Beiträge von accinca im Thema „Buddhismus und Magie“

    pops:
    Fragender:

    Ist die buddhistische Religion mit der Anwendung weißer Magie in Einklang zu bringen? Ich könnte mir vorstellen, daß der Wunsch, die Realität gestaltend zu verändern, der ja in magischen Praktiken zum Ausdruck kommt, im Gegensatz zu dem Anliegen des Buddhismus steht, die angenommene Realität als Illusion zu entlarven.


    Hallo Fragender. Buddha selbst erwähnte die Erlangung "magischer Fähigkeiten" (--> Georg Grimm) als entstehende "Nebenwirkungen" auf dem Wege zum absoluten Erwachen. Er sprach sich gegen den Gebrauch dieser Fähigkeiten aus, da sie Verwirrung und falsche Vorstellungen stifteten. Desweiteren induzieren sie neuerliches Wollen (also dann: die "Lust" auf den Gebrauch dieser Fähigkeiten). Meiner Ansicht nach hast du vollkommen recht. "Der Wunsch, die Realität"...mittels 'magischer Fähigkeiten' zu ändern..."" widerspricht dem grundsätzlichen Anliegen des Buddho.
    Gruß


    iddhi = „gelungen" = psychische Macht, Magie, magische Kraft,
    Gelingen im Sprengen der Schranken der Materie; 1. der 6 abhiñña.
    Magische Geisteskräfte (iddhis) entfalten zu können gehört nach dem
    Buddha zum "Lohn der Asketenschaft" siehe D2 Sāmaññaphalasutta, Lohn der Asketenschaft

    BigR:

    Jetzt wäre es interessant zu erforschen ob man auch jenseits des Körpers Möglichkeiten hat auf Materie mit dem bloßen Willen einzuwirken.


    Nachdem nun die Physik gezeigt hat das sog. Materie nur eine Energiewelle
    darstellt bzw. ein Energiefeld ohne Kern und nichts statisches daran Existiert,
    sollte man dann schon eher fragen woraus eigentlich ein "Feld" besteht bzw.
    was ein "Feld" ist. Gehen wir davon aus, das Felder beeinflussbar sind und
    letztendlich aus virtuellen Vibrationen besteht, dann kann man sich die Antwort
    sicher leichter vorstellen. Allerdings ist die Trägheit solcher "Massenfelder" auch
    nicht zu unterschätzen. Daraus ergibt sich, daß die Beeinflussbarkeit durch Wille,
    (der selber auch nur ein virtuelles Energiefeld darstellt) in der Regel sehr
    gering sein muß und das ist in der Regel auch gut so, denn stell dir doch mal
    das Chaos vor wenn dem nicht so wäre. Die Frage ist also nicht so sehr ob man
    das kann, sondern wo man es kann. Dabei zeigt sich, daß der Wille sich selbst
    schwer tut auf die unmittelbaren Kraftfelder wie Atmung, Herzschlag, Kreislauf
    usw. Einfluß zu nehmen, insbesondere, weil sich der Wille zum großen Teil dabei
    selber im Wege steht. Die erste Übung besteht also darin, auf den Willen selber
    Einfluß zu nehmen, ihn zu beruhigen und unheilsamen Willen, Haß und Begehren
    zu mindern und ihn zu beruhigen bevor man da an andere Dinge überhaupt nur
    denken muß.

    BigR:

    Das was ich mit Magie verbinde ist die Frage inwieweit es oder ob es überhaupt möglich ist Materie durch die bloße Willenskraft zu beeinflussen. Niemand wird bestreiten, dass wir dies mittels unseren Gedanken täglich mit uns selbst anstellen. Dies hat Auswirkungen auf unseren Körper und kann beispielsweise heilsam und unheilsam sein. Jetzt wäre es interessant zu erforschen ob man auch jenseits des Körpers Möglichkeiten hat auf Materie mit dem bloßen Willen einzuwirken.


    Also nach dem Buddha ist das eine Selbstverständlichkeit.
    Allerdings nur unter bestimmten Bedingungen bzw. Fähigkeiten.
    Danach ist meistens die vierte Vertiefung die geistige Voraussetzung.
    Solange aber der Geist sich nicht einmal selber kontrollieren kann
    sondern von der eigenen Dynamik kontrolliert und abhängig ist, solange
    kannst du sowas ganz und gar vergessen und jeder Gedanke daran zeigt
    eigentlich nur wie wenig dieser Geist sich selber versteht bzw. sich kennt.
    Der Geist befindet sich bekanntlich in der Lage wie ein Mensch, der als
    Kleinkind in eine tiefe dunkle Höhle geboren wurde und dort sein Leben
    lang lebt und von Geburt auf nichts anderes kennt als diese Höhle und sie
    von daher für die ganze Welt hält und sich sagt: "so ist sie die Welt. Ich kenne sie."
    Ein Buddha ist einer dem es gelungen ist aus dieser Höhle zu entkommen und
    nun sieht wie die Welt wirklich ist und erkennt wie wenig er den anderen davon
    mitteilen kann solange sie noch ihre Höhle des Daseins für das ganze Dasein halten.
    Die anderen Höhlenbewohner sind aber von ihrer Höhle so fasziniert und überzeugt,
    daß sie sich einen nicht einmal im entferntesten vorstellen können noch wirklich
    an einen solchen glauben können. Diesem können bestenfalls die Spuren die ein solcher
    hinterläßt faszinieren.

    Kat:

    Hmm, interessant.
    Nach meiner Überzeugung gibt es die Materie und ihre Funktion.
    Das s.g. Ich ist auch ausschliesslich Materie und ihre Funktion. Ich meditiere mittels meines Hirns (also des Klumpens Materie in meinem Schädel), Gautama erwachte mittels eines Hirns.
    Aber Materie ist spannend.


    Genau darüber sprachen wir:

    Zitat

    "... Die wichtigste Erkenntnis war aber, dass sich Leute ein System nehmen und dann die Realität in das System einordnen. So wird dann dieses System zum geistigen Gefängnis und viele kommen da nie wieder heraus. Letztendlich muss man dadurch mehr Leiden als nötig! ..."


    Materialismus ist somit ein Denksystem aus Schlußfolgerungen, Hypothesen und Theorien.
    Die Lehre eines Vollendeten vom Leiden endgültig Befreiten hat da ein anderes Ziele.


    Kat:


    "Materie ist eine Sammelbezeichnung für alle Beobachtungsgegenstände der Naturwissenschaften, die Ruhemasse besitzen. Raumbereiche, die keine Materie enthalten, bezeichnet man als Vakuum. Elektromagnetische Wellen wie zum Beispiel Licht werden nicht zur Materie gezählt.


    Die einen zählen und die anderen nicht. Weit verbreitet ist heute auch die Vorstellung, das daß
    Photon sowohl eine Welle wie auch ein Teilchen sein kann. Zu sagen, das Licht keine Materie
    sei, wäre dann auch nicht ganz richtig. Allerdings wird die klassische Vorstellung von "Materie"
    tatsächlich heute als völlig unhaltbar und überholt bezeichnet. Die Vorstellung von "Gegenständen"
    welche sich berühren könnten, schwindet immer mehr, da die Energie auch bei einem Aufprall
    eines Körpers auch aus hundert Meter Höhe dazu niemals ausreicht. Nach heutiger Vorstellung
    berühren sich nur elektromagnetische Felder und virtuelle Teilchen. Mehr und mehr wandelt sich
    die Vorstellung der Physik in eine energetische Feldtheorie ohne die ursprüngliche Vorstellung
    von eigenständiger wirklicher Materie im klassischen sinne. Die zugrunde liegenden kleinsten
    Energien oder Vibrationen (strings) sollen allerdings dermaßen klein sein, daß sie niemals direkt
    beobachtete werden können. Der langen Rede kurzer Sinn, zur Leidbefreiung taugt die
    Naturwissenschaft nicht.

    Sven:


    Materialismus ist im allgemeinen Sinne ist doch eher ein Schimpfwort mit der Bedeutung Egoismus etc. und hat mit funktionierenden Modellen der Natur nichts zu tun. Viele Wissenschaftler, die funktionierende Modelle verwenden, waren keine Materialisten (weder im engeren noch im weiteren Sinne).
    Nur weil jemand einen Computer benutzt, fließend heißes Wasser aus der Leitung nutzt, eine Waschmaschine und nicht auf ein Pferd reitet um schneller voranzukommen etc. hat doch nicht den Materialismus als seine Religion erkoren. :roll: Deinen Satz finde ich manipulativ, aber nicht argumentativ.


    Wenn es so wäre wie du es darstellst, dann hättest du sicher recht.
    Allerdings hatte ich vom Materialismus gesprochen und nicht von dem
    was du dir darunter vorstelltest. In Kontext des Bezugs meiner Antwort
    bedeutet Materialismus ein Denksystem wie viele andere: Hier aus Wikipedia:
    "Der erkenntnistheoretische oder ontologische Materialismus ist eine philosophische Position, die alle Vorgänge und Phänomene der Welt auf Materie und deren Gesetzmäßigkeiten und Verhältnisse zurückführt. Auf die Frage „Was ist?“ antwortet der Materialismus: Nur Materie. Der Materialismus geht also davon aus, dass auch Gedanken und Ideen Erscheinungsformen der Materie sind bzw. auf solche zurückgeführt werden können. Er erklärt dem Menschen die ihn umgebende Welt und die in ihr ablaufenden Prozesse ohne geistige bzw. immaterielle Elemente, wie beispielsweise Gott, dessen Existenz sich mit der Methodik der Naturwissenschaft, insbesondere dem Experiment, nicht überprüfen (verifizieren bzw. falsifizieren) lässt. "


    Und hier von bpb.de
    Materialismus:
    (lat.) M. bezeichnet philosophische Strömungen, die davon ausgehen, dass die gegenständliche und die geistige Wirklichkeit ausschließlich aus Materie bestehen oder auf materielle Prozesse zurückzuführen sind. Das materialistische Denken schuf wesentliche Grundlagen der modernen Naturwissenschaften, stärkte religionskritische und philosophisch-atheistische Positionen und stellte sich gegen den Idealismus. Der M. prägte den marxistischen "historischen M.", wonach die Geschichte sich aus den Handlungen, den Bedürfnissen und Lebensbedingungen der Menschen, ihrer gesellschaftlichen und sozialen Organisation sowie ihrer politischen Verfassung ergibt ("das Sein bestimmt das Bewusstsein"). Der historische M. wurde durch F. Engels zu einer allgemeinen politisch-wissenschaftlichen Lehrmeinung, dem "dialektischen M." weiterentwickelt.

    Sven:


    Genau, deshalb sind Religionen, je mehr man sich an diese Systeme hält, natürlich auch geistige Gefängnisse (das gilt auch für andere dogmatische Ideologien). Der Schaden, der durch sie verursacht wurde, ist groß. Ich denke allein das Christentum hat uns um mindestens 1000 Jahre zurückgeworfen.


    Ein Glück das die Lehre des Buddha keine Religion ist aber Pech das der
    Materialismus auch behauptet keine Religion zu sein. :roll: