Raphy:
Ich will dich auch gar nicht von etwas überzeugen.
Ich habe keine Angst davor überzeugt zu werden. Ich lasse mich
gerne durch überzeugende Dinge überzeugen.
Raphy:
Verbessere mich bitte wenn ich dich falsch verstanden habe. Du sagst es ist irrelevant für dich, ob die Art wie der Buddha das Leben beschrieben hat, dir hilft.
Da will ich dich gleich beim Wort nehmen und dir sagen, das du das
falsch verstanden hast. Ich sagte nicht, daß es für mich irrelevant
sei wie der Buddha das Leben beschrieben hat. Was ich sagen wollte
war das es für die Darlegung des Buddha irrelevant ist ob es mir hilft
oder nicht hilft. So lehrte der Buddha zum Beispiel, das alle Erscheinungen
vergänglich sind ob es mir nun hilft oder nicht hilft. Die Darlegung des Buddha
ändert sich nicht ob sie nun hilft oder nicht hilft. Bei dem einen hilft sie
eben, während sie bei jemand anderes vielleicht nicht hilft. (Siehe M 22 das
Gleichnis von der falsch angefassten Schlange).
Raphy:
Du vertraust also blind den überlieferten Buddhaworten, wovon wir nicht sicher sein können ob sie authentisch sind oder dem heutigen Menschen überhaupt helfen können?
Auch das ist irrelevant für die Lehrdarlegung des Buddha. Sie ändert sich nicht, ob
ich ihr vertraue oder nicht vertraue.
Raphy:
Du mußt doch erfahren haben, dass genau diese Einstellung des Buddha zum Leben, die du hier hochhältst, dir hilft zu deinem Heil. Warum solltest du dann dem Buddhawort folgen und es hier hoch halten, wenn du gar nicht weißt ob es zum Heil führt.
Das ist zwar ein anderes Thema aber da hast du natürlich recht.
Ich glaube, daß die vom Buddha gelehrte Lehre maßgeblich zur
Verbesserung des Lebens tauglich ist und auch letztendlich zur
völligen Erlöschen aller zu Leiden führenden Dingen führt und zwar
sowohl äußerlich sowie innerlich.
Raphy:
Zu dem anderen Punkt. Ich könnte mir trotzdem gut vorstellen, dass jemand sich nach Befreiung sehnt trotz einer positiven Einstellung zum Leben.
Alle vergänglichen Dinge, lehrte der Buddha, sind leidhaft.
Leben ist vergänglich und damit leidhaft. Warum sollte also jemand
das Leiden überwinden wollen, wenn er dazu seine positive Einstellung
pflegen will? Das widerspricht sich aber. "Leben" ist eben untrennbar
mit Tod und Untergang verbunden. Die Triebe des Menschen verwirren
den Menschen und seine Einstellung. Das nennt der Buddha "Unwissen"
Raphy:
Ich denke man muß eine tiefe Liebe zum Leben haben um solche Strapazen
über sich ergehen lassen zu können, wie der Buddha das vor seiner Befreiung tat.
Oder einen sehr tiefen Hass zu sich und der Welt, aber ich denke nicht dass
solche Menschen befreit werden.
Dann solltest du unterscheiden lernen zwischen deinen Gedanken und
den Gedanken des Buddha. Der Buddha hat die Triebhörigkeit seiner
Gedanken überwunden. Ich würde den Willen das Leiden zu überwinden
aber nicht unbedingt Haß nennen, aber in der Tat hatte der Buddha einen
starken Willen alles Leiden zu überwinden. Und er war selbstkritisch wie
kein anderer. Diese tiefe Skepsis zu dem ganzen Ding hier (Ich und Welt)
hat ihn dazu geführt die Welt und das Ich zu überwinden. Die Subjekt-Objekt
Perspektive zu mißtrauen und sie als Leiden und Elend zu durchschauen und zu überwinden.
Raphy:
Daraus werden dann wohl eher die Diktatoren und Massenmörder dieser Welt. Zumal Ablehnung eine der Fesseln ist. Es wäre für mich daher sehr unlogisch, wenn Ablehnung des Lebens zu Befreiung führen würde. Das Gleiche gilt natürlich auch für das Leben begehren.
Das finde ich aber schon, das du das Leben begehrst. Was du nicht begehrst
ist das Leiden. Wer wollte auch Leiden begehren? Was du nicht siehst ist, daß
beides letztlich untrennbar Verbunden sind. Kein Leiden gibt es außerhalb des
Lebens. Alles Leiden das es jemals gegeben hat heute gibt und morgen geben
wird, ist innerhalb des Lebens, durch Leben schlechthin bedingt. Und ein Jeder
der Leiden überwinden will haßt das Leiden oder warum will er es überwinden?
Während also der unbelehrte Mensch vom Leben mal hin und mal her gerissen ist,
durchschaut der Verständige das Leben als von Grund aus unzulänglich bzw Leidhaft
und läßt sich nicht mehr vom Leben an der Nase herum führen und immer wieder
täuschen. Diktatoren und Massenmörder lieben aber das Leben. Voller positiver
Einstellung und Begehren nach dem Leben gehen sie dabei über Leichen.