Beiträge von void im Thema „Buddhistischer Realitätsverlust in Tibet‏‏“

    Ich glaube es ist möglich, die Geschichte auch so zu erzählen, dass sie weder das eine noch das andere verklärt.


    Das alte Tibet war ein feudalistisches System, d.h eine kleine Minderheit von Familien herrschte über einer grosse Anzahl von analpabetischen Bauern. Es gab Leibeigenschaft und auch Sklaverei. Die Klöster haben es sicher nicht ausgesucht in einem feudalen System zu existieren aber sie haben sich darin als geistliche Herren neben weltlichen gut eingerichtet. Während man die weltlichen Bedingungen quasi als gegeben ansah, sah man sich mit der nach eigener Ansicht viel wichtigeren Aufgabe betraut, den Dharma zu lehren und die Ausbildung von geistigen Qualitäten nachzugehen. Im chinesischen Kommunismus keimte dagegen das Erbe der farnzösischen Revolution und der Aufklärung, ,dass gesellschaftliche Verhältnisse nicht rein geben sondern änderbar sind. Dabei sah man sein allererstes Bestreben darin, materielle Bedingungen zun ändern und die Grundbedürfnisse der Menschen zu befriedigen. Aus so einer Warte war das alte Tibet eine Gesellschaft, in der -mit spiritueller Verbrämung - die Grunditeressen der Vielen den Interessen der reichen Grundbesitzerkaste untergerordnet wurde. Das Primat der materiellen Grundbedürfnisse über alle anderen, wurde von den Kommunisten mit unglaublicher Gewalt gegen Mensch, Kultur, Religion und soziale Ordnung durchgesetzt. Der junge Dalai Lama sah all dies heraufdämmern. Aus seiner Sicht wäre es wohl sinnvoll gewesen einen Kompromiss zwischen alt und neu einzugehen. Also das Feudalsystem aufzugeben und zu einer menschlicheren Kompromiss zu gelangen. Aber gerade weil Tibet bisher so gut damit gefahren war, sich nicht zu öffnen, prallten die Gegensätze nun in einer extremen Weise aufeinander.


    Es ist sicher nicht sinnvoll diese Polarität aufrecht zu erhalten. Mit exilierten Tibtern das feudalistische System als ein perfektes Shamblah zu betrauern. Oder das alte Tibet als ganz und gar reaktionär zu verteufeln. Es ist Schade, dass buddhitische Traditionen und Moderne in Tibet so wenig Zeit bekamen einanader kennenzulernen und gangbare Kompromisse einzugehen. Gerade deswegen erscheinen sie uns so unvereibar, dass wir und genötigt sehen eine Partei zu ergreifen. So erscheint es ja, all würden Klöster automatisch feuale Leibeigenschaft bedeuten und als wäre Dharma mit modernen Schulwesen nicht vereinbar. Als müsste man zwischen Kindersterblichkeit und Befreiung wählen. Zwischen feudaler Tradition und kommunistischem Betons.

    Die Faszination die Tibet ausübte, ja vor allem darin, dass sich in Tibet durch seine abgeschiedene Lage und seine extremen klimatische Bedingungen archaische Verhältnisse erhalten hatten. Wenn es in der Schweiz ein Hochplateau gegeben hätte, in dem die Bauern auf Bergäckern erbärmlich leben wie vor hunderten Jahren, dass wäre es sehr wahrscheinlich dass sich in so einem Klima auch religiöse Traditionen von damals erhalten hätten. Die Rückständigkeit kommt also weniger aus dem Festhalten am religiösen Formen sondern die Umgebung sorgte dafür, dass Institutionen in dieser Form überdauerten. ( Das sagt nichts über den Inhalt der Tradition aus )


    darkwave:

    ebenfalls bestätigte sie meine ansicht das wohl allianzen möglich gewesen wären, und vor allem das tibet auf einem haufen bodenschätzen sass, das hätte man natürlich zu geld machen können.


    Der Konservatismus und die Rückständigkeit waren ja lange Zeit auch genau das, was Tibet half. Was es davor bewahrte, dem Heisshunger europäischer Imperialisten und Kolonialismus zum Opfer zu fallen. Engländer, Russen und Deutsche lauerten doch geradezu danach, Tibet zu "erschliessen". Durch seinen Rückzug von der Moderne gelang es Tibet diese Gefahren so gut wie möglich abzuhalten um dann als reife Frucht dem nicht-europäischen Kolonialisten in die Hände zu fallen.