Beiträge von Lotusbluete im Thema „Buddhistische Stolperfallen“

    OFFTOPIC:

    Hallo Bel,


    bel:

    Damit wir nicht aneinander vorbeireden: Was meinst Du bitte genau mit "vorherrschenden Konventionen". Und was mit "holprig"?
    Ich habe nix gegen lexikalische und grammatische Konventionen der Ausgangssprache, sondern ich meine Auslegungskonventionen, die sich an eine an bestimmte Praxis spätererer Entwicklung oder kultuelle Implikationen der Zielsprache binden - das ist nicht besonders sicher - und das ist ja wohl auch das, was Venuti aufdeckt.
    Und ich meine schlechtes Deutsch. Gutes Deutsch muß nicht unbedingt leicht konsumierbar sein, es muß aber auch nicht "holprig" im Gegensatz zu "flüssig" sein.


    Holprig: Wenn zB die Satzstruktur des Englischen oder Französischen oder in diesem Fall Pali versucht wird nachzuahmen (kann ich bei Pali natürlich nicht beurteiilen). Das kann nach furchtbar schlechtem Deutsch klingen, KANN aber so gewollt sein, um stilistische Merkmale des Ausgangstextes hervorzuheben. (Beispiel: Elberfelder Bibel) War auch mal eine beliebte Übersetzungstradition. ich stimme zu, dass man in solchen Fällen der Klarheit wegen Fußnoten einfügen sollte.


    Vorherrschende Konventionen: Die Übersetzungskonventionen, die in einer Kultur zu einer bestimmten Zeit als "richtig" empfunden werden. Heutzutage ist die Übersetzungstradition eher mittig zwischen beiden Extremen anzuordnen. Ein extremes Beispiel für zieltextorientierte Übersetzung waren zB im 17. Jahrhundert die "Belles infidèles".


    Vielleicht ist eher der Punkt, wo wir aneinander vorbeireden: Was ist nicht besonders sicher? Dass es da verschiedene Konventionen der Übersetzung gibt/gegeben hat?


    Viele Grüße


    Lotusbluete

    Hallo Bel,


    bel:
    Lotusbluete:

    und vorherrschende Übersetzungskonventionen berücksichtigen (und die können sich über die Zeit auch ändern...).


    Weniger sicher.


    _()_


    Doch, sehr sicher. Damit hab ich mir an der Uni einige Semester um die Ohren gehauen. Ein Werk darüber wäre zum Beispiel Venuti's "The Translator's Invisibility", es ist aber nur eins von vielen...


    Auch das textnahe, holprige Übersetzen hatte mit muttersprachlichwer Kompetenz weniger zu tun als mit vorherrschenden Konventionen.


    Aber das hat mit dem Thema hier nicht mehr so viel zu tun, deswegen belasse ich es dabei. Ich wollte nur einen Denkanstoß geben, nicht eine Diskussion über Übersetzungskritik lostreten.


    Viele Grüße


    Lotusbluete

    Hallo an alle,


    mich würde mal interessieren, woran diejenigen, die sich über Übersetzungsfehler beklagen, diese festmachen? Könnt ihr alle so gut Pali? Eine holprige Übersetzung muss nicht zwingend falsch sein, wenn sie sich näher am Ausgangstext bewegen möchte. Eine glatte, gefällig klingende Übersetzung muß nicht zwingendermaßen richtig sein. Ein Übersetzer kann sich auch sehr sehr nahe am Originaltext bewegen; dadurch mag das Resultat für die Zielgruppe holprig und "falsch" klingen. Er kann auch den Text an das Ohr und die Sprachbegebenheiten der Zielsprache anpassen, wodurch die Übersetzung natürlicher klingt. Hier wird aber meist freier übersetzt. Muß nicht falsch sein, ist dann aber nicht mehr sooo genau am Ausgangstext.


    Übersetzungskritik kann NIE nur anhand der Übersetzung erfolgen, sondern muss immer den Ausgangstext und vorherrschende Übersetzungskonventionen berücksichtigen (und die können sich über die Zeit auch ändern...).


    Wie gesagt, wenn ihr alle gut genug Pali könnt, um das zu beurteilen - Respekt. Ich weiß nur, dass ich's nicht kann. Aber dann sollte man bei Übersetzungskritiken sehr aufpassen, ob diese wirklich gerechtfertigt sind. Üblicherweise denkt sich der Übersetzer schon was dabei. :lol: Auch wenn ich zugeben muss, dass es tatsächlich viele miese Übersetzer gibt, finde ich, dass die Arbeit, die sie leisten, oft zu schnell als "falsch" abgestempelt wird.


    Nur so als Denkanstoß.


    Viele Grüße,


    Lotusbluete

    Hallo an alle,


    ist das streiten um einen reinen Buddhismus nicht müßig, wenn man bedenkt, dass doch jegliches Empfinden und Denken subjektiv geprägt ist? Jeder Mensch liest/versteht den Dharma doch auf seine eigene Weise, jeder findet andere Dinge primär wichtig. Wie soll man denn da auf einen 100%igen gemeinsamen Nenner kommen? Meiner Meinung nach unmöglich und meiner Meinung nach auch nicht das, worauf es ankommt. Denn das, worauf es primär ankommt, ist doch die Einbindung der Lehre in sein eigenes persönliches Leben? In die eigene Gegenwart? Also kurzum, die Befolgung des achtfachen Pfades? Oder verstehe ich das falsch?


    Bitte nagelt mich jetzt nicht auf Textstellen fest, aber ich meine gelesen zu haben, dass es laut Buddha (möge es ihn nun geben oder auch nicht) VIELE Wege zum Ziel gibt. Wieso verneinen das hier so viele? :?::?::?: Für mich klingt das sehr logisch.



    Viele Grüße,


    Lotusbluete

    lagerregaL:
    Onda:

    Wo viel Licht ist, da ist auch Schatten. Wie alle spirituellen Lehren birgt auch der Buddhismus Stolperfallen.


    Der Buddhismus in seiner reinen Form bringt keine Stolperfallen mit.
    Die Lehre ist einfach nur da, den Verständigen klar.
    Aber anstatt dass man sein verwirrtes Ego der Lehre anpasst, rückt der Unverständige den Buddhismus den kilesas entsprechend so zurecht, wie es seinem Ego gefällt.


    Hallo Lagerregal,


    du magst recht haben, dass der Buddhismus für den Verständigen keine Stolperfallen mitbringt. Aber für den Unverständigen? Der stolpert eben bei dem Versuch, sein Ego an die Lehre anzupassen... Und wer ist denn hier schon 100% verständig? :grinsen:


    Viele Grüße,
    Stefanie