Es gibt nicht "den Buddhismus", sondern es gibt viele unterschiedliche Vorstellungen im Buddhismus, wobei manche ganz sicher "der Welt gleichgültig gegenüber stehen" und nur ihr eigenes Nibbana suchen. Manche Christen sehen sich gerne so als hätten sie alle (mehr oder minder) die selben Vorstellung von Christus, Gott und Glauben - beim Buddhismus kommt dieser komische Gedanke eher seltener auf.
Caritas, Heilsarmee und Mutter Theresa sind übrigens katholische Vorstellungen von christlicher Nächstenliebe - keine evangelischen.
Im Buddhismus kommt es nicht unbedingt darauf an was ich mache, sondern aus welchem Grund ich etwas mache. Ich kann z.B. eine Hilfsorganisation leiten, aufbauen, dafür arbeiten, damit ich mich als ein wichtiger Mensch fühlen kann. Das füttert mein Ego und ich wachse in meiner eigenen Vorstellung um 10 cm.. Aus buddhistischer Sicht ist das jedoch nicht hilfreich, denn ich verdränge damit mein tief empfundenes Gefühl der Wertlosigkeit.
Wenn ich Menschen helfe kommt es immer auf meine Motivation an. Helfe ich jemandem und erwarte ein Dankeschön oder gar eine Belohnung, dann liege ich schon voll daneben.
Zudem kann ich Menschen auch durch meine Hilfe entmündigen (wie dies in Afrika und Südamerika geschieht).
Es gibt so manche Fallstricke, die es beim Helfen zu beachten gibt und nicht alles was selbstlos und nett aussieht ist tatsächlich auch hilfreich.
Vergleichende Religionswissenschaften sind immer schwierig. Der Eine ist nicht besser als der Andere und beim Blick hinter die Fassade zerbröselt so manche liebevoll gestaltete Vorstellung von der eigenen Religion.
Wenn wir uns bewußt sind, dass unsere Entscheidungen im Leben (z.B. welchen Beruf, welche Frau wir heiraten und welche Religion wir ausüben) keine Permanenz in sich haben und weder gut noch schlecht sind, dann ist das schon mal eine ganze Menge wert.
Gruß
Bishafu
Bodo:
Mit diese Aussage wurde ich heute im Internet von einem evangelischen Christen (nach eigener Aussage mit theologischer Ausbildung) konfrontiert.
Ich habe versucht entgegenzuhalten, dass ICH persönlich der Welt gegenüber alles andere als gleichgültig bin - wenn jemand meine Hilfe braucht z. B. - und dass im Übrigen das, was im Buddhismus als liebende Güte bezeichnet wird, sogar über die Mitmenschen hinausgeht und vom Grundsatz her alle Mitgeschöpfe einbezieht (ich bin daher Vegetarier).
Was meint ihr zu der Aussage oben?
Ich habe das nicht ausdiskutieren können, vermute aber, dass man sich christlicherseits gerne auf die Schulter klopft angesichts des humanitären Engagements, das unbestritten aus dieser Religion hervorgegangen ist (gleichsam als Kompensation ihrer gewalttätigen Vergangenheit
) - von der Caritas bis zur Heilsarmee.
A propos: Gibt es eigentlich so etwas wie eine buddhistische Mutter Theresa?
Oder wird das manifeste Leid dieser Welt in Buddhismus doch vorzugsweise ins Metaphysische verlagert ("schlechtes Karma", Leiden als grundsätzliche Daseinsbedingung im Samsara), anstatt es im Hier und Jetzt aktiv zu lindern?
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