Geronimo:
Entschuldige bitte, aber das ist doch großer Käse. Du überwindest die Triebe nicht wenn du mit ihnen spielst. Als ob es da dann den einen Geschlechtsverkehr gäbe der alle weiteren überflüssig macht. Je mehr du einem Trieb nachgehst, je stärker wird er. Ob du nun eine Stunde Sex hast ohne Ejakulation oder sonstiges und dich danach ganz wunderbar fühlst, es ist komplett das Gegenteil von dem was der Buddha uns versucht hat zu lehren. Das sind einfach Praktiken von sogenannten Gurus, die von ihrer Lust nicht lassen konnten und sie prompt zur Tugend erhoben und kultiviert haben.
Lust führt immer nur zu mehr Lust, nie zu weniger. Das kannst du bei allen Sinnen erfahren.
"The war to end all wars"... funktioniert auch nicht,ob man es nun persönlich auslebt oder nicht.
Das würde ich nicht unbedingt so sehen. Ich finde man kann mit einem Trieb "herumspielen", um das dahinterliegende Leiden besser zu verstehen und sich so mithilfe der Erkenntnis davon zu lösen. Klar, wenn ich heute beginne die sexuelle Enthaltsamkeit zu üben, werde ich die Begierde nach Sexualität und das damit verbundene Leiden erkennen. Die Frage ist nur, verschwindet diese Begierde dann einfach so, wenn ich nur lange genug die Zähne zusammenbeiße?
Ich habe das selbst mit dem Alkoholkonsum erlebt. Bevor ich überhaupt mit Meditation anfing, war ich viel im Nachtleben unterwegs und habe auch gerne mit Freunden zusammen Alkohol getrunken. Als ich dann anfing zu meditieren war der Verzicht von Alkohol für mich erstmal neu und noch nicht zu 100% nachvollziebar. Ich dachte mir, ein Bier am Abend oder ein paar Gläser Wein am Wochenende kann doch nicht schaden. Hätte ich jedoch abrupt damit aufgehört, hätte ich mir das leidvolle am Alkohol nur eingeredet, die Meinung von anderen übernommen und nicht selbst die Erkenntnis gemacht. Erst mit der Zeit, als ich erkannte, dass Alkohol dem Fortschritt in der Meditation schadet und ich Alkohol trank, als ich schon achtsamer war, begriff ich langsam die leidvollen Mechanismen. Ich hatte anfangs auch probeweise "zwanghaft" auf den Alkohol verzichtet und dabei immer das Gefühl, ich verpasse etwas, es fehlt etwas etc. Erst durch die Rückfälle, erneuter Verzicht, Rückfall etc ist von Mal zu Mal das Verlangen nach Alkohl kleiner geworden, da ich begriff, dass er mir nur schadet und die erhoffte positive Wirkung nur eine Illusion ist.
Sexualität hingegen ist nicht wie Alkohol oder andere Drogen die unnatürliche Einnahme von körperfremden Stoffen. Sexualität ist ein Naturprinzip, es dient der Fortpflanzung. Von daher halte ich es für gefährlich einfach zu sagen, Sexualität ist ein "böser" Trieb, dem man entsagen muss. Sexualität steckt sehr tief in uns drinnen. Man könnte aus rationaler/wissenschaftlicher Sicht sagen, Sexualität und Fortpflanzung ist der wahre Sinn des Lebens. Selbst wenn man denk, man hätte Sexualität komplett begriffen und könne dem nun ohne Probleme entsagen, könnte es ein Irrtum sein, denn Sexualität ist mehr als nur eine schlechte Gewohnheit.
D.h. selbst bei Alkohol finde ich den zwanghaften Verzicht sehr problematisch, nur weil es jemand anders sagt. Man muss die Erkenntnis selbst machen, die Illusion dahinter begreifen. Bei der Sexualität ist der Verzicht noch viel problematischer. Man muss sich immer Fragen, verzichte ich darauf, weil ich es wirklich begriffen habe, oder mache ich es nur, um mir die Illusion eines weiten Fortschrittes auf dem Pfad einzureden. Deshalb finde ich Lehren wie "Tantra" als großen Käse zu bezeichnen, sehr weit aus dem Fenster gelehnt.
Hast du die Sexualität wirklich komplett "durchleuchtet"? Bist du dir sicher, dass Tantra nicht auch dazu beitragen kann, die Sexualität besser zu verstehen? Und dann eben die große Frage: Muss man auf Sexualität verzichten oder nicht. Gibt es nur den enthaltsamen Weg oder auch andere? Sicher kann man diese Frage eigentlich nur beantworten, wenn man selbst schon am Ende angekommen ist.