• void:


    Diese Polarität zwischen Reinheit und Unreinheit, reinem Geist und unreiner Materie sehe ich auch im Trikaya-Konzept angelegt. ( Auch wenn es z.B im Herzsutra oder in der tantrische/yogischen Praxis explizit versucht wird die Differenz rein/unrein zu zerschlagen)


    interessant, könntest du das erläutern?


    ich sehe die kayas nicht unbedingt so sehr als konzept, sondern als eine erfahrbare wirklichkeit von körper, seele und geist. die kayas gilt es in meinen augen nicht zu reinigen, sondern zu beherrschen, d.h. verstehen, und zwar auf der grundlage, dass sie einander bedingen.
    aber ich bin da auch noch nicht so weit vorgedrungen, das sind meine anfänglichen vermutungen.


    ich würde es übrigens mal spannend finden, wenn man das ganze christlich adaptiert. d.h. guru ist jesus, yidam ist der heilige geist und der dharmakaya ist eben gott. man könnte auch eine dakini praxis mit maria machen.. da gäbe es sogar die schwarze maria, als eine zornvolle emanation.
    wer weiß, vielleicht ist das sogar die eigentliche christliche spirituelle praxis, die aber in klöstern geheim gehalten wird.


  • Das Trikaya-Konzept lässt sich durchaus auf das Trinitäts-Konzept übertragen - aber auch auf das Dao - und über das Weibliche kommt dann auch eine Art Quaternität hinzu - Dakini, Maria, Mara - das sind aber Spielchen und diese Spielchen verlieren ihren Reiz durch die Entreizung .....
    oder durch das Fallenlassen von Körper-Geist. Das "Seelische" braucht allerdings immer diese Spiele, weil es diese Art Nahrung braucht.


    Durch eine Dreier-Form entsteht aus einer Polarität eine neuen Dynamik, die nicht mehr berechenbar ist - siehe das sogenannte "Drei-Körper-Problem" - und wir erhalten durch solche Körper chaotische Systeme.
    Das Reine ist im Unreinen - und das Unreine im Reinen - Nagarjuna hat sich dazu in seinem Kapitel 23 "Irrtum" geäußert - das Reine existiert nicht unabhängig von der Vorstellung des Unreinen - und umgekehrt - folglich lässt sich das Reine/Unreine nicht finden. In der Leere gibt es kein Bewusstsein, das irgendetwas erkennen könnte, da Bewusstsein auch leer ist - nicht zu finden.

  • Aiko:


    Das Reine ist im Unreinen - und das Unreine im Reinen - Nagarjuna hat sich dazu in seinem Kapitel 23 "Irrtum" geäußert - das Reine existiert nicht unabhängig von der Vorstellung des Unreinen - und umgekehrt - folglich lässt sich das Reine/Unreine nicht finden. In der Leere gibt es kein Bewusstsein, das irgendetwas erkennen könnte, da Bewusstsein auch leer ist - nicht zu finden.


    :!:


    In der Leere wird es aber Wahrnehmung geben, da sonst Leere nicht "erkannt" werden kann.


    alles leer :!:


  • Guter Einwand - aber "Leere" wird nicht erkannt. Erkannt wird "dass die fünf Skandhas leer sind" - so heißt es im Herz-Sutra - erkannt wird die Bedingtheit aller Form. Das wird als ein Abfallen erfahren - wie wenn da ein Schleier wegfällt - was aber wirklich wegfällt ist das Begehren.


    • Offizieller Beitrag
    raterZ:

    ich sehe die kayas nicht unbedingt so sehr als konzept, sondern als eine erfahrbare wirklichkeit von körper, seele und geist.


    Auch ein Thervada-Praktizierender erfährt, seinen Geist und seinen Körper ebenso wie er die unterschiedlichsten Vertiefungstufen (jhanas) erfährt. Hier eine Auflistung. Viele dieser Vertiefungszustände würdes du wahrscheinlich mit den beiden höheren Kaya in Verbindung bringen, da das das Vokabular ist, mit dem man in deiner Tradition an die Sache herangeht.


    Aber es gibt dann doch einen grossen Unterscheid, ob man davon spricht, bestimmte "Vertiefungen" erreicht zu erhaben, oder ob man das wo diese Vertiefungen stattfinden, als einen "Dharmakaya" bezeichnet. Während ersteres noch ein ganz praktischer/technischer Begriff ist, ist zweitere eine Verallgmeinerung, die eine ganze Kategorie höherer Erfahrung zusammenfasst und als einen Körper bezeichnet.


    Wogegen ja nicht zu sagen ist, so lange man noch versteht, dass es eine Metapher ist. Metapher könenn einem ja leicht entgleiten und ein Eigenleben führen. ( Als Jesus sagte "das Reich Gottes ist mitten unter euch" meinte er ja wohl auch eher einen spirituellen Zustand als ein jenseitiges Himmelreich, mit Petrus and der Tür. )

  • Aiko:


    Weil es nichts zu erreichen gibt, leben Bodhisattvas Prajna Paramita und ihr Geist ist unbeschwert und frei von Angst.


    Befreit von allen Verwirrungen, allen Träumen und Vorstellungen, verwirklichen sie
    vollständiges Nirvana.


    Das ist aber mehr als nur der Wegfall von Begehren.
    Nur das Weg"fallen" von Begehren wäre (mir) einfach zu wenig.

  • Aiko:

    Zitat

    Das Trikaya-Konzept lässt sich durchaus auf das Trinitäts-Konzept übertragen.


    Wenn du magst. Allerdings bezieht sich Trikaya im Zen-Buddhismus immer auf das Inneliegende und das Hier&Jetzt,
    während Trinitäts-Konzepte sonst nach Außen projeziert werden.

  • Jikjisa:

    Aiko:

    Zitat

    Das Trikaya-Konzept lässt sich durchaus auf das Trinitäts-Konzept übertragen.


    Wenn du magst. Allerdings bezieht sich Trikaya im Zen-Buddhismus immer auf das Inneliegende und das Hier&Jetzt,
    während Trinitäts-Konzepte sonst nach Außen projeziert werden.


    Wenn du meinst.

  • Peeter:
    Aiko:


    Weil es nichts zu erreichen gibt, leben Bodhisattvas Prajna Paramita und ihr Geist ist unbeschwert und frei von Angst.


    Befreit von allen Verwirrungen, allen Träumen und Vorstellungen, verwirklichen sie
    vollständiges Nirvana.


    Das ist aber mehr als nur der Wegfall von Begehren.
    Nur das Weg"fallen" von Begehren wäre (mir) einfach zu wenig.


    Der Witz ist gut.


    Aber es wird ja auch etwas entfaltet, dieses Begehren - dreifach entfaltet -
    das sinnliche Begehren (kāma-tanhā),
    das Daseinsbegehren (bhava-tanhā)
    das Selbstvernichtungsbegehren (vibhava-tanhā).


    Und dann gibt es noch die 10 Fesseln - ....... :lol:

  • @ Void:

    Zitat

    Denn auch wenn der Dharmakaya das "unbedingte und unegschaffene" beschreibt, ist das Trikaya-Konzept ja ein Konzept mit seiner eignen Geschichte. Und ein Konzept kann man ja für alles möglche benutzten.


    Nennen wir es doch einfach mal ( heiliges ) Sinnbild, anstatt Konzept. Wenn du gestattest ;)
    Trikaya steht natürlich auch für Sila/Metta, Samadhi/Bojjhanga, Prajna/Panna. Und Buddhagosa schwärmt im Visuddhi Magga von
    den ( auch körperlichen ) Merkmalen des Buddha:
    ‚, Full of splendor and virtue, incomparable and fully enlightened."

    2 Mal editiert, zuletzt von Anonymous ()

    • Offizieller Beitrag
    Jikjisa:

    @ Void:

    Zitat

    Denn auch wenn der Dharmakaya das "unbedingte und unegschaffene" beschreibt, ist das Trikaya-Konzept ja ein Konzept mit seiner eignen Geschichte. Und ein Konzept kann man ja für alles möglche benutzten.


    Nennen wir es doch einfach mal ( geheiligtes ) Sinnbild, anstatt Konzept. Dann erübrigt sich auch diese Paranoia.


    Wahrscheinlich meinst du mit Paranoia eine misstrauische und kritische Haltung. Die bei so schönen und ehrwürdigen Lehren wie dem Trikaya, diese nicht einfach mal sein lassen kann, sondern gleich nach dem "Haar in der Suppe" sucht, wie und wo dieses schöne, geheiligte Sinnbild missbraucht wird.


    Man kann sich ja auch im Bezug auf das alte Tibet an eine wunderschönen Landschaft und heilige Männer denken und sich daran freuen . Oder seinen Blick auf die feudalen Ungerchtigkeiten und die barabarischen sozialen Zustände richten une einen auf Bedenkenträger und Rebell machen.


    Ich denke halt, wohl auf die zweite Art. Und sehe Buddhismus wohl auch als einen Prozess der Dekonstruktion, bei der schöne Schein zerschlagen wird und sich unterhalb der bequemen und einfachen Illusion die sperrige und kompliziersten, realen Verhältnisse auftun.

  • Ja, Geistformationen und Gemütsregungen können einem schon sperrig und kompliziert vorkommen; dem Begehren und der Lust liegt nichts recht. Da Buddha die Skandha aber als machtlos und "nicht-mein" bezeichnete, ist ein Bildersturm wenig sinnvoll. Auch das Zerschlagen von Buddhafiguren hilft da nichts, wie ich an meinem Nachbarn sehe. Gemütserlösende Güte, Mitleid, Mitfreude, Gleichmut dagegen ist unabdingbar für den Pfad; es heißt, dies reinigt von Befleckungen und es ist gut möglich, daß einem Geist und Gemüt dann nicht mehr so sperrig und kompliziert vorkommen. ;)

  • raterZ:

    natürlich ist es ein konzept


    raterZ:


    ich sehe die kayas nicht unbedingt so sehr als konzept


    Hm.
    Sagen wir mal so:
    Es wird zuerst (als unglaubwürdiges dann glaubwürdiges) Konzept empfunden - dann 'tatsächlich real' erfahren - und dann als Konzept abgelegt
    (Analogie: Berg, nicht mehr Berg, wieder Berg)
    Du nimmst den Pickel um auf den Gipfel zu kommen. Manche haben es auch mit Seil gemacht.



    Zitat

    die kayas gilt es in meinen augen nicht zu reinigen, sondern zu beherrschen

    zuerst putzen, dann herrschen



    Zitat

    ich würde es übrigens mal spannend finden, wenn man das ganze christlich adaptiert....

    mit der Erfahrung kannst du es (mit gutem Willen) an alles adaptieren. (inkl. der Zeugen und der Scientologen). Du musst halt umdeuten und die Zwischenräume (richtig) füllen.

  • Zitat

    die kayas gilt es in meinen augen nicht zu reinigen, sondern zu beherrschen


    oder sie vielleicht als die einem schon immer eigene natürliche Seinsweise zu erkennen?

    Kein "Ich" - keine Probleme.

  • Zitat

    Geistformationen und Gemütsregungen können einem schon sperrig und kompliziert vorkommen;


    Da Buddha die Skandha aber als machtlos und "nicht-mein" bezeichnete,


    Gemütserlösende Güte, Mitleid, Mitfreude, Gleichmut dagegen ist unabdingbar für den Pfad; es heißt, dies reinigt von Befleckungen und es ist gut möglich, daß einem Geist und Gemüt dann nicht mehr so sperrig und kompliziert vorkommen. ;)


    Der geschmeidige Geist.
    Ein Teich.
    Warmer Sonnenschein.

  • Es gibt übrigens noch einen 4ten "Kaya"
    svabhavikakaya


    "Die drei Kayas hängen zusammen und sind untrennbar.
    Auf dieser Ebene befinden >wir Uns< jenseits der Konzepte von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
    Diese zeitlose Qualität wird Svabhavikakaya genannt.
    Den Geist im ungeborenen, fortwährenden, unbeständigen und zeitlosen Gewahrsein ruhen zu lassen
    ist der Schutz der Leerheit, der jegliche Verwirrung vollkommen auflöst
    ."


    Ringu Tulku Rinpoche
    Geistestraining

  • Simo:
    Zitat

    die kayas gilt es in meinen augen nicht zu reinigen, sondern zu beherrschen


    oder sie vielleicht als die einem schon immer eigene natürliche Seinsweise zu erkennen?


    Stufen auf dem Weg

  • Hallo,
    die ganze Theorie ist so aus Wikipedia geschöpft.
    Bei der Literaturdurchsicht habe ich gesehen, dass mal wieder keiner den Pali-Kanon gelesen hat.
    Übrigens diese drei Körpertheorie fand ich in keinem Pali-Kanon Band. Falls es irgendwo da drin steht, bitte ich dies mir mitzuteilen.


    sakko