Losang Lamo:
Für mich ist es so, ich mache mich beim Verbeugen genauso klein, wie beim Kücheputzen, nämlich gar nicht.
Es ist einfach ein befreiendes Gefühl - und wer das nicht verstehen möchte, dem brauch ich es auch nicht zu erklären. 
Ich hatte darüber eine Diskussion mit einem Zen-Schüler einer koreanischen Gruppe, die Niederwerfungen betreiben. Er sagte, dass es mehr etwas sportliches hätte, das sehr erfrischend wäre. Ich denke aber, wenn es sich um Leibesübungen oder ähnliches handelt, soll man es auch so benennen. Warum?
Das Niedermachen/Brechen der Person und der danach folgende Neuaufbau ist eine der ältesten Gehirnwäschemethoden. Sie wurde schon immer beim Militär, bei Sekten, Religionen etc. verwandt. Verheerendste Resultate dieses Treibens kann man heute z. B. bei islamischen Märtyrern sehen. Aber auch unter Scientologen sind diese Techniken bekannt und das reicht mir schon vollkommen aus. Deshalb meine Antipathie gegen solche sprirituellen Übungen (dazu gehören IMHO auch extremere Formen wie Flagellantismus, auf Erbsen Knien etc.)
Wenn du dich dabei nicht klein machst, finde ich das vollkommen richtig.
Losang Lamo:
Solange man noch in "niederen" und "höheren Rängen" denkt, befindet man sich noch im völlig falschen Film. Mein Beileid.
Umgekehrt wird ein Schuh draus. Wer nicht erkennt, dass es ohne Rangordnung in einer Gemeinschaft gar nicht geht, hat nicht genau beobachtet. Das heißt aber nicht, dass der höchste Rang der beste wäre. Ein Kind, dass das Kommando übernimmt und seine Eltern tyrannisiert, ist keinesfalls glücklich darüber, braucht es doch im Gegenteil Schutz etc. und damit unbedingt einen niederen Rang.
Stell dir mal vor, in einer Schlange bei der Post, drängelt sich einer vor (mal selber ausprobieren und dabei die eigenen Emotionen beobachten. Lustiges Experiment). Wenn es ein Polizist ist, wird kaum einer murren (witzigerweise hat in einer Schlange normalerweise derjenige einen höheren Rang, der weiter vorne steht, diese Leute reagieren dann auch am gereiztesten, wären die am Ende der Schlange meist kaum reagieren), wenn es ein bekannter Schläger ist, wohl auch keiner, wenn es aber einer ist, von dem Mann vermutet, dass er gleichen oder niederen Rang hat, gibt es eine "Rangelei" (wobei Rangeleien, wo der Status der Beteiligten in etwa gleichhoch ist, für den Beobachter die interessanteste und lehrreichste Variante darstellt.) Eine Rangelei dauert genauso lange, bis einer der Kontrahenten sich geschlagen gibt und damit die Rangordnung wiederhergestellt ist.
Man kann Rangeleien eigentlich nur entgehen, wenn man versucht Menschen zu meiden. Auch durch ständiges Unterordnen (also von vornherein einen tiefen Rang zu bekleiden) ist man beteiligt, selbst wenn es so natürlich zu keiner Rangelei kommt.
Wenn du Teil einer buddhistischen Gruppe bist, versuche einmal die Rangordnung zu erkennen. Wer darf mehr reden, wessen Wort ist gewichtiger, wer sitzt neben dem Lehrer. Darfst du dich einfach auf den Platz des Lehrers setzen. Verhalte sich Neue am Anfang eher still etc. Sich diese Dinge bewusst zu machen, finde ich ungeheuer spannend und so kann sogar eine vom Inhalt recht langweiliger Abend zum Abenteuer werden.
Man sollte sich auch nicht darüber grämen, dass das so ist, sondern eher mit Interesse verfolgen. Es gibt IMHO nur eine widerliche Form der Rangelei nämlich das Mobbing. Hier sollte der Ranghöchste sofort eingreifen und dieses unterbinden (leider ist er aber oft auch selbst beteiligt).
Gruß
Sven
Nachtrag:
Ich denke wir haben aber auch verschiedene Bilder bei den Niederwerfungen im Kopf. Ich habe einmal im Fernsehen gesehen, wie eine tibetische Gruppe von Pilgern 1000km in Form von Niederwerfungen nach Lhasa zurücklegen wollte und sich dabei immer wieder in den Dreck geschmissen hatte, alles was auf dem Weg lag musste mitgenommen werden. Und ich sehe auch in der heutigen ritualiserten Form auf einer sauberen Matratze immer noch den Ursprung der Übung.