Beiträge von Dudjom im Thema „Tiere töten“

    Vajrakila:
    Dudjom:


    Wenn mit "moralische Wende des Einzelnen" gemeint ist die "Hinwendung des Einzelnen zum tugendhaften Lebenswandel", dann frage ich mich wirklich, wie jämmerlich eigentlich die Praxis von einem sein muss, der solche Aussagen macht.


    LG


    Jämmerlich ist der, der die Fakten des Lebens verneint. Trotz der Fakten sich nicht in Widersprüche verwickeln, daß ist höchste Kunst.


    Tugendhafter Lebenswandel ist nicht "Verneinung der Fakten des Lebens", sondern im Gegenteil die Bejahung der kausalen Fakten des Lebens durch Integration.
    Die Widersprüche sind in dir.


    LG

    Chandan:
    Dudjom :

    Aber das ist doch nur deine Projektion.


    Der Klassiker.


    Wohl weil in aller Regel zutreffend, wenn ambivalente Worte auf die ein oder andere Art interpretiert werden. Es entscheidet dann eben die Konditionierung des Interpretierenden.


    Chandan:


    Ich denke wir haben unsere Positionen ausgetauscht ...


    Mehr als einmal.


    Chandan:


    ... und belassen es dabei.


    So sei es.


    LG

    Chandan:

    Ich denke nur dieses Von-oben-herab der Vegetarier ist nicht angebracht, da sie nicht viel "besser" sind als Fleischesser. Irgendwer tadelt einen immer für seine Ernährungsgewohnheiten.


    Aber das ist doch nur deine Projektion.


    Keine Fleisch essen ist "richtig", weil es der buddhistischen Ethik des "keinen Schaden zufügen" entspricht und "Fleisch essen" ist "falsch", weil es dieser Ethik zuwiderläuft. So ist also "richtig" "besser" als "falsch". Das macht aber doch eine Person nicht "besser". Wir sind hier doch nicht bei den Christen, hör mal.


    LG

    Chandan:

    Du würdest ja auch kein Bio-Tofu bei einem Produzenten kaufen, der für die Rohdung der Anbauflächen Menschen vertrieben und getötet hat, auch wenn das Tofu an sich einwandfrei ist oder?


    Was hat eine derartige Spkulation mit der Frage zu tun, ob man Fleisch ist zu dessen Gewinnung nachweislich getötet werden muss?


    Chandan:
    Zitat

    Bei der Produktion von Eiern werden also die Hühner getötet, dass man an ihre Eier kommt?


    Nein, bei der Zucht werden die männlichen Kücken aussortiert.


    Na vielleicht gibt es ja welche, die die aussortierte nicht töten? Ansonsten streiche man halt Eier von der Speisekarte.


    Aber als erster, einfachster Schritt wäre doch zu überlegen, ob man Fleisch isst zu dessen Gewinnung zweifelsfrei systematisch getötet wird. Hat man die richtige Entscheidung getroffen, kann man sich ja dann weiteren Fragestellung der Lebensführung zuwenden, sollte aber darauf achten, dass Buddhismus nicht zu einer bloßen Ernährunglehre verkommt.


    Ich halte das schrittweise Vorgehen für angemessen und denke, dass mit dem Offensichlichsten anzufangen der Praxis dienlich ist bzw dass die Augen zu verschließen um eigenen Sinnesfreuden nachzugehen, die Praxis ganz grundsätzlich unterminiert, weil Geistestrübungen kultiviert, statt abgebaut werden.


    Chandan:
    Zitat

    So so ... du hast schon ganz besondere Einsichten in Ursache und Wirkung, das muss man dir lassen.


    Eigentlich nicht, würdest du denn Produkte von einem Betrieb kaufen, egal welche, wenn der ansonsten nicht zimperlich mit dem Leben von Tieren umgeht.


    Die Frage ist, ob "nicht zimperlich mit dem Leben von Tieren umgehen" notwendigerweise der Gewinnung von bestimmten Lebensmitteln dient. Ist dies der Fall, wie es beim Töten von Tieren zu Fleischgewinnung der Fall ist, dann sind solche Produkte zu vermeiden. Ist dies nicht der Fall so ist es eine Frage ob man Kenntnis davon hat und wenn ja, dann würde ich die Produkte solcher Betriebe ebenso vermeiden.


    Wovon ich und jeder andere aber ohne große Mühe Kenntnis haben ist, dass Fleisch systematisches Töten voraussetzt. Hiermit kann man deshalb ganz einfach beginnen!


    Chandan:
    Zitat

    Du verwechselst moralistisches Selbst-Reinewaschen mit Erkennen von Ursache und Wirkung


    Ich sehe Ursache und Wirkung nicht mit Scheuklappen.



    Ich sehe, dass du mit unrealistischen Fiktionen von "entweder alles oder nichts" bzgl. Weltverbesserung zynisch das unterminierst, womit jeder einzelne beginnen kann.


    Ich sehe in deiner Pseudoargumentation das gleiche Muster das jedesmal in Internetforen erscheint, wenn es um ethische Fragestellungen geht:
    Immer tauchen Zyniker und ethische Nihilisten auf, deren einziges Ziel es ist mit generalisierenden Pseudoargumenten, die auf spekulativen Annahmen beruhen, Zweifel zu sähen an der Richtigkeit von bestimmten Verhaltensweisen.
    Während sich ein Buddhist freuen sollte, wenn sich andere zu richtigem Handeln entschließen, selbst wenn er selbst noch nicht soweit ist, kann der Egozentriker eine solche Freude nicht empfinden, sondern muss die ethischen tugendhaften Anstrengungen anderer als "null und nichtig" und bedeutungslos zerreden. Mitfreude am Erfolg andere ist ihm fremd, weil er auch unfähig ist, seine Taten am Wohl anderer auszurichten.


    Wenn du Buddhist bist, solltest du deine Art und Weise wirklich überdenken. Ich will nicht sagen, dass du Nihilist oder Egozentriker bist, aber dein hartnäckiges Dagegenreden lässt doch Zweifel an der Aufrichtigkeit erkennen, anderen Fortschritt in der Praxis zu wünschen. Es zeugt in meinen Augen davon, dass du selbst von Zweifeln, was denn "richtig" und was denn "falsch" ist, zerrissen bist. die Ursache dafür kann meiner Meinung nach nur sein, dass du zu sehr am "außen", an den Meinungen und Sichtweisen der Welt interessiert bist, statt in dich selbst zu blicken. Oder du hast einfach noch nicht den richtigen Weg gefunden und stolperst so ein bischen auf dem Terrain "Buddhismus" herum.


    LG

    Shanti:

    Auch ist mir aufgefallen, dass einige buddhistische Schulen nicht auf vegetarische Kost draengen, sondern vielmehr "No go" Tierfleisch auf ihrer List haben, wie z.B. Pferdefleisch, aber Rinder, Schweine und Huehner waeren dann okay? Da kann sich einem schon der Kopf drehen.


    Da du ja hier geschrieben hast, dass du Mitgefühl üben willst, wird bei korrekter Übung das "Drehen des Kopfes" zu einem Ende kommen und du wirst gar kein Fleisch mehr essen. Wie sollte anderes auch möglich sein?


    Das ist halt der Unterschied zwischen "nach Geboten und Vorschriften gehen" und "ein offenes Herz haben für die Wesen".


    Liebe Grüße

    Chandan:
    Dudjom :

    Es ist ein Unterschied zwischen einem Sachverhalt, der möglicherweise auftritt, durch unglückliche Begleitumstände, der aber nicht zur charakteristischen Eigenschaft eines Vorganges gehört und einem Sachverhalt, der eine charakteristische, essentielle Eigenschaft eine Vorganges ausmacht, der also bestimmt, ob eine Vorgang abläuft oder nicht


    Bei der Produktion von Milch, ist das Töten und Quälen von Tieren heute eine "charakteristische, essentielle Eigenschaft [des] Vorganges",


    Dass Melken nicht ohne Töten von statten gehen könne, ist mir neu.
    Auch ist mir neu, dass Melken generell mit Quälen gleichzusetzen ist.


    Nicht neu ist mir dagegen, dass Produktion von Fleisch für den Verzehr nicht ohne Töten möglich ist.


    Chandan:


    gleiches gilt für die Produktion von Eiern.


    Bei der Produktion von Eiern werden also die Hühner getötet, dass man an ihre Eier kommt? So so ... du hast schon ganz besondere Einsichten in Ursache und Wirkung, das muss man dir lassen.



    Chandan:


    Man fühlt sich vielleicht besser, wenn man kein Fleisch mehr isst, weil man das Lebewesen selbst nicht mehr verspeist, viel Leid lindert man aber dadurch nicht.


    Du verwechselst moralistisches Selbst-Reinewaschen mit Erkennen von Ursache und Wirkung: Fleisch kann ich nicht essen ohne dass getötet wird. Den Sinnesgenuss von Fleisch kann "ich mir nur gönnen" ("man gönnt sich ja sonst nix" :evil: ), wenn ich dafür das Töten in Kauf nehme. Ich habe aber die Wahl: Ich muss nicht essen, was ohne Töten gar nicht auf mein Teller gelangt.
    Es geht mir um Praxis: Alle Grundlagen der Praxis werden durch den Fleischverzehr verhöhnt, entwertet, ad absurdum geführt.
    Wenn das für deine Praxis keine Rolle spielt, nun denn ... ich mache dir das nicht zum Vorwurf, führe das aber auf nicht angemessene Einsichtsübungen und/oder Extrem-Hinayana zurück. Zu deinen Gunsten will ich gerne ersteres annehmen. Schließlich gibt es auch einen Einfluss von Lehrern, von Mit-Praktizierenden, des Umfeldes, in dem man sich sonst bewegt.


    Chandan:


    P.S: Wie stehst du eigentlich zu Gelatineprodukten, Gummibärchen, Pudding & Co.?


    Gelatineprodukte sind Fleisch gleichzusetzen, wobei man hier unterscheiden muss zwischen versteckter Gelatine und offensichtlicher Gelatine (wie z.B. Gummibärchen) und dass es immer noch vielen, die nachvollziehen können, dass Fleischproduktion nicht ohne Töten möglich ist, nicht bewußt ist woher Gelatine denn eigentlich kommt. Aber wenn man es weiß, dann ist es klar.


    LG

    Dudjom:
    BigR:


    Wenn ich mir dann überlege welchen Sinnesgenüssen ich noch alles anhafte dann könnte ich eigentlich gleich zu dem Entschluss kommen, dass es keinen Zweck hat und ich besser schaue, dass ich so gut wie möglich normal weiterlebe.


    Auch das ist eine beliebte Autosuggestion, welche Unwissenheit zementiert: "Da ich nicht alles sofort erreichen kann, wozu sollte ich mich mit kleineren Schritten abgeben?" Im gewöhnlichen Leben würde jeder eine derartige Denkweise als vollkommen absurd erkennen. nur wenn es um "ich" und "mein" geht, lässt eben dieses "ich" solche Überlegungen als "plausibel" erscheinen.


    LG


    Ein geschicktes - und meiner Meinung nach notwendiges - Mittel ist hier Freude in den Weg zu bringen!
    Die Ausübung des Weges selbst muss eine neue Art von Freude erzeugen, welche die Ödheit und unbefriedigenden Eigenschaften gewöhnlicher Sinnesfreuden direkt erfahrbar macht.


    Liebe Grüße

    BigR:

    Für mich als Einsteiger in den Buddhismus oder besser beschrieben als jemand der keinen Lehrer hat oder eigentlich nichts hat außer dem Internet und meinen meditativen Erfahrungen die ich mir mühsam selbst beibringen musste ist das alles ganz schön schwere Kost.


    Was die Bedingungen angeht, die einem zur Verfügung stehen, so ist auch hier Genügsamkeit angezeigt. Bei genauerem Nachdenken wird man sogar im Gegenteil feststellen, dass es einem sehr gut geht diesbzgl. Wer hatte vor noch nicht vielen Jahren Internet und die möglichkeiten die dieses bietet? Und die Vielzahl von Büchern?


    BigR:


    An den armen Metzger möchte ich ja gar nicht denken. Ich bin daran schuld, dass er schlechtes Karma anhäuft weil er die Tiere schlachtet dessen Stücke ich auf meinem Teller genieße.


    So ausschließlich betrachtet kann es auch einen falschen Eindruck hinterlassen. Denn das eigene Verhalten ist eine Bedingung, aber nicht die auschließliche Ursache. Eine falsche Annahme kann zur Folge haben, dass man sich selbst an der Nase herumführt mit Argumenten wie "Na was nützt es, wenn ich alleine ... aber die anderen weiterhin ..." Dies sind falsche Autosuggestionen, weil sie das Eigenliche, um das es in der Praxis des Einzelnen geht, nicht würdigen: Die ureigensten Motivationen und die kausalen Verknüpfungen des eigenen Tuns von denen man doch weiß.

    BigR:


    Wenn ich mir dann überlege welchen Sinnesgenüssen ich noch alles anhafte dann könnte ich eigentlich gleich zu dem Entschluss kommen, dass es keinen Zweck hat und ich besser schaue, dass ich so gut wie möglich normal weiterlebe.


    Auch das ist eine beliebte Autosuggestion, welche Unwissenheit zementiert: "Da ich nicht alles sofort erreichen kann, wozu sollte ich mich mit kleineren Schritten abgeben?" Im gewöhnlichen Leben würde jeder eine derartige Denkweise als vollkommen absurd erkennen. nur wenn es um "ich" und "mein" geht, lässt eben dieses "ich" solche Überlegungen als "plausibel" erscheinen.


    LG

    Aggivessano:

    Man kann sich auch ruhig immer mal wieder daran erinnern, das Milch die Nahrung für ein Kalb ist. Von der Natur her hat das im Ernährungsplan eines
    Menschen eigentlich nichts zu suchen.. nur hat sich da in den letzten Jahrhunderten eine denkwürdige Entwicklung aufgetan.


    Wenn ich mir überlege das ich vor ein paar tausend Jahren als "Jäger und Sammler" über die Weide laufe, da würde ich doch nicht einmal
    im Traum daran denken der Kuh an die Euter zu gehen??? Und heute machen das fast alle..


    Derartige Überlegungen mögen einen weiteren möglichen Schritt andeuten. Später ... oder auch nicht ... je nach Einsichten in zusammenhänge und je nach Wahlmöglichkeiten.


    Aber nun alles aufzulisten, was einem sonst noch in den Sinn kommt, verschleiert doch wieder den Blick für das Offensichlichste, nicht Abstreitbare: Sinnesfreude, Billigung von Töten und Leid anderer.


    LG

    Chandan:
    Zitat

    Bei anderer industrieller Produktion von Nahrungsmitteln ist dies nicht so eindeutig und kann weder per Sehwahrnehmung des eigenen Tellerinhaltes verifiziert werden noch ist es allgemeines Wissen.


    Ach, das ist ja gut. Nichtwissen schützt also.


    Es ist ein Unterschied zwischen einem Sachverhalt, der möglicherweise auftritt, durch unglückliche Begleitumstände, der aber nicht zur charakteristischen Eigenschaft eines Vorganges gehört und einem Sachverhalt, der eine charakteristische, essentielle Eigenschaft eine Vorganges ausmacht, der also bestimmt, ob eine Vorgang abläuft oder nicht.
    Das Töten ist eine charakteristische, essentielle Eigenschaft des Vorganges der Fleischproduktion. Ohne Töten kein Fleisch. Wenn ich Fleisch esse, dann weiß ich dies, wenn ich es nicht absichtliche verdränge. Durch meine eigene Entscheidung kann ich das unterlassen. Ich muss essen, um zu überleben, aber ich muss kein Fleisch essen. Wenn ich aber Fleisch esse, dann nehme ich in Lauf, das Töten von Tieren, ihr Leid während der Zuführung zum Getötetwerden, und das schlechte Karma derjenigen die Töten, und die leidhaften Konsequenzen für diese.
    Das Treten auf Kleinstlebewesen (d.h. das Töten derselben) beim Gehen auf der Strasse ist ein Sachverhalt, der möglicherweise auftritt, durch unglückliche Begleitumstände, der aber keine charakteristische, essentielle Eigenschaft des Vorganges des Gehens auf der Strasse darstellt. Ebenso verhält es sich mit der Produktion von anderen Nahrungsmitteln.


    Ich denke, dass sich bei der Frage "Fleisch essen oder nicht" die Spreu vom Weizen scheidet. Wenn man nicht einmal bei einer derart offensichtlichen Frage, zu einer richtigen Antwort kommt wie will man dann andere, wesentlich subtilere Fragen im Rahmen der Praxis für sich richtig beantworten können? Wenn bei einer derart offensichtlichen Frage "ich" und "mein" vorherrschen und man dies nicht erkennen will wie will man jemals die subtileren Erscheinungsformen von "ich" und "mein" erkennen und überwinden lernen? Wenn bei einer solch offensichtlichen Frage "ich" und "mein" den Schaden anderer in Kauf nehmen lassen wie will man jemals anderen keinen Schaden zufügen? Wenn aber das Zufügen von Schaden für andere einem selbst akzeptabel erscheint wie will man jemals zum Verständnis des Dharma kommen und konkret bei ethischer Lebenführung zu korrekter Unterscheidung von "falsch" und "richtig" in der Lage sein?
    Dies ist es was ich meinte als ich schrieb, dass die eigene Praxis erheblichen Schaden nimmt.


    Soll man sich deswegen quälen mit "Ach ich ... wie schlimm ... ich will doch aber ich kann nicht ..."? Soll man sich "geiseln"? Nein, das soll man ebenso wenig wie man "ich" und "mein" trügerische Argumente zusammenkramen lassen soll, um die Offensichtlichkeit der Fragestellung zu verschleiern, und welche nur die eigene Unwissenheit verstärken.


    Was also tun?


    Die sanfte Medizin ist ganz einfach die Übung von Mitgefühl in Meditation ... auch für sich, der man Opfer seiner eigene Unwissenheit ist. Die Meditation über Samsara, das Leid der Wesen, wie alles Tun und Streben nach Glück doch nur das Leid perpetuiert ... und immer wieder Mitgefühl. Ganz natürlich und ohne "heroische" Askese wird es dazu kommen, dass man den Fleischkonsum einstellt, vielleicht zunächst über schrittweise Reduktion, aber schließlich wird man ihn einstellen, ohne Qual und ohne "Selbstgeiselung" oder Selbstvorwürfe ... und man wird Freude empfinden darüber und diese Freude, dieser Erfolg wird wiederum die Praxis beflügeln, Meditation verbessern, Mitgefühl stärken, die Sensibilität für Samsara erhöhen, Einsichten fördern usw


    LG

    Chandan:
    Benkei :

    Es mag wie eine Milchmädchenrechnung klingen, ist aber Fakt. Die Tiere, die getötet werden verbraucht tatsächlich selbst viele vegetarische (teilweise sogar nichtvegetarische) Lebensmittel und Wasser. Die Energiebilanzsumme eines Vegetariers muss folglich wesentlich geringer ausfallen, wie die eines Fleischessers.


    Die sog. Veredelung von Nahrungsmittel kostet sicherlich mehr Energie, ich sprach aber von der Leidensbilanz und ich sehe nicht, dass eine vegetarische Ernährungsweise die signifikant verbessert - eine vegane vielleicht.


    Im Buddhismus geht es nicht um eine virtuelle Bilanz, sondern darum, ob man Schaden von anderen mit dem eigenen Tun fördert oder nicht und ob man die Wahl hat oder nicht und wenn man die Wahl hat wie man entscheidet.



    Chandan:
    Benkei :

    Es geht um die Vermeidung von Selbsttäuschung, um die Überprüfung der eigenen Motive und die fortwährende Übung


    Ich glaube auf Fleisch zu verzichten ist in der Zeit der industriellen Herstellung von Nahrungsmitteln eine Selbsttäuschung.


    Es ist keine Selbsttäuschung, dass zur Produktion von Fleisch getötet werden muss. Das ist eindeutig zweifelsfrei. Ohne Töten kein Fleisch. Bei anderer industrieller Produktion von Nahrungsmitteln ist dies nicht so eindeutig und kann weder per Sehwahrnehmung des eigenen Tellerinhaltes verifiziert werden noch ist es allgemeines Wissen.


    LG

    BigR:

    Ich hatte schon als kleines Kind ein Problem wenn ich auch nur eine Mücke töten wollte. Da war ein schlechtes Gefühl. Es ist bis heute so geblieben und hat nichts mit dem Interesse am Buddhismus zu tun. Das kam aus mir heraus aber ich habe sie trotzdem getötet. Oder Spinnen die ich eigentlich sehr mag. Obwohl da auch Ängste im laufe des Lebens hochgestiegen.


    Sehr schön, dass du das schreibst. Das zeigt doch, dass da etwas ist, das "intuitiv" unterscheiden kann zwischen "richtig" und "falsch" und dass dies aber noch nicht dazu führt, dass dann auch das "richtige" getan wird. Das genau rechtfertigt doch die buddhistische Übung!


    Liebe Grüße

    Chandan:
    Zitat

    Auch sind uns die Berichte der Tierhaltung der Fleischindustrie mittlerweile bekannt.


    Das ist die Agraindustire insgesamt, Milchkühe werden auch nicht gerade Artgerecht gehalten und wenn sie zu wenig Milch geben wandern sie ins Schlachthaus. Bei der Eierindustrie ist es nicht besser, im Vorhinein werden alle männlichen Kücken vergast, daran ändert auch nichts die Boden- oder Freilandhaltung. Von Käfighaltung müssen wir wohl gar nicht anfangen. Die Abwässer der Landwirtschaft vergiften die Flüsse und Meere und führen zum Massensterben in so manchem Gewässer, bzw. Meer.


    Du magst zwar kein Fleisch essen, aber auch du erlebst "Sinnesfreuden auf Kosten anderer". Da mag man sich vielleicht besser fühlen, wenn man sagt, dass man kein Fleisch isst, aber wirklich besser lebt man damit nicht. Das Leid, welches der eigene Lebensstil verursacht, ist nur weiter weg, nicht sichtbar. Zu sagen man esse kein Fleisch und das dann authentische Praxis zu nennen, ist meiner Meinung nach, und damit will ich dir wirklich nicht zu nahe treten, unauthentisch.


    Es geht nicht darum, die Welt zu verbessern!


    Es geht darum, seine eigene Lebensführung zu verbessern, wo es möglich ist. Es geht darum, kein negatives Karma anzuhäufen. Jeder Verzicht auf unheilsames ist ein heilsamer Verdienst.


    Wenn du lebst, dann lebst du in deinen Umständen. Wenn du essen musst, dann musst du essen. Niemand verlangt von dir nichts mehr zu essen. Aber du hast die Wahl Fleisch oder kein Fleisch. Aber du musst dich zum Teufel nochmal nicht für deine Entscheidung rechtfertigen. Setz dich auf dein Kissen und schau in dich hinein! Ist da Mitgefühl oder ist da "ich" und "mein" ...? Bitte keine Antwort hier!


    Es verlangt vor dir auch niemand zum Outlaw zu werden und keine Steuern mehr zu bezahlen, weil die Regierung mit den Steuergelder Unrecht unterstützt.


    Die Bedingungen in die du geboren wurdest, darfst du anerkennen, ja du sollst sie sogar schätzen, weil sie dir die Möglichkeiten bieten in bestimmtem Rahmen Entscheidungen zu treffen, und all den anderen dankbar sein, dass sie es dir ermöglichen.
    Wie wunderbar ist es doch, dass wir die Auswahl an Lebensmitteln haben und nicht auf Fleisch angewiesen sind?



    Willst du denn sagen: Wenn ich schon die Welt nicht verbessern kann, dann mag ich auch auf Sinnesfreuden nicht verzichten, welche nur durch das Leid anderer da sind?
    Das wäre Zeitgeist, ganz normaler weltlicher Zeitgeist.


    Es geht darum für sich, ohne Rechtfertigung anderen gegenüber, ohne Vergleiche mit anderen, für sich einen Anfang zu machen, dort wo es am einfachsten ist ... im Laufe der Praxis kommt dann immer schwierigeres dazu. dies wird dann aber nicht mehr als schwierig empfunden.


    Liebe Grüße

    Chandan:
    Zitat

    DU hast die Wahl etwas anderes zu essen. Verstehst du?


    Ich verstehe das sehr gut. Wo kommen die Klamotten her, die du gerade trägst, hast du Lederklamotten z.B. Schuhe? Bist Du Vegetarier oder Veganer?


    Das ist ein sehr wichtiger Punkt! Auch darauf gilt es zu achten: die Kleidung. Sie kann zwar theoretisch auch von Tieren stammen die eines natürlichen Todes gestorben sind, aber da sind die gleichen Maßstäbe anzulegen. Ganz richtig!
    Ich esse kein Fleisch und kaufe sehr sehr wenig Klamotten. Lederklamotten sowieso nicht. Schuhbestände aus "alten" Tagen habe ich noch. Hier gilt es bei zukünftigen Einkäufen aufzupassen.
    Es gilt immer noch etwas zu verbessern!
    Essen tun wir aber täglich, bis zu 3 mal taglich. Das schmälert nicht die Wichtigkeit bei Klamotten, deutet aber doch auf die etwas andere Bedeutung beim Essen hin. Auch praktizieren sollten wir täglich!
    Auch sind uns die Berichte der Tierhaltung der Fleischindustrie mittlerweile bekannt.


    Aber mir ging es nicht um Vergleiche. Auch wenn es hier immer wieder in Vergleichen abgleitet!


    Es geht um die Folgen für jeden einzelnen! Es geht um die Praxis. Authentische Praxis. Sinnesfreuden auf Kosten anderer kann nicht gut sein, wo doch bereits Sinnesfreuden per se schädlich sind. Und wenn ich die Wahl habe entweder Fleisch oder nicht Fleisch, dann ist der einzige Faktor der der "Sinnesfreude", der die Entscheidung für Fleisch begünstigen könnte.
    Während aber auch bei anderen Produkte Tiere ihr Leben lassen können (es gibt die Wahrscheinlichkeit, dass es passieren kann), gibt es bei Fleisch nicht den geringsten Zweifel daran! Fleisch setzt die systematische Tötung voraus.




    LG

    Chandan:
    Dudjom :

    Das bedeutet, dass man um seine Geschmacks-Sinnesfreuden zu haben, das Leid anderer in Kauf nimmt. Das ist sehr schlecht für den eigenen buddhistischen Weg.


    Dadurch dass Du lebst nimmst du das Leid andere in kauf. Als Vegetarier nimmst du immer noch in Kauf, dass Tiere für dich in Massenhaltung leiden müssen, ...


    Du verschießt die Augen vor dem Faktischen: Auf deinem Teller liegt ein Teil eines toten Tieres. Dieses ist DEIN Teller und DU isst es. Und DU kannst es nur essen, wenn ein Tier getötet wird und da einer ist, der die schwere Last des Tötens auf sich nimmt.
    Und DU weißt dies! Mach dir nichts vor. DU kennst die kausalen Verknüpfungen. Praxis hat immer nur mit DIR zu tun.
    DU hast die Wahl etwas anderes zu essen. Verstehst du?


    LG

    BigR:

    Du schreibst es wäre niemals gerechtfertigt zu töten. Ein ganz extremes Beispiel wäre, dass Dich ein Löwe anfällt und Du zwei Möglichkeiten hast. Entweder Du tötest den Löwen oder er Dich.


    Was würde man aus Buddhistischer Sicht tun und wäre dann ein töten des Tiers nicht doch gerechtfertigt?


    Verzeihung. Aber ich beteilige mich nicht an spekulativen Szenarien. Derartige Szenarien sind Produkt gewöhnlicher Überlegungen und es werden nur gewöhnliche Gedanken resultieren. Sie erzeugen unheilsame Gedanken und verstärken unwissende Gewohnheiten. Niemals ist es so dass es nur zwei Möglichkeiten gibt.
    Praxis aber führt von Gewöhnlichen weg. Man praktiziert und hält die Regeln ein oder übt sich darin sie immer besser einzuhalten. Sind die Trübungen entfernt, weiß man in jeder Situation spontan was zu tun ist und was für alle Beteiligten das Beste ist. und man ist nicht mehr gebunden an "entweder ... oder ...".


    Liebe Grüße

    BigR:

    Was bedeutet es zum Beispiel für sein Karma wenn man Fleisch ist ...


    Das bedeutet, dass man um seine Geschmacks-Sinnesfreuden zu haben, das Leid anderer in Kauf nimmt. Das ist sehr schlecht für den eigenen buddhistischen Weg.


    BigR:


    oder wenn man Mücken und Spinnen die einen nerven tötet?


    Es ist Karma des Tötens ohne "wenn und aber".
    Es gibt unterschiedliche Arten von Karma bzgl. Schwere/"Gewicht" und der Art und Weise des "Reifens" der "Früchte dieses Karmas". Und dies hängt davon ab wie die Wahrnehmung und konkrete Absicht sind, die die Tat begleiten.


    BigR:


    Ab wann ist es gerechtfertigt Tiere zu töten oder ist es nie gerechtfertigt?


    Niemals ist es gerechtfertigt.


    LG