieren, inwiefern diese Absicht und Vorstellung, dem anderen sein Leid zu nehmen, tatsächlich dem anderen was bringt, oder inwiefern das nur dem Praktizierenden weiterhilft. Das ist leider nicht klar.
    Ich würde mir natürlich von Herzen wünschen, dass es wirklich was bringt, dass man wenigstens einen Teelöffel voll des Leids abschwächen kann. Manch einer - auch vielleicht tibetische Buddhisten - würden mich da wohl für naiv halten.
    Jedenfalls macht man diese Praxis mit offenem Herzen und voller Hingabe und sie ist sehr kraftvoll und ausschließlich heilsam. Man denkt beim Praktizieren nicht "Wahrscheinlich kann ich denen eh nicht helfen.", sondern lässt sich wirklich von Herzen drauf ein.
    Hintergrund ist der Gedanke: "Ich muss mich selbst nicht so wichtig nehmen. Die Anderen sind schon allein aufgrund ihrer Anzahl wichtiger als ich."

    Nein, das ist völlig verdreht, oder ich versteh's nicht.


    Wenn Du Jack the Ripper was Heilsames tust, ist das eine gute Tat und du hast gute Verdienste gesammelt. Du hast das Heilsame vermehrt auf dieser Welt.
    Wenn du ihn vor der Polizei versteckst, und er kann weiter Frauen ermorden oder Dich - ist das wohl nicht so heilsam.
    Aber schlechtes Karma ist nicht ansteckend.


    Im Übrigen haben alle Wesen sicherlich irgendwelchen Mist aus der Vergangenheit auf dem Buckel.


    Wenn Du bereit bist, das Leid der Leute auf Dich zu nehmen und alles Gute, was du hast, ihnen dafür zu geben - hast du das Heilsame unendlich vergrößert und komischerweise für Dich selbst auch nur Gutes und sehr gutes Karma geschaffen. (Tonglen-Praxis).
    Der Schlüssel ist der Althruismus und das Mitgefühl.