Nach meiner Auffassung sind alle 152 Lehrreden des Majjhima Nikaya noch zu Lebzeiten des Buddha entstanden (auch MN 108) und von ihm bestätigt worden. (Und dass es auch gewollt ist, dass die oberen 50 Lehrreden 52 umfassen.)
Aber Hinweise dafür gibt es nicht, eher das Gegenteil: das Suttapitaka ist vielfach redigiert und editiert.
Ich will das hier nicht ausführen, weil es nicht zum Thema gehört, und für mich auch weitgehend irrelevant ist, aber unter den wirklich Sprachkundigen ist das eine unstrittige Sache.
Im Falle der Udānas muß man erst einmal hervorheben:
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Udānas finden sich zerstreut an vielen Stellen der älteren und ältesten Teile des Pali-Kanons
Sie sind dort nicht nur in eine "Rahmenhandling" eingebunden, sondern, was wichtiger ist, in ein Sachthema und nehmen auf das Sachthema Bezug, etwa als Zusammenfassung, Schlussfolgerung oder Lehrsatz in Versform.
Für mich ist überhaupt irrelevant, ob dieser Vers jetzt vom historischen Shakyamuni selbst stammt, sondern ob einer der Anwesenden, oder später Kommentierenden das Sachthema richtig verstanden hatte und aus diesem Anlass diesen "Sinnspruch" verfasste.
Für die Authentizität ist für mich nur entscheidend, wurde die Lehre Buddhas hier unverfälscht getroffen oder nicht.
Manch Leute meinen ja, hätten sie nur die 100% Sicherheit, dass eine Schrift Buchstabe für Buchstabe das Wort der Shakyamunis wiedergibt, dann hätte man auch "die Lehre" des Buddhas.
Das ist natürlich ein schwerwiegender und folgenreicher Irrtum, der in einem grundlegenden Missverständnis dessen liegt, was ganz unanzweifelbar eine der wichtigsten Grundlagen der Lehre darstellt: Bedingtes Entstehen. Selbst MN 1 scheint sie nicht zum Innehalten zu bewegen.
Diese Leute kommen dann auch nie über einen Bruchteil der Basics heraus, selbst beim Pfadgebiet "sila" wird es schwierig.
Der Sammler hat noch andere, ihm bekannte, Udānas, die sich in den älteren Schriften nicht finden, hinzugefügt, einige mit der dazu überlieferten Prosa-Erzählung. .. Die übrigen, zu denen es anscheinend keine Erzählung gab, hat er aus eigener Phantasie mit einleitenden Erzählungen versehen
Der "Sammler" ist hier Kurt Schmidt, seine Sammlung wurde nur in Auszügen unter "www.palikanon.com" wiedergegeben und enthält eben nicht den Sachkontext. Den, soweit vorhanden, erkennt man aber leicht, wenn man bei "SuttaCentral" nachschaut, oder mit dem Palitext, auch auf "www.palikanon.com", vergleicht.
Auf "SuttaCentral" findet man 2 englische Übersetzungen aus denen klar hervorgeht, dass sich Ud 6.4ff auf DN 1 (Netz der Ansichten), oder ähnlich, MN 2, bezieht, also auf Abschnitte im Suttapitaka, die allgemein als authentisch und wichtig anerkannt sind.
Ob der Vers nun dazu eine gute Zusammenfassung, Schlussfolgerung oder Lehrsatz liefert, ist wiederum nur dem Verständnis des Lesers geschuldet.