Namaste!
BigLebowski:Im Übrigen denke ich persönlich, die „Verehrung“ von Shakyamuni ist ok, im Sinne davon dem Stifter des Buddhismus zu respektieren. Seine Statuen anzubeten finde ich mehr gaga, als einem lebenden Vertreter des Buddhismus nachzueifern, egal welchem von o.g.
Was verstehst Du unter "anbeten"?
Seine Praxis vor oder in Gegenwart einer Buddhastatue zu verrichten ist für manch einen wahrscheinlich sinnvoller, als dies vor oder in Gegenwart eines Ausdrucks von fremden Schriftzeichen zu tun.
Die Statue dient als Verkörperung des ersten Aspekts der Drei Kostbarkeiten, zu denen wir Zuflucht nehmen; universeller verkörpert sie sogar alle Drei Kostbarkeiten.
Diesen Platz kann wohl auch der Gohonzon einnehmen, zumal er ja den Buddha [bzw. mehrere Buddhas], den Dharma [hier verkörpert durch das Daimoku] und die Sangha [hier dann die Versammlung während der Zeremonie in der Luft] beinhaltet.
BigLebowski:Jaaaaa, ich habe das Lotos-Sutra gelesen. Diese Frage als getarnte Unterstellung gehört wohl in die Rubrik „Psycho-Gequatsche“. Egal. Ich habs gelesen. Ich fands schwer. Ich brauchte mehrere Anläufe und es zählt in seiner Ausführlichkeit auch nicht gerade zu meiner Bettlektüre. Aber ich wollte es mir nicht nehmen lassen, falls mich mal jemand fragt, ob ich es gelesen habe...
Eine Unterstellung lag mir hier fern. Da im kleinen blauen LIturgie-Büchlein [Gongyo] nur Auszüge aus Hôben und Nyoraijuryohon enthalten sind [keine Angst, die Nichiren Shû hat in ihrem "Liturgy of Nichiren Shu"-Büchlein auch nicht viel mehr aufgenommen] interessierte mich einfach, ob man sich die Mühe macht, das - wirklich recht schwerverdauliche - Lotos-Sutra zu lesen und zu verinnerlichen.
BigLebowski:Nein. Ich habe es nicht mit anderen Sutren verglichen. Ich habe einen Job, Familie, Freunde, Hobbies und schreibe nachts Forum-Beiträge. Und?
Nix und. Wie die Frage davor war es eben genau dies: - eine Frage!
Über die individuelle Zeitgestaltung brachen wir hier wohl nicht sprechen / schreiben.
BigLebowski:Der gute Nichiren ist sicher ordentlich verletzt worden. Jemand der so ausführlich seine verpaßte Hinrichtung bejammert und sein Exil auf einer Insel als großes Leiden schildert, konnte sich wohl niemals verletzt genug gefühlt haben.
Naja, dass hatten ihm dann wohl einige Zeitgenossen voraus, die trotz Leid, Verfolgung und Verbannung nicht soviel geklagt haben...
Aber dies sollte auch kein Angriff auf Nichiren sein, sondern gegen seine kriegerische Haltung anderen buddhistischen Lehrauffassungen gegenüber; eine Haltung, die nach meiner Empfingung so weiterhin in der SG und der Nichiren Shôshû zur Doktrin gehört.
BigLebowski:Nun zu den Fragen:
Vorab, ich habe keine buddhologische Ausbildung genossen, mein kleines Buddhimum nicht gemacht und keinen Sutra-Führerschein, was mir somit die Hosen runter läßt und mich als totalen Laien darstellt.
Ich denke die meisten hier sind Laien wie wir; die wenigsten hier haben wohl ihren Magister in Buddhologie oder Vergleichbares. Einige der werten Mitschreiber haben wohl sogar den gesamten Pali-Kanon gelesen und teilweise verinnerlicht - dafür mein Lob, meinen Respekt und meine Anerkennung!
BigLebowski:Die Frage verstehe ich schon nicht. Gibt es eine Instanz, die einem zum Buddha ernennt? Oder fängt einem plötzlich an der Kopf zu leuchten? Nichiren bezeichnet sich selbst als Buddha. Und im übrigen jeden anderen Menschen auch. Somit ist er genauso Buddha wie Du und ich.
Mir konnte noch niemand die Gosho-Stelle nennen, wo Nichiren sagte, dass er der oder ein Buddha sei; das steht immer nur in den kommentierenden Anmerkungen, und die sind diesbezüglich aus meiner Sicht aus der Luft gegriffen.
Es besteht ein großer Unterschied darin zu sagen, alle Wesen hätten Buddha-Natur und zu sagen man sei selbst (der) Buddha. Buddha-Natur kann diesbezüglich als Potenzial aufgefasst werden, während das Buddha-sein wohl eher impliziert, dass man geistig der letzten der Zehn Welten am nächsten steht, bzw. diese sogar verkörpert.
Nichiren selbst sah sich da wohl eher als "Bodhisattva Jôgyô" - also keineswegs als vollendeten Buddha, wie man Shakyamuni im allgemeinen ansieht.
Was Deine Abneigung und Ausführungen gegen Priester / Mönche / Pfaffen anbelangt, so muss ich klarstellen, dass es im japanischen Buddhismus grundsätzlich dem Klerus erlaubt ist zu Heiraten - was viele Geistliche dann auch tun. Das Zölibat wurde in der Meji-Zeit allgemein abgeschafft, wobei es ggf. einzelne Schulen oder Linien geben mag, die es wieder eingeführt haben; und es gibt natürlich Einzelpersonen, die für sich entsprechende Gelübde annehmen (und dafür dann nach Taiwan, Korea oder Sri Lanka reisen, wo das noch üblich ist) - aber das sind eben Ausnahmeerscheinungen.
Die meisten Priester in Japan leben wohl nur während ihrer Ausbildung zölibatär (so hoffe ich ), danach stehen sie einem Tempel samt Gemeinde vor, ganz wie unsere evangelischen Pfaffen. Sie stehen also "mitten im Leben", nur das sie mit ihrer Berufung ihren Lebensunterhalt bestreiten. [Dafür werden sie übrigens von orthodoxerer Seite häufig angeprangert; manch einer weigert sich einfach zu akzeptieren, dass buddhistische Geistliche Geld und Güter besitzen dürfen und sogar Familienväter/-Mütter sein können].
Die japanischen [oder aus japanischen Traditionen stammenden] buddhistischen Priester, die ich kennengelernt habe, standen jedenfalls alle mitten im Leben - selbst wenn der ein oder andere davon Jahrzehnte im Kloster gelebt hat [Klöster sind hier dann im Gegensatz zu "gewöhnlichen" Tempeln als Orte zu sehen, wo mehrere Geistliche gemeinsam leben und ihr Leben der Praxis widmen, wofür sie, zumindest zeitweise, auf ein Familienleben verzichten].
Soviel zur Klarstellung.
Ich wünsche Frohe Ostern & Dicke Eier!
< gasshô >
Benkei