Son, es ist ganz normal, dass du dir diese Fragen stellst, zumal du grad in einer Phase großer Trauer um deine Mutter steckst. Ich bin Agnostikerin, aber nach dem Tod meines Vaters habe ich mich dabei ertappt, dass ich im Internet nach „Nahtodkontakten“ gegoogelt habe.
Das Schwierige ist, zu akzeptieren, dass es keinen Sinn und keine Antworten hinter solchen Geschehnissen gibt. Mal abgesehen davon, dass der Tod zum Leben gehört, aber es immer irgendwie „zu früh“ ist, wenn man selbst oder ein Mensch, den wir lieben, „gehen“ muss.
Mach dich bloß nicht verrückt oder dir noch ein schlechtes Gewissen, dass du für diverse Schicksalsschläge verantwortlich bist. Das Wort "Zufall" können wir am wenigsten ab. „Die Sonne scheint über Gerechte und Ungerechte“ steht in der Bibel. „Guten“ Menschen widerfährt Schlechtes, „schlechten“ Menschen Gutes und dann auch wieder andersrum. Ohne Sinn und ohne Berechnung und ohne jegliche Sicherheit. Kinder werden krank oder behindert geboren und es ist ein Unding, sowas mit irgendwelchen Geschehnissen aus früheren Leben „erklären“ zu wollen.
Man versucht immer, das Schicksal irgendwie zu beeinflussen, aber das ist nicht wirklich möglich. Bis zu einem gewissen Grad mag das gehen, indem wir z. B. einen gesunden Lebensstil pflegen und bei Rot nicht über die Ampel laufen und nett zu anderen Menschen sind und darüber auch mal was Nettes zurückbekommen. Mit Achtsamkeit kann man sicher viele Gefahrenquellen ausschließen, aber eine letzte Sicherheit gibt es nicht. Kettenraucher können 100 Jahre alt werden und ein Nichtraucher an Lungenkrebs sterben. Es reicht ein falscher Tritt und du bist weg. Und wenn du ihn nicht machst, macht ihn ein anderer und du bist auch weg oder jemand, den du geliebt hast.
Wir haben nichts, nur den jetzigen Augenblick und das ist manchmal schwer auszuhalten, deshalb haben wir die Götter erschaffen oder Philosophien rund um Karma und Wiedergeburt.