Leerheit verwirklichen

  • Ich mache langsam meinen Frieden, gehe den Pfad der Tugend, den edlen achtfachen Pfad ohne Kompromisse.

    Alles ist relativ, steht in Beziehung zueinander, manche Wesen geben, manche Wesen nehmen, so scheint es mir in der relativen Welt.

    Manchmal komme ich mir vor wie eine Sonne, es strahlt aus mir heraus...

    Eine Überfülle ist in mir, warum sollte ich diese zurückhalten?

    Mir scheint auch gerade ein Ungleichgewicht zwischen Nehmen und Geben auf der Welt zu sein.

    So viele Wesen mangelt es an irgendwas, doch zu wenige finden sich diesen Mangel zu füllen.

    Der Geist ist vergiftet und so werden die Lichter verdunkelt.

    Hass, Unwissenheit, Gier, aber auch Stolz welcher immer falsch ist, davon wird der Geist vergiftet, wie jeder hier weiß...

    Als ich langsam bewusster wurde, bekam ich plötzlich Ängste, wurde neurotisch.

    Meine Person mein falsches Ego kam wohl nicht mit der Bewusstwerdung hinterher.

    Der einzige Feind in meinem Leben war immer nur ich selbst.

    Ich fange an mich zu entgiften und sehe die Welt nun viel klarer.

    Ich kann auch langsam die Wahrheit ertragen, die Welt ist so leer.

    Aber dieser Leerheit möchte ich dienen, aus ganzem Herzen.

    Ein Licht möchte ich sein in der Welt, ich habe soviel zu geben.

    Ich habe nicht nur meinen Frieden gefunden, ich habe auch endlich meinen Weg zum Glück gefunden.

    Das Glück ist nur eben anders als ich dachte... :)

    Mal sehen wohin der Pfad mich noch führt.

  • Ich kann auch langsam die Wahrheit ertragen, die Welt ist so leer.

    …Leere ist Form!

    Zu sagen, Form ist Leere, ist rechte Ansicht, wenn ich es durch die Aussage, Leere ist Form ergänze; aber auch zu sagen, Leere ist Form, ist rechte Ansicht, wenn ich es mit der Aussage, Form ist Leere ergänze.


    Ich möchte Deinen Enthusiasmus nicht schmälern, aber Du scheinst zu vergessen, daß es nicht um die einfache Leere geht. Es ist wahr, zu sagen, Form ist Leere, also müssen alle Dinge leer sein, aber das Gegenteil ist auch wahr, denn ebenso gilt, daß Leere auch Form ist, so müssen auch die Dinge eine Form haben, mag diese nun idea oder eidos sein (beide gehen auf die Wurzel vid = sehen, wissen zurück). Verheddere Dich also nicht zu sehr in das Substanzlose, vielleicht ist eben das, was wir für Substanz halten, substanzlos, jedoch das, was wir für substanzlos halten, die eigentliche Substanz, wobei aber Substanz nicht das ist, was wir darunter verstehen.


    Grundsätzlich sollte man eines beachten: Niemand in dieser Welt kann sagen, was das Wirkliche ist, auch nicht der Erleuchtete. Alle Worte machen die Wahrheit darüber wieder zunichte. Der vollkommen Erleuchtete kennt zwar das Wirkliche, dennoch machen es auch seine Worte wieder zunichte. Hinzu kommt noch, daß unter den Menschen das rechte Verständnis für seine Worte fehlt. Was also darüber auch gesagt wird, es kann niemals die ganze Wahrheit sein, und ein jeder erleuchtete Lehrer ist sich dessen zu jeder Zeit bewußt: alles, was er sagt, muß auch wieder verneint, relativiert oder in sein Gegenteil verkehrt werden. Auch Buddha muß es wohl gewußt haben. Schau auf seine Reden und sieh selbst: dort, wo er von der Position der Erleuchtung aus spricht, verneint er gleich darauf seine Aussagen oder fügt das genaue Gegenteil zu.

    Ein Beispiel: im Vasubandhu sagt Buddha: zu behaupten, daß der âtman real sei und ewig existiere, sei (zwar) falsche Ansicht, (doch) zu behaupten, er würde nicht existieren, sei ebenfalls falsche Ansicht.

    Warum? Weil alles, was gesagt wird, aus etwas anderem hervorkommt, alles Gesagte und alle Worte Teil der Bedingtheit sind, sie kommen und gehen durch die Sphäre des Bewußtseins eines in der Bedingtheit gegenwärtigen Ichs.



    Mich freut es jedoch, wenn ich in deinem Enthusiasmus erkennen darf, daß Du auf den eigentlichen Kern der Befreiungslehre gestoßen bist. Es ist nämlich tatsächlich das grundsätzliche Vertrauen, welches man bedarf, und genau das, nämlich Vertrauen, glaube ich in Deinen Worten zu erkennen.

    Um voranzukommen, ist zuerst einmal Vertrauen nötig, d.h. absolutes und bedingungsloses Vertrauen, ein anderer mag dieses Vertrauen den wahrhaften Glauben nennen, doch sagen die unterschiedlichen Worte nichts darüber aus, was es wirklich ist; jedenfalls ist es der Anfang einer transzendenten „Kette der Erlösung“.

    Kennst Du es nun schon, brauche ich Dir auch nicht zu sagen, wie Du es finden kannst, ich kann Dir aber raten, vertiefe es, ergründe es, und vor allem: verliere es nicht! Ich selbst war (damals) völlig überrascht, als ich es fand, denn ich habe es nicht gesucht, wußte auch nichts von seiner Bedeutung, es überfiel mich einfach und war ganz plötzlich da, eingebrochen in mein Leben wie ein Dieb in der Nacht, das ganze Chaos meines Daseins umzukehren, und von da an erfüllte es mich mit der tiefen Heilsamkeit seiner Natur.


    Die Erläuterung dazu findet sich Im Upanisa-Sutta, dort lehrt Buddha mit den Grundvoraussetzungen einen direkten Weg, wie die Kette des Leidens überwunden werden kann, und so eröffnet er uns in seiner Erklärung eine transzendente Kette des Bedingten Entstehens. Das aber, so Buddha, ist nur für einen gedacht, der weiß und sieht, nicht für einen, der nicht weiß und nicht sieht.


    Buddha sagte, während eines Aufenthaltes in Sāvatthī, daß die Geburt die unterstützende Bedingung für Vertrauen sei. Das weicht zwar von dem ab, was er dann an anderer Stelle (weiter unten in jenem Text) sagt, wo Streß und Leid die unterstützende Bedingung für Vertrauen sei, ändert aber nichts an den grundsätzlichen Aussagen.

    Nun, ganz gleich wie dem auch sei, man erkennt, daß er hier hier etwas Besonderes lehren möchte, eine Umkehrung der Kette des Bedingten Geschehens. Jedenfalls schildert er hier, wie man, ausgehend vom Vertrauen und Stufe um Stufe, die Befreiung und schließlich die Vernichtung aller Bedingungen (Nirvana) erreicht.

    Das Vertrauen, so sagt er, dessen unterstützende Bedingung Streß und Leid ist, ist selbst nun die unterstützende Bedingung für Freude, und haben wir Freude erreicht, so haben wir damit die unterstützende Bedingung für Entzücken, haben wir Entzückung, gewinnen wir durch diese unterstützende Bedingung die Beruhigung (Ruhe oder Gestilltheit), und Beruhigung ist die unterstützende Bedingung für Glück; das Glück ist aber nun die unterstützende Bedingung für Konzentration (Sammlung) usw… ich belasse es mal dabei, Du kannst es ja selbst im Pali-Kanon studieren.


    Mir scheint auch gerade ein Ungleichgewicht zwischen Nehmen und Geben auf der Welt zu sein.

    Das scheint Dir nur so zu sein, das Bedingte Geschehen läßt kein Ungleichgewicht zu, alles ist immer in einem vollkommenen Gleichgewicht.


    Der einzige Feind in meinem Leben war immer nur ich selbst.

    Das, mein Freund, ist nun wohl eher falsche Ansicht, es sei denn, es sollte nur ein Scherz sein. Du hast keinen solchen Feind, allein das Nichtwissen ist Ursache für das Leid. Dieses ist aber kein Vergehen, kein sündhaftes Verhalten oder was auch immer man denken mag. Es ist einfach eine Bedingung, ein erster Keim und die erste Bedingung, die zu all dem führt, was folgen mag. Alles, was Du tust und was Dir geschieht, fügt sich wie einzelne Glieder in einer Kette zusammen, und erst der Erleuchtete, der daraus hervorgehen wird, weiß um ihre jeweilige Bedeutung.

    Verachte also weder Deine Gegenwart noch den Menschen als solchen, und bedenke, was Buddha, sowohl im Anguttara wie auch im Samyutta, über ihn gesagt hat: in eben diesem (vergänglichen) Körper, sterblich wie er ist und grad ein Klafter groß, doch mit Bewußtsein und Verstand begabt, befindet sich die ganze Welt, ihr Wachsen und Abnehmen, und auch der Weg, der zu ihrer Überwindung führt.


    Auch existiert eben kein Selbst, das all dies verursachen kann, allein Deine Gegenwart ist hier und jetzt gegeben, es ist aber Dein (individuelles) Karma, das Dich schließlich zur Überwindung der Bedingtheit führt. Sieh also auch dieses nicht als deinen Feind an, tatsächlich würde ihm die Bezeichnung „Freund“ eher zukommen - wenn auch viele herumirrende Wesen irrtümlicherweise der Ansicht sind, ihres sei eher beschissen. Wie gesagt, ergründe Dein Vertrauen (es ist nicht nur wichtig, es zu verstehen, sondern auch seine Ursache zu erkennen), vertiefe es und laß es sich einfach entfalten.

    lg