Karma - bedingtes Entstehen

  • Moin Mukti,
    blos nicht schwächeln. :D
    Die Diskussion fängt doch erst an.


    Wenn ich dich bis jetzt richtig verstanden habe, dann ist das für dich so:
    Beim bedingten Entstehen ist der erste Punkt Nichtwissen. Nichtwissen bedeutet Unkenntnis der buddhistischen Lehre (vier edle Wahrheiten) Auf Grund des Nichtwissens bilden sich Vorstellungen, Konzepte, die Sankharas. Diese prägen den Geist und es entsteht Bewusstsein......
    Da Karma Handlung mit Körper, Rede und Geist bedeutet, würdest du die Sankharas als geistige Handlungen bezeichnen und deshalb Karma gleichsetzen.


    Habe ich dich so richtig verstanden?

  • Lieber Buddhaghosa,
    auch S.12.25 hab ich längst im Ursprungsthread zitiert, in meinem ersten Beitrag dort.
    Wenn der Buddha meinte, Kamma sei Sankhara, dann wäre genau das der richtige Ort und Zeitpunkt gewesen das explizit zu sagen, schließlich ist im selben Sutta ständig von den Andersgläubigen "den Anhängern von Kamma" die Rede. Das tut er aber nicht, sondern setzt sich ganz bewußt in Inhalt und Begriffswahl ab.
    Und zwar deshalb weil die Kamma-Gläubigen immer unrichtig annehmen, Kamma und Dukkha (als Phala) stünden in einem direkten Zusammenhang.
    Stattdessen, und da wiederhole ich mich, lehrt der Buddha Paticcasammuppada (als Ganzes), in dem es kein erstes oder herausgehobenes Glied gibt.
    Ursprünglich kommt Patticcasamuppada übrigens auch ohne Sankhara aus, s. D15.


    Ich schau mir aber noch mal die pali-Texte an ;).

  • Hallo bel,


    ich habe ja mehr als ein Sutta genannt. Sich dann wieder nur ein Einzelnes herauspicken und meinen, hier wäre nun der "Zeitpunkt gewesen das explizit zu sagen" ist ein bißchen blöd. Und wenn ich mir die Sutten in Gänze anschaue, dann finde ich keinen Beleg für deine Ansicht.


    Gruß
    Florian

  • Buddhaghosa:

    Hallo bel,
    ich habe ja mehr als ein Sutta genannt. Sich dann wieder nur ein Einzelnes herauspicken und meinen, hier wäre nun der "Zeitpunkt gewesen das explizit zu sagen" ist ein bißchen blöd. Und wenn ich mir die Sutten in Gänze anschaue, dann finde ich keinen Beleg für deine Ansicht.


    Ich muß doch sehr bitten, ich picke hier nichts raus, sondern nehme erstmal Bezug auf das von mir schon vorher Gesagte und S.12.25 ist in sofern von besonderer Bedeutung, weil Nagarjuna im MMK darauf (grundanläßlich) Bezug nimmt.
    Reden wir doch nicht von den "Sutten als Gänze" sondern von ganz konkreten - und ich hatte ja angekündigt, daß ich mich mit den von dir genannten Quellen noch mal im Pali-Original befassen werde.

  • Hallo Ji'un Ken


    Ji'un Ken:

    Moin Mukti,
    blos nicht schwächeln. :D
    Die Diskussion fängt doch erst an.


    Na schauma mal.


    Ji'un Ken:


    Wenn ich dich bis jetzt richtig verstanden habe, dann ist das für dich so:
    Beim bedingten Entstehen ist der erste Punkt Nichtwissen. Nichtwissen bedeutet Unkenntnis der buddhistischen Lehre (vier edle Wahrheiten) Auf Grund des Nichtwissens bilden sich Vorstellungen, Konzepte, die Sankharas. Diese prägen den Geist und es entsteht Bewusstsein......
    Da Karma Handlung mit Körper, Rede und Geist bedeutet, würdest du die Sankharas als geistige Handlungen bezeichnen und deshalb Karma gleichsetzen.


    Habe ich dich so richtig verstanden?


    Es ist ja nicht so dass ich die ganze Reihe kapiert hätte, ist ja auch sehr schwierig sagt der Buddha. Wie das genau mit sankhara ist weiß ich auch nicht. Aber wieso sollte ausgerechnet kamma nicht bedingt entstehen ?
    Das Paṭiccasamuppādo in D.15 verstehe ich etwas besser als das in M115, dort gibt es auch zu jedem Punkt Erläuterungen. Die Taten werden da als eine Folge von Anhangen erklärt. Natürlich sind auch die vorangegangenen Bedingungen für das Zustandekommen von Taten nötig:




    A.6.72 handelt auch von der bedingten Entstehung, dort steht unter Anderem:

    Zitat

    Was aber ist die bedingte Entstehung der Taten ? Durch den Sinneneindruck, ihr Mönche, ist die Entstehung der Taten bedingt. -
    http://palikanon.com/angutt/a06_061-064.html#a_vi63


    Es ließen sich bestimmt noch mehere Lehrreden dazu finden, ist auch bereits einiges angegeben worden, und alles passt auch in den Gesamtzusammenhang der Lehre. Was soll man dazu noch sagen? Wer behauptet kamma würde nicht in der Lehre der bedingten Entstehung vorkommen, der hat eine andere Quelle oder irgendeine ungewöhnliche, jedenfalls ganz andere Interpretation.


    Schöne Grüße,
    mukti

  • Hallo Mit-Ein-Ander, :D
    ich finde diese Diskussion zu schwer für den Anfängerbereich.
    _()_

    Ohne mich ist das Leben ganz einfach

    Ayya Khema

    Oder anders ausgedrückt: Die Beherrschung der Gedanken ist der Weg zum Glück (SH Dalai Lama)

  • Daß Kamma nicht bedingt entsteht, hat niemand behauptet; die Frage war, ob zwischen kamma und phala, mithin Leiden, ein direkter unmittelbarer Zusammenhang besteht - und dies ist nicht der Fall, wie überhaupt und schon von anderer Seite festgestellt, innerhalb des Kamma-Models nicht dargestellt werden kann, wie es dazu kommt, und wie das durchbrochen werden kann - ganz abgesehen von dem sich auftuenden atta-Problem.
    Das kann man nur mit Paticcasamuppada im Ganzen, nicht zuletzt deshalb, weil es da nur um Prozesse geht.
    Die Modelle sind einfach nicht aufeinander abbildbar. Müssen sie auch nicht, weil sie unterschiedliche Personenkreise adressieren.

  • Und genau da, wo sich die gelehrten Geister streiten, liegt eben auch die harte Nuss für Anfänger.


    Wie soll man (ob als Anfänger oder Normalsterblicher) die buddhistische Karmalehre verstehen, wenn sich die Zen Leute immer sagen, dass man sich um das Karma und die Wiedergeburt nicht kümmern sollte weil es der Buddha auch nicht so wichtig genommen hat? Dann wiederum finden die tibetischen Buddhisten diverse Wiedergeburten diverser Lamas mithilfe komplizierter Testmethoden. Das gibt zu denken.


    Wenn das jemand von Euch einmal in verständlichen Worten erläutern könnte, könnte er einige Verwirrte glücklich machen. Mich auch! :P


    Mein Ausdruck der Hoffnung, dass es jemand versucht...


    solaris

  • Ist mir nicht ganz verständlich wo hier das Problem liegt.


    Wenn von Karma im Buddhismus gesprochen wird dann natürlich immer im Zusammenhang mit dem bedingten Enstehen. Nichts kann für sich selbst stehen, auch Karma nicht.
    Karmisch geprägte Handlung ensteht durch Intention die auf Nicht-Wissen basiert und enfaltet sich bei gewißen Bedingungen; diese Samen halten Samsara am Laufen.


    Wozu Dharma praktizieren wenn man denkt, dass Samsara sowieso mit dem Tod endet? Kann man wirklich wissen, dass es so ist oder nicht?


    Selbst wenn man sich absolut nicht vorstellen kann oder möchte, dass es Wiedergeburten geben könnte, so hat das Ernstnehmen dieser möglichen Konsequenz den Effekt wirklich mit ganzem Herzen dabei zu sein und nicht nachlässig zu werden.

  • @ Solaris:


    Zitat

    wenn sich die Zen Leute immer sagen, dass man sich um das Karma und die Wiedergeburt nicht kümmern sollte

    Du musst nicht gleich von den Bel`s Ansichten auf " Zen Leute" verabsolutieren.
    Hier wird auch auf diese Bel`che Ansicht Bezug genommen, nämlich als "abwegig" tituliert:


    Zitat

    89 • Shinjin inga 深信因果 • Tiefes Vertrauen in Ursache und Wirkung



    Das erste shin bedeutet »tief« und das zweite (in der Kombination jin ausgesprochen) bedeutet »Vertrauen«. In ist »Ursache« oder »Ursachen« und ka (in der Kombination ga ausgesprochen) bedeutet »Wirkung« oder »Wirkungen«. So bedeutet shinjin in-ga »tiefes Vertrauen in Ursache und Wirkung«. Zweifellos vertrauen wir im Bud­dha-Dhar­ma vollkommen dem Gesetz von Ursache und Wirkung.

    Dennoch hat es immer wieder Anhänger des Mahāyāna-Buddhismus gegeben, die der Meinung waren, dass die Theorie von Ursache und Wirkung zur alten Lehre, dem Hīnayāna-Buddhismus gehöre, und dass Mahāyāna-Buddhisten in der Lage seien, über dieses Gesetz hinauszugehen.


    Eine solche Sicht ist jedoch abwegig.



    In diesem Kapitel betont Meis­ter Dōgen ausdrücklich, dass es für das Verständnis des Bud­dha-Dhar­mas unabdingbar ist, Klarheit über das Gesetz von Ursache und Wirkung zu erlangen. Im chinesischen Zen gibt es eine berühmte Geschichte über einen bud­dhis­tischen Priester, der in den Körper eines wilden Fuchses zurückfiel, weil er das Gesetz von Ursache und Wirkung leugnete, und der später durch die Worte Meis­ter Hya­ku­jōs befreit wurde. Für viele Schüler des Bud­dha-Dhar­mas veranschaulicht diese Geschichte, dass es möglich ist, dem Gesetz von Ursache und Wirkung zu entgehen. Aber Meis­ter Dōgen deckt ihre Irrtümer auf und bekräftigt damit die authentische Bud­dha-Lehre vom tiefen Vertrauen in Ursache und Wirkung.
    [/quote]
    Gudō Wafu Nishijima-Rōshi / Shōbōgenzō , Band 4

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • EinGedanke:

    Wozu Dharma praktizieren wenn man denkt, dass Samsara sowieso mit dem Tod endet? Kann man wirklich wissen, dass es so ist oder nicht?


    Da diese These nun zum zweiten Male auftaucht - und unter Berücksichtigung der Bitte von Solaris:


    (1) Hat der Buddha darauf explizit selbst geantwortet, und zwar im A.III.66.5 Kesamutti Sutta (auch bekannt unter "Die Rede an die Kālāmer")


    Zitat

    Mit einem derart von Haß und Übelwollen freien, also unbeschwerten, also geläuterten Geiste ist dem edlen Jünger noch bei Lebzeiten vierfacher Trost gewiß:
    'Gibt es eine andere Welt und gibt es eine Frucht, ein Ergebnis guter und schlechter Taten, so ist es möglich, daß ich beim Zerfall des Körpers, nach dem Tode, auf glücklicher Daseinsfährte erscheine, in himmlischer Welt' -dieses ersten Trostes ist er gewiß.
    'Gibt es aber keine andere Welt und keine Frucht, kein Ergebnis guter oder schlechter Taten, so lebe ich eben hier in dieser Welt ein leidloses, glückliches Leben, frei von Haß und Übelwollen' - dieses zweiten Trostes ist er gewiß.
    'Wenn nun einem Übeltäter Übles widerfährt, ich aber gegen niemanden Übles im Sinne habe wie kann da wohl mir, der ich nichts Übles tue, Unheil widerfahren?' - dieses dritten Trostes ist er gewiß.
    'Wenn aber einem Übeltäter nichts Übles widerfährt, so weiß ich mich hier eben beiderseits rein' - dieses vierten Trostes ist er gewiß.
    Mit einem derart von Haß und Übelwollen freien, also unbeschwerten, also geläuterten Geiste ist dem edlen Jünger noch bei Lebzeiten dieser vierfache Trost gewiß.« -


    Es ist also völlig klar, daß man ohne einen Glauben an Wiedergeburt, ja selbst ohne Glauben an die "Karma-Lehre" den Dharma praktizieren und auch in diesem Leben vollständige Befreiung erfahren kann.


    Anmerkung: mit "andere Welt" ist hier auch nicht zwingend ein "nächstes Leben" gemeint, sondern zunächst einmal nur eine andere Wahrnehmung der Welt, denn wir haben ja von der Welt nicht anderes als "Wahrnehmung" (s.Paticcasamuppada)


    (2)
    wie schon im ursprünglichen Thread belegt, führt ein halbwegs solides Verständnis des Wesensmerkmals "anatta", daß es keinen "Wesenskern" gibt, mit dem eine Person identifizierbar wäre, zu der Erkenntnis, daß die vorher als unterschiedlich empfundenen Wesen in ihren grundlegenden Merkmalen völlig identisch (sich in allem wiedererkennend) und untrennbar verbunden sind.
    Nämlich, was einer in die Welt mit Taten, Wortung und Haltung entläßt, wird wieder und wieder (potenziert) von "anderen" ergriffen. Deshalb spricht auch der Buddha im "Bedingten Entstehen" nicht von deinem oder meinem personalen Leiden, sondern von "der ganzen Masse" des Leidens.
    Und die setzt sich natürlich fort, völlig unabhängig davon ob derjenige, der es verursacht hat, irgendwann stirbt.
    Sollte das nicht eine viel größere Motivation sein, als diese ständige egozentrierte Sorge um sein sein eigenes kleines "Ich"?


    EinGedanke:

    Selbst wenn man sich absolut nicht vorstellen kann oder möchte, dass es Wiedergeburten geben könnte, so hat das Ernstnehmen dieser möglichen Konsequenz den Effekt wirklich mit ganzem Herzen dabei zu sein und nicht nachlässig zu werden.


    Das geht über die Pascalsche Wette (http://de.wikipedia.org/wiki/Pascalsche_Wette) in keinster Weise hinaus, ich halte das nach (1) und (2) für völlig unnötiges Schachern.

  • bel:

    Zitat

    Anmerkung: mit "andere Welt" ist hier auch nicht zwingend ein "nächstes Leben" gemeint, sondern zunächst einmal nur eine andere Wahrnehmung der Welt, denn wir haben ja von der Welt nicht anderes als "Wahrnehmung" (s.Paticcasamuppada)

    Auch so ne Behauptung, die, da unbegründet, irrelavant sei , wie du selber sagtest. :)


    Zitat

    Nämlich, was einer in die Welt mit Taten, Wortung und Haltung entläßt, wird wieder und wieder (potenziert) von "anderen" ergriffen.


    UnZen ! - Karma ist auf die Wesenheit beschränkt .


    »Eigner der Taten sind die Wesen, Erben der Taten,
    die Taten sind der Schoß, der sie gebiert, sind ihre Freunde, ihre Zuflucht.
    Was immer für Taten sie tun, gute oder böse, deren Erben werden sie sein." (M. 135).

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

  • bel:

    Daß Kamma nicht bedingt entsteht, hat niemand behauptet;


    Aha dann ist ja alles gut.


    bel:


    die Frage war, ob zwischen kamma und phala, mithin Leiden, ein direkter unmittelbarer Zusammenhang besteht - und dies ist nicht der Fall, wie überhaupt und schon von anderer Seite festgestellt, innerhalb des Kamma-Models nicht dargestellt werden kann, wie es dazu kommt, und wie das durchbrochen werden kann - ganz abgesehen von dem sich auftuenden atta-Problem.
    Das kann man nur mit Paticcasamuppada im Ganzen, nicht zuletzt deshalb, weil es da nur um Prozesse geht.
    Die Modelle sind einfach nicht aufeinander abbildbar. Müssen sie auch nicht, weil sie unterschiedliche Personenkreise adressieren.


    Mir scheint dass es zwei verschiedene Themen sind die einander ergänzen und sich in die Gesamtheit der Lehre einfügen.


    Aber ich sehe schon es geht wieder um das alte Thema Wiedergeburt, bzw. eine Erklärung warum man das Rad der Geburten und Tode aus der Lehre weglassen und trotzdem vollständige Befreiung erlangen könne. Kann schon sein, man muss aber auch kein Problem damit haben und kann das drinlassen. Absurd wird die Sache nur wenn jemand zu beweisen versucht dass das Rad der Geburten und Tode keinesfalls stattfinden könne sondern reine Fantasie sein müsse. Aber das alles ist ja in vergangenen Diskussionen schon so oft durchgekaut worden.

  • solaris:

    Und genau da, wo sich die gelehrten Geister streiten, liegt eben auch die harte Nuss für Anfänger.
    Wie soll man (ob als Anfänger oder Normalsterblicher) die buddhistische Karmalehre verstehen, wenn sich die Zen Leute immer sagen, dass man sich um das Karma und die Wiedergeburt nicht kümmern sollte weil es der Buddha auch nicht so wichtig genommen hat? Dann wiederum finden die tibetischen Buddhisten diverse Wiedergeburten diverser Lamas mithilfe komplizierter Testmethoden. Das gibt zu denken.
    Wenn das jemand von Euch einmal in verständlichen Worten erläutern könnte, könnte er einige Verwirrte glücklich machen. Mich auch! :P


    Ich werd es versuchen :)
    Zunächst einmal, ich argumentiere hier überhaupt nicht als "Zen-Leut", sondern nur auf der Grundlage des Lehrreden-Sammlung des Pali-Kanons, also unserem gemeinsamen Erbe.
    Ich geh dabei einfach davon aus, daß das was in in den PK-Überlieferungen ausgeschlossen und expliziert verneint wird, auch zukünftig nicht durch die Hintertür wieder eingeführt werden kann.


    solaris:

    wenn sich die Zen Leute immer sagen, dass man sich um das Karma und die Wiedergeburt nicht kümmern sollte weil es der Buddha auch nicht so wichtig genommen hat?


    Ich weiß nicht, was die "Zen-Leute" alles so sagen, ich kann ja nicht mal wissen, ob es tatsächlich Zen-Leute sind.
    Ich hab aber in meinem letzten Beitrag aus dem Kesamutti Sutta (des PK) zitiert, und daraus geht hervor, daß es keine Rolle spielt, solange man sich nur hinreichend auf die unmittelbaren Folgen seiner Handlungen konzentriert und dann entsprechend Handeln ändert.


    Als weitere Anregung zum Lesen vielleicht das Sabbāsava Sutta (http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m002z.html):



    Um hier noch einmal zusammenzufassen, worum es mir geht:


    Es gab und gibt eine Unmenge von vor- und außerbuddhistischen Karma-Modelle. Mit denen mußte sich der Buddha natürlich auseinandersetzen, weil eine Menge Mitglieder der Brahmanenkaste, aber auch andere (kastenlose) Asketen und hauslose Wanderer als potenzielle Mitglieder seiner Bewegung in Frage kamen, oder noch nach ihrer Aufnahme in den Orden andersartige Modelle weiter vertraten.
    Also hat er das Beste draus gemacht, und seine Auffassung dazu dargelegt.


    Dieses Modell hat aber seine Grenzen, weil es nur unzureichend erklärt und aus prinzipiellen Gründen nur unzureichend erklären kann, wie es genau zur Ursache-Wirkung-Folge kommt und auch nicht erklären kann, wie es mit einem anderen Grundpfeiler seiner Lehre - vom "Nicht-Selbst" - widerspruchsfrei in Einklang zu bringen ist.


    Aus diesem Grund führte er ein neues Modell ein, das wir unter dem Begriff "Bedingtes Entstehen" (paticcasamuppada) kennen, in diesem Modell werden die genannten Probleme überwunden (aber es bleibt natürlich nur ein Modell). Der wesentliche Unterschied ist, (1) daß es nicht mehr von Ursache und Wirkung die Rede ist, sondern von Bedingungen und Möglichkeiten und (2) daß es nicht mehr um Personen geht (die iwas sähen und ernten), sondern um ineinandergreifende, vernetzte Prozesse (aber natürlich nicht unabhängig von den physischen Grundlagen).


    Man kann also auch aus diesem Grunde gern ohne Karma-Modell leben, aber natürlich nicht ohne "Bedingtes Entstehen" :)


  • Ich meine es kann nicht ausgeschlossen werden dass der Buddha nicht ein Modell konstruiert hat sondern gesehen hat wie es wirklich ist, wie er nach der Überlieferung selber sagt. Vielleicht verstehen wir es nur nicht vollkommen.

  • Er könnte zwar was "gesehen" haben, "wie es wirklich ist", aber schon im Denken darüber und in der Mittteilung dessen muß er sich zwingend davon entfernen - das ist nämlich alles ausnahmslos zusammengesetzt (konstruiert), nur ein Modell. Und ja, jeder der es hört oder liest, konstruiert davon zwingend ein weiteres gedankliches Abbild, ein Modell von einem Modell.
    Ziemlich unsichere Sache das :)

  • Ich versuche jetzt mal zu ordnen:


    1a) "Karma" versus "paticca-samuppada" als Ganzes: So wie ich Bel jetzt nach seiner Zusammenfassung verstehe ist das Karma-Konzept durch paticca-Samuppada quasi ersetzt worden, um Schwächen und Probleme des ersteren zu begegnen. Also an die Stelle von Ursache und Wirkung (Karma) tritt Bedingtes Entstehen (Paticcasamuppada).
    Für mich hingegen ist Bedingtes Entstehen die Antwort auf die Frage, wie Karma von statten geht.


    1b) Karma innerhalb von paticca-samuppada: Ich habe Bel so verstanden, dass er sowohl 1b1) den Begriff "Karma" nicht innerhalb des paticca-sampadda sieht und 1b2) das Konzept "Karma" nicht darin findet.
    Ich stimme zunächst mal zu, dass der direkte Begriff kamma keines der zwölf Glieder ist. Das Konzept "Karma" ist aber m.A.n. sowohl intern als auch extern untrennbar mit dem Bedingten Entstehen verbunden. "Extern" insofern, als es m.A.n. quasi den Hintergrund bildet, auf dem sich das Bedingte Entstehen abspielt. Aber natürlich und v.a. auch intern, insofern bei jeder Erklärung der zwölf Glieder oder des gesamten paticcasamuppada darauf Bezug genommen wird. Geht los mit der Übersetzung des Begriffs "sankhara". Aber auch Nidana-Samyutta erklärt ja sankhara mit den "Gestaltungen des körperlichen Tuns, der Rede und des Denkens".


    1c) Das Wegwischen von allen Erklärungen zum paticca-samuppada und der reine Bezug auf den Pali-Kanon ist m.A.n. albern. Der Pali-Kanon ist - wie Bel ja sonst auch immer einräumt - kein einheitliches, aus einer Feder stammendes Werk. Er wurde immer und muss immer interpretiert werden.


    1d) Wenn Buddha das Karma-Konzept tatsächlich durch Bedingtes Entstehen ersetzen wollte, ging der Schuss aber gründlich nach hinten los. Denn gerade der paticca-samupadda gehört ja wohl zu den am ausführlichsten und kontroverst diskutierten Lehren des Buddhismus.

  • bel:

    Er könnte zwar was "gesehen" haben, "wie es wirklich ist", aber schon im Denken darüber und in der Mittteilung dessen muß er sich zwingend davon entfernen - das ist nämlich alles ausnahmslos zusammengesetzt (konstruiert), nur ein Modell. Und ja, jeder der es hört oder liest, konstruiert davon zwingend ein weiteres gedankliches Abbild, ein Modell von einem Modell.
    Ziemlich unsichere Sache das :)


    Es ist eine Wahrnehmung :


    Zitat

    2."Ihr Bhikkhus, angenommen, es gäbe es zwei Häuser mit Türen, und ein Mann mit guter Sehkraft stünde zwischen ihnen und sähe, wie die Leute die Häuser betreten und verlassen und an ihm vorbeigehen. Genau so sehe ich mit dem Himmlischen Auge, das geläutert und dem menschlichen überlegen ist, die Wesen sterben und wiedererscheinen, niedrige und hohe, schöne und häßliche, in Glück und Elend. Ich verstehe, wie die Wesen ihren Handlungen gemäß weiterwandern: ....
    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m130z.html


    Übrigens je weniger Vertrauen, desto mehr Unsicherheit scheint mir. Und die Unsicherheit lässt sich nicht beseitigen indem man sein Vertrauen alleine auf den gewöhnlichen Verstand gründet, mit Bezugnahme auf das Kalamasutta.


    Und zum Punkt sankhara und kamma habe ich auch noch eins im Ärmel:


    Zitat

    2. Ihr Bhikkhus, ich werde euch das Wiedererscheinen durch Gestaltungen lehren. Hört zu und verfolgt aufmerksam, was ich sagen werde." - "Ja, ehrwürdiger Herr", erwiderten die Bhikkhus. Der Erhabene sagte dieses:


    3. "Ihr Bhikkhus, da besitzt ein Bhikkhu Vertrauen, Sittlichkeit, Gelehrsamkeit, Großzügigkeit und Weisheit. Er denkt: 'Ach, möge ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode unter wohlhabenden Adeligen wiedererscheinen [2]!' Er richtet seinen Geist darauf aus, lenkt ihn dort hin, entfaltet ihn. Diese Gestaltungen und dieses sein Verweilen, die so entfaltet und geübt wurden, führen dazu, daß er dort wiedererscheint. Dies, ihr Bhikkhus, ist der Pfad, der Weg, der dazu führt, daß er dort wiedererscheint."


    Dann folgen zahlreiche Möglichkeiten des Geborenwerdens bis zur Befreiung vom Samsara:


    Zitat

    37. "Wiederum, ihr Bhikkhus, besitzt da ein Bhikkhu Vertrauen, Sittlichkeit, Gelehrsamkeit, Großzügigkeit und Weisheit. Er denkt: 'Ach, möge ich doch durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, eintreten und darin verweilen!' Und durch eigene Verwirklichung mit höherer Geisteskraft, tritt er hier und jetzt in die Herzensbefreiung, die Befreiung durch Weisheit, die mit der Vernichtung der Triebe triebfrei ist, ein und verweilt darin. Ihr Bhikkhus, dieser Bhikkhu erscheint nirgendwo und nirgends mehr wieder [7]."
    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m120z.html#r1


    Da ist also ein enger Zusammenhang von sankhara und kamma und damit auch zur bedingten Entstehung.


    Schönen Tag,
    mukti

  • Sôhei:

    Für mich hingegen ist Bedingtes Entstehen die Antwort auf die Frage, wie Karma von statten geht.


    Das kann man so sehen, nur bezieht sich das Karma-Modell auf Wesen die "Eigner und Erben" der Taten seien, woraus dann schnell und mißverstanden "ein Wesen ist Eigner und Erbe seiner Taten" wird, und in Particcasammuppada ist das eben nicht mehr so, sondern hier handelt es sich um "eignerlose" Prozesse, die unabhängig von einem konkteten Wesen immer so ablaufen, anatta und interindividual.


    Sôhei:

    Geht los mit der Übersetzung des Begriffs "sankhara". Aber auch Nidana-Samyutta erklärt ja sankhara mit den "Gestaltungen des körperlichen Tuns, der Rede und des Denkens".


    darauf gehe ich noch ein, bitte aber um Verständnis, daß dies nicht so ganz zeitnah erfolgen kann, weil ich grad noch ne Menge anderes Zeuchs um die Ohren hab.


    Sôhei:

    Das Wegwischen von allen Erklärungen zum paticca-samuppada und der reine Bezug auf den Pali-Kanon ist m.A.n. albern. Der Pali-Kanon ist - wie Bel ja sonst auch immer einräumt - kein einheitliches, aus einer Feder stammendes Werk. Er wurde immer und muss immer interpretiert werden.


    Von "allen Erklärungen" und "wegwischen" hab ich nicht gesprochen, aber ich sehe mich nicht an die Theravada-Erklärungen gebunden, und selbst bei denen sind di eigenen Kommentare ganz klar nachrangig gegenüber den Suttas. Und manche Kommentare halte ich für puren Quatsch, wie z.B. die "3-Leben-Theorie".


    Sôhei:

    Wenn Buddha das Karma-Konzept tatsächlich durch Bedingtes Entstehen ersetzen wollte, ging der Schuss aber gründlich nach hinten los. Denn gerade der paticca-samupadda gehört ja wohl zu den am ausführlichsten und kontroverst diskutierten Lehren des Buddhismus.


    Das liegt nicht am Buddha, sondern nicht zuletzt daran, daß immer wieder versucht wird, m.E.n. ohne Not, das Karma-Modell iwie mit Paticcasamuppada und der Anatta-Lehre zu harmonisieren, und das geht aus prinzipiellen Gründen einfach nicht vollständig auf, also nur bis zu einem gewissen Grad. Dagegen ist Paticcasamuppada und Anatta vollständig kompatibel, die eine Seite ist quasi der Spiegel und Prüfstein der anderen.

  • mukti:

    Übrigens je weniger Vertrauen, desto mehr Unsicherheit scheint mir. Und die Unsicherheit lässt sich nicht beseitigen indem man sein Vertrauen alleine auf den gewöhnlichen Verstand gründet, mit Bezugnahme auf das Kalamasutta.


    Bin mir jetzt nicht so ganz sicher, was du eigentlich meinst, aber mein Vertrauen gründet sich nicht auf den "gewöhnlichen Verstand" sondern genau auf die Praxis, die im Kesamutti Sutta (das meinst du doch?) angemahnt wird.


    mukti:

    Und zum Punkt sankhara und kamma habe ich auch noch eins im Ärmel:

    Zitat

    "Ihr Bhikkhus, da besitzt ein Bhikkhu Vertrauen, Sittlichkeit, Gelehrsamkeit, Großzügigkeit und Weisheit. Er denkt: 'Ach, möge ich doch bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode unter wohlhabenden Adeligen wiedererscheinen [2]!' Er richtet seinen Geist darauf aus, lenkt ihn dort hin, entfaltet ihn. Diese Gestaltungen und dieses sein Verweilen, die so entfaltet und geübt wurden, führen dazu, daß er dort wiedererscheint. Dies, ihr Bhikkhus, ist der Pfad, der Weg, der dazu führt, daß er dort wiedererscheint."


    Das ist nicht gerade ein As - aber mit den Konsequenzen muss ja derjenige fertig werden, der solche Wünsche hat - ich gehöre nicht dazu. LOL.

  • Danke Dir bel, dass Du versucht hast, es einfacher darzustellen.


    Ich habe nicht von Dir als Zen Leute gesprochen, das hat al-Nuri im Eifer des Gefechtes unterstellt. Diese Auffassung, dass man sich nicht zu sehr um den Karma Gedanken und die Wiedergeburt kümmern sollte, liest man immer wieder im Zusammenhang mit der Zen Praxis.


    Ich weiss auch, dass es ein Thema ist, das im Buddhaland schon viele Seiten gefüllt hat und für viel Adrenalinausstoß gesorgt hat.


    Auch wenn ich manchmal denke, ich hätte es mit dem Verstand begriffen, merke ich, bevorzugt dann, wenn ich es anderen erklären will, dass ich nur die Hälfte kapiert habe. Vielleicht dauert das auch noch ein paar Jahre mehr, bis es sich setzt.


    Danke Euch und frohe Grüße! solaris

  • bel
    Die Problematik eines wesenhaft aufgefassten Täter sehe ich auch so.
    Dass die Schwierigkeiten des paticca-samuppada nur daraus resultieren, dass versucht wurde ihn mit der Karma-Lehre zu verbinden, sehe ich allerdings nicht so. Ich bin der Meinung das er auch für sich selbst genommen nicht weniger problematisch als die Karma-Lehre ist.
    Ansonsten haben wir wohl eher aneinander vorbeigeredet, als gegeneinander :)

  • @ solaris:

    Zitat

    Diese Auffassung, dass man sich nicht zu sehr um den Karma Gedanken und die Wiedergeburt kümmern sollte, liest man immer wieder im Zusammenhang mit der Zen Praxis.


    Hab ich noch nie gelesen im Zen Zusammenhang, nur als Plattitüde von eher Grüblern und Denkern, die versuchen nur das<Hier und Jetzt< :lol: zu begrübeln. Dagegen liest man immer, man solle sich hauptsächlich um die Praxis kümmern, weil nur dadurch der Geist für diese Dinge einsichtig wird- wenn überhaupt. :)


    @ Bel:

    Zitat

    und das geht aus prinzipiellen Gründen einfach nicht vollständig auf, also nur bis zu einem gewissen Grad.


    Na, das hat ja auch schon der Buddha gesagt und die Nachfolger auch, daß das Karmaprinzip ( + anatta, anicca, dukkkha ) nicht völlig durchschaubar sein, aber das heißt ja nicht, daß man es leugnen kann. Naja doch - kann man schon. Bloß wozu ? :)


    Weiß der Bel :)

    Honen Shonin: "Weil es den Übenden in der heutigen Zeit aber gut geht, finden sie Einschränkungen schwer."

    • Offizieller Beitrag
    al-Nuri:

    @ solaris:

    Zitat

    Diese Auffassung, dass man sich nicht zu sehr um den Karma Gedanken und die Wiedergeburt kümmern sollte, liest man immer wieder im Zusammenhang mit der Zen Praxis.


    Hab ich noch nie gelesen im Zen Zusammenhang, nur als Plattitüde von eher Grüblern und Denkern, die versuchen nur das<Hier und Jetzt< :lol: zu begrübeln. Dagegen liest man immer, man solle sich hauptsächlich um die Praxis kümmern, weil nur dadurch der Geist für diese Dinge einsichtig wird- wenn überhaupt. :)


    Wenn "Gedanken über Karma" bedeutet, das man von die Ziel träumt, irgendwie als Adeliger wiedergeboren zu werden, dann frage ich mich ob das wirklich ein integraler Bestandteil der buddhitischen Lehre ist?


    Es geht also drum ein "Bodhisattva" , "Arhat" oder ein "Guttenberg" zu werden und letzeres ist nicht irgendein komischer weltliche Wunsch? Sondern etwas was neben den anderen stehen darf? Und wenn man dieses Ziel weglässt, wir der Buddhismus irgendwie weltlich und entwertet?


    ?????