Beiträge von Lirum Larum im Thema „Anhaftung und Bindung“

    Na, Bakram, nun, indem Du bel so vehement zustimmst, hast Du Deinem eigenen Posting von Seite 1 aber vehement widersprochen, meine ich. :)




    bel:

    Die Frage zielt auf das wohl größte Mißverständnis im Dharma, und zwar deshalb, weil sie auf die fundamentalste Komponente unseres Seins zielt.
    Anatta bedeutet zwingend: nur aus Beziehungen - also aus Verbindungen bestehend, und nicht aus "Eigenem". Wir haften auch nicht an Beziehungen an, sondern höchstems an dem, von dem wir meinen, wie diese Beziehungen für uns selbst seien sollten - und nicht zulassen, was sie sind, oder sein könnten. (...)


    _()_


    Demnach bedeutet "Anhaften" anders übersetzt "Egoismus" und ist in keiner Weise das Gleiche wie Bindung.

    peema:

    (...)


    Ich habe im Laufe der Jahre bemerkt, dass durch die Beschäftigung mit der Lehre meine Liebe zu meinen Kindern nicht weniger geworden ist, sich aber doch geändert hat: Je mehr sich mir das Wissen um das "Nicht-ich" erschließt, kann ich -stückchenweise- die Welt immer mehr von einer Warte aus sehen, die nicht beurteilt, die erst einmal wahrnimmt. In Bezug auf meine Mitmenschen und gerade auch in Bezug auf meine Kinder bedeutet dies, dass ich sie immer mehr einfach "sein lassen" kann, mich weniger aufdränge (um meine Vorstellungen durchzusetzen). Insoweit würde ich schon sagen, dass ich hier immer weniger "anhafte", "gebunden" bin ich aber natürlich an meine Kinder schon deswegen, weil diese aufgrund ihres Alters noch von mir in vielerlei hinsicht (auch emotional) abhängig sind (wobei ich es als eine wichtige Aufgabe von mir ansehe, sie in eine äußere und aber gerade auch innere Unabhängigkeit zu begleiten). Außerdem werde ich als Mutter meine Kinder sicherlich in diesem Leben -bei allem Bestreben nach weniger Anhaftung- immer lieben. Für dieses "Gebundensein" habe ich mich bei meinem Wunsch nach Kindern damals entschieden (auch wenn ich da noch nichts von der Lehre Buddhas wußte); Buddha hat diesbezüglich ja auch immer wieder zwischen "Haushälter" und "Hauslosigkeit" unterschieden.


    LG peema


    Liebe peema,


    sowas mach ich ganz selten, aber hier in diesem Zusammenhang danke ich Dir explizit und sehr für diesen schönen, hilfreichen Beitrag.
    Du fasst es hier zusammen, wie es für eine buddhistische Mutter eben ist: Bindung und Anhaften sind nicht identisch, wie Bakram in meinen Augen irrtümlich meinte.
    Die Bindung besteht, man trägt die Verantwortung und macht das alles nicht zu seinem persönlichen Spaß. Und da ist dann eben die Preisfrage, was man im Inneren daraus macht.
    Wenn man die Anhaftung löst, was für mich Lassen und Zulassen bedeutet, führt das zu Gleichmut und wachsendem Mitgefühl. Die an mich gebundenen Menschen profitieren stark davon.


    LG, LL



    Gut gebrüllt, Löwin! :)
    :lol:

    Eine aushaltbare Bindung muss ohne viel Anhaftung auskommen.
    Wer klammert, drückt jede Beziehung und Partnerschaft tot. Meine Meinung. Das Geheimniss, wie man es auch auf Jahre miteinander aushalten kann, ist, den anderen zu LASSEN. Das ist eine Art Loslassen.


    Natürlich, solange man gebunden ist, wird dies nicht ohne ein gewisses Maß an Anhaftung möglich sein. Wenn der andere irgendwie für immer fort sein wird, dann ist das bestimmt niemandem egal. Aber dieser Punkt wird unweigerlich irgendwie irgendwann kommen. An den Gedanken kann man sich gleich von Anfang an gewöhnen.
    Vielleicht fällt es dadurch ja auch leichter, den anderen so wertzuschätzen wie er ist, ihn nicht ändern zu wollen und ihm sein eigenes Leben zu gönnen.