Beiträge von Sinai

    Hallo Vesha,


    ging mir ähnlich nach meinem letzten Retreat. Und ich habe es auch an anderen Retreat-Teilnehmern beobachtet. Manche wirkten unterschwellig aggressiv, andere mussten zwanghaft schnattern. Die ersten Tage danach hatte ich Schwierigkeiten, mich wieder an das "normale" Leben zu akklimatisieren, und war schnell genervt von Nachfragen, wie es denn war. Die gängige Meinung ist ja, man müsste danach tiefenentspannt sein und den ganzen Tag lächeln - von wegen. Die Traurigkeit danach liegt sicher auch daran, dass sich hohe Erwartungen nicht erfüllen. Ich habe irgendwo gelesen, Vipassana wäre wie eine Operation am Unterbewusstsein, und nach einer OP muss man sich ja auch erst erholen.
    Also, du bist nicht der/die Einzige mit dieser Erfahrung, gut, dass du das Thema mal ansprichst.


    LG
    Sinai

    Zitat

    Wäre die Liebende-Güte-Meditation bzw. Metta Bhavana eine bessere Alternative für mich als die Achtsamkeitsmeditation, in Bezug auf meine geringe Erfahrung mit der Materie?


    Die Metta-Meditation ist eine Form der Ruhemeditation, das heißt, dadurch erreichst du auch einen gewissen Grad an Konzentration. Ich habe eine Weile am Anfang meiner Meditationssitzungen immer einige Minuten Metta geübt, bevor ich dann zur Atembetrachtung übergegangen bin, dadurch kommen die Gedanken schon mal zur Ruhe. Oder übe eine Weile nur Metta . Wenn du es einrichten kannst und wirkliches Interesse hast - ein Retreat ist die beste Möglichkeit, um wirklich intensiv in die Praxis einzusteigen. :D
    Aber auf jeden Fall nicht aufgeben ...


    Viele Grüße
    Sinai

    Hallo,


    Buddha sagte, man solle Achtsamkeit in allen Körperhaltungen üben, also im Sitzen, Stehen, Gehen, Liegen. Die Gehmeditation wird oft unterschätzt, aber sie ist wichtig, gerade um Achtsamkeit im Alltag zu trainieren.
    Mir wollte auch lange der Sinn nicht einleuchten. Auf meinen ersten Retreats war die Gehmeditation für mich mehr wie eine Art Auflockerung zwischen den langen Sitzperioden. Sie ist anspruchsvoll, weil man hier viel mehr Ablenkungen von außen ausgesetzt ist als beim Sitzen. Erst bei meinem letzten Retreat habe ich erkannt, wie wertvoll sie ist.
    Sie formal länger praktizieren - mache ich im Alltag eher selten. Aber ich versuche immer in der Mittagspause einige Minuten im Park zu gehen, bin mit der Aufmerksamkeit bei den Schritten, wenn ich längere Strecken gehe, eine gute Methode, um die Gedanken davon abzuhalten, ständig um irgendwelchen Blödsinn zu kreisen.
    Wenn du es für kurze Zeitspannen in den Alltag einbauen kannst, nur zu. Ein guter Anfang für das Ziel, in jedem Moment achtsam zu sein. :)

    Hallo,


    ich hab dazu neulich etwas in "Das Kernholz des Bodhibaums" von Ajahn Buddhadasa gelesen. Er schlägt zwei Methoden vor, um den Prozess der bedingten Zusammenentstehung zu unterbrechen. Leider kann ich es aus dem PDF nicht kopieren, aber sinngemäß besteht die 1. Methode darin, den Prozess bereits im Moment des Sinneskontakts zu abzuschneiden: "Verhindert die Entwicklung von vedana, lasst nicht zu, dass Gefühle von Zufriedenheit und Unzufriedenheit aufsteigen." (Von neutralen Empfindungen schreibt er nichts.)
    Allerdings räumt er ein, dass diese Methode äußerst schwierig für den Durchschnittsmenschen ist, deshalb gibt es noch die 2. Methode, den Prozess da anzuhalten, wo bereits ein Gefühl von Zufriedenheit oder Unzufriedenheit entstanden ist. "Lasst das Gefühl schlicht und einfach Gefühl sein und im Geist verweilen, bis es vergeht. Erlaubt ihm nicht, tanha zusammenzubrauen und töricht dies und das zu wollen als Reaktion auf Zufriedenheit und Unzufriedenheit."
    Es wird auch erwähnt, dass manche buddhistische Autoritäten die Ansicht Buddhadasas, es sei möglich, den Prozess im Moment des Sinneskontakts zu unterbrechen, nicht teilen und der Meinung sind, bei Kontakt steige immer auch vedana auf. Das könnte deine Frage beantworten, warum Ayya Khema die 2. Methode empfiehlt.

    Hallo,


    könnt ihr mir ein paar typische oder häufige Namen von Theravada-Mönchen nennen (gerne auch mit Bedeutung)?


    Danke im Voraus


    Sinai

    Gunaratanas Bücher sind sehr anschaulich und auch für Anfänger geeignet. ( "Mindfulness in Plain English" über Achtsamkeitsmeditation und "Eight Mindful Steps to Happiness" über den Achtfachen Pfad). Allerdings gibt es sie bisher nur auf Englisch als Kindle-Version, wie ich das sehe.
    Ansonsten kann ich empfehlen: "Die Kuh, die weinte" von Ajahn Brahm. Geschichten, keine theoretische Einführung. Sehr lesenswert und aufschlussreich!

    Hi,


    ich habe einen speziellen Meditationswecker bzw. Yoga-Timer, der nur einmal "piep" macht. Dann muss ich nicht die Hand ausstrecken, um ihn auszumachen, sondern kann die Medi in Ruhe ausklingen lassen. Innere Uhr? Nun ja, es kommt meist der Punkt, an dem ich beginne zu mutmaßen, wie viele Minuten und Sekunden es noch sind. Manchmal bin ich ganz gut drin, manchmal dauert es dann aber noch zehn Minuten ... allein drauf verlassen würde ich mich nicht wollen. :D


    LG
    Sinai

    Losang Lamo:

    Meine neueste Facette ist gerade: Wie entwickelt man eigentlich Metta für jemanden, vor dem man sich ekelt? Komisch ist das. Da setzt sch ein Mensch in einem Café an den Nebentisch, er stinkt und zündet sich zusätzlich noch eine Zigarette an. Der Mann ist genauso viel "wert" wie ich, logo. Ich wünsche ihm alles Glück - aber er stinkt echt ekelig. Ab der zweiten Zigarette nahm ich dezent Reißaus an einen weiter entfernten Tisch. Genug ertragen. Metta-Königin, ich.


    Oh, du bist schon bei der Fortgeschrittenen-Variante. :D Ich sehe immer die Gesichter morgens in der S-Bahn und mir wird so deutlich bewusst, dass keine Verbindung da ist zwischen ihnen und mir.

    Hallo,


    mich wundert, dass noch gar nicht Aldous Huxley erwähnt wurde. In seinen Romanen ist der Buddhismus oft gegenwärtig, nicht gerade in dem berühmtesten "Brave New World", aber in "Eiland" z.B. entwirft er eine positive Utopie in einer buddhistisch orientierten Gesellschaft. In den Roman "Time must have a stop" beschreibt er die Erlebenisse eines Verstorbenen anhand des tibetischen Totenbuchs.


    Den "Pilger Kamanita", der schon erwähnt wurde, kann ich auch sehr empfehlen.


    LG
    Sinai

    Hallo,


    danke schon mal für eure Antworten.


    Doris: Ja, ich stimme dir zu, dass Metta durch Achtsamkeit entsteht und dass sie sich im Alltag entwickeln muss. Du hast das auch sehr anschaulich erklärt. Die Frage ist eben: Macht es Sinn, sie unterstützend auf formale Art zu praktizieren?


    Jikjisa:

    Aber sag mal: erscheinen dir alle Begriffe und Wörter in Metta-Texten hohl oder nur bestimmte ?
    Welche Assoziationen hast Du bei diesen Wörtern ?


    Tja, es gibt ja so einiges an Empfehlungen, wie und mit welchen Worten man Metta praktiziert. Gerade diese häufigen Formeln wie "Möge ich frei von Leid sein" oder "Mögest du glücklich sein" sind so umfassend interpretierbar. Wenn man nicht genau aufpasst, ist es nicht viel anders, als würde man pflichtbewusst das Vaterunser herunterleiern. Es liegt wohl gar nicht an bestimmten Wörtern, sondern an der Gefahr, dass Wörter generell leicht zu Worthülsen verkommen. Wahres Mitgefühl ist wohl jenseits von Worten, aber man muss ja mit irgendetwas anfangen ...


    Danke für den Link, Mirco.


    Was mir noch einfällt, ist: Wie kann ich sicher sein, dass es überhaupt Mitgefühl ist, das ich empfinde? Doris spricht von "tränenrührigen Emotionen". Ist es echtes Mitgefühl, das ich empfinde, oder doch nur Sentimentalität?


    LG

    Hallo zusammen,


    ich praktiziere die Achtsamkeitsmeditation und versuche sie mit der Metta-Meditation zu kombinieren. Das Problem, das ich damit habe, ist, dass ich immer das Gefühl habe, nur hohle Worte zu wiederholen. In den Büchern, die ich gelesen habe, ist immer davon die Rede, dass Metta sehr kraftvoll ist, etwas, das fließt. Bei mir war das bisher allenfalls ein Rinnsal. Ist es überhaupt möglich, durch Wiederholen von Formeln Mitgefühl zu entwickeln? Wie haltet ihr das? Arbeitet ihr mit Visualisierungen? Praktiziert ihr reine Metta-Sitzungen oder fangt ihr mit Metta an, um darüber in die Stille zu kommen? Bin gespannt auf eure Antworten.


    LG
    Sinai