Beiträge von Ayudha

    Choenyi:
    Ayudha:


    ganz liebe Grüße
    choenyi :star:


    Danke für die Erklärung. Ich habe jetzt nur das Zitat oben kurz eingefügt, damit der Folgepost nicht zu riesig wird und du mitkriegst, dass ich auf deinen Post noch weiter eingehe. Die Ausführungen waren sehr umfassend und für die meisten wären damit sicher alle Fragen erloschen. :) Aber ich bin ein Quälgeist. :P
    Eigentlich führt das jetzt erst mal vom Diamantweg als gesonderte Linien weg und zum Vajrayana allgemein. Das wird wieder ein längerer Text, aber ich hoffe es regt noch in irgendeiner Form an und wird nicht nur als "lästig" wahrgenommen. Ich weiß, dass ich zuweilen sehr "stochere". Aber ich finde es nach wie vor interessant:


    Ich möchte nochmal folgendes erklären - und zwar nicht, um zu prahlen wie toll ich wäre - ich hoffe ich krieg dann auch die Kurve zu der eigentlichen Frage:


    Alles was du mir erklärt hast ist mir schon bekannt. Ich studiere seit über 10 Jahren nun Buddhismus/Religionswissenschaft - sowohl allgemein als auch speziell. Besonders asiatische Geisteslehren sind mein Schwerpunkt - darunter eben Buddhismen. Ich kann mehrere Sprachen des Buddhismus u.a. etwas tibetisch und Vajrayana habe ich jetzt auch nicht nur flüchtig untersucht. Ich bin kein klassischer Gelehrter, der Dinge nur aus Büchern gelernt hat, sondern ich bin viel in die Feldforschung gegangen - habe unheimlich viele Interviews mit Lamas/Gurus/Yogis etc. gehabt und habe einen sehr breiten Querschnitt erfahren von dem was man alles als Buddhismus verstehen kann. Und ich sehe ALLE Linien, und seien sie noch so eigenartig für den einen oder anderen als historische Entwicklungen - sie sind da. Ob ich das mag oder nicht spielt da keine Rolle. Ich versuche nur zu erkennen - was ist der Kern/Sinn einer Linie und wie machen die das und dann IMMER die wichtigste Frage - Warum glauben die Anhänger das?


    Ich mache mal mit mir den Anfang:
    Warum bin ich jetzt Theravadin? (war mal anders)
    Weil der PK und die Lehre rational überprüfbar ist und egal wo und wie ich sie anwende sie immer wieder reliabel und valide funktioniert. Sie ähnelt einem unwandelbaren Naturgesetz. Der Einzelne kann mit seinem Subjektivismus/Irrationalität nichts am Ergebnis der Lehre ändern. Das schafft ein enormes Inklusionspotential. Deswegen glaube ich, dass Theravada die Linie ist, von der alle Wesen am meisten profitieren können.


    Warum dann kein Vajrayani?
    Weil Tantra die Rationalität der Lehre aufhebt und ein subjektives Bezugssystem daraus macht. Der/die Einzelne kann mit dem eigenen Subjektivismus/Irrationalität das Ergebnis beeinflussen. Mehr noch - er kann Dinge beeinflussen mit welchen er/sie keinen rationalen Zusammenhang hat. Er nimmt seine eigene Irrationalität als die Ultima Ratio an. Das schafft ein enormes Exklusionspotential und schafft bestimmte Hierarchien, von welchen nicht alle Wesen gleichermaßen profitieren können.



    Thematisch zum Inhalt:


    Das eine Gottheit in Tibet eine andere Entität als im europäischen Kontext ist für mein Fach Grundwissen. Ebenso ist das kein Alleinstellungsmerkmal des Vajrayana - du wirst die gleiche Systematik bei den japanischen Linien finden in Form von Tenbu, Myo, Bosatsu und Butsu.



    Diese "tiefen Bedeutungen" von denen du sprichst sind mir - auch wenn das unglaubwürdig klingt - durchaus bekannt. Es war genau mein Ziel am Anfang des Studiums solche kulturellen Abbildungen bestimmter Geisteskonzepte deskriptiv aufschlüsseln zu können. Und so tief sind sie nach meiner Erfahrung nicht - sie sind i.d.R. sehr systematisch und funktional. Es braucht schlicht ein bisschen Arbeit, um die breiten religiösen Inhalte aufeinander beziehen zu können - dazu muss man aber kein Guru oder Meister sein. So kompliziert ist das alles nämlich gar nicht. Zumal man Tantrismus dieser Art schon lange vor dem tibetischen Buddhismus kennt in Form des klassischen Tantrismus des vedisch-hinduistischen Kosmos. Und genau hier wird es eben spannend - die haben nämlich beide das gleiche Ziel - eine höhere Wiedergeburt. Im Vajrayana, aber auch Mahayana ist der Bodhisattvagedanke ja sehr wichtig. Es gilt besonders im Vajrayana auch die Annahme ein Bodhisattva oder gar ein weiser Yogi könne seine Wiedergeburt vorhersagen und steuern. Eben magische, übernatürliche Fähigkeiten entwickeln, die aus der Methode erwachsen seien. Sprich: Da seien wenige Individuen, die sagen sie seien in der Lage metaphysische Gesetze so beeinflussen zu können, dass diese ihrem Willen unterlägen, weil sie geheimes Wissen angewendet haben, dass wiederum nicht überprüfbar ist. Ich würde das als Aberglaube bezeichnen. Hier werden nun eben diese Fähigkeiten in den Kontext des Buddhismus gestellt, man könne durch solche Praktiken irgendwann eine Stufe erreichen, die dem "Erwachen" gleich kämen, es sogar bewusst steuern. Das konnte Buddha z.B nicht. Zur Vermittlung dieser hierarchisch gegliederten Geheimlehren, denn nichts anderes sind sie, bedient man sich eines gewaltigen Symbolsystems, dass aus einem bunten Mix vedischer/hindugener und ein paar wenigen bön´schen Vorstellungen besteht. (Kalamala bzw. Mahakala wären da ein Beispiel - das ist per se vorbuddhistische Magie. Oder das Laute Mantras seien und die Farblehre etc. - das ist alles schon vor Buddha lange da gewesen und war reine Magie, vedsiche Geheimlehren der Upanishaden und anderer)


    Das heißt die Kernfrage ist hier erneut für mich - und wenn du die ohne abstrakte Erklärungen in 2-3 Sätzen beantworten kannst ist für mich jede weitere Frage zufriedenstellend beantwortet beantwortet:


    Warum glaubst du an magische Geheimlehren und dass sie funktionieren?


    und aus buddhistischer Perspektive:


    Warum ist für dich ein Buddhismus, der mehrheitlich vorbuddhistische Praktiken als Methode nutzt attraktiver, als jene, die durch Buddhas Lehre selbst begründet sind? Warum Vajrayana und nicht Amida, oder Zen, oder Theravada?


    Danke für den Text und die Stellungnahme - aber ich verstehe es nach wie vor nicht. Ich stelle mich wirklich nicht dumm oder stur - ich kann den Gedankengängen einfach nicht folgen. Nichtmal aus dem Theravada heraus, sondern einfach aus der Logik nicht.


    Es wurde eigentlich nur noch "schwammiger" in meinem Kopf und ich habe nur noch mehr Fragen und Unklarheiten. Belassen wir es einfach mal dabei. Nur eines möchte ich gerne auf diese abstrakte Weise versuchen zu erklären:


    Warum ist es gut in das eigene Verderben zu springen (Krokodilgeschichte) und einen sinnvoll gegebenen Rat nicht einfach vorher Aufmerksamkeit zu schenken, damit man diese Erfahrung nicht unnötig erfährt?
    Ich bringe jetzt mal mein Verständnis vom PK mit rein:


    Wenn der Diamantwegler derjenige ist, der einfach in den Krokodilteich springt, obwohl es schon ein Hinweisschild gibt, dass ihm die Konsequenzen seines Handelns aufzeigt, dann verhält er sich doch schlicht ignorant und nicht aufmerksam.


    Sagen wir mal
    Schwimmen = Buddhistische Praxis, die zum Nirvana führen soll


    Das Hinweisschild IST der PK, also nicht die Theravada, sondern einfach nur der PK als Buddhas direkte Lehren, deren Kerninhalte in ALLEN Linien gleichermaßen angenommen werden.
    Wenn der PK sagt "Vorsicht Krokodile!" bzw. "Sichere Sackgasse" - wieso ist es dann sinnvoll das zu ignorieren aus Spaßsucht am Schwimmen/Praktizieren? :?
    Man muss nicht überall reinspringen, um dann selbst herauszufinden ob es was bringt. In manches ja, aber wenn von vorneherein gesagt ist "Dieses oder dieses KANN nicht zum Ziel führen" von demjenigen, der das Ziel überhaupt erst benannt hat - wieso erwartet man dann trotzdem, dass es zum Ziel führt?


    Natürlich hatte Buddha keine gesammelten Texte und natürlicherweise kann man das Nirvana auch aus sich heraus erreichen - es ist nur die Frage wer die Lehre vermitteln kann. Aber das zu diskutieren ist denke ich nochmal ne ganz andere Kiste. Da sind wir wirklich bei den thematischen Unterschieden zwischen Theravada/Vajrayana.

    Sherab Yönten:

    Der Konflikt in Myanmar erinnert ein wenig an die lange kriegerische Auseinandersetzung in Sri Lanka zwischen den buddhistischen Singhalesen und den hinduistischen Termilen.


    Ist vielleicht Wortklauberei, jedoch:


    Termilen gibt's nicht. :) Tamilen heißt diese Ethnie.

    fotost:


    Darf ich Dich bitten, einen Ausdruck wie 'kleiner Weg' zu vermeiden, solange es nicht um eine historisierende Betrachtung geht? Du gehst respektvoll damit um, es wäre schön, wenn aus diesem Respekt die Einsicht wächst, daß Begriffe, die innerhalb der eigenen Gruppe vielleicht ganz neutral verwendet werden für andere wie eine Abwertung wirken können.


    Es gibt andere sachliche Begriffe für das was Du meinst :)


    Ist das echt so, dass sich hier Theravadins wegen dieser Bezeichnung diskriminiert fühlen? :?
    Skandhalös :lol:


    Weißt was ich beachtlich finde:
    Im Zentrum wurde mir fast das gleiche Beispiel nur mit einem Wald und nem Tiger erzählt.
    Auch die weitere Erklärung ist im Wortlaut fast die Gleiche.
    Die Geschichte mit den Krokodilen sind genau das was ich mit "abstrakten Erklärungen" meinte - was auch immer du damit ausdrücken wolltest es kam bei mir jetzt nicht an.
    Was wolltest du damit genau ausdrücken?


    Ich mag nicht nur die Philosophie und die Texte, ich mag sie auch praktisch anwenden zu können und vor allem mit anderen darüber zu sprechen und sich auszutauschen. Das ging nun mal im Diamantwegzentrum nicht so wirklich und das war bis auf mit richtigen Hardlinern des Theravada bisher das erste mal, dass so gar kein Austausch stattfand. Ich hatte oft eher das Gefühl man versuchte mich dafür zu begeistern, dass diese Linie total klar und deutlich sei - auch so Dinge wie "Der Karmapa ist der größte Yogi des Buddhismus" - da waren einfach so viele Dinge im Umlauf, dass mir das alles eben genau das Gegenteil von klar und deutlich war.


    Sieh mal z.b. dieses "Ja durch die Lamas geringschätze ich den kleinen Weg (ich nehme an du meinst Theravada) nicht - ohne ihn wäre Diamantweg nicht möglich"
    - Ich verstehe da keinen Sinnzusammenhang. Kannst du mir den kurz erklären was deine Lamas mit einer Wertung des Theravada allgemein zu tun haben, oder warum man aus diesen eine wertende Perspektive auf den Theravada werfen kann?


    Oder


    "Es ist aber so, dass man auf dem Diamantweg schneller vorankommt, setzt aber Vertrauen und viele gute Eindrücke im Geist vorraus"
    "Zusätzlich dazu arbeitet man im Diamantweg mit dem Entwickeln von Mitgefühl und Weisheit und dem Halten der reinen Sicht"
    - Das ist kein Alleinstellungsmerkmal des Diamantweges, das machen fast alle Mahayanas/Vajrayanas. Woher nimmst du den Anspruch zu sagen, dass man auf dem Diamantweg schneller voran komme? Schneller wohin? (Wo du gleichzeitig um Geduld bittest :?: )


    "Das Ego nutzen wir als Antrieb um uns zu entwickeln. Vielleicht sind wir dann am Anfang erst mal die vorzüglichen und viel besseren Buddhisten... das ändert sich aber durch die Praxis der Meditation und der Anwendung der Mittel im Alltag. Habt da ein wenig Geduld mit uns."
    - Geduld oder Ungeduld sind für mich nicht wichtig - ich verbiete ja niemandem was und ob etwas zum Ziel führt ist für mich als nicht-Praktizierender dieser Linien auch nicht wichtig. Nur, ob die Praktizierenden mir erklären können was und warum sie etwas machen.

    Aber hier stellt sich mir die Frage: Ist es überhaupt möglich sein Ego dadurch zu überwinden, indem man es als zentrale Antriebskraft für eine Transformation benutzt? Erschafft man da nicht einfach nur ein neues Ego, dass aber gleichermaßen durch die 5 Skandhas bedingt wurde? Man führt sozusagen den Kreislauf einfach fort und sagt "Alles wird anders dieses mal"?
    Wie soll man da irgendwann Nirvana erlangen?
    Kannst du mir das irgendwie darlegen, ohne dabei ins Abstrakte zu gehen?

    Morpho:
    Zitat

    Wir wissen das alles selbst nicht - aber ich möchte einmal wissen wie es ist.


    also ne scheu vor irrationalitäten empfiehlt sich da aber nicht.


    Scheu sowieso nicht. Nur das Erkenne was rational oder irrational ist.

    Ich finde den Gedanken interessant, wenn man sich mal vergegenwärtigt wie unser Denken überhaupt funktioniert - also fernab von PK, Skandhas und der buddhistischen Philosophie:


    Z.b., dass wir Gedanken in Sprache ausdrücken - ohne eine Sprache können wir nicht "nachdenken". Ich vergleiche es mal mit einer "Programmiersprache" mit der ich bestimmte Dinge systematisch ausdrücke. So wie diese Sprache konstituiert ist bedingt sie auch die "Gedanken" - sie ist sozusagen der Rahmen in welchen "Denken" stattfinden kann.


    Mal ein Vergleich:
    Im Deutschen sage ich
    "Diese Maultaschen sind lecker." - dass die Maultaschen lecker sind und wie das in meinem Geist überhaupt erst festgelegt wurde spiegelt sich in der Sprache nicht wieder. Entweder etwas IST, oder etwas IST nicht, weil ich es direkt so wahrgenommen habe.


    Im Tibetischen:
    "Momo ti shimpo re/tug/yö/resha" - im Tibetischen gibt es verschiedene Wörter die ein "ist"-Zustand ausdrücken. Die Sprache spiegelt daher wieder, ob ich etwas spontan erfahren habe, es nur ein flüchtiger, möglicherweise irrealer Eindruck ist, ob ich es aus Erfahrung weiß, oder ob es mir z.b. jemand anderes so mitgeteilt hat.


    Das bedeutet in der Sprache zeigt sich oft schon wie und ob bestimmte kognitive Prozesse aktiv wahrgenommen werden, oder nicht.


    Nun sagt jemand von euch bestimmt:


    "Jaaaaaa...Moment mal! Es gibt doch auch Dinge, die Unterbewusst ablaufen!"
    - Genau so ist es. Das sind alles kognitive Prozesse die unser Gehirn automatisch leistet. Beispiel, wir greifen in heißes Wasser und lösen damit ein elektrisches Signal im Körper aus. Das Erfahren dieses Signals wird als Schmerz interpretiert und lässt das Gehirn den Befehl "Schütze dich" abrufen, weil es über lange Jahre so konditioniert wurde.
    Ein interessanter Teil der Praxis ist ja, dass man sich verdeutlicht warum der eigene Geist so konstituiert ist und man das durch langes Training "umschreiben" kann.


    Und wenn ich jetzt darüber "nachdenke" wie "Erwacht sein" im PK z.b. beschrieben wird versuche ich mir vorzustellen wie denn der Geist eines Arhats wohl funktioniert?
    Wie nimmt er Dinge wahr, welche Dinge "bedenkt" er noch, bzw. wie ist seine unterbewusste Wahrnehmung diesbezüglich aufgestellt.


    Ich stelle mir darunter eine Art rationale Sicht auf alles was existiert vor. Sich selbst als vollkommen rationale Konsequenz aller rationalen Dinge zu verstehen und alles was aus mir irrational hervorgeht auch als solches zu erkennen.
    Wie sich sowas anfühlt? Keine Ahnung.
    Hat man dann überhaupt noch eine "Persönlichkeit" bzw. ein Bedürfnis danach?
    Wie ist es, wenn einem die Skandhas vollkommen bewusst sind und alle Sinneseindrücke unter diesem Aspekt wahrgenommen werden?
    Wie ist es bedingtes Entstehen internalisiert zu haben?


    Ist man dann evtl. einfach nur? Kann man sein, ohne jemand zu sein? Ist es das?
    Wir wissen das alles selbst nicht - aber ich möchte einmal wissen wie es ist. ^^

    Morpho:

    Was bedeutet "besucht"?

    Zitat

    Nicht dass der falsche Eindruck entsteht - ich besuche im Rahmen meines Berufs bzw. meines vergangenen Studiums regelmäßig alle möglichen Zentren/Häuser/Linien etc. Die letzten Jahre eher im Ausland und nun seit knapp 4 Jahren reise ich in der BRD hin und her.


    Bist du Referent ? Oder wie kann man sich das vorstellen ? Habe gerade echt keine Idee, wie das gehen sollte. :?


    Ehemaliger Doktorand für Religionswissenschaft Schwerpunkt Kulturforschung/Buddhismusforschung ^^
    Da war ich in den letzten 10 Jahren doch ein bisschen unterwegs.


    Und in der BRD schaue ich wenn ich eine Stadt bereise auch immer mal nach wen man vor Ort diesbezüglich mal besuchen kann.

    void:
    Ayudha:

    Mir geht es ganz simpel darum, dass ich die Vielfalt der Sangha nachvollziehen kann und dass ich verstehe wie in der BRD Buddhismus verstanden und gelebt wird.
    Wenn mich jetzt z.b. ein Studienkollege aus Birma fragt "Oh wie ist das bei euch in Deutschland mit Buddhisten/innen und Buddhismus" - dann möchte ich ihm breit und umfassend so viel Auskunft geben können wie möglich. Welche Traditionen es gibt, was die machen, wie ihre Methodik aussieht, wie Übertragungslinien gestaltet sind usw. Besonders will ich auch markante Unterschiede erklären können - denn die Auffassung dessen was Buddhismus ist und wie man das praktiziert sind aufgrund des westlichen Bezugsrahmens sehr anders, als in traditionell buddhistischen Ländern.


    Also in diesem fall, wäre es veilleicht am besten, wenn du eine Zentrum einer andere "Karma-Kagyü" Linie besuchst. Damit du besser unterscheiden kannst, welche Sachen, die du seltsam findest Teil der Tradition sind und welche Sachen auf den speziellen, flippig-unkoventionellen Heranghensweise von Lama Ole und seiner Organisation zurückgehen.


    Schon längst passiert. Habe auch nochmal eins vorher etwas genauer beschrieben was und wie ich verschiedene Linien besuche :)
    Deswegen kam es mir dort ja schon sehr eigen vor. Das kannte ich aus der Karma Kagyü bisher doch recht anders.


    Sowohl Feldforschung, als auch persönliches Interesse, weil ich gerne über die Buddhisten/innen in meiner Heimatstadt Bescheid wissen mag.


    Nicht dass der falsche Eindruck entsteht - ich besuche im Rahmen meines Berufs bzw. meines vergangenen Studiums regelmäßig alle möglichen Zentren/Häuser/Linien etc. Die letzten Jahre eher im Ausland und nun seit knapp 4 Jahren reise ich in der BRD hin und her.


    Diamantweg war nur eine von vielen Linien, die ich besucht, beobachtet etc. habe.
    Andere waren Nyingma, Kagyü, Sakya, Gelug, Amida (Nembutsu), Zen (Shingon / Soto / Rinzai ), Chan, Engaged Buddhism (Thich Nath Hanh) etc.


    Diamantweg würde ich jetzt nicht per se als "Vajrayana in der BRD" bezeichnen - es ist eine gesonderte Richtung, die nichts desto Trotz in der BRD sehr viele Anhänger stellt. Ich sagte ja auch - dort sind viele Dinge anders, als ich sie aus den meisten anderen Linien kenne.


    Ich fand die Leute wiegesagt sehr nett und lieb - ihre Art Buddhismus zu leben empfand ich aber eher schade, weil es so abstrakt war, ohne sich näher mit der Lehre an sich zu befassen.

    Lucy:
    Ayudha:

    Das hinterfragen anderer ist ganz und gar nicht sinnlos. Es gibt mir Einblicke wie und warum Menschen bestimmte Dinge praktizieren, oder eben nicht. Ich frage immer nur, ob es einen rationalen Grund gibt - den gibt es oft einfach nicht - deshalb stelle ich immer Fragen.


    Mir geht es ganz simpel darum, dass ich die Vielfalt der Sangha nachvollziehen kann und dass ich verstehe wie in der BRD Buddhismus verstanden und gelebt wird.
    Wenn mich jetzt z.b. ein Studienkollege aus Birma fragt "Oh wie ist das bei euch in Deutschland mit Buddhisten/innen und Buddhismus" - dann möchte ich ihm breit und umfassend so viel Auskunft geben können wie möglich. Welche Traditionen es gibt, was die machen, wie ihre Methodik aussieht, wie Übertragungslinien gestaltet sind usw. Besonders will ich auch markante Unterschiede erklären können - denn die Auffassung dessen was Buddhismus ist und wie man das praktiziert sind aufgrund des westlichen Bezugsrahmens sehr anders, als in traditionell buddhistischen Ländern.


    Äh wozu möchtest du für den Buddhismus in der BRD sprechen können?


    Ich habe ein recht breiten internationalen Freundes/Kollegenkreis an den verschiedensten Universitäten Asiens. Buddhismus ist mein/unser Forschungsschwerpunkt und wir versuchen unsere vorliegenden Traditionen deskriptiv nachvollziehbar zu machen.

    Morpho:

    Glaub nicht dass du ieine Tradition findest die Areligiös ist. Und was die Säkularen betrifft, kann man bisher nicht von einer Tradition sprechen. Vielleicht mieten sie sich deswegen gern in spirituellen oder buddhistischen Zentren ein :grinsen:


    Ich definiere Religion eben auf eine bestimmte Weise. Religion ist mehr ein psychologische Kategorie für mich - es ist reine Kontingenzbewältigung. Rationale Kontingenzbewältigung ist zwar theoretisch möglich, aber unser Verstand kann das eigentlich nicht leisten.

    Morpho:
    Zitat

    Ich frage immer nur, ob es einen rationalen Grund gibt - den gibt es oft einfach nicht - deshalb stelle ich immer Fragen.


    Es gibt also oft nur irrationale Gründe Mahayana, Zen, Vajrayana zu praktizieren ? Okey.
    Vielleicht liegt das ja daran, dass sich Mahayana, Zen, Vajrayana nicht in Gelehrtheit(en) erschöpft...
    Das Thema Mantra, würde ich sagen, ist auch noch mal eins für sich, aber als Umweg betrachte ich Mantra keineswegs. Nicht unisono jedenfalls.
    Ich hab letzten Sommer einige Wochen zum Beispiel mit dem sg.
    Dharani der Essenz des Entstehens in Abhängigkeit gearbeitet. Sein Ursprung geht auf die Sutten zurück (Shariputta; Mahavagga). Das führte unmittelbar auf mich selbst zurück.


    Nein nicht einzelne Traditionen - religiöses Handeln allgemein. Da gibt es oft keine rationalen Gründe. Ich habe das jetzt nicht auf eine besondere Tradition bezogen.
    Ich z.b. bin ebenfalls aus völlig irrationalen Gründen Theravadin/Buddhist etc.
    Es ist reine Kontingenzbewältigung wie bei nahezu jedem Menschen.


    Deine Gelehrsamkeit in Ehren, aber es geht ausnahmsweise mal nicht darum was du als Buddhismus/Lehre Buddhas anhand deiner Gelehrsamkeit identifizierst, sondern darum was innerhalb der Geschichtsschreibung der jeweiligen Kulturen als solches identifiziert wurde.

    Ich finde man muss bei diesem Thema ein paar Dinge bedenken:


    1. Unser westliches Verständnis dessen was Buddhismus ist unterscheidet sich sehr von den historisch gewachsenen Traditionen in Asien


    2. Buddhismus war ab Ashoka stets eine "Herrscherreligion". Herrschaftsberechtigungen und weltliche Macht wurden sehr früh mit ihm verbunden und ausgestaltet. Sie wurde entlang der Seidenstraße gehandelt - Könige/Herrscher nahmen buddhistische Gelehrte in den Hofstaat auf, um damit Prestige zu erlangen, oder ihre Herrschaft damit zu festigen.


    3. In diesem Zusammenhang ist Buddhismus nicht nur eine "Gelehrtenreligion" oder "Weisheitslehre", sondern eine ganz explizite Berechtigungslehre wer wie herrschen darf.
    Beispiel Thailand:
    Der König wird aktiv von den Mönchsorden im Amt bestätigt, weil es ihm obliegt das Dharma zu schützen und buddhistisches Leben überhaupt erst zu ermöglichen. Verweigern sich die Orden dem Herrscher verweigern sie die Annahme von Spenden und machen somit die Erlangung guten Karmas für die Laien-Bevölkerung schwierig bis unmöglich.
    Oder Japan Anfang des 12 Jhds - alle Macht war zwischen Kaiser, Samurai und Klöster aufgeteilt.
    Oder die Geschichte Tibets bezogen auf die mongolischen Invasoren - da war sehr viel Politik mit im Spiel und hat das Verhältnis der großen 4 Schulen nachhaltig geprägt.


    D.h. Buddhismus, so edel und weise die Lehre sein mag, hat im Laufe der Geschichte enge Verbindungen zu weltlicher Macht erfahren und wurde auch so politisch genutzt.


    Eben dies erfahren wir in Birma oder auch Sri Lanka immer wieder aktiv, dass Buddhismus eben nicht nur durch meditierende und friedfertige Menschen in Erscheinung tritt, sondern zuweilen durch Konflikte, Krieg und Zerstörung - eben alles was mit weltlicher Macht einhergeht.


    So ist es möglich, dass eine buddhistische Nation kriegerisch in Erscheinung tritt.


    Die buddhistische Lehre konnte über die Entwicklung zum Mahayana immer mehr weltliche Themen aufnehmen und von einem monastischen Anspruch und monastischen Lehrinhalten der Hinayanas abrücken.


    Das heißt für die Frage, wie denn die ansässige Sangha solches dulden, unterstützen kann, oder sich eben raushält sehr simpel:


    - Weil Buddhismus in Asien nicht das ist, wofür wir Europäer ihn halten. Der durchschnittliche Buddhist in China/Japan/Birma/Thailand etc. ist in etwa so streng buddhistisch wie ein unwissentlich getauftes Mitglied einer deutschen Landeskirche christlich ist. Man nimmt aus Gewohnheit/Tradition bestimmte Rituale auf und damit hat es sich dann. Tiefere Zusammenhänge zu kenne, oder gar bestimmte Traditionen derart zu hinterfragen ist selten Teil asiatischer Kulturen.
    Hinzu kommt sicher auch der Aspekt der Angst, dass man am Ende selbst Ziel bestimmter Gewaltakte wird.


    Ich finde es immer wieder verwunderlich, warum Menschen denken, dass der Buddhismus nicht gewalttätig in Erscheinung treten könne, oder dass das so neu wäre?


    Ashoka hat gemordet, vertrieben und geplündert
    Muay Boran wurde von theravadisch geprägten Mönchen explizit FÜR das Kriegshandwerk entworfen und zielt auf rasche Tötung des Gegners ab
    Die Shaolin sind oftmals als Eliteinheit zu Felde gezogen
    Japanische Kriegermönche der Sengoku Jidai, bzw. die Ikko Ikki, oder überhaupt Samurai als buddhistisch (aber auch shintoistisch) geprägte Kriegerkaste
    Die Liste ist endlos.

    Lucy:

    Ok, dann mach mal dein Ding, ich praktiziere halt tibetisch.


    Das ganze hinterfragen anderer ist doch sinnlos, wenn man eine gute eigene Anbindung hat. Um was es dir genau geht, da kannst du nur selbst noch mal schauen... Ich hab mich früher immer nur mit allem möglichen gerieben, solange ich mir unsicher war.


    ...Und selbstverständlich sind die praxistexte auch übersetzt, eine Sadhana rein in tibetisch würde keinen Sinn machen.


    Natürlich. Das war nie meine Intention jemandem seinen gewählten Weg abzusprechen.


    Das hinterfragen anderer ist ganz und gar nicht sinnlos. Es gibt mir Einblicke wie und warum Menschen bestimmte Dinge praktizieren, oder eben nicht. Ich frage immer nur, ob es einen rationalen Grund gibt - den gibt es oft einfach nicht - deshalb stelle ich immer Fragen.


    Mir geht es ganz simpel darum, dass ich die Vielfalt der Sangha nachvollziehen kann und dass ich verstehe wie in der BRD Buddhismus verstanden und gelebt wird.
    Wenn mich jetzt z.b. ein Studienkollege aus Birma fragt "Oh wie ist das bei euch in Deutschland mit Buddhisten/innen und Buddhismus" - dann möchte ich ihm breit und umfassend so viel Auskunft geben können wie möglich. Welche Traditionen es gibt, was die machen, wie ihre Methodik aussieht, wie Übertragungslinien gestaltet sind usw. Besonders will ich auch markante Unterschiede erklären können - denn die Auffassung dessen was Buddhismus ist und wie man das praktiziert sind aufgrund des westlichen Bezugsrahmens sehr anders, als in traditionell buddhistischen Ländern.


    Zu 1. - Ich dachte mal das wäre sinnvoll, bis ich Sanskrit/Pali und etwas Tibetisch gelernt habe - ab da war ich überhaupt erst in der Lage zu begreifen, ob etwas einen Sinn für mich macht oder nicht, weil man da erst die Einsichten der Praxis selbst begriffen hat - zumindest ging das mir und meiner ganzen Lerngruppe so. Erst dann fing meine Praxis nachhaltig an zu wirken. Das war irgendwie, als hätte ich bis dahin nur an der Oberfläche gekratzt und dann erst verstanden um was es bei welcher Praxis überhaupt geht. Und es ging eigentlich fast allen Mitstudenten/Studentinnen auch so - wir waren insgesamt 14 Mann/Frau und nachdem wir Sanskrit/Pali konnten wurden aus Zen-, Vajrayana- und Mahayana- Anhängern alle Theravadin, weil alle die gleiche Erkenntnis hatten - ich muss den Blick auf mich richten, nicht auf etwas externes, dass dann den Blick irgendwann wieder zu mir führt. Wozu dieser Umweg ins Ungewisse?


    Zu 2. - Naja - ein realer Effekt, der unabhängig meiner Vorstellung eintritt. Eine rationale Wirkung auf eine rationale Ursache.


    Zu 3. Es passt immer ;)

    nyalaana:

    Jetzt mach ich einmal eine gewagte Behauptung. Es gibt sicher viele Ebenen auf denen verschiedene Praktiken sinnvoll sind. Aber einen Punkt haben die meisten Praktiken gemeinsam. Wenn man konzentriert bei einer Praxis ist, häuft man kein "negatives" Karma an, sprich solang man ein Mantra chantet, auch wenn man nicht 100% weiss, was es alles bedeutet, auch wenn man einen Text in einer Sprache rezitiert die man nicht versteht, und die man wohl auch falsch ausspricht, in dieser Zeit ist man selten damit beschäftigt, über den Nachbarn zu lästern, sich auszudenken wie man den nächsten Kunden über den Tisch ziehen kann und wie man die letzte Gemeinheit, die einem der Arbeitskollege an den Kopf geworfen hat, zurückzahlen kann. Sprich in dieser Zeit gewöhnt man sich daran "rechte Rede" zu praktizieren, und die Silas einzuhalten. Das mag banal klingen und einem wie verarsche vorkommen. Ich würde diesen Effekt aber nicht unterschätzen. Das ist vielleicht sowas wie der kleinste gemeinsame Nenner der verschiedenen Praktiken. Vielleicht ist es dann auch sowas wie eine unbewusste Entscheidung die 5 Silas einhalten zu wollen.
    Ich habe jedenfals bei mir festgestellt, dass sich Praxis positiv auf mein Leben auswirkt. Und dann ist es mir auch relativ Wurst wie der Vorgang heist der da bei mir gewirkt hat (Autosugggestion, Selsbst-Gehirnwäsche), ich muss ihn nicht intelektuel benennen können. Wichtiger ist mir, dass sich mein Leben positiv verändert und ich glücklicher und zufreidener werde.


    Ich glaube so einfach ist das mit "kein negatives Karma ansammeln" dann doch nicht.
    Verstehe ich das richtig, dass dir egal ist was du machst solange die gewünschte Wirkung eintritt?


    Autosuggestion bedeutet, dass es nicht real ist und nur auf einem Schein beruht, den man selbst aufrecht hältst. Buddhistisch ausgedrückt - man geht den Skandhas da grad wieder auf den Leim und überschreibt eine konstruierte Illusion mit einer weiteren konstruierten Illusion, aber nimmt sie als real wahr. Das sollte man schon kritisch im Hinterkopf haben, denke ich. Würde ich als Teil der Achtsamkeit betrachten, dass man nicht weiteren Trugbildern des Geistes erliegt. Gerade jene, die sich scheinbar gut anfühlen sind ja das, was Anhaftungen erzeugt.


    Ich kann das jetzt nicht wirklich bewerten, da ich dich nicht kenne. Solange es dein Leben verbessert und du dadurch den Eindruck hast, dass "es besser läuft" und du mehr echtes Glück empfindest nur weiter so. Oder wenn du bestimmte negative Eigenschaften damit tatsächlich eliminieren konntest.


    Nur bin ich eben mit "erfahrenem Glück zwecks bestimmter Praktiken" vorsichtig geworden - habe halt oft auch das Gegenteil erlebt, wie sich neu erfahrenes Glück erneut als "skandhalöser" :grinsen: Irrweg entpuppte und großes Leid mit sich brachte. Das finde ich dann immer schade.

    Lucy:

    Wie heißt denn deine Frage - habe ich wohl falsch verstanden.


    Mahakala oder Kalamala (aus Mahabharata / Rigveda) - ja.


    Die Frage/n lauten für mich:


    Wie sinnvoll ist es Praktiken/Traditionen einer Kultur anzunehmen zu der man weder sprachlich noch kulturell eine Verbindung hat?


    Ist es nicht ein bloßes Nachahmen einer Sache, deren Wirkung man durch Autosuggestion selbst erzeugt?


    Ist die Handlung/Tradition dann nicht in sich selbst sinnlos und wird nur durch das subjektive Empfinden des Praktizierenden bestimmt?

    Lucy:

    Hab nicht alles gelesen und bin auch etwas unsicher, ob du noch bei Fragezeichen bist, oder schon bei Hmmm abwerten?


    Nur ganz kurz: es ist ein Mittel, die vielen Konzepte, die man so hat, erst mal durch bestimmte 'heilsame' Konzepte zu ersetzen. Vorläufig.


    Und nein, ich war noch nie bei LON oder einem seiner zehnten.


    Abwerten - nein. Ich denke einfach frei darüber nach wie mit allen anderen Traditionen auch. Ich spreche niemandem seine Berechtigung ab, oder seine Methodik.
    Nur verstehe ich nicht alles, oder ich verstehe den tieferen Sinn nicht automatisch hinter bestimmten Phnänomenen.


    "Nur ganz kurz: es ist ein Mittel, die vielen Konzepte, die man so hat, erst mal durch bestimmte 'heilsame' Konzepte zu ersetzen. Vorläufig."
    - Das war ja nicht die Frage, dass es keinen Sinn hätte :)


    Copy&Paste von http://www.buddhanetz.net/theravada-und-mahayana-buddhismus/
    wenn ich nicht irre? :)


    Mir ist das jeweilige Fahrzeug ebenfalls nicht sonderlich wichtig. Wichtig ist für mich, dass jemand mir erklären kann warum er was praktiziert. Und die Erklärung sollte in irgendeiner Weise mit den buddhistischen Grundprinzipien zusammenhängen. Die Ausgestaltung kann stets unterschiedlich sein.


    Bsp.
    Wenn mir jemand sagt, dass er zusätzlich zum Lama und zu den Bodhisattvas Zuflucht nimmt, dann frage ich stets "Wozu ist das gut? Welchen praktischen Nutzen hat dies? Ist es notwendig, um Nirvana zu erlangen?"


    Wenn die Antwort "Ja" ist, dann frage ich immer warum es dann in anderen Traditionen NICHT wichtig ist.
    Wenn die Antwort "Nein" ist, dann frage ich immer welchen Nutzen es dann erfüllt.


    Klarheit und Einsicht hat für mich auch damit zu tun, dass man Dinge nicht sinnlos macht, sondern seine eigenen Handlungen klar und in Zusammenhang mit der Wirkung dieser sieht.


    Konkret jetzt am "Diamantweg" bzw. die eigenen Erfahrungen damit:
    Nach jeder abendlichen Meditation wird eine tibetische Beschwörungsformel (obwohl dort keiner tibetisch kann) für den Kalamala "schwarzer Mantel" (obwohl dort keiner weiß woher dieses Symbol stammt) rezitiert.
    Keiner versteht den Inhalt, keiner weiß was er da beschwört, aber weist dem die Funktion zu, dass der "schwarze Mantel" die "heilsamen" Einsichten der Meditation im Alltag bewahrt und negative Gedanken abwehrt.
    Und jetzt wird es interessant:
    Wie soll das bitte funktionieren?
    Man erkennt etwas nicht, weiß nichts über seine Bedeutung, aber weiß um die Wirkung, die man sich durch das Rezitieren erzeugt? :?:
    Das ist ganz schlichtes autosuggestives Denken und genau davon spricht Buddha sehr oft, wie der Geist Dinge bzw. Objekte erkennt und wie die eigenen Gedanken die Realität formen. Man kann es auch in gegenwärtiger Sprache schlicht als "Aberglaube" bezeichnen. Der alte Wunsch, dass man sich irgendwelche metaphysischen Kräfte nutzbar machen könne - Magie.
    Wenn man jetzt den Kalamala mit einem "Kieselstein der Erleuchtung" austauscht und dazu irgendwas auf Sindarin (elbisch) murmelt hat es den gleichen Effekt, solange man das gleiche davon erwartet. Nicht, weil das Objekt selbst diese Macht hätte, sondern weil man es mit seinen Gedanken so konstruiert.
    Oder ne Schüssel Müsli auf lateinisch beschwört - das Cerealis Aurorum meinetwegen.
    Oder die Bibbedibabbedi-Bu Fee in einer Brabbelsprache von Kleinkindern.
    Das ist an sich eigentlich derselbe Mumpitz, den man in allen anderen irrationalen Religionen vorfindet und den man ganz schlicht mit Psychosomatik erklären kann.

    Unterscheidet sich in keinster Weise davon, wenn sich Christen um das Grabtuch von Turin versammeln und sich davon Schutz erhoffen, oder wenn Muslime um die Kaaba rennen und sich von der Berührung Läuterung versprechen, oder wenn ein nepalesischer Vater zu einem Aghori geht, um ihn darum zu bitten, seine todkranke Tochter mit einer Puja an Shiva zu heilen - wobei hier wenigstens ein realer kultureller Bezug vorherrscht.


    Nur im obigen Beispiel mit dem Kalamala wird dieser erst künstlich erzeugt - man hat i.d.R. ja so gut wie keinen Zugang zur tibetischen Kultur, wenn man keine tibetische Sprache bzw. Dialekt davon versteht.
    Wer was anderes sagt: Lass dich irgendwo alleine in Ütsang aussetzen und schaffe es bis Nepal, ohne dich auf tibetisch bzw. einem tibetischen Dialekt zu verständigen. Keine Chance :grinsen:

    Der gleiche psychische Effekt des Kalamala tritt z.b. auch dann ein, wenn man 50 mal Mantra-artig im Geiste wiederholt "Ich bewahre mir die guten Einsichten der Meditation im Alltag". Dazu muss ich es nicht auf ein mir selbst fremdes Symbol projizieren und mit einer Formel beschwören, die ich nicht verstehe - am Ende muss ich es sowieso selbst leisten ganz gleich auf welche Objekte, Dinge oder Gedanken ich das projiziere.


    Und bei solchen Dingen ist mir eben oft das :?: im Kopf.


    Nicht weil ich die jeweilige buddhistische Tradition damit verunglimpfen will - mich interessiert das eher religionswissenschaftlich:
    D.h. ich frage immer "Warum glauben Menschen bestimmte Dinge."
    Und vom Buddhismus bzw der Lehre her habe ich die Ansicht, dass das besondere eben das ist, dass Buddhas Lehre ohne Autosuggestionen dieser verbildlichten Art auskommt - und das macht sie als religiöse Lehre einzigartig und allgemeingültig. Ihre Funktionalität beruft sich rein auf die Natur des Geistes, die bei allen Menschen gleichermaßen rational und funktional vorkommt. Deswegen ist es mir immer ein Rätsel warum sich einige westliche Buddhisten ganz explizit auf diese Masse an Phänomenen und Bildern, die nur über Autosuggestionen funktionieren können, fokussiert.


    Konkret:
    Warum glaubt ein Westeuropäer, der kein tibetisch versteht und erst in seinem tibetischen Zentrum etwas von einem Kalamala erfahren hat, dass es ihm einen ganz bestimmten Nutzen verspricht, wenn er eine tibetische Beschwörungsformel für das besagte Objekt aufsagt?


    Weil es auf deutsch zu langweilig wäre?
    Weil es "cool" ist so was exotisches zu machen?
    Weil es alle im Zentrum so machen?
    Weil der Lama sagt, dass das so ist?


    Es bleibt einfach nur ein großes :?:


    Man könnte jetzt die gleiche Frage an mich stellen, weshalb ich dann eine Pali/Sanskrit basierte Form praktiziere etc. Aber das ist ne andere Baustelle und hier den kulturellen Bezugsrahmen zu finden hat viele Jahre Studium dieser Sprachen benötigt.


    Sry - ich hatte gerade einfach einen Schreibflash... :(
    Geht vielleicht viel zu weit weg vom Thema