Beiträge von accinca im Thema „gier und buddhismus“

    monikamarie:
    Onyx9:


    http://palikanon.de/samyutta/sam12_70.html#s12_63
    Da steht nichts von Ekel . Oder hab ich was übersehen ?


    Stimmt, Onyx, ich kann da auch nix von Ekel finden - lediglich von Widerwillen.


    Richtig, aber natürlich gibt es die Übung der
    Vorstellung von der Widerlichkeit der Nahrung (āhārepaṭikkūlasaññā)
    in anderen Lehrreden wie z.B. in A 10. 56/57:


    Dasa imā bhikkhave saññā bhāvitā bahulikatā mahapphalā
    honti mahānisamsā amatogadhā amatapariyosānā katamā dasa:


    Zehn Vorstellungen, ihr Mönche, wenn entfaltet und häufig geübt,
    bringen hohen Lohn und Segen; sie münden im Todlosen, enden im Todlosen.
    Welche zehn?


    Die Vorstellung der Unreinheit (des Körpers), (Asubhasaññā)
    des Todes, (maranasaññā)
    des Ekelhaften bei der Nahrung, (āhārepatikkūlasaññā)
    der Reizlosigkeit des ganzen Daseins, (sabbaloke anabhiratasaññā)
    der Vergänglichkeit, (aniccasaññā)
    des Leidhaften in der Vergänglichkeit, (anicce dukkhasaññā)
    der Ichlosigkeit im Leidhaften, (dukkhe anattasaññā)
    des Aufgebens, (pahānasaññā)
    der Entreizung (virāgasaññā)
    des Erlöschens. (nirodhasaññā)


    Oder die Vorstellung:
    der Vergänglichkeit, (Aniccasaññā)
    der Ichlosigkeit, (anattasaññā)
    des Todes, (maranasaññā)
    des Ekelhaften bei der Nahrung, (āhārepatikkūlasaññā)
    der Reizlosigkeit des ganzen Daseins; (sabbaloke anabhiratasaññā)
    die Vorstellung eines Knochengerippes, (atthikasaññā)
    einer von Würmern angefressenen Leiche, (pulavakasaññā)
    einer blau-schwarz verfärbten Leiche, (vinilakasaññā)
    einer zerstückelten Leiche, (vicchiddakasaññā)
    einer aufgedunsenen Leiche. (uddhumātakasaññā)

    Erdmaus:

    Jedes Lebewesen hat Instinkte. Der Buddha war auch nur "Mitglied" einer Tierart, welche sich Mensch nennt.


    Da hat der Buddha aber trotzdem noch Unterschiede gemacht.
    Tierreich zählt nicht zu den günstigen oder seltenen Wiedergeburten
    sondern zum Abweg.

    Onyx9:

    Es gibt natürliche Instinkte und die sind keinesfalls mit Gier
    gleichzusetzen.


    Tu ich aber doch. Umgekehrt ist es natürlich richtig, das die Ursache
    für "natürliche Instinkte" Gier ist. Daher hat der Buddha auch nicht aus
    "natürlichen Instinkten" gegessen, sondern aus rationalen Erwägungen
    den Körper für seine Zwecke geeignet zu erhalten.

    Erdmaus:

    Was aber nicht bedeutet, dass er nichts mehr wollte, wobei er jedoch nicht mehr wollen musste?
    Der Buddha hat ja noch sehr aufwändige und umfangreiche (Planung voraussetzende) Handlungen vollzogen. Ist ein Buddha denkbar, der nichts mehr tut? Wenn das nicht denkbar ist, muss ein Buddha etwas tun und wäre dem Zwang unterworfen (zumindest rein Äußerlich).Versteh ich dich richtig?


    Es ging um die Befreiung von sowohl emotionaler als auch geistiger Abhängigkeit.

    Erdmaus:
    accinca:

    Andererseits sollte man natürlich nicht ins Paradoxe
    verfallen und das Begehren die Gier zu Überwinden auch Gier nennen.


    Dem Wesen nach ist diese "Gier" aber nicht anders. Im Geist formt sich der Gedanke an ein Ziel und das will man erreichen/haben. Man will etwas haben, weil man es für leidvermindernd hält. maus


    Natürlich wird mit dem Willen des Wille überwunden, aber Gier
    würde ich dazu nicht sagen. Gier ist ja was emotionales. Der Wille
    sich davon zu befreien entsteht aber aus einer Einsicht.

    darkwave:

    ich versteh dich richtig, in letzter konsequenz meinte buddha ein sehr extreme form von nicht-gier?


    Es sprach von der Befreiung von der Gier.
    Das ist vom Standpunkt eines "normalen Wesens"
    das Extremste was man sich vorstellen kann.

    [quote='Erdmaus']Du verstehst mich falsch. Der Buddha hat einen halben Subkontinent bewandert, eine Weltreligion gegründet und vieles bewirkt. Er war kein willenloser "Zombi", der nur emotionslos dasitzt und Nahrung isst/ausscheidet und dann nach dem Verfallsdatum seines Körpers einfach nur tot umfällt. Ich bin mir sicher, dass wir da gar nicht im Widerspruch sind und uns nur falsch verstehen.


    Zumindest habe ich es anderes formuliert.
    "willenloser "Zombie" war auch nicht meine Formulierung,
    aber er hatte den Willen überwunden bzw. den Geist davon befreit.
    Was heißt das? Es heißt, das er den Zwang zum Wollen
    überwunden hatte.
    Der "normale" Mensch denkt natürlich er hätte die Fähigkeit
    zu wollen. In Wahrheit unterliegt er aber den Willenszwang fast
    wie ein Zombie. Davon hatte sich der Buddha befreit.

    Erdmaus:

    Manche Leute meinen sogar, dass die Emotionen komplett "vernichtet" werden müssen (bloß nicht mehr lachen! allerhöchstens noch Lächeln). Ich frage mich, ob sowas nicht in ein bedenkliches Extrem führt (Fast schon wie in einer Sekte, in der man Hirnwäsche betreibt).


    Auf alle Fälle führt das zu einem Extrem (in gewisser Hinsicht).
    Wer glaubt denn auch Nibbāna wäre vom weltlichen Standpunkt aus kein Extrem?
    Ich würde sagen Extremer geht es nimmer. So betrachtet ist Nibbāna das aller
    extremste Extrem überhaupt.

    Erdmaus:

    Das Problem, welches hier aufscheint ist meines Erachtens die Verwendung des Begriffes. Die Gier ist eine Umschreibung für eine extreme Form des Habenwollens.


    Mann kann den Begriff der Gier (wie auch des Leiden) sehr eingeschränkt
    nur für die Extreme benutzen. Dann trifft es aber auch nur eingeschränkt
    auf die Lehre des Buddha zu. Andererseits sollte man natürlich nicht ins
    Paradoxe verfallen und das Begehren die Gier zu Überwinden auch Gier
    nennen. Da sollte man sich dann doch entscheiden von was man reden
    will, von Gier, oder der Gier Überwindung?

    Erdmaus:

    Wenn ein Mensch seine Neugier verliert, emotionslos wird und nichts mehr will, dann ist das ja so, als hätte man einen biologischen Roboter/Zombi vor sich, der nur noch auf der Welt ist um bescheiden seine Nahrung aufzunehmen und dann irgendwann zu sterben. Schauerliche und trostlose Vorstellung (Meines Erachtens eine Fehlinterpretation der Lehre). Der Buddha war jedenfalls nicht so, denn sonst hätten wir nie von ihm gehört.


    Was ist daran "schauerlich und trostlos" und warum?
    Ich will es dir sagen: Es sind deine Vorstellungen davon.
    Der Buddha sagt es anders:
    "Den Tod bedenk' ich ohne Angst,
    Das Leben läßt mich ohne Lust:
    Geduldig trag' ich ab den Leib,
    Gewitzigt weise, wissensklar." D 23


    Genau so war der Buddha denn sonst hätten wir nie von ihm gehört.
    Denn wenn er nämlich einer gewesen wäre wie du ihn dir vorstellst, wäre er
    nur einer von Milliarden neugierigen unbescheidenen gewesen. Von so einem
    hätte man heute nichts mehr gehört.

    mukti:

    Diese Kritik scheint mir nur legitim wenn der Kritiker selber alles Weltliche aufgegeben hat.


    Nicht einmal dann. Es gibt zwar welche die sagen der achtfache
    rechte Weg wäre keine Stufenfolge, aber das ist nur ein Wahrheit
    in bestimmter Hinsicht aber keinesfalls in jeder Hinsicht.

    darkwave:

    du meinst wenn ein brahma einen beinbruch erleidet geht er nicht ins spital, sondern sieht das als schicksal an. na wenn er das will, die kosten für die versicherungen sind eh zu hoch, sehr sozial der mann.gruss zenbo


    Ins Spital? wegen eines Beinbruchs? Aber nur ein Tag,
    den Rest kann er auch zu hause ausheilen oder in der Obdachlosigkeit..... 8)