Beiträge von Benkei im Thema „Der achtsame Haushälter“

    Namaste!


    Ich denke Norberts Zitat von Paul Debes zeigt sehr gut, was ein Haushälter erreichen kann.


    Meine Ausführung war dagegen viel simpler gedacht. Eher in die Richtung, dass der Haushälter den Dharma -also den WEG- als seinen Lebenszweck/-Sinn erkannt hat und aus dieser Erkenntnis heraus von der Gier nach weltlichen und materiellen Dingen abgelassen hat. Er ist nicht mehr der Konsument, der alles haben muss, nur weil es neu ist oder weil es der Nachbar gerade neu hat; er ist für die werbetechnische Sugerierung des "haben-müssens" quasi unempfänglich geworden. Das jetzt bezogen auf materielle Dinge.


    Im Hinblick auf Triebe fällt mir Schopenhauer mit seinem "Der Mensch kann zwar tun was er will aber er kann nicht wollen was er will" ein. Die "Absicht" ist dann die bewusste Tat- bzw. Triebumsetzung, auf die man Einfluss nehmen kann. Auf den Trieb selbst kann man aber erstmal spontan keinen Einfluss nehmen - er ist da, man kann ihn unterdrücken oder niederringen (oder ihn ausleben) aber bis das vollzogen ist, ist er erstmal präsent.


    Norberts Ausführungen beschreiben ohne Zweifel einen sehr erstrebenswerten Zustand. Ich denke aber auch, dass Hanzze Recht hat - einen solchen Zustand wird man in einer Partnerschaft schwerlich erreichen, wenn der Partner nicht denselben Weg geht.


    < gasshô >


    Benkei

    Namaste!

    Silberstreif:

    Wir werden, durch die karmische Bedingtheit, in ein Daseinsbereich geboren, dem wir uns nicht entziehen können, dem wir sozusagen ausgeliefert sind. Jeglichem Wesen dem wir begegnen, jegliches Phänomen und jeglicher Situation der wir gegenüberstehen, sind doch dann letztlich ein Prüfstein, eine Prüfung für die Entwicklung und die Vervollkommnung unseres Geistes auf dem Weg zur Erleuchtung. Nun könnte man ja "einfach" Mönch werden, die besten Lehrer haben und diesen ganzen weltlichen Widrigkeiten im großen und ganzen entgehen. Jedoch wenn man zum Beispiel eine Familie hat ist das fragwürdig, da man dieser großen Schaden zufügen würde, was wohl gegen den Dharma verstoßen würde.


    Ich denke, ob das Verlassen der Familie im Einklang mit dem Dharma geschieht oder nicht, kommt auf die Umstände des Einzelfalls an.
    Lasse ich minderjährige Kinder und einen mittel-/erwerbslosen Partner zurück, dann ist das sicherlich egozentrisch und schwer mit dem Dharma in Einklang zu bringen (wenn überhaupt).
    Wenn mein Partner allerdings meine diesbezüglichen Bestrebungen kennt, und ich ihn dann verlasse, wenn die Kinder "flügge geworden sind", dann sehe ich darin kein so gravierendes Problem.

    Silberstreif:

    Sind nicht die, die in dieser Welt, voller Gier, Hass und Verblendung, versuchen den Dharma zu leben und unter Berücksichtigung des Achtfachen Edlen Pfades ihren Angehörigen Gutes zu tun, nicht auch bewundernswert und vielleicht sogar noch mutiger? Schließlich haben diese ja noch eine riesige Last mehr auf den Schultern, wie ein Mönch, der voll und ganz sich der Lehre widmen kann.
    Kann ein achtsamer Haushälter ein Bodhisattva werden?


    Sri Ramakrishna [natürlich ein Hindu-Meister, passt hier aber 1:1] sagte mal zum Thema "Weltentsagung" in etwa:
    "Wieso willst Du alles hinter Dich lassen, Deine Familie verlassen und der Welt entsagen?
    Lebe weiterhin in der Welt, als Familienvater, aber unverhaftet! Entsage geistig! Du willst die Welt verlassen? Wie soll das gehen - es gibt keinen anderen Ort, an den Du gehen könntest.
    "


    Wie Norbert schreibt, ist es dem Haushälter nicht möglich, das Höchste Ziel zu erreichen. Das ist die orthodoxe Theravada-Sichtweise.
    Aus Mahayana-Sicht (siehe z. B. das Vimalakirti-Sutra) ist es dem Haushälter ebenso wie dem Bhikkhu möglich, die Verwirklichung zu erlangen.


    Die Frage, welche Sichtweise nun stimmt, muss sich eigentlich jeder selbst beantworten. Es kommt auch darauf an, welcher Tradition man selbst folgt.
    Manche Lehrtraditionen haben gar die Trennung zwischen Mönchen und Haushältern hinter sich gelassen.


    Ich persönlich sehe das ebenso wie Ramakrishna:
    Es gibt Mönche, die haben zwar nach außen hin der Welt entsagt, aber innerlich haften sie immer noch (oder durch ihren Status vielleicht sogar noch mehr) an weltlichem Firlefanz wie Ansehen, Macht, Einfluss, Reichtum und Luxus. Manche von ihnen brechen ihre Gelübde und gestehen dies dann nichtmal ein.


    Dann gibt es andererseits Laien, die Arbeiten, Sex haben und eine Familie versorgen, die aber den Dharma in ihr Leben integriert haben und innerlich das Verlangen nach weltlichen und materiellen Dingen überwunden haben.


    Fazit: Lieber ein richtiger Laie als ein falscher Mönch!


    < gasshô >


    Benkei