Beiträge von Erdmaus im Thema „Woran erkennt man eine gute Tat?“

    sumedhâ:
    Milou:

    Übertriebenes Selbstbewusstsein ist der Feind wahrer Größe!


    ich weiss nicht wer diese weisheit von sich gab aber ich glaube dass es keine steigerung von selbst-bewusstsein geben kann.
    mir meines selbst-bewusst-zu-sein....was kann ich da übertreiben?
    :D kann nur an den feinheiten der deutschen sprache liegen die ich nicht so weit beherrsche :D


    _()_


    Hi sumi,


    unter Selbstbewusstsein wird eher verstanden, dass man sich etwas zutraut und sich nicht verunsichern lässt. Übertriebenes Selbstbewusstsein bedeutet, dass man mit geschwellter Brust glaubt, dass nichts und niemand einem das Wasser reichen kann und das man alles meistert, man unbesiegbar ist usw... (überspitzt formuliert)


    lg
    maus

    Zitat

    Übertriebenes Selbstbewusstsein ist der Feind wahrer Größe!


    Ja da stimme ich zu, möchte jedoch zugleich vor falscher Bescheidenheit warnen und füge dieses Sprüchlein an:


    Falsche Bescheidenheit:
    In dunkle Nacht wäre die Welt getaucht, wenn jeder sein Licht unter den Scheffel hielte.


    lg
    maus


    Selbstverständlich ist der Verstand begrenzt. Ich hatte nur den Eindruck du wolltest das eine gegen das andere ausspielen. So nach dem Motto: Man muss den Verstand fallen lassen, damit die Liebe anfängt. Ich denke beides muss koexistieren und sich ergänzen.

    Zitat


    Ok, sehe ich genauso. Es geht ja auch nicht um die Ablehnung des Verstandes, sondern zu sehen, dass man nicht der Verstand ist.


    Das klingt so, als sei man irgendwas anderes. Was ist man denn? Die Liebe etwa? Oder doch alles gemeinsam, oder vielleicht keines von allem?


    lg
    maus

    Raphy:
    Erdmaus:

    Wo das Denken aufhört, verliert die Liebe den Reiter.



    Oder so, auch sehr schön :)


    Nicht missverstehen: Das war eigentlich als Kritik an dem Spruch gedacht. Liebe und Verstand zu trennen ist in meinen Augen so als würde man einem gesunden Organismus ein Organ heraus amputieren. Pferd und Reiter verstand ich als Team. Ohne Pferd kommt der Reiter nicht vorran und ohne Reiter weiß das Pferd den Weg nicht. :)


    lg
    maus

    Zitat

    Auch der weiseste, erleuchtete Buddhist kann die falschen Dinge tun, weil er falsch verstanden hat, welche Handlung das Leid mindert.


    Selbstverständlich! Man stelle sich beispielsweise vor ein Erleuchteter und mehrere Personen stecken in einem brennenden Gebäude fest, dessen Gesamtheit niemand von den Anwesenden kennt. Da der Rauch bereits dazu führt, dass der Tod nahe ist, muss nun zwischen zwei Türen entschieden werden. Die eine Tür führt nach draußen und rettet alle und die andere Tür führt ins Verderben. Da die anderen Menschen in Panik geraten muss der Erleuchtete sofort eine Entscheidung treffen. Er weiß nicht welche Tür die richtige ist und wählt irgendeine. Die Warscheinlichkeit, dass seine Entscheidung alle ins Verderben führt beträgt 50% :D


    Es ist doch völlig klar, dass kein Mensch die Zukunft mit 100% Sicherheit vorhersagen kann. Daher können auch unsere Handlungen nur nach dem Maximalprinzip ausgerichtet werden. Dies bedeutet mit gegebenen Daten jene Handlung durchführen, bei der die Warscheinlichkeit am größten ist, die Leidverursachung minimal zu halten, wobei die Leidverursachung immer einem Mittelwert über einen längeren Zeitraum entsprechen sollte. Der Mittelwert ist deshalb so wichtig, weil es durchaus Handlungen gibt, welche kurzfristig das Leid massiv senken, es aber längerfristig wieder ansteigen lassen. Daher sollte der Zeithorizont der Extrapolation der Wirkungen möglicher Fallunterscheidungen entsprechend großzügig gewählt werden.


    gruß
    maus

    Zitat
    Zitat

    Und noch etwas: Ich halte grundsätzliche Werte für nicht gegeben. Dies bedeutet, dass die Welt zunächst einmal frei von Wertigkeiten ist.


    Zitat

    Wenn ein Mensch einen anderen Mensch schlägt, so bewerte ich dies als schlecht und greife ein.


    Zitat

    Für mich schwer zu verstehen....


    Der Wert als solches ist nicht da, den muss ich für mich selbst ins Leben rufen. Ich bin es ja der etwas bewertet. Die Vorstellung das ich einen Wert lediglich erkenne und nicht erschaffe lehne ich ab. Die Gewalthandlung ist zunächst mal einfach nur eine Gewalthandlung. Wenn ich diese nicht bewerte, gehe ich einfach passiv am Geschehen vorbei, denn die Gewalt und die Gewaltlosigkeit stünden dann gleichwertig nebeneinander. Genau hier kommt nun aber mein Gehirn ins Spiel, welches eine Bewertung vornimmt und dann nicht mehr passiv bleiben kann.


    Zitat

    Beim Erkennen und Fallen lassen ergibt sich das Problem nicht.


    Wenn du Gewalt siehst, erkennst du sie und lässt sie einfach fallen und gehst weiter? Du bleibst stehen und greifst ein. Du greifst nicht ein, weil du der Gewalt neutral gegenüber stehst. Du greifst ein, weil du Mitgefühl mit dem Leidenden hast und dieses Leiden als ungut bewertest. ;)


    Ich bin sehr verwundert, dass man überhaupt auf den Gedanken kommen kann, es sei anders. Aber man lernt nie aus und vielleicht bin ich ja betriebsblind!


    lg
    maus

    Zitat

    Wenn du nicht weißt, musst du dich nach Regeln, Vorgaben, Bestimmungen und deinen Assoziationen hinsichtlich der gegebenen Situationen richten. Das aber hat nichts mit der inneren Ausrichtung sprich Mitgefühl gemeinsam und deshalb ist es irreführend das Werten und nicht den Weg zur Güte und Mitgefühl zu predigen, wenn schon der Eindruck der Notwendigkeit des Belehrens entsteht.


    Mitgefühl und Wertung ist für mich überhaupt kein Widerspruch. Mehr noch: Das eine ist mit dem anderen situationsbedingt verkoppelt. Wenn ich beispielsweise sehe wie jemandem Gewalt zugefügt wird, so habe ich Mitgefühl mit diesem Menschen und die Bewertung der Gewalt fällt negativ aus, wodurch weitere Handlungen meinerseits initiiert werden um die Gewalt zu unterbinden. Da die Gewalt dem Grundsatz der Leidminimierung (den ich für mich mit dem Begriff "gut" verbunden habe) zuwiderläuft, wird er von mir mit "schlecht" betitelt. Mein Handlungsvektor richtet sich entsprechend einer Abwägung auf eine Resultierende. Die Bewertung sehe ich als Zwischenschritt zwischen Gefühl (beispielsweise Mitgefühl) und Handlung.


    Und noch etwas: Ich halte grundsätzliche Werte für nicht gegeben. Dies bedeutet, dass die Welt zunächst einmal frei von Wertigkeiten ist. Die Wertigkeit wird von mir selbst ins Leben gerufen durch meine Bewertung und diese ist immer ein Produkt meines Geistes. Daher sollten stets Gewissen, Mitgefühl und die eigene Vernunft Grundstein meiner Bewertungen sein und niemals ideologisch vorgefertigte Normen, welche von der Universalität von "gut" und "schlecht" ausgehen. Was für den einen gut ist, ist für den anderen schlecht und umgekehrt. Und manche Menschen finden es schlecht, wenn man bewertet. Auch das soll es ja geben ^^


    Zitat

    Der Buddhistischer Weg ist nicht von mir.


    Ich habe noch nie einen buddhistischen Weg gesehen, sehr wohl aber Menschen die ihren Weg gingen.


    gruß
    maus

    Zitat

    M. E. ein guter Anlass dazu, über den Unterschied zwischen Meinungäußerungen und Absurdität nachzusinnen.


    Ich würde mich freuen, wenn du deine Gedanken niederschreiben würdest und am Gespräch teilnimmst. Vielleicht kann ich ja noch etwas von dir lernen. Äußere deine Kritik doch argumentativ begründend und nicht subtil, sarkastisch konnotiert.


    Zitat

    Einen mittleren Weg zwischen dem Rechten und dem Nicht-Rechten gibt es nicht und der Unterschied zwischen beiden wird nicht anhand des urteilendes Denkens ersichtlich.


    Ich spreche nicht über Recht und Unrecht, sondern über die Sparsamkeit bei der Verwendung von Bewertungen. Ich denke Bishafu_2 zielt schon in die richtige Richtung. Das eine Extrem ist zu sagen, dass man überhaupt nichts bewertet und das andere Extrem, dass man jede Nichtigkeit bewertet und das Bewertungszentrum im Hirn dauernd anspringt. Ersteres ist meines Erachtens gar nicht möglich und letzteres ist übertrieben.


    Wenn ein Mensch einen anderen Mensch schlägt, so bewerte ich dies als schlecht und greife ein. Wenn jemand andere Klamotten wie ich gut findet, so bewerte ich das nicht. Es gilt sparsam mit Bewertungen umzugehen und diese nur zu erzeugen, wenn dies wichtig erscheint. Auch im Hinblick auf gesellschaftliche Courage und Verantwortung wende ich Bewertungen an. Ich finde Atomkraft nicht gut und gehe deshalb dagegen auf die Straße. Ich finde es nicht gut, wenn wir den nachfolgenden Generationen einen strahlenden Müllberg hinterlassen. Ich möchte nicht die Augen vor Ungerechtigkeiten verschließen. Natürlich ist dies unbequem und der Geist wird dadurch in einen gewissen Status der Unruhe versetzt. Aber für mich ist es kein erstrebenswertes Ziel mich ruhig zu stellen - ja mehr noch ich empfinde dies als pathologisch und traurig. Die Menschheit wird so nicht weiterkommen. Ich bin ein Wesen in einem sozialen Wertegefüge und möchte meine Verantwortung warnehmen.


    Ich habe gesagt, dass ich unter "gut" all jenes subsumiere, was Leid minimiert. Dies bedeutet mitnichten, dass ich damit bereits erkläre was Leid bedeutet (Ich erkläre ja auch nicht was ein Auto ist und wie es funktioniert, wenn ich sage, dass ich unter "schnell" jenes Attribut verstehe, was Autos zu eigen ist.). Ich lasse es völlig offen was die kausalen Ursprünge von Leid sind und wie sich Leid konkret manifestiert. Dies ist - wie gesagt - ein Kapitel für sich, welches ich nicht aufschlug ;)


    Ich kreiere lediglich eine Assoziation, welche zwei Begriffe miteinander in Zusammenhang bringt. Selbstverständlich ist dies mein persönliches Gedankenprodukt, welches der Quintessenz einer Kollaboration von Gehirn und Inputdaten entspricht. Das Gehirn erzeugt Leidphänomene und die darauf basierende Bestrebung dieses Leid zu minimieren, wobei dies auf Basis einer Bewertung geschieht, welche sich den Begriffen "gut" und "schlecht" bedient. Man kann von diesem Gehirn halten was man will. Es tut dies halt und befielt den Fingern den entsprechenden Text in die Tastatur zu tippen.


    lg
    maus

    Zitat

    Nein, keine Bewertung einer Bewertung (netter Kunstgriff), sondern aus der Erfahrung heraus, dass solche Bewertungen und Urteile keinen Nutzen haben.


    Die Bestimmung der Nützlichkeit basiert auf einer Prämisse und diese wiederrum auf einer Bewertung. Wenn es keine Bewertungen gibt, gibt es auch kein nützliches und unnützliches Verhalten. Alles ist dann gleich gut und verschwimmt im Einheitsbrei des Einerlei. ^^


    Das Verhalten des Buddha beispielsweise zeigt alle Charakteristika bewertenden Verhaltens. Jeder gesunde Mensch braucht ein gutes Urteilsvermögen und die Fähigkeit im Alltag bewertend zu agieren. Da kommt man nicht drumm herum. Es ist allerdings richtig, dass Sparsamkeit mit Bewertungen nicht verkehrt ist. Der mittlere Weg halt.

    Zitat

    Wenn du nicht einmal Leiden verstehst und deren Ursachen nicht siehst, ist es dann nicht etwas überheblich zu urteilen was "leidminimierend" ist?


    Wo habe ich denn darüber geurteilt was leidminimierend ist? Dies ist eine völlig andere Frage, die ich nicht anschnitt.


    lg
    maus

    Bishafu_2:

    ... und welche Wirkungen sind gut? Sollte man solche Bewertungen nicht unterlassen?

    Erdmaus:

    an den guten Wirkungen.


    gruß
    maus


    Unter "gut" verstehe ich in diesem Fall "leidminimierend".


    Zitat

    Sollte man solche Bewertungen nicht unterlassen?


    Wenn man zu diesem Schluss kommt, so auf Basis einer Bewertung der Bewertung. Allerdings beißt sich dann die Katze in den Schwanz.
    Das ist so, als wenn man das Sprechen nicht gut findet und dies ausführlich bespricht.


    lg
    maus