MITGEFÜHL

  • Unser Leben ist darauf ausgerichtet, dass wir Leiden vermeiden möchten und nach Glück streben. Wir sind fühlende Wesen, so dass wir den ausdrücklichen Wunsch haben, unser Leben und unsere Existenz zu schützen. Den Sinn unseres Lebens definieren wir damit, ganz einfach glücklich sein zu wollen. Unsere Hoffnung dahingehend, dass wie das Ziel des Glücklichseins verfolgen, gibt es uns einerseits Kraft, kann aber auch dazu führen, wenn wir unglücklich sind, dass wir hoffnungslos werden können und sogar resignieren.

    Je mehr wir uns unglücklich fühlen, desto mehr Unzufriedenheit kommt in uns auf. Wir fühlen uns zunehmend unwohl und leiden.

    Oftmals denken wir, dass uns der materielle Wohlstand glücklich macht. Wir entwickeln Begierden, wir wollen etwas haben oder haften an Dingen an, die wir für wichtig und wertvoll erachten. Damit verbunden ist einzig und alleine die Vorstellung, dass wir mit dem materiellen Wohlstand unser Glück verbinden.

    Wie oft haben wir es selbst schon erfahren, dass wir etwas bekommen haben das wir begehrt haben. Nach einiger Zeit haben wir festgestellt, dass das ersehnte, langfristige Glück sich nicht eingestellt hat, sondern nach und nach sich verwandelt hat in Unzufriedenheit, weil das Objekt der Begierde sich nicht als glücksbringend erwiesen hat.

    Es ist schier unmöglich geistiges Glück auf lange Sicht zu erleben, wenn ständig neue Begierde entwickeln, um etwas zu bekommen und meinen, daraus entsteht dauerhaftes Glück. Oftmals entsteht daraus sogar Unzufriedenheit, Unruhe, manchmal sogar Wut und Hass.

    Wir haben tastsächlich, gefangen im Daseinskreislauf, die Situationen der Leiden zu meistern. Immer und immer wieder werden wir mit Schwierigkeiten und Problemen konfrontiert. Wer von uns möchte schon Probleme haben? Wohl niemand. Aber, es ist nun einmal so, dass im Leben mit Leiden ständig konfrontiert werden. Das ist eine Tatsache. Sie betreffen sowohl unseren Körper als auch unseren Geist.

    Beginnend mit unserer Geburt, über das Älterwerden, das Kranksein und hin bis zum unweigerlichen Tod, werden immer wieder Leiden auftauchen. Leiden, sie oftmals durch unser körperliches und geistiges Handeln oder Unterlassen entstehen.

    Wichtig zu erkennen ist, dass der Ursache-Wirkungsmechanismus – das sogenannte Abhängige Entstehen, die wechselseitigen Abhängigkeit, so genau beschreibt.

    Möchte ich glücklich sein, so hängt dies von Ursachen ab. Demzufolge ist es wichtig, dass ich selbst für die notwendigen Ursachen sorge, die zu Glück führen.

    Wenn ich anderen Menschen durch Worte oder Handeln Schaden zufüge, so führt dies zu Unglück, bei uns und bei anderen.

    Da wir in einer menschlichen Gemeinschaft leben und wir alle glücklich sein möchten, wäre es ganz sicher sehr schädlich, wenn wir uns gegenseitig Schaden zufügen. Denn unheilsamen Handlungen (Schaden zufügen) ist der Grundlage für einen schädlichen Samen, den wir selbst zunächst in uns anlegen, aber auch in anderen Menschen, weil unser Handeln dazu führen kann, dass auch die Anderen unheilsame Handlungen begehen.

    Es bestehen in unserer Gesellschaft immer Beziehungen zu anderen Menschen. Wir sind sogar voneinander abhängig und aufeinander angewiesen. Dies zu erkennen und sich deutlich zu machen, ist sehr wichtig, wenn wir daraus schließen, dass Glück und Leid aus unserer Beziehung zueinander und miteinander entstehen. Das ist die Realität.

    Diese Betrachtung zeigt, dass ein respektvolles Miteinander, auf der Grundlage von Mitgefühl ein elementarer Baustein dafür ist, dass wir aus der gemeinsamen Beziehung heraus, durch heilsame Handlungen die Samen anlegen, die gute Früchte tragen werden.

    Aus einem von Mitgefühl geprägten Miteinander entstehen nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere Menschen Kraft, Selbstvertrauen, aber auch Geduld und Gleichmut.


    Die Konflikte auf der ganzen Welt zeigen sehr deutlich, dass Egoismus, Rechthaberei, Machtstreben, Überheblichkeit, Unvernunft, Gier, Hass, Wut, Unzufriedenheit usw. nur dazu führen, dass die menschliche Gemeinschaft sich auseinanderdividieren, anstatt aufeinander zuzugehen. Selbst manche Religionen forcieren Zwietracht und Kriege. Im Grunde genommen haben Religionen einen völlig anderen Zweck, nämlich weder Hass oder Wut, noch Gier oder Ungeduld zu fördern, sondern Mitgefühl, Gleichmut, Respekt und Liebe.

    Auch die nationalen Interessen, gekoppelt mit wirtschaftlicher Gier, führen zu zwischenstaatlichen Auseinandersetzungen.


    Dies alles führt nicht dazu, dass alle Menschen einen gemeinsamen Nenner finden, weil immer und immer wieder durch die Unkenntnis der Wirklichkeit, das menschliche Streben nach Glück und Zufriedenheit untergraben wird, durch sinnloses und dummes Verhalten einzelne Menschen.


    Aus meiner Sicht ist es nicht so wichtig, die unterschiedliche buddhistischen Tradition in den Vordergrund zu stellen oder gar, die eigene Tradition über eine andere zu stellen, als vielmehr, inwieweit können wir selbst einen Beitrag dazu leisten, wie wir anderen Menschen helfen können.

    Im Buddhismus selbst gibt es sehr unterschiedliche Traditionen und Philosophien. Enthalten darin sind und das ist, jedenfalls aus meiner Sicht, das Entscheidende, sie gründen alle auf den Lehren Buddhas. Auch wenn es völlig unterschiedliche Auffassungen und Sichtweisen in den Traditionen gibt und wir uns fragen mögen, aus welchen Gründen Buddha seine Lehren unterschiedlich gestaltet hat, so gibt es dafür auch Gründe. Buddha hatte die Weisheit klar und deutlich zu erkennen, dass es wichtig sind, die Lehre auf die Menschen auszurichten und nicht umgekehrt, weil seine Lehre keinen Selbstzweck ist, sondern auf die Menschen auszurichten ist.


    Und dieses wunderbare Geschenk, dass der Buddha uns allen gemacht hat, sollten wir in den Vordergrund unseres Denkens und Handelns stellen. Vielleicht sind wir noch nicht in der Lage allumfassend zu erkennen, welchen Schatz wir gefunden haben. Dieser Schatz ist mehr wert als alles Geld und alle Reichtümer dieser Welt.

    LG

    Thomas