Beiträge von Alephant im Thema „Erschöpfung des Karma“

    @SGM


    Es lohnt sich für eine innere Auseinandersetzung genaueres Studium der Lehrrede.


    Es schadet wohl nicht, wenn ich einmal ein Fazit poste:


    Zitat

    22. "So sprechen die Nigaṇṭhas, ihr Bhikkhus. Und weil die Nigaṇṭhas so sprechen, lassen sich zehn Dinge berechtigterweise aus ihren Behauptungen ableiten, die Grundlagen schaffen, sie zu tadeln [4]:


    (1)"Wenn das Angenehme und der Schmerz, die die Wesen fühlen, von Taten in der Vergangenheit verursacht werden, dann müssen die Nigaṇṭhas sicherlich schlechte Taten in der Vergangenheit vollbracht haben, da sie jetzt solch schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle fühlen."


    (2)"Wenn das Angenehme und der Schmerz, die die Wesen fühlen, durch die Schöpfungsakte eines Höchsten Gottes verursacht werden, dann sind die Nigaṇṭhas sicherlich von einem üblen Höchsten Gott erschaffen worden, da sie jetzt solch schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle fühlen."


    (3)"Wenn das Angenehme und der Schmerz, die die Wesen fühlen, durch Zufall und die Natur verursacht werden, dann haben die Nigaṇṭhas sicherlich großes Pech, da sie jetzt solch schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle fühlen."


    (4)"Wenn das Angenehme und der Schmerz, die die Wesen fühlen, durch die Klassenzugehörigkeit [5] verursacht werden, dann gehören die Nigaṇṭhas sicherlich einer schlechten Klasse an, da sie jetzt solch schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle fühlen."


    (5)"Wenn das Angenehme und der Schmerz, die die Wesen fühlen, durch das Streben hier und jetzt verursacht werden, dann streben die Nigaṇṭhas sicherlich schlecht hier und jetzt, da sie jetzt solch schmerzhafte, quälende, bohrende Gefühle fühlen."


    (6)"Wenn das Angenehme und der Schmerz, die die Wesen fühlen, von Taten in der Vergangenheit verursacht werden, dann sind die Nigaṇṭhas zu tadeln; wenn nicht, dann sind die Nigaṇṭhas dennoch zu tadeln."


    (7)"Wenn das Angenehme und der Schmerz, die die Wesen fühlen, durch die Schöpfungsakte eines Höchsten Gottes verursacht werden, dann sind die Nigaṇṭhas zu tadeln; wenn nicht, dann sind die Nigaṇṭhas dennoch zu tadeln."


    (8)"Wenn das Angenehme und der Schmerz, die die Wesen fühlen, durch Zufall und die Natur verursacht werden, dann sind die Nigaṇṭhas zu tadeln; wenn nicht, dann sind die Nigaṇṭhas dennoch zu tadeln."


    (9)"Wenn das Angenehme und der Schmerz, die die Wesen fühlen, durch die Klassenzugehörigkeit verursacht werden, dann sind die Nigaṇṭhas zu tadeln; wenn nicht, dann sind die Nigaṇṭhas dennoch zu tadeln."


    (10)"Wenn das Angenehme und der Schmerz, die die Wesen fühlen, durch das Streben hier und jetzt verursacht werden, dann sind die Nigaṇṭhas zu tadeln; wenn nicht, dann sind die Nigaṇṭhas dennoch zu tadeln.


    Die hierauf folgenden Zeilen sind für mein Empfinden eigentlich die wichtigsten, weil sie die Konsequenz darstellen. Mit 1) allein kann man allerdings auch Lehren über ein Karma gemeint sehen. Was weniger am Begriff Karma selbst liegt, mehr an seiner verschiedenen aber immer konkreten und deswegen erkennbaren Behandlung und Deutung. Insbesondere in so einem Erkennensfall, der vielleicht mit skeptischen Gefühl verbunden ist, lohnt sich wohl das genauere Studium der Lehrrede und ganz besonders natürlich die Konsequenz ab 23.

    In diesem Thread geht es ja um die Erschöpfung des Karmas.

    Sind Euch eigentlich Möglichkeiten bekannt, ob und wie man zu Lebzeiten aus dem Karmakreislauf austreten könnte?


    Liebe Grüße von Schneelöwin


    Bis jemand eine lehrrede dazu findet, möchte ich dir meine Meinung dazu sagen.


    Ich denke, ich habe dazu eine gefunden. Aber ob die von dem Erwünschten Inhalt ist, ist die andere Frage. Es wurden durch den Buddha ja so einige Lehren, die es auch heute in entsprechender Form gibt, abgewiesen.


    Zitat

    2. "Ihr Bhikkhus, es gibt einige Mönche und Brahmanen, die eine Lehrmeinung und Ansicht wie diese vertreten: 'Was diese Person auch immer fühlt, ob Angenehmes oder Schmerz oder Weder-Schmerz-noch-Angenehmes, all jenes wird durch das, was in der Vergangenheit getan wurde, verursacht [1]. Indem man also durch Askese vergangene Handlungen vernichtet und indem man keine neuen Handlungen begeht, wird es künftig keine Folgen mehr geben. Mit Abwesenheit künftiger Folgen ist die Vernichtung von Handlung gegeben. Mit Vernichtung von Handlung ist die Vernichtung des Leidens gegeben. Mit der Vernichtung des Leidens ist die Vernichtung von Gefühl gegeben. Mit der Vernichtung von Gefühl wird sich jegliches Leid erschöpfen.' So sprechen die Nigaṇṭhas, ihr Bhikkhus."

    Majjhima Nikāya 101

    accinca:
    pops:


    2) ist so ein Universum tatsächlich undenkbar/unvorstellbar, nur erkennen die Leute von denen du sprichst, diese ganz simple aber doch wichtige Geschichte nicht. Gruss


    Willst du vielleicht damit sagen, daß das Konzept eines Universums
    ohne das Konzept eines sog. "Beobachters" nicht bestehen bzw. gedacht werden könne?


    Hallo accina,


    ja. Die Vorstellung eines "leeren Universums" impliziert ja wieder einen Beobachter, der dieses "leere Universum" erst denkt. Ein Universum ohne einen Beobachter kann nicht gedacht werden ;) Jede vermeintliche Vorstellung eines "leeren Universums" nimmt Rückgriff auf die Möglichkeit der Beobachtung/Vorstellung eines Beobachters dieses gedachten Universums und impliziert dessen Existenz.
    Ob ein Universum ohne einen Beobachter/Wesen existieren kann, kann empirisch nicht festgestellt werden ;) (eines der vielen Dilemmata empirischer Wissenschaft, wie du das angesichts deiner radikalen Verfechtungen der Lehre mit Sicherheit auch weißt)


    Georg Grimm steigt in seiner Rezeption der "Lehre des Buddho" (Klassiker der deutschsprachigen Buddharezeption) ebenso radikal ein: er meint, die moderne Wissenschaft hinge einem fundamentalen Trugschluß nach, und der wäre: Das Universum bedingt die Existenz der Beobachter/Wesen. Grimm sagt, nach Buddha wäre es genau umgekehrt: die Existenz der Wesen bedingt die Existenz der Welt/en.


    Meiner Ansicht nach sorgt ein vertiefteres Studium der Implikationen (für so etwas wie "Universum" ;)) der Lehre dafür, vor der Auffassung von der Bedingung eines Universums für einen Beobachter ziemlich irre kichernd den Kopf zu schütteln ;) Hierheraus stellt sich auch eine Skepsis gegenüber den grundsätzlichen Aussagemöglichkeiten der Evolutionstheorie u.s.w. ein.


    Interessant hierzu wäre, in analoger Weise gedacht, ein weiteres Ding: die Unmöglichkeit der egozentrierten Vorstellung einer Nichtexistenz". Auch hier ist der Verstand so konstruiert, daß er eine solche Vorstellung unmöglich macht. Jeder gegenteilige Einwand hierzu fußt auf einer zu grobkörnigen Schau auf die Implikationen einer oder mehrerer nichterkannter Grundannahmen der verwendeten Perspektive.


    Für jeden Menschen, der wirklich etwas wissen will (mit Sicherheit), müsste sich die Frage stellen, ob er die durch die emprischen Wissenschaften vorgegebenen Grenzen des Erkennens hinnehmen will, oder aber "Risiko geht" und den Ergebnissen der Analyse der Denkmöglichkeiten des eigenen Verstandes (im Idealfall ist das dann: reine Mathematik) traut und folgt. In einem solchen Fall wird man, vorrausgesetzt man hat eine solide Buddharezeption vor sich liegen, intellektuelle Geborgenheit in der Lehre finden.



    Gruß aus dem Frankenland

    accinca:
    pops:

    Ebenso wie ein Universum ohne einen Beobachter undenkbar ist.


    Was heißt undenkbar? Es gibt doch jede menge Leute die das denken.


    1) weisst du was ich meine, accina ;)
    und
    2) ist so ein Universum tatsächlich undenkbar/unvorstellbar, nur erkennen die Leute von denen du sprichst, diese ganz simple aber doch wichtige Geschichte nicht.


    Gruss

    ...ganz genau. Ebenso wie ein Universum ohne einen Beobachter undenkbar ist. In Grimms Rezeption der Lehre des Buddho ließt man gar folgenden Satz "Das Universum steht in deinem Kopf". Dies würde heißen: die Welten existieren in Abhängigkeit der Existenz der Wesen?


    Gruß