Die meisten kennen diesen Spruch wohl allenfalls aus Mumons Kommentar zum Koan 'Mu' (1. Präzedenzfall des Mumonkan): "Triffst du den Buddha, wirst du ihn töten. Begegnest du einem Patriarchen, wirst du ihn töten."
Natürlich zitiert Mumon hier Rinzai, und wenn man Mumons Kommentar verstehen will, sollte man die zitierte Stelle im Zusammenhang kennen. Dann beantworten sich viele Fragen von selbst und man kann sich einiges an überflüssigen Spekulationen sparen. Ich zitiere hier Rinzai Roku Abschnitt 20 und 21:
ZitatAlles anzeigenIhr, die ihr dem Weg folgt - wer in die Hauslosigkeit geht, muss den Weg studieren. Ich selbst war früher am Vinaya interessiert und studierte eifrig die Sutras und Shastras. Dann verstand ich, dass das nur Arzneien waren, um die Übel der Welt zu lindern; nur relativ gültige Theorien. Mit einem Streich warf ich sie fort, machte mich daran, den Weg zu erlernen, begann Zen zu üben und begegnete großen Lehrern.
Erst da begann mein Weg-Auge klar zu sehen und ich war in der Lage, all die alten Meister zu verstehen und das Falsche vom Wahren zu unterscheiden. Ein als Mensch Geborener weiss dies nicht von Natur aus. Aber nach langer und schmerzhafter Übung wird es eines Morgens im eigenen Körper verwirklicht.
Ihr, die ihr dem Weg folgt - wenn ihr diesen Dharma klar sehen wollt, dann lasst euch nicht täuschen. Ob ihr euch nach Außen wendet oder nach Innen - was auch immer ihr antrefft, tötet es. Trefft ihr den Buddha an, tötet den Buddha; trefft ihr die Patriarchen an, tötet die Patriarchen; trefft ihr Arhats an, tötet Arhats; trefft ihr eure Eltern an, tötet eure Eltern; dann werdet ihr zum ersten Mal klar sehen. Wo ihr nicht von Dingen abhängt, da ist Erlösung, da ist Freiheit.
Unter denen, die dem Weg folgen und von überall her kommen, um den Weg zu erlernen, gibt es nicht einen, der nicht von Dingen abhinge. Was auch immer sie mir vorbringen, ich schlage es sofort nieder. Wenn es in den Händen ist, schlage ich es in den Händen; wenn es aus dem Mund kommt, schlage ich es dort; wenn aus den Augen, schlage ich es in den Augen.
Bislang gab es nicht Einen, der auf eigenen Füßen hätte stehen können. Alle plumpsen in die Fallen der alten Meister. Ich habe keinen Dharma, ihn den Menschen zu geben; ich heile nur Krankheiten und knüpfe Knoten auf. Die ihr dem Weg folgt und von überall her kommt - versucht, nicht von irgendetwas abhängig zu sein. Nur diese Angelegenheit will ich mit euch erwägen.
Schaut - zehn oder fünfzehn Jahre lang habe ich nicht einen einzigen Menschen gefunden. Alle sind wie Dämonen, die im Dickicht oder auf Bäumen lauern, wilde Fuchsgeister. Dreckklumpen, die die Lippen bewegen, strampeln sie sich in Verwirrung ab. Blinde, alte Schurken, die schamlos die Almosen verschleudern, die sie von den Gläubigen erhalten und lauthals deklarieren: "ich bin in die Hauslosigkeit gegangen!" So sehen sie es.
Ich sage euch: da ist kein Buddha, kein Dharma, keine Übung und keine Verwirklichung. Was jagt ihr da so begierig? Eurem eigenen Kopf noch einen aufsetzen, ihr blinden Narren? Euer Kopf ist genau da, wo er sein soll. Was fehlt euch?
Ihr, die ihr dem Weg folgt - der, der da direkt vor euren Augen funktioniert, er unterscheidet sich nicht von den Buddhas und Patriarchen. Aber ihr glaubt es nicht und wendet euch zur Suche nach Außen. Lasst euch nicht täuschen. Wenn ihr euch nach Außen wendet, dann ist da kein Dharma; noch wäre irgend etwas von Innen zu erlangen. Statt euch an meine Worte zu hängen solltet ihr euch besser beruhigen und nicht weiter suchen. Klammert euch nicht an das, was geworden ist und sehnt euch nicht nach dem, was noch nicht geworden ist. Das ist besser als zehn Jahre Pilgerfahrt.