vorweg:
ich habe sehr früh schon meinen lao gelesen und mich aber nur am rande mit den lehren anderer östlicher meister beschäftigt, da mir die worte nach den ersten hinfällig schienen und in meinen gedanken nur konsequenz der eigenen spiritualität darstellen.
in meiner jugend, vor 15 jahren, glaubte ich noch bedingungslos den wertvollen geschriebenen worten und freute mich darüber, in schriften der großen meister unserer breitengrade, eigene ideen wiederzufinden und fühlte mich ihnen sehr verbunden. hierzu zählen vor allem kästners fabian und im liebeskummer der werther (sicher kein guter begleiter im kummer). faust, bzw nathan waren mir damals zu absolut und mächtig. diese großen meisterwerke lernte ich erst später schätzen, als ich verstand, welche zeitlosen konflikte angesprochen werden. mit dieser erkenntnis wich auch die ehrfurcht vor idolen.
nun nach langen jahren des wanderns und vor allem lernens und feilen an einer ureigenen philosophie bin ich allerdings wieder am anfang angelangt. ich habe in den medien gearbeitet, programmiert, geworben, verwaltet, gelesen, gemalt, gezeichnet und geschrieben. meine wohnorte und einflüsse häufig gewechselt und nur eins ist mir bisher als konstante geblieben:
Der Glaube an die Äquilibration aller Systeme - egal wie komplex, egal wie allumfassend oder weitreichend; genauso wie klein - als Konsequenz des ewigen Ausgleichs. Und die Einsicht, dass jede Reaktion in dieser verworrenen Zeit, dass jedes Echo des Handelns in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, dem Ausgleich dient.
die worte laos sind mir schon lange nicht mehr präsent, sie haben damals aber das erste mal - nach langem in-sich-gehen und besinnen, bzw bewusst-werden (evtl meine umschreibung für meditation) - für tiefe und ehrliche gefühle des umfassenden verstehens gesorgt.
die lehren buddhas sind mir gänzlich fremd, da ich schon lange idole in meinen gedanken durch ideale ersetzt habe und meinen idealen folge, anstatt den worten eines anderen menschen.
gerpägt bin ich aus meiner kindheit monotheistisch und verbinde mit dem begriff religion eher blendende eigenschaften, die (meist wohlwollend) lenken sollen. empfinde mich aber ob dieser prägung nicht als religiös, da es mir fern liegt vorgefertigten meinungen zu folgen, wie auch diese oder auch meine eigenen vor mir herzutragen. ob dieser skepsis hielt ich auch den buddhismus, gerade durch den in der öffentlichkeit zelebrierten gelegenheitsbuddhismus, für nicht meinen ansichten entsprechend.
ich folge einer inneren einstellung, die im zweckdienlichen handeln selbst nur eine gesellschaftliche notwendigkeit sieht. im kommerziellen bereich so wenig wie möglich, allerdings auch so viel wie nötig.
ich mag die verwirrung nicht mehren und die echos nicht verstärken. unbesonnenes streben empfinde ich als schädlich - besonnenes schaffen ist mir aber ein hohes gut (bilder, schriften oder code, die ich schaffe sollen mir gefallen und hohen maßstäben genügen). in der leistungsgesellschaft nicht einfach, aber ohne sinn für geld und gier durchaus realisierbar - doch das ist ein anderes thema.
auf der suche nach wertvollem austausch, stieß ich immer wieder auf parallelen zum buddhismus, den ich für mich ja als massenreligion, die er offiziell ist, abgelehnt habe. auch das folgen der lehren eines idols lässt sich schwierig mit meinem glauben an ideale vereinbaren. doch beschleicht mich mittlerweile das gefühl, dass ich viel wertvollen austausch und spirituelle entwicklung, durch einen großen irrtum und fehlinterpretation, von mir fernhalte. laute (im sinne von nicht-zweifelnd) beeinflussende bilder und filme schrecken mich ab, da sie mich versuchen zu beeinflussen und mir fast nie zu ende gedacht scheinen.
meine fragen:
folge ich mit meinen idealen: respekt, ehrlichkeit, offenheit und verständnis jeder situation und jedem wesen gegenüber bereits buddhistischen lehren? und habe es nur durch meine verblendung nicht erkannt, dass "der buddhismus" nur eine tiefst spirituelle gemeinschaft ist, dessen ansichten von seinem namensgeber treffend formuliert wurden?
in unseren populären medien tauchen ja immer wieder lamas neben geistaustreibern und ähnlichen gestalten auf und gelten als urbuddhistisch bis fast bön'sch - wie wichtig sind diese "religiösen popstars" wirklich im praktischen buddhismus? wie groß sind die taoistischen einflüsse in der deutschen buddhistischen gemeinde?
ist man in deutschland buddhist, weil man als gutmensch ja buddhist sein muss? - sicher eine kritische frage, doch trifft sie meine grundskepsis, gedanken in eine gemeinschaft fließen zu lassen, die mir von außen - auch durch einige vertreter, die ich kennen lernen durfte - sehr opportunistisch und weniger spirituell erscheint. (ich habe hier einen buddhistischen rotarier im hinterkopf).
wie gravierend sind die unterschiede in den buddhistischen strömungen und lohnt es sich subjektiv für mich hier nach weisheit zu suchen?
demütig und hoffend nicht zu schroff gefragt zu haben
meeps
ps: bauhaus-freunde verzichten auf großbuchstaben inkonsequent in meinem grundsatz. allerdings wollte ich den kontrast zu der erläuterung und meinen fragen schaffen.
edith: threadtitel angepasst, da ich den nach dem schreiben des textes übersah und "fragen" einfach nichtssagend ist.