Beiträge von Chandan im Thema „Fehlende Gelassenheit“

    accinca:

    Das spricht für deinen Haß gegen den Haß.


    Abneigung ist doch nicht Hass, Erkennen von Ursache und Wirkung ist doch nicht Hass. Unheilsame Ausgänge zu sehen ist doch nicht Hass.


    accinca:

    Ganz bestimmt, aber du weißt, das du dagegen machtlos bist.


    Ich denke nicht, dass ich machtlos bin.


    accinca:

    Form von Haß nämlich Ärger und Wut.


    Wut und Ärger sind doch keine Derivate von Hass. Ich finde deine Emotionterminologie unkonventionell und damit sehr verwirrend.


    Buddha spricht so oft davon, dass man den Hass überwinden muss, da kann ich deine Vorstellung von Hass einfach nicht nachvollziehen und ich sehe sie auch nicht im Einklang mit dem Dharma.

    accinca:

    Du solltest versuchen
    nicht zu sehr an den Begriffen zu hängen und sehen was dahinter steckt.


    Tue ich auch nicht. Ich differenziere nur genau und mache das auch in der Sprache. Ich leite die Begriffe von meinem inneren Empfinden ab. Hass ist für mich Hass und der ist niemals gut, egal wogegen. Gerade weil ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand seinen Hass nur gegen etwas bestimmtes richtet und sonst ein guter Mensch ist.


    accinca:

    normalerweise benutzt man für die positive Kraft der Veränderung deswegen einfach
    andere Begriffe und Umschreibungen wie z.B.: "sich das Elend und den Nachteil
    dieser Sache vor Augen halten" usw. aber am Ende ist es doch das gleiche, man
    hasst das Leiden und deswegen macht man den ganzen Aufstand überhaupt


    Wenn für dich Hass gleichbedeutend mit "sich das Elend und den Nachteil dieser Sache vor Augen halten", dann mag das so sein, ich differenziere da. Hass hat für mich nichts rationales, er ist eine Emotion aus der nichts gutes entstehen kann. Buddha lehrte dass unsere Gedanken unsere Welt formen, sind sie von Hass geleitet, kann das doch nur abwärts führen.


    accinca:

    Auch
    wenn man nur sagt ich will dem Leiden nur "gleichmütig" gegenüberstehen. Ja warum
    denn nur, wenn man denn nichts gegen das Leiden hätte? Also doch Haß gegen das Leiden.


    Ganz profan: Trifft mich ein Fels und zerschmettert mein Bein. Hasse ich den Fels dafür? Wohl kaum. Ich kann die Schmerzen hassen, solche Menschen kennt der eine oder andere vielleicht. Keine angenehmen Zeitgenossen. Sie beklagen sich über das Leid, schimpfen viel und hassen das Leben. Ich kann die Schmerzen auch erdulden und etwas dagegen tun. Deswegen hasse ich sie aber nicht. Warum auch.


    Jene sind weise, die geduldig sind und frei von Hass und Angst. (Dhp. 258)


    accinca:

    Wenn der Buddha nichts gesprochen hätte und die Mönche
    das Gesprochene nicht immer wieder und wieder re-zitiert hätten
    wo und wie könnte es da einen "gelebten Dhamma geben?
    Deine Abneigung gegen die vom Buddha überlieferten Reden
    ist ohne jede Grundlage in der Lehre und unheilsam.


    Der Dharma wird nicht aufrechterhalten, indem man darüber redet. Der Dharma wird aufrechterhalten, indem man man im Einklang mit ihm lebt. (Dhp. 259)


    Die Stelle in der Buddha sagt, dass der Dharma auch gelebt werden kann, wenn er nicht gelehrt wird, finde ich gerade nicht, aber es gibt sie ;)

    accinca:

    Natürlich nicht. Ärger ist doch nicht gleich Ärger. Das ist wie beim Begehren:
    Wenn jemand begehrt ein heilsames Leben zu führen so ist diese Begehren heilsam.
    Nicht jedes Begehren ist von vornherein unheilsam. Genau so ist es mit dem Ärger.


    Mit der gleichen Logik könntest Du sagen Hass sei nicht Hass. Es gäbe einen guten, heilsamen Hass, z.B. der Hass gegen alles schlechte. Das kann ich mir nicht vorstellen.


    Buddha nennt das "Begehren ein heilsames Leben zu führen" nicht Begehren sondern "rechtes Streben", und auch das sind für mich zwei paar Schuhe. Begierde kann enttäuscht werden/unerfüllt bleiben und führt somit zu Leid, rechtes Streben ist absichtslos aber fokussiert, es führt deswegen nicht zu noch mehr Leid. Nirvana kann man nicht erzwingen, nicht erreichen, man kann seinen Geist nur schulen und warten das es eintritt. Deswegen ist Begierde meiner Meinung nach dort fehl am Platze.

    accinca:
    Chandan:

    Die Gefahr besteht, dass Du dich über deinen Ärger ärgerst.


    Das macht nichts und ist gut und zurecht sollte man sich darüber ärgern.


    Wieso sollte Ärger über Ärger besser sein als Ärger über etwas anderes? Ärger ist doch Ärger, so oder so. Das Motiv was damit verknüpft ist empfinde ich ja nicht. Wäre Hass gegen Hass auch was besseres?


    [quote"accinca"]Aber irgendwie
    scheinst du ideologisch gegen bestimmte Wörter vorbelastet zu sein.
    Das ist durch sog. "Zeitströmungen" in manchen Kulturen bedingt.[/quote]


    Nicht soweit ich das überblicken kann. Ideologien sind mit fern. Ich achte nur sehr auf Feinheiten in der Sprache.

    accinca:

    Das ist doch genau das was ich meinte.


    Das habe ich befürchtet ;)


    accinca:

    Ob du dazu sagt: "so ein Mist" oder "es kommt nichts
    gutes dabei raus" , das ist das gleiche.


    "So ein Mist" beinhaltet eine Wertung, die wiederum mit einer negativen Emotion verknüpft ist. Die Gefahr besteht, dass Du dich über deinen Ärger ärgerst. "Da kommt nichts gutes dabei raus", ist eine Bewertung, die keine Emotion beinhaltet.

    accinca:

    Wenn Wut und Ärger auf Dauer nicht entgegengetreten wird und
    immer mehr zu Gewohnheit wird, dann ist sie schon in den Geist
    eingesickert und zerfrisst ihn immer mehr und hat dann auch Auswirkungen
    auf das Handeln und denken sowieso.


    Wenn ich Ärger und Wut vorbeiziehen lasse und nicht darauf reagiere, dann werden sie eben nicht zur Gewohnheit.


    accinca:

    Dann sind sie auch noch da und werden wiederkommen.


    Tun sie ja eben so gut wie gar nicht.


    accinca:

    Aber du hast sie ja schon negativ bewertet: Garantiert!!


    Klar passiert mir das. Ich sage aber nicht: So ein Mist, ich empfinde Ärger und Wut. sondern. Oh, Wut. Wo kommt die denn her? Wenn ich sie jetzt gewähren lassen, kommt nichts gutes dabei heraus. Und dann geht sie wieder von alleine. Ohne Kampf.


    Maymoon:

    trotz des Lärms Abends zu meditieren


    Ohropax. ;)

    accinca:

    Wenn man Emotionen wegdrängt z.B.
    blinde Wut, dann bedeutet das nichts Negatives, selbst wenn
    diese Wut wiederkommt.


    Das kann für den Moment vielleicht hilfreich sein, das kann auch noch gut sein, wenn man es nur ein paar mal macht. Wird es jedoch zu Gewohnheit, dann hat das durchaus negative Folgen für einen selbst. Die Wut bleibt bestehen, auf einer unbewussten Ebene. Sie hat auch Auswirkungen auf dein Handeln, ebenfalls unbewusst. Sie sickert in den Geist ein und zerfrisst ihn. Emotionen sind komplexe Prozesse, die nicht einfach nur da sind oder nicht da sind, sonder auf vielfältige Art und Weise dein Handeln und Denken beeinflussen können.


    accinca:

    Im Gegenteil würde man sie ausleben,
    dann würde sie nur um so heftiger Wiederkommen.


    Definitiv. Buddha rät ja auch eine Handlung, die man als unheilvoll erkannt hat, nicht zu wiederholen, damit sie nicht zur Gewohnheit wird.


    accinca:

    Wenn man
    sie aber (so wie du dir das vorstellst) einfach ziehenlassen würde,
    dann wäre es gar keine heftige Emotion und von blinder Wut oder Ärger
    könnte nicht wirklich die Rede sein, wenn es denn tatsächlich auch
    wahr wäre mit dem "nur Ziehenlassen" was ich auch nicht so einfach
    glauben kann.



    Glaub mir, ich hab oft genug unter blinder Wut und Ärger gelitten. Jähzorn liegt bei uns in der Familie. Auch wenn Du es nicht glauben kannst oder willst, Emotionen vorbeiziehen zu lassen, sie von allen Seiten genau zu betrachten, ja sie schon fast zu sezieren, ihre Vergänglichkeit zu erkennen, hat mich befreit.


    accinca:

    Auch da muß meistens noch Abwendung hinzukommen,
    ob man das nun merkt oder nicht.


    Was immer Du unter "Abwendung" verstehst: Ignorieren von Emotionen: Ja. Erkennen, dass sie nicht heilsam sind: Ja. Sie als negativ zu bewerten: Nein.


    accinca:

    Nur eine Wut oder Ärger die vom Denken her und von der Ansicht her keine
    Unterstützung erfährt, sondern der eine Abfuhr erteilt wird, die nicht gefüttert
    wird, und deren negative und krank machenden Wirkungen klar erkannt wird
    die nur wird geschwächt bis sie endlich ganz verschwindet.


    Ich glaube da sind wir anderer Ansicht. Ich glaube jede Art von Beschäftigung mit Emotionen gibt ihnen Nahrung. Meiner Meinung nach ist es nicht im Sinne des Dharmas, wenn wir Dinge in gut und schlecht unterteilen, vielmehr gilt es sich von solchen Wertungen frei zu machen und darüber hinaus zu blicken um zu erkennen, wie Dinge wirklich sind: Wie eine Illusion.


    Ferner denke ich das Emotionen ebenfalls keine Eigennatur besitzen, sie sind weder von sich aus heraus gut oder schlecht, sie werden erst gut oder schlecht, wenn sie unser Handeln oder Denken auf eine heilsame oder nicht heilsame Art und Weise beeinflussen können.


    accinca:

    Krank macht es
    in Wahrheit seine Wut und sein Ärger auszuleben und schlechtes Kamma ist
    es auch noch.


    Das sind wir uns 100%ig einig.


    accinca:

    Wer einigermaßen klar denkt, der will nicht zum Spielball seiner
    Wut oder seines Ärgers werden.


    Wenn ich die Emotionen vorbeiziehen lassen und in Gleichmut verweile, werde ich doch ebenfalls nicht zum Spielball meiner Emotionen.


    accinca:

    Daher kann ich nur auffordern Wut und Ärger
    eine klare und unmissverständliche Abfuhr zu erteilen, ihr keine Existensberechtiging
    einzuräumen und aufzuhören ihr nur zuzusehen!


    Wenn ich sie das nächste mal sehe, sage ich es ihnen. Das kann aber dauern. Diese Emotionen blitzen bei mir nur noch recht selten auf und dann nur in Ansätzen. Mein Handeln beeinflussen sie schon lange nicht mehr. Insofern können wir uns auf einer theoretischen Ebene gerne unterhalten, in der Praxis hat sich mein Ansatz für mich bereits sehr bewährt. Vielleicht haben wir ja beide recht oder keiner, obwohl ich natürlich schwer davon überzeugt bin, dass nur ich recht habe ;)

    Chandan:

    Abweisen, was ich als negative Bewertung und Unterdrückung verstehe, ist meiner Meinung nach ein Irrweg,


    accina:

    Vielen Dank für deine Meinung aber das war mir klar und das wußte ich schon.


    Da klag dein Post für mich anders.


    accina:

    Das man sich mit schlechten Gefühlen identifizieren solle hatte ich
    allerdings nicht gesagt.


    Das wollte ich dir auch nicht unterstellen.


    Zitat

    Aber wer sowas nicht wenigstens unter Kontrolle
    bringen kann, der wird von diesen Gefühlen überschwemmt und vereinnahmt werden.


    Kommt drauf an wie du das verstehst. Versuche ich meine Gefühle direkt kontrollieren: Nein, denn das funktioniert nicht. Meiner Meinung nach kann man Ärger nicht einfach abschalten. Man kann Emotionen verdrängen, was nicht gesund ist. Emotionen können auf einer unterbewussten Ebene weiter existieren. Wenn man sie verdrängt, sieht man sie nicht mehr, was aber nicht heißt, dass sie nicht mehr das sind und arbeiten.


    Was ich mache, ist die Emotionen einfach vorüberziehen zu lassen. Das ist keine direkte Einflussnahme auf die Emotionen, aber ich entziehe ihnen die Nahrung, wenn ich mich nicht mit ihnen beschäftige, sodass sie wieder von alleine verschwinden. Deswegen werde ich aber noch lange nicht von Emotionen überschwemmt oder vereinnahmt - im Gegenteil.

    Dalai:

    Natürlich hatte auch Buddha Gefühle, wenn er Hunger hatte oder aufs Klo musste.


    Das würde ich nicht als Gefühl bezeichnen, das ist ein Drang.


    Dalai:

    Gefühle wie Mitgefühl und Freude sind sogar genau das, welche mit stetiger Praxis stetiger und intensiver werden.


    Gefühle sind nur dann mit Leid verbunden, wenn sie bewertend sind.
    Das heißt sie sind entweder mit Gier oder Hass verbunden.


    Deinem Namen nach würde ich vermuten, dass Du dem Vajrayana nahe stehst. Vielleicht sagen dir dann die vier Siegel etwas.
    Dzongsar Jamyang Khyentse nimmt in seinem Buch "Weshalb Sie kein Buddhist sind" die vier Siegel als Kriterium dafür, ob man sich Buddhist schimpfen darf oder nicht. Zum zweiten Siegel schreibt er:


    Können sie akzeptieren, dass alle Gefühle Schmerz und Leiden mit sich bringen und dass es kein Gefühl gibt, dass ausschließlich angenehm wäre?


    Würde ich durchaus unterschreiben.

    accinca:

    Sich den Gefühlen (insbesondere den unheilsamen) hinzugeben wird
    das Leiden nur weiter leben lassen


    Ich habe ja auch nicht gesagt, dass man das machen sollte. Ich sprach von vorbeiziehen lassen. Sich und die Gefühle beobachten.


    accinca:

    Wer sie nicht abweist oder kontrolliert
    wir von ihnen überrollt werden.


    Abweisen, was ich als negative Bewertung und Unterdrückung verstehe, ist meiner Meinung nach ein Irrweg, denn man gibt gerade negativen Emotionen erst macht über einen Selbst, indem man sich mit ihnen beschäftigt und identifiziert. Kontrolle ist unmöglich. Niemand vermag zu sagen wo/wie die Emotionen entstehen, man kann nur den Umgang damit üben und hoffen, dass durch die Meditation heilsamere Emotionen die Überhand gewinne, bis man die Erleuchtung gefunden hat. Buddha lehrte man solle in Gleichmut verweilen, dass widerspricht meiner Meinung nach abweisen und kontrollieren. Für mich bedeutet das Emotion erkennen, ihre Ursache sehen, ihre Vergänglichkeit erkennen und sich nicht weiter mit beschäftigen. Das hat mir Gleichmut und damit Freiheit verschafft. Eines meiner Mantras in stressigen Situation ist deswegen: Ich bin nicht meine Emotion, meine Emotionen sind nicht ich. Sie war eben noch nicht da und sie wird gleich wieder verschwunden sein. Kümmere dich nicht drum.


    accinca:

    Viele Menschen meinen es gut, aber sie haben keine Ahnung und reden
    nur nach was westliche Psychologen sich in die Tasche logen.


    Gut erkannt, von eben jener Psychologie verstehe ich was ;) Und wenn diese Psychologie herausgefunden hat, dass Menschen, die ihre Emotionen unterdrücken dadurch letztendlich mehr leiden, dann will das meiner Meinung nach was heißen.


    accinca:

    Hitler hat sich seinen Machtgefühlen hingegeben.


    Macht ist kein Gefühl, sondern eine Motivation.


    accinca:

    Der Buddha hat schwer gegen Maro
    gekämpft auf seinem Weg zum Buddha bis er die Welt und den Tod besiegt hatte.


    Und er hat dessen Töchter einfach ignoriert und nicht kontrolliert oder abgewiesen.

    Zitat

    Nachhinein schade, dass man sich das Leben eine kurze Zeit kaputt macht, um dann eh wieder drüber hin weg zu sehen, da es nicht so schlimm ist. Ebenso ist es ja wohl auch bei der oberen Angelegenheit.


    Das wird dem anderen genau so gehen, er leidet ebenso wie Du unter seinen emotionalen Ausbrüchen. Mach dir das in der Situation bewusst. Betrachte deine eigene Wut, atme tief durch. Durch eine Metaperspektive verschwindet Ärger oft von alleine. Suche die Ursache, betrachte deinen Geisteszustand und überlege wo dich dieser Ärger hinführen könnte. Wenn Du siehst wie dein eigner Ärger verschwindet und du den Ärger bei deinem Gegenüber bemerkst, kannst Du Mitgefühl für ihn entwickeln. Und durch diese Mitgefühl wird auch der letzte Ärger verschwinden.


    Wenn Du in der Mediation übst deine eigenen Gedanken zu betrachten, sie unbewertet vorbeiziehen zu lassen, dann wird dir das auch im Alltag gelingen. Gefühle zu unterdrücken oder zu der Versuch sie zu kontrollieren, ist nicht hilfreich.


    "Liebet eure Feinde", sagte mal jemand. Und jemand anderes sagte sinngemäß: "Nur wenn man jemanden verziehen hat, ist man wirklich mit ihm fertig". Wiederum jemand anders meint man solle friedlich unter den feindseligen bleiben.