Beiträge von Kirschbluete

    Hallo Mirco,


    die "erste Motivation zur Übung", an die ich mich erinnere, war die unbeschreibliche Freude, "die Lehre" sozusagen gefunden zu haben.
    Bei mir ging das alles rein intuitiv von dem Moment an, in dem ich 1987 in Japan im Sanzen In Tempel gespürt habe, dass "das" der Weg ist, den ich beschreiten möchte.


    Da ich zunehmend merke, wie gut mir die Lehre und die damit verbundene Übung tut, muss ich mich gar nicht mehr zur Übung motivieren.
    Vielleicht ein bisschen vergleichbar mit dem Tag, an dem ich nach einer langen Pause wieder das Radfahren für mich entdeckt habe.


    Bei der Lehre und der Übung kommt bei mir auch die Zuversicht, dass das Erlöschen möglich ist. Und wie lange das noch dauern mag: darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf.
    Ich übe einfach mit der Geduld und Zuversicht weiter, die sich im Jahr 1987 bei mir eingeschlichen hat.

    Zitat

    wörtl. 'edler Freund', bezeichnet einen edlen in der Lehre erfahrenen und an Jahren gereiften Mensch, der einem in der Geisteszucht ein Freund und Unterweiser ist.


    »Geliebt, geachtet und geehrt,
    Das Böse tadelnd, nachgiebig,
    Ein Mensch, der tiefe Lehre spricht,
    Nie anspornt zu verkehrter Tat


    So sehe ich das auch.



    Dem schließe ich mich vorbehaltlos an.
    Ich fühle mich auch sehr dankbar, dass ich edle Freunde in diesem Sinn gefunden habe.
    Mehr gibt es für mich dazu gar nicht zu sagen, weil ich dafür keine weiteren Worte finde (obwohl ich ja nun nicht unbedingt an "Wortkargheit" leide ;) ).

    Hallo Kevin,


    Zitat

    Ich stelle mich jeder Diskussion, aber es gibt auch andere Menschen, die so auf ihren STandpunkten beharren, dass jegliches Ansprechen nur zur Eskalation führt oder keine Veränderung bringt, da überlegt man es sich dann ob man es sich antut, weil es kostet ja auch kraft.


    was ich für mich erkannt und gelernt habe ist:
    ich stelle mich nicht mehr jeder Diskussion und das beruhigt ungemein.
    Es gibt für mich gar keinen Grund, mich jeder Diskussion zu stellen - "nicht überall mit zu diskutieren" kann innerlich sehr frei machen! :D

    Hallo Kevin,


    wie es sich im Ausland mit Therapie verhält, weiß ich natürlich nicht.
    Glücklicherweise habe ich noch nie die Erfahrung machen müssen, dass "alles was kostenlos ist, nicht viel wert ist." - ganz im Gegenteil!
    Sei es bei der Beratung, die ich mir damals in der benannten Krise geholt habe, sei es aber auch im Bezug auf Unterweisungen, Dhammagespräche u.dgl.
    Was man mir (und ganz sicher auch anderen) angedeihen hat lassen, war kostenfrei und dennoch unbezahlbar!


    Überheblich wirkt Dein Beitrag ganz und gar nicht auf mich - eher resigniert.


    Was meine bisherige Vergangenheit betrifft kann ich für den Moment sagen, dass sich meine derzeitige Lebensqualität deutlich besser anfühlt.
    Es gibt natürlich "Hochs" und "Tiefs" in meinem Leben und ich gehe davon aus, dass die auch noch lange kommen werden.


    Was mir aber in meinen 43 Jahren in diesem Leben sehr hilfreich war, war eine scheinbar "mitgebrachte" Tendenz, dass ich ein Mensch mit einer verhältnismäßig "geringen" Erwartungshaltung bin.
    Das heißt ganz sicher nicht, dass ich "gar nichts erwarte" oder dass ich mir denke: "Was habe ich schon zu erwarten?"
    Ich reise auch immer wieder mal ins "Phantasialand meiner Träumereien" - aber ich habe eine tendenzielle Haltung zum Leben, dass ich (seit ich mich erinnern kann) dann auch bei "zerplatzten Träumen" die Bälle auffangen konnte, die mir das Leben zugespielt hat ohne, dass ich völlig resigniert hätte und keinen Mut mehr fassen konnte, "es" immer wieder neu zu versuchen oder mich von gewissen Dingen (Vorstellungen, Träumen...) einfach zu lösen.
    Manchmal gehört auch Mut dazu, sich von etwas zu lösen.


    Für mich war es nie ein gefühlter Weltuntergang, wenn sich Dinge "anders entwickelt" haben, als ich mir erhofft habe.
    Selbst wenn ich mal über die eine oder andere "Negativ"-Entwicklung traurig oder niedergeschlagen war: ich habe mich nie daran lange "aufgehängt", wie schön es doch gewesen wäre, wenn.....(bei der einen oder anderen Sache sicherlich mal länger als bei anderen Sachen, kommt drauf an, wie stark der Kleber der Sehnsüchte geklebt hat : ;) )


    Das ist für mich recht kompliziert in Worte zu fassen - ich hoffe, ich kann es einigermaßen transportieren, was ich ausdrücken möchte.

    Kevin05:

    Hallo Kirschblüte,


    danke für deine gefühlvollen Worten, das tut mir leid was dir da schon alles an Leid widerfahren ist mit deinen Lieben. Auch ich habe ähnliche Erfahrungen gemacht, auch deine Anaylse wie es mir geht ist treffend, wobei ich wie gesagt nicht wirklich viele Ideen habe, wo ich ansetzen kann. Ich will auch nicht jammern, weil es bringt ja sowieso nichts, durch das permanente darüber sprechen kommt es ja immer wieder doppelt hoch. Eine Therapie habe ich hinter mir, mehrere eigentlich, Erfolg Null. Klar kann man sagen, da hat der Therapeut nicht gepasst, aber um mich nicht zu wiederholen, es geht auch finanziell nicht mehr was Neues auszuprobieren. Ich kann nur jedem raten, der irgendwelche psychische Probleme hat Hände weg von jeglichen Medikamenten, welcher Weg der richtige ist kann ich aber auch nicht sagen, Medikamente mögen gut sein, aber bei psychischen Problemen aus meiner Sicht eine Katastrophe, reines Probieren und heftige Nebenwirkungen. Ich behaupte sogar, und so vermessen will ich sein, dass ich mehr drüber weiß als so manche Ärzte.


    Ich glaub da eher dran, dass man mit Ernährung viel machen kann, richtiges Atmen, regelmäßige Bewegung und eben die Gedanken - dies konsquent zu machen bringt am ehesten eine Verbessserung. LG und alles Gute Kevin



    Hallo Kevin,


    das, was ich über mich geschrieben habe, gehört glücklicherweise schon lange der Vergangenheit an und vielleicht macht es Dir Mut, durch meine Beiträge zu erkennen, dass nichts so bleibt wie es ist.


    Auf den Punkt mit dem "passenden" Therapeuten komme ich aber doch nochmal zurück, weil mir dieser Punkt sehr am Herzen liegt.
    Es kann nämlich durchaus (und auch nicht mal selten) vorkommen, dass man an den "Falschen" gerät.
    Bedauerlicherweise gibt es sogar in der Psychotherapieszene die Auffassung, dass es ja "nur an einem selbst liegt", wenn "einem der Therapeut nicht passt" und diese Haltung kann Tür und Tor zum Mißbrauch in einem Abhängigkeitsverhältnis öffnen.
    Da ich nun seit einigen Jahren selbst in der "Helferszene" arbeite, weiß ich, wie ganz schnell und "ratzfatz" eine psychische Abhängigkeit entstehen kann, die der Klient erst mal gar nicht bemerkt und es als "gegeben" hinnimmt, wenn während der Therapie ein immer schlechters Gefühl entsteht und absolut keine Besserung der eigenen Gemütslage sich abzeichnet.


    Natürlicherweise "muss" es während einer Therapie auch zu Situationen kommen, die sich für den Klienten unangenehm anfühlen (genau da liegt ja auch der Punkt, den man anschauen muss) - aber eine "erfolgreiche" Therapie muss auch mit sich bringen, wieder neuen Mut zu fassen.


    Was mich etwas irritiert ist, dass Du im Zusammenhang mit der Therapie den finanziellen Aspekt mit aufführst.
    Therapie auf Krankenschein ist für den Klienten kostenfrei!


    Womit ich sehr konform gehe ist die Bewegung!
    Ich "sportel" auch in der Gegend herum (ich fahre gerne mit dem Mountainbike durch die Natur) und das empfinde ich als sehr, sehr hilfreich, wenn ich "Druckabbau" betreibe - aber es geht auch für mich sehr still und "meditativ" (das Tempo bestimme ja ich ;) ).


    Vielleicht lohnt es sich ja, nochmal auf den therapeutischen Aspekt zu gucken --- und auch auf den Therapeuten!

    Hallo Kevin,


    mein Eindruck ist, dass Du momentan (vielleicht auch schon über einen längeren Zeitraum hinweg) in einer nicht geraden glücklichen Situation lebst.
    Ich kann sehr, sehr gut nachvollziehen, dass gerade in derartigen Lebenssituationen der Wunsch nach einer (spirituellen) Erlösung regelrecht "brennt".
    Das Fatale kann dabei sein, dass man sich aber immer mehr in den Wunsch nach einer Erlösung "verstrickt" (und genau das führt dann ins Gegenteil)- von daher tendiere ich immer dazu, den Augenmerk auf eine behutsame Vorgehensweise mit sich selbst (vor Allem eben wieder auch die Geduld mit sich selbst) zu üben.


    Auf mich wirkt Dein Beitrag so, als ob Du momentan an der Grenze Deiner körperlichen und auch psychischen Kräfte angekommen bist.
    Als ich vor vielen Jahren in "meine" buddhistische Gruppe dazu gekommen bin, war ich auch in einer ziemlich gruseligen Lebenssituation (erst der Tod eines 21jährigen, nahestehenden Familienmitglieds, das an Krebs starb, dann ein Arbeitsplatzverlust und dann die Botschaft, dass mein Vater eine tödliche Krankheit hat bis hin zu einem kompletten Familienzerwürfnis).
    Allerdings war mir auch klar, dass ich in dieser Lage nicht "sofort" mein Heil in einer buddhistischen Gruppe finden werde, sondern ich habe mir damals einen Psychologen gesucht, mit dem ich da erst mal einiges auf- und abarbeiten konnte.


    Gut: für mich ist da die Hemmschwelle nicht sehr hoch (ich habe dazu keinen Krankenschein gebraucht, weil ich auf eine Einrichtung der Stadt zurückgreifen konnte) - trotzdem will ich Dich aber ermutigen, dass Du vielleicht auch mal über diese Möglichkeit nachdenkst.
    Wenn Deine Frau nicht mitmachen will, steht ja trotzdem nichts im Weg, dass Du Dir selbst einen psychologischen Berater suchst.


    Ich weiß, dass die Wartezeiten "auf Krankenschein" sehr lang sein können.
    Es gibt aber auch möglicherweise temporäre Möglichkeiten z.B. bei einem Kriseninterventionsdienst oder bei Beratungsstellen von freien Trägern.
    Da kann es sehr schnell und unbürokratisch zugehen.


    Ich möchte Dir diese Option gerne zum Überdenken mit an die Hand geben.


    Auch wenn ich überhaupt nichts von "Ferndiagnosen" halte und aus eigener Erfahrung weiß, wie mißverständlich so manche Dinge im Internet transportiert werden, lesen sich Deine Beiträge schon so, als ob es Dir im Moment überhaupt nicht gut gehen würde.

    Mir ist es gestern passiert, dass ich "so richtig" ärgerlich wurde.
    Wir haben beim Songkran-Fest teilgenommen und nach kurzer Zeit hat sich ein Mann zu uns gesellt, der uns von sich aus gesagt hat, dass er sich Gedanken zu den ganzen buddh. Symbolen macht.
    Ich habe ihm gesagt, dass er mich gerne fragen kann, wenn er möchte.
    Er meinte darauf, dass es schon gut sei - er würde sich die Antworten selbst geben.


    Dann hat er angefangen, mir zu erzählen, dass er den Respekt, den wir den Mönchen gegenüber bringen, nicht gut findet. Seiner Ansicht nach müsse es so sein, dass die Mönche den Respekt den Hausleuten entgegenbringen sollten.
    Dazu hat er ständig meine körperliche Nähe gesucht und hat auch versucht, mich dauernd zu berühren.
    Als er gemerkt hat, dass ich ausgewichen bin, meinte er, dass "die Deutschen" Berührung ja überhaupt nicht mögen.
    Er war US-Amerikaner und ich habe während meines letzten Aufenthalts in den USA sogar die Erfahrung gemacht, dass Berührungen mittlerweile sogar unter Strafe gestellt werden können (sovie zum Thema "die Deutschen"....).


    Ich war definitiv verärgert.
    Zum einen, weil ich die Eingangszeremonie wunderschön gefunden habe und geistig und auch "im Herzen" dabei sein wollte, zum anderen, weil ich es nicht mag, wenn man eine Diskussion über "Sinn und Unsinn" div. Traditionen vom Zaun bricht, wenn man selbst zu Gast ist und ich es auch nicht mag, wenn mich fremde Männer berühren (ich bin eh nicht so der "Knuddel-Knutsch"-Typ und habe z.B. überhaupt kein Problem, dass Mönch-Frau-Berührungen im Theravada Tabu sind. Ganz im Gegenteil ist das für mich etwas, das vieles vereinfacht. Die Betonung liegt auf "für mich".)


    Möglicherweise wäre ich verbal deutlicher geworden, als ich es mit meiner Körpersprache geworden bin - aber ich wollte während der Feierlichkeit auch nichts vom Zaun brechen.
    Dennoch habe ich mich auch noch längere Zeit danach deutlich verärgert gefühlt und bin dann dem Mann auch aus dem Weg gegangen.
    Das war für mich noch die günstigste Lösung - einfach aus dem Weg gehen und nichts Neues provozieren.

    Hallo Karnataka,


    Zitat

    puh… das ist eine schwierige Situation. Der Umgang mit dauernder Selbstaggression kann, glaube ich, ganz stark eigene zornige Impulse und Frustration auslösen. Ich bin seit über 20 Jahren in der Betreuung von Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung beschäftigt – und ich habe die Betreuungstätigkeit über einen langen Zeitraum, rückblickend betrachtet, oft nicht optimal hingekriegt. Der Buddhismus hat mir unglaublich geholfen und überhaupt erst die gezielte Arbeit mit den eigenen Emotionen ermöglicht, und heute besitze ich einen wirklich liebevollen Zugang und mehr noch, ich empfinde die Tätigkeit als große Bereicherung für mich. Trotzdem blicke ich mit Respekt auf die Situation in anderen Teams, die besondere Belastungen tragen.


    Durch das eigene Kind so gefordert zu werden, ist etwas, das ich vor wenigen Jahren wohl kaum bewältigt hätte und es hätte beinahe zwangsläufig zur Überforderung geführt, weiß ich. Auch heute bin ich mir über die tatsächliche Belastung kaum im Klaren, doch sehe ich den Charakter der selbstlosen Liebe zum eigenen Kind deutlich und weiß (besonders aus dem Kontakt mit vielen Angehörigen), dass keinerlei Unterschied in der innigen Verbundenheit besteht, auch wenn die Anforderungen ungleich größer sind. Persönlich glaube ich, dass es sinnvoll ist, einen Menschen mit starker Lernbeeinträchtigung so ab dem Erwachsenenalter aus dem Wohnen im engen Familienverband in das betreute Wohnen übersiedeln zu lassen. Viele, viele Eltern sehen das jedoch anders


    die Selbst- und Fremdaggressionen haben sich glücklicherweise in den vergangenen Jahren stark verringert.
    Was bei mir aber "hängen geblieben" ist, ist eine latente "erhöhte Alarmbereitschaft", d.h. ich habe dadurch gelernt, die "Flöhe husten" und das "Gras wachsen" zu hören.
    Ich merke immernoch, dass ich innerlich anspanne, wenn unsere Kleine z.B. eine Bewegung macht, die bei mir sofort im Geist anfängt zu alarmieren: "Achtung, sie könnte jetzt wieder anfangen, mit dem Kopf gegen die Wand zu schlagen."
    Es wird bei mir innerlich allmählich ruhiger, aber die "Hab-Acht"-Tendenzen sind schon noch recht ausgeprägt und ich vermute, die werden auch noch eine Weile dauern.


    Was die Zukunft im Erwachsenenalter unserer Kleinen betrifft:
    wir liebäugeln (auch gemeinsam mit der Pflegemutter ihres ebenfalls schwerbehinderten Bruders) mit dem Gedanken, dass unsere Kleine und ihr Bruder im Erwachsenenalter möglicherweise mal in dieselbe Einrichtung gehen können.
    Beide Geschwister besuchen je eine anthroposophische Schule für Kinder mit geistiger Behinderung und der Träger dieser Schulen hat auch entsprechende Einrichtungen.
    Auch wenn unsere Kleine "erst" 12 Jahre alt wird: wir reden immer wieder über das Thema, auch mit unserem Jugendamt (wir arbeiten sehr gut mit unserem Pflegekinderdienst und dem Vormund unserer Kleinen zusammen), so dass wir nicht erst "auf den letzten" Drücker mit einer Suche für eine würdige Unterbringung beginnen müssen.


    Mir/uns ist es als (Adoptiv-/Pflege)Eltern sehr, sehr wichtig, dass unsere beiden Kinder ein von uns unabhängiges Leben führen können.
    Unsere Große (15) ist glücklicherweise gesund und munter wie ein Turnschuh und wird ihren Weg gehen - und auch wenn unsere Kleine zeitlebens auf die Unterstützung anderer angewiesen sein wird, wollen wir sie nicht an uns "festbinden".


    Was ich aber auch merke ist, wie schützend und unterstützend ich den Dhamma für mich empfinde.
    Ich fühle mich dadurch getragen und auch orientiert und das gibt mir sehr viel Kraft.



    Lieber Kevin,


    Zitat

    Mein Ziel ist Entwicklung nach vorne, und ich sage euch auch warum, weil es mir seit Jahren gesundheitlich so schlecht geht, dass man das nicht als Leben bezeichnen kann, es dreht sich alles um das Leid, um Schmerzen, Symptome, es ist alles eskaliert in den letzten 2 Jahren, ich bin resistent geworden gegen jeweilige Therapien, gegen Schmerzen aller Art, gegen Symptome aller Art. Daher bin ich heute auch der der ich bin, wäre mein Leben problemlos gelaufen wäre ich wohl ein anderer geworden, daher suche ich eben den Schlüssel was es ist, ich kann es mir nicht erklären und ich bin ja kein Mensch der nicht nachdenkt.


    Verzeiht mir dass ich hier ein wenig aushole, aber ich denke es gehört zu meiner Geschichte, weil es der Mittelpunkt ist. Ich bin heute über 40 Jahre und seit ich denken kann habe ich Schmerzen und Symptome, ich kenne das Leben nicht anders und daran zerbricht man irgendwann halt auch mal. Die Schulmedizin steht "daneben", die Alternativmedizin ebenso - das bekam ich mehr als einmal gesagt, wir können ihnen leider nicht helfen - aber wie gesagt, es eskaliert und ich habe keine Gegenstrategie mehr außer mich dem zu ergeben, mit Leben hat das Ganze nichts mehr zu tun. Ich habe mich auch gefragt, ob ein Vierjähriger schon so viel angestellt hat, dass er mit diesen Dingen bereits konfrontiert ist, wie Gedanken an den Tod, das Sterben und die permanenten Schmerzen und manchmal auch Krankheiten, ja und da gibt es natürlich auch eine massive Angsterkrankung, also liebe Leute geht zu Ärzten wenn ihr was habt, aber Hände weg von den Psychodoktoren, sie stehen komplett daneben, die Angebote sind keine Alternative für mich. Sie arbeiten nur mit Medikamenten, und das ist der Weg in der Abgrund, wobei die Medizin natürlich auch viel gutes hat, mir haben sie halt nicht helfen können.


    Deine Offenheit berührt mich sehr!
    Ich kann mir vermutlich kaum vorstellen, wie stark diese Belastung durch die Beeinträchtigungen für Dich sein muss.
    Im Moment fühle ich mich leider auch ein bisschen ratlos, weil ich Dir gerne etwas Hilfreiches an die Hand geben möchte und weiß nicht so recht, was Dir in dieser Situation hilfreich ist.


    Was mir in krisenreichen Lebenslagen bisher am meisten geholfen hat, war die zwischenmenschliche Kontakt zu Dhammafreunden, Gespräche über die Lehre usw.
    Was ich Dir von ganzem Herzen wünsche ist, dass Dir jemand begegnet, der Dich praktisch "an der Stelle abholen" kann, an der Du Dich im Moment befindest.



    Hallo Kevin,


    die Geduld mit mir selbst ist genau die Übung, die ich bisher am hilfreichsten empfinde.
    Mal ein kleines Beispiel aus meinem "Lebensnähkästchen":
    mein Mann und ich haben ein schwerbehindertes Kind aufgenommen. Unsere Kleine ist jetzt nicht ganz 12 Jahre alt und hat insgeamt ein "schweres Päckchen" mit sich gebracht - nicht nur ihre geistige Behinderung, sondern auch viele Verhaltensauffälligkeiten.
    Ihr Tag bestand noch vor nicht wenigen Jahren aus "Haben wollen, haben wollen, haben wollen!"
    Und wenn sie "es" (was auch immer) nicht bekommen hat, ist sie regelrecht ausgerastet - sie wurde unbeschreiblich wütend und hat getobt.
    Das ging bei ihr über Eigen- bis zu Fremdaggression.


    Diese Wutattacken waren für uns alle eine Belastung und ich habe mir irgendwann gedacht, dass ich es mal ganz sachte mit Geduldsübungen bei ihr versuche.
    Wann immer sie sofort "haben wollte", habe ich mit ihr geübt, einen Moment inne zu halten und habe immer ganz langsam den Begriff "Geeee-duld" ausgesprochen, egal, an welcher Stelle wir uns befunden haben.
    Wenn sie mit innehalten konnte, habe ich sie sehr gelobt und ihr gesagt, dass es gut ist, wenn man Geduld hat.


    Ich habe mit ihr trainiert, ein Ding nach dem anderen zu machen - immer ein bisschen inne zu halten, bevor man das nächste macht.
    Irgendwann hat sie angefangen, sich selbst zu "ertappen", wenn sie etwas "sofort gewollt" hat und irgendwann habe ich dann gehört, wie sie zu sich selbst gesagt hat: "Geeeeee-duld." (Ihr Sprachwortschatz ist ungefähr dem eines dreijährigen Kindes gleich, jedes neue Wort ist ein kleines Wunder bei ihr!)


    Warum ich das schreibe...
    um nicht selbst bei ihren damals dauerhaften Wut- und Zornesattacken irgendwann auszuflippen, musste ich selbst erst mal Geduld entwickeln.
    Auch als ich mit ihr das Geduldstraining gemacht habe, musste ich mit mir jede Menge an Geduld haben - sonst hätte ich die Erwartungshaltung an mich direkt auf unsere Kleine übertragen und das hätte wiederum eine sich negativ auswirkende Spannung erzeugt -
    und hätte die ganze Sache vermutlich eher verschlimmert, als verbessert.

    Kevin05:

    Hallo Kirschblüte,


    deine Frage ist leicht beantwortet, ich wünsche mir von mir selbst wie auch von meinen Mitmenschen einen wertschätzenden, achtsamen, ehrlichen, respektvollen Umgang miteinander, das was ich von anderen einfordere gilt selbstverständlich auch für mich.



    Hallo Kevin,


    was ich in dieser Hinsicht recht hilfreich finde ist, die Entwicklung von Geduld.
    Bei mir war es so: je mehr Geduld ich mit mir entwickelt habe, desto geduldiger und nachsichtiger wurde ich auch meinen Mitmenschen gegenüber.
    Das hatte wiederum zur Folge, dass sich eine gewisse Art der "Geschmeidigkeit" in meine sozialen Kontakte eingeschlichen hat, insgesamt wurde das "Miteinander" leichter für mich.


    Das "Einfordern" von sich und den Mitmenschen lässt dann allmählich nach und man empfindet eine friedlichere und wohlwollendere Gesinnung.


    So meine momentanigen Erkenntnisse, die ich im Umgang mit mir gesammelt habe. ;)
    Dabei rede ich aber auch von einem sich einschleichenden Prozess, der auch immernoch stattfindet.
    Das heißt nicht, dass ich nicht auch mal heftig entnervt sein kann oder zu einer ungehaltenen Reaktion neigen könnte.

    Hallo Kevin,


    die Frage, die ich mir bei dem Beitrag stelle ist:
    was wünschst Du Dir von Deinen Mitmenschen und was wünschst Du Dir von Dir selbst?

    Zitat

    Ich kann mir vorstellen, dass ich mich selbst kontrollieren kann und mit der Zeit das schaffe, was ich auch versuche schon seit längerem, aber meine Frau, meine Mama und eben auch Freunde reden fast nur über Belangloses oder eben andere Menschen und wie soll das funktionieren, dass ich immer schweige?


    Diese Herausforderung kenne ich auch ;) .
    Was ich mir zur Übung gemacht habe: wenn ich z.B. Besuch von meiner Tante und meinem Onkel bekommen, die ganz, ganz liebe Menschen sind, dann versuche ich ihnen sprichwörtlich "mein Gehör zu schenken".
    Was auf mich "belanglos" wirkt, kann für meine Tante z.B. sehr bedeutungsvoll sein.
    Als ich mal in einer ganz blöden Lage war, hat sie mir "ihr Gehör geschenkt", also mache ich es mir (wenn auch Jahre später) zur freudigen Aufgabe, dass jetzt ich diejenige bin, die ihr Gehör schenkt.
    Wenn meine Tante etwas über ihren Garten und ihre Nachbarn erzählen möchte, dann will ich ihr die Zeit und mein Gehör schenken, dass sie das auch aussprechen kann.


    Wenn ihr etwas Widriges widerfahren ist, dann soll sie mir das erzählen können ohne dass ich ihr das Gefühl gebe, dass mich ihre Erzählungen langweilen.
    Authentizität (also aufrichtiges Interesse) ist da aber sehr wichtig!
    Was für sie im Moment unseres Beisammenseins wichtig ist, mache ich mir in dem Moment auch zur Wichtigkeit.


    Das heißt ja noch lange nicht, dass ich mit ihr "gemeinsam auf den Tisch haue" und mit ihr in eine Lästertirade verfalle.
    Man kann auch so damit umgehen, dass man einfach fragt: "Ja, wie ist es denn Dir dabei gegangen, als Deine Nachbarin *diesunddasundjenes* - das muss sich ja nicht gut angefühlt haben..." usw. usw.


    Es gibt immer wieder Möglichkeiten, Gespräche auch ganz sanft in eine gewisse Richtung umzulenken, man dabei dem Gesprächspartner aber auch Wertschätzung signalisiert.


    Zuhören ist für mich auch eine Übung im "sich zurücknehmen", sich nicht so wichtig zu nehmen und dem Gesprächspartner Platz und Raum zu überlassen.

    Hallo Kevin,


    was ich auch als recht wichtig empfinde ist, dass man nicht in die Denkweise gerät. "Ich, der gute Buddhist - Ihr, die unwissenden Weltlinge, die Ihr tratscht und klatscht und keine Ahnung habt....".
    M.E. fängt die rechte Rede mit den eigenen Denkgewohnheiten an.
    In dem Moment, in dem ich anfange, den "Tratsch und Klatsch" meiner Mitmenschen zu bewerten, in dem Moment ist auch schon die Tendenz angelegt, dass ich mich irgendwo be- oder aburteilend über die Menschen äußere.


    Ich versuche mich immer auch ein Stück weit in die Lage meiner Mitmenschen zu versetzen.
    Glücklicherweise lebe ich in einem sozialen und beruflichen Umfeld, in dem es wenig zu Lästereien kommt und wenn ich mal in etwas ähnliches gerate, dann übe ich mich in einer Art "wohlgesonnene Zuhörerrolle".


    Für mich ist es auch vorstellbar, dass ich auf so manchen Mitmenschen wie ein "Alien" wirken muss, weil ich schon tw. deutlich andere Interessen habe.
    Mittlerweile kann ich das auch akzeptieren, dass mich nicht jeder "verstehen" kann.


    Mich wollte mal eine weitläufige Bekannte "therapieren", weil ich auf sie so weltfremd gewirkt haben muss.
    Dazu hat sie mir eine DVD mit "Bauer sucht Frau" eingelegt, damit ich das "wahre Leben" kennenlernen könnte.


    Mittlerweile glaube ich verstanden zu haben, dass sie einfach händeringend eine Basis gesucht hat, auf der wir uns begegnen können.



    Was ich aber auch in den vergangenen Jahren an Erfahrung gemacht habe:
    irgendwann wird die eigene innere Haltung weicher, geschmeidiger, wohlgesinnter - manches wirkt dann auch ganz anders und es fällt auch gar nicht mehr so schwer, sich z.B. bei Lästereien zu enthalten.
    Man hört aber auch auf, Mitmenschen abzuurteilen, die lästern, weil man auch die Not dahinter immer mehr erspüren kann.
    Aber das ist alles ein sich einschleichender Prozess und ich bin ganz offen:


    auch wenn ich mich in der rechten Rede übe (und diese Übung für mich auch sehr ernst nehme):
    ich laufe auch ab und zu mal am Rande des Vulkans herum und mir wäre neulich fast eine ziemlich unheilsame Entgleisung passiert, weil ich mich sooooooo über jemanden aufgeregt hatte.


    Es gibt wenig, über das ich mich aufrege, aber umso heftiger habe ich das vor kurzer Zeit empfunden.


    Mit einem Satz, der mir zu Ohren gekommen ist, habe ich auf einmal im Brustkorb eine Hitewelle aufsteigen spüren, die mir unmittelbar in den Kopf geschossen ist und da konnte ich meine Zunge fast nicht mehr in Zaum halten. Ich hatte gerade noch so "die Kurve" gekriegt, bevor mir etwas nicht besonders "Nettes" aus dem Mund gekommen wäre.


    Von daher übe ich mich schön "brav" weiter, erst mal vor meiner Haustüre zu kehren - denn ich bin da auch noch lange nicht "jenseits von Gut und Böse" ;)

    Hallo Buddhina,


    was ich (mit zwei Kindern ;) ) für sinnvoll halte ist, nicht gleich mit den Übungen/Vorstellungen anzufangen, die "gewaltig nach hinten" losgehen könnten.



    Bei / mit den Kindern kann man sich z.B. in Geduld üben (ganz besonders, wenn sie munter vor sich hinpubertieren :lol: , davon kann ich momentan ein Lied singen, gleich verbunden mit einer "Mantrenrezitation" der besonderen Art: "Es ist nur eine Phase, es ist nur eine Phase, es ist nur eine Phase, es ist nur eine Phase...."), ganz besonders auch in Geduld mit sich selbst und welche Ansprüche man an sich als Mutter hat usw. usw.


    Letztendlich ist es aber eine Tatsache, dass sich irgendwann die Wege trennen werden.
    Spätestens wenn ich sterbe, werden die Kinder zurückbleiben - und so schrecklich es auch klingt:
    bei uns ist ein Familienmitglied im Teenageralter an Krebs erkrankt und verstorben. Wir haben damals alles mit begleitet - hinterblieben sind die jüngeren Geschwister und die trauernden Eltern.


    Was mir besonders gut gefällt ist das Gedicht von Khalil Gibran ("Eure Kinder sind nicht Eure Kinder...", kannst Du ja mal ergoogeln).


    Auch wenn wir diese Vorstellung noch so gruselig finden - es wird so kommen, dass sich die Lebenswege trennen werden.


    Aber wie gesagt: mit dieser Übung/Vorstellung würde ich ganz sicher nicht beginnen.

    Die Übung, Mitgefühl zu entwickeln, empfinde ich als eine Übung mit einem durchaus positivem Rückkoppeleffekt.
    Bei mir kann es im Job immer wieder zu extremeren Situationen kommen, in denen ich dann durch diese Übung eine Chance habe, innerlich wieder zur Ruhe zu kommen und mich auch innerlich vor negativen Gefühlen zu schützen.


    Ich war schon in konkreten Situationen, in denen ich z.B. das Kindeswohl bei sehr kleinen Kindern in einer extremen Art und Weise gefährdet gesehen habe, da es auch entsprechend eindeutige körperliche Merkmale gegeben hat.
    Da ich an Schweigepflicht gebunden bin, kann ich nicht ins Detail gehen, aber ich denke, ich drücke mich klar genug aus.
    Jedenfalls bin ich in einer dieser extremeren Situationen auch den entsprechenden Müttern begegnet und einmal hat mich die blanke Aversion gegen diese Mutter fast "hinfortgerissen", weil der Zustand ihrer Kinder so übel war, dass das Ganze noch entsprechend notwendige med. Sofortmaßnahmen erfordert hatte.


    Ich habe gemerkt, dass mir die Aversion überhaupt nicht gut tut, ich hatte das Gefühl, ich fange innerlich an zu "brennen" und auch, die Mutter zu verurteilen: "Wie kann die das diesen Kindern nur antun????"


    Erst mal habe ich mich dann darin geübt, dass ich es akzeptiere, dass diese Aversion in mir aufgestiegen ist, dann habe ich versucht, Mitgefühl (im Sinne von Karuna, das auch mit "Erbarmen" übersetzt wird) für die Mutter zu entwickeln.
    Drei Wochen später habe ich gemerkt, dass diese Aversion sich nicht weiterentwickelt hat bzw. dass sie sich sogar zurückgebildet hat.
    Interessanterweise wurde ich dann gefragt, ob ich diese Mutter zusätzlich noch in einem anderen Rahmen unterstützen könnte.


    Ich hätte das nicht tun können, wenn ich die Aversion weiter gepflegt hätte und mich nicht in Mitgefühl geübt hätte - die Übung in Mitgefühl hat bei mir erheblich zu einer inneren Beruhigung beigetragen und ich merke, dass diese Mutter mir auch vertraut.
    Den Kindern geht es übrigens den Umständen entsprechend gut und es wird auch mit der Mutter intensiv gearbeitet.
    Das an der Stelle, falls die Frage auftaucht, was wohl aus den Kindern geworden ist.


    Ich habe sie erst neulich gesehen und sie sind munter und guter Dinge.



    Auch da empfinde ich das Essenzielle wieder ganz wunderbar in Worte gefasst. :D
    Zum einen durfte ich erleben, was es bedeuten kann, wenn sich z.B. Dhammafreunde Zeit nehmen, um ihre Zeit z.B. für ein Lehrgespräch zu geben.
    Oder was ein freundliches Wort bedeutet, wenn man mal mit sich selbst nicht ganz im Reinen ist und über einen Fehler sprechen kann, den man gemacht hat (ohne Angst haben zu müssen, dass da gleich eine "bewertende Keule" kommt).
    Eine der größten Erfahrungen, die ich machen durfte war, dass sogar das "Ermahnen" eine Gabe sein kann, wenn man hinter den Worten fühlt, wie wohlwollend es gemeint ist und man dann die Erfahrung macht, dass diese "Gabe des Ermahnens" zu einem weiteren Schritt in Unabhängigkeit führt.


    Gerade diese Art von "Gaben" habe ich sehr zu schätzen gelernt.


    Umso dankbarer fühle ich mich, wenn ich auch nicht nur materielle Dinge geben kann (ein paar Münzen in die Dana-Kästchen im Wat z.B. ), sondern wenn ich auch "Zeit geben" kann, mein "Gehör geben" kann, meine "Stimme geben" kann.


    Meines Empfindens nach öffnet "Geben" das Herz des Gebenden.
    Und je mehr man sich übt, umso stabiler und unerschütterlicher wird es und vermutlich (?!) wird dann die Kopflastigkeit auch relativiert.


    Soweit mal mein "Wort zum Sonntag".




    Geronimo, einfach an der Stelle "nur" ein Dankeschön für diesen Beitrag, den ich wunderschön finde!

    Zitat

    In welchem Leben ? In diesem Leben, nur das können wir beeinflussen, um heilsames Karma zu pflanzen.


    Hallo Matthias,


    das empfinde ich schon ein bisschen anders:
    ich gehe davon aus, dass wir -die "hier und jetzt" mit der Lehre in Berührung gekommen sind- schon begünstigende karmische Voraussetzungen in vorherigen Leben geschaffen haben.
    Mein Leben "hier und jetzt" ist für mich ja nichts weiter als eine Fortsetzung der vorherigen Existenzen, die man nach dem Ableben des vorigen Lebens und der Geburt des momentanen Körpers nicht ausradiert hat.
    Und in den folgenden Existenzen (wie immer sie auch gestaltet sein mögen), setzen sich Tendenzen fort, außer man erlischt.


    Es gibt Praktizierende, die ich kenne und die in etwa so "lange" in diesem Leben ohne "speziellen" Lehrer praktizieren (sich aber z.B. in Lehrredenkreisen austauschen) und eine derartige Festigkeit im Dhamma haben, die auf mich unerschütterlich wirkt.
    Bei diesen Freunden gehe ich einfach davon aus, dass sie schon viel karmische Voraussetzungen mitgebracht haben.


    Ich empfinde es bei mir war als unbeschreiblich segensreich, dass ich zwei "greifbare" ordinierte Lehrer hatte/habe, bei denen ich mittlerweile durch das Lesen der kanonischen Schriften sicher sein kann, dass sie mir "nichts anderes" gesagt haben, als es in den Schriften steht.
    "Nichts anderes sage als in den Schriften" kann recht lapidar klingen, war/ist es aber für mich absolut nicht. ;)


    Je mehr ich lese, umso dankbarer fühle ich mich ihnen gegenüber.


    Aaaaaaaaaaaaaaber ;) sie haben auch sehr viel beigetragen, dass ich mich auch nicht "hilflos verloren" fühlen würde, wenn sie auf einmal zurück nach Asien gingen: d.h. sie haben immer wieder auch die Unabhängigkeit zu ihnen gefördert.


    Was mir aber auch sehr viel bedeutet ist der persönliche Austausch mit anderen Dhammafreunden (diese Freundschaft wird ja vom Erwachten auch hervorgehoben).


    Aber durch diese Erfahrung, sprich auch das Fördern der Unabhängigkeit zu einem Lehrer, wächst bei mir sehr viel gefühlte Sicherheit und Vertrauen.
    Vertrauen in die Lehre und auch Selbstvertrauen.

    Um welchen Beginn in welchem Leben handelt es sich da genau?
    Und nach wieviel Jahren Dhammapraxis in welchen Leben?


    Ich stelle diese Fragen gerne, wenn in "Anfänger" und "Fortgeschrittene" unterteilt wird, weil ich manchmal schon ein bisschen die Befürchtung habe, dass damit auch eine Erwartungshaltung verknüpft sein kann.


    Was, wenn eine 20jährige in eine Gruppe von 60jährigen kommt und die 20jährige schon ganz viel aus früheren Leben "mit sich bringt", während am Ende noch das Älteste Mitglied dieser Gruppe erst seit "diesem" Leben mit Dhamma in Berührung ist?


    Ich habe schon mal irgendwie-irgendwo-irgendwann sinngemäß die Aussage gehört: ".... ICH praktiziere schon seit 30 Jahren, während dieser/jene/welche, der doch nur seit viel weniger Jahren dabei ist (und auch noch viel jünger ist)...dies und dies und das und das......"


    Im letzten Jahr ist eine Frau (etwa in meinem Alter) in unserer Gruppe dazu gekomme, bei der ich z.B. das Gefühl habe, dass sie nicht nur seit wenigen Monaten mit Dhamma in Berührung ist, auch wenn es in diesem Leben so sein mag.
    Da vertraue ich mal wieder meinem Gefühl und nicht den Jahreszahlen..... ;)



    (Nachtrag: ...wobei ich bei einer Aussage, wie "Ich praktiziere schon länger als Du / Du praktizierst schon länger als ich" generell Zweifel am Dhammaverständnis dessen habe, der diese Aussage trifft. Ohne Glaube an Wiedergeburt gäbe es ja meinem Verständnis nach die ganze Lehre nicht, da kann es ja irgendwie auch kaum möglich sein, in dieser Kategorie "erstes Leben, erstes Mal Dhammapraxis" zu denken, wenn man Dhamma praktiziert. Genauso unmöglich halte ich es z.B. den christlichen Weg zu gehen und Jesus von Nazareth als Religionsgründer zu sehen ohne daran zu glauben, dass Jesus von Nazareth existiert hat....)

    Zitat

    Das Mönchsgewand ist weich wie Schnee,
    aber Stahlnadeln können es nicht durchstechen.
    Der Raum ist eins und ohne Riß.
    Auf welcher Straße gelangt der Duft der Zimtblüte zu uns
    am Ende des Tages? Zen- Strophe



    Meine Interpretation dieser Strophe ist, dass der Mönch die "Ich-Empfindung" (8. Fessel) bereits aufgelöst hat ("Der Raum ist eins und ohne Riß": das Empfinden in den brahmischen Bereichen) , während "wir" uns fragen, ob wir den Duft der Zimtblüte noch auf uns beziehen oder ob wir am Ende des Tages das "andere Ufer (der Weiseheit)" der Weisheit erreicht haben (meine Interpretation der Straße ist das "Ufer") und die letzten drei Fesseln der "Ich-Empfindung", der Unruhe und des Wahns aufgelöst haben (Nibbana).


    Allerdings frage ich mich, ob sich ein kleiner Fehler eingeschlichten hat bei "weich" wie Schnee.
    Würde "weiß wie Schnee" dastehen, würde ich "weiß wie Schnee" als reines Herz interpretieren (nur steht für mich da die Frage im Raum, ob das Herz nach dem Lösen der 8. Fessel als "rein" interpretierbar ist. Zwischen dem Auslöschen der Ich-Empfindung und Nibbana stehen immernoch die "Befleckungen" der Unruhe und des Wahns).

    Was mir noch eingefallen ist, Matthias:


    ich habe schon "Verkopfte" erlebt, die wirklich Angst hatten, ihre Gefühle zuzulassen.
    Da hatte ich den Eindruck, dass sie ihre Gefühle als Schwäche verstehen könnten.


    Für mich gehört sich schon viel dazu, wenn man sich wünscht, dass man "weniger verkopft" ist.
    Vielleicht ist es eine Übungssache, immer wieder mal drauf zu achten, wann der Bauch spricht und was er sagt (damit meine ich natürlich nicht die Verdauungsgeräusche - die wären dann mehr Körperbetrachtung :lol: ).


    Soviel Gedanken noch dazu....

    Hallo Matthias,


    genau das empfinde ich im Internet als fatal: Ferndiagnosen bei einem Dialogpartner, den man nur durch einige Zeilen kennt.
    Der Schreibstil und der Inhalt müssen m.E. noch lange nicht das "Innenleben" des Dialogpartners authentisch widerspiegeln.


    M.E. sagen die Ferndiagnosen mehr über den aus, der sie stellt, als über den, über den sie gestellt werden.


    Als ich noch ein Forum hatte, habe ich mich manchmal gefühlt wie die Freud'sche Leinwand: welche Filme da in das projeziert wurden, das ich so geschrieben hatte, war echt romanreif. :D