Beiträge von Liser_Simpson

    Das beschreibt sehr gut auch meine Erfahrung!! Mit der Emotion verbindet sich ein Körpergefühl, dass man auch losgelöst betrachten kann.


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    Hab’ ich aber geübt, mich um das zuerst zu kümmern, was jetzt anzupacken ist, kann ich viel besser auf Plötzliches reagieren. Ich bin ein Katastrophen-Anpacker, dann ist das normale Leben wie ein Spiel, bei dem ich mich informieren kann, was alles so passieren kann, um mich erst anzuregen, wenn es geschieht. Sich Schrecken nur vorzustellen und auszumalen, was alles so passieren kann, ist der beste Vorgang, um zum Sklaven der „Umstände“ und Bettler beim „Staat“ zu werden. Verlust jeder Freiheit zur eigenständigen Entscheidung. Man geht demonstrieren und glaubt, das ist genug getan, mehr kann man ja nicht tun. Zieht sich in das „Heim“ zurück und macht es zur Hölle seiner Ängste und Untätigkeit. Wartet auf den König, Zauberer, Held.

    Das trifft glaube ich einen ganz ähnlichen Punkt: aus der Passivität rauskommen! In diesem Warten auf einen „Helden“ liegt meiner Meinung nach auch ein Grund für das Verlagen nach „einem starken Mann im Staat“ und da sehen wir ja, wohin das führt. Die eigene Freiheit zu nutzen und zu gestalten fühlt sich viel besser und heilsamer an. Übrigens sehe ich das mit den Demos ein klein wenig anders: die können sehr gut geeignet sein, einander Mut zu machen!

    Nach den Nachrichten gestern (Zelensky im WH) war ich extrem ärgerlich. Ich habe direkt große Angst um meine Familie und alle die mir lieb sind gehabt. Genauso fürchte ich um die Werte, die uns in Deutschland, der EU und der freien Welt verbinden.

    Aus der Wut sind sehr starke Gedanken, auch gewalttätige erwachsen. Ich habe mich hingesetzt und mit den Gefühlen meditiert. Dabei sind mir einige Sachen passiert:

    • Die Erkenntnis, dass die Wut und die starke Anlage dazu ein Teil von mir sind. Ich kenne das aus der Vergangenheit, auch wenn ich dem eigentlich nicht nachgebe. Sie ist da und ist immer da gewesen. Beim Meditieren habe ich sie körperlich gespürt.
    • Ich habe eine sehr starke Ohnmacht gespürt. Dieses Gefühl der Ohnmacht, ich kann den Mächtigen der Welt ja keine Vernunft einprügeln, hat die Wut nur noch weiter verstärkt. Daraus sind dann Gedanken rund um (imaginäre) Bedrohungen rund um meine Familie erwachsen, gerade so wie in einem Hollywood Film.
    • In der Meditation konnte ich mir aber immer wieder vor Augen führen, dass es in einer solchen „Hollywood-Situation“ auf allen Seiten nur Verlierer gibt. Man wird aus der Rolle eines Opfers heraus zum Täter. Diese Story wird ja seit jeher für alles verwendet, um schlechtes Verhalten, Überfälle, Gewalt und Krieg zu rechtfertigen. Auch aufs Kleine übertragen gilt das. Wenn es in einer Situation einen Verlierer gibt, gibt es auch keinen Gewinner.
    • Was also ist die Wut für mich und wo kann ich mit ihr hin? Sie hat für mich (vor allem in diesem Fall gemischt mit starker Ohnmacht) zwei Aspekte: Erstens erwächst sie daraus, dass etwas bedroht wird, dass mir sehr wichtig ist. Zweitens gibt es eine sehr großen Drang, aktiv zu werden. Leider kann die Aktivität auf den ersten Blick nirgendwo hin gerichtet werden.
    • Geholfen haben mir diese Erkenntnisse: Die Aktivität und Aktivierung ist ersteinmal gut. Es gibt keine Passivität mehr, ich will nicht ausgeliefert sein. Als Buddhist will ich ja auch in der Welt wirken. Nur in welche Richtung? Gegen den „Feind“ kann ich es nicht: zum einen ist er nicht greifbar, zum anderen gibt es daraus nur Verlierer. Dabei ist es egal, um welche Dimension des Konflikts es sich handelt. Was aber möglich ist, ist sich um die andere Seite der Wut zu kümmern: nicht um die Bedrohung des Geliebten und Geschätzten, sonder um das Geliebte und Geschätzte selbst! Hier kann ich meine ganze Aktivität loswerden, bin nicht mehr ohnmächtig, tue mir und allen in meinem Umfeld Gutes und keinen Schaden. Meine Wut ist damit nicht mehr destruktiv, sondern zu positiver Aktivität geworden.
    • Ich überlege deswegen gezielt, wo und wie ich in meinem Alltag Gutes tun kann, um der Ohnmacht entgegen zu wirken:
      • Liebe und Mitgefühl im Alltag, besonders in meinem direkten Umfeld
      • Gute Momente bewusst genießen: sie sind die Früchte dessen, was uns wichtig ist und für das wir uns einsetzen. Wenn man es schafft sie weiter zu genießen, kann die andere Seite nicht gewinnen und man selbst nicht verlieren.
      • Frieden schaffen im Umfeld: Nachbarn, Arbeitsumfeld, Familie, Freundschaften. Die Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt stellen, anstatt das Trennende
      • Dazu beitragen, dass diese Gesellschaft gelingt: Auf der Arbeit etwas sinnvolles tun, dass dazu beiträgt. Einander helfen, Engagement in der eigenen Umgebung: in der Familie, dem sozialen Umfeld, in Vereinen oder der Lokalpolitik.

    Das sind alles Gedanken aus einer Meditation, bzw. einer Nacht. In der habe ich zwar nicht viel geschlafen, allerdings nicht aus Angst oder Wut. Mich hat stattdessen eine positive Aktivität und Energie gepackt. Zuversicht statt Ohnmacht!


    Habt ihr Erfahrungen oder Methoden mit Wut und Ohnmacht umzugehen? Es würde mich sehr interessieren! Vielleicht gibt es ja auch jemanden, der oder dem meine Gedanken und Erfahrungen helfen können.


    _()_ Christoph

    Innerhalb des Haushalts, also wenn man sich wirklich täglich sieht, wirken die positiven Früchte buddhistischer Praxis auch einfacher in die Gruppe zurück.

    Dem kann ich nur zustimmen! Zusätzlich hab ich sehr gute Erfahrungen mit dem Versuch gemacht, Dinge zu tun, weil sie richtig sind und getan werden müssen. Einen Gedanken in die Richtung „… dafür erwarte ich jetzt aber Dankbarkeit“ habe ich versucht auszublenden. Das Interessante ist, dass ich mich selbst viel besser abgrenzen kann - für mich erstmal ein unerwarteter Effekt. Unterm Strich hat das sicher so viel Entspannung gebracht wie meine Meditationspraxis an sich.

    Hallo Kaiman,


    Ich hoffe es geht dir gut. Ich kenne diese Situationen nur im Kleineren. Was mir ganz praktisch dabei hilft sind zwei Dinge:


    Erstens das bewusste Atmen aus der Meditation in einer solchen Situation abzurufen. Ich denke, der Körper ist durch Rege Praxis darauf trainiert in einem ruhigen und friedlichen Zustand zu gelangen. Der Geist beruhigt sich (zumindest bei mir) dann über den Körper.


    Zweitens versuche ich meine Emotion und Empfindung zu beobachten. Ich bin nicht das Gefühl, ich nehme es war. Dadurch kriege ich es dann hin, nicht „weggeschwemmt“ zu werden von der Situation. Gelegentlich schaffe ich es in der Meditation Emotion, Gedanken und körperliches Empfinden voneinander zu trennen. Dann kann ich mich auf die Empfindung fokussieren und es fällt leichter, nicht in kreisende Gedanken zu verfallen.


    🙏 Christoph

    Vielen Dank für eure Rückmeldungen.


    Auch wenn ich neu bin, hab ich hier schon einen gewissen Schwerpunkt bemerkt. Gerade deswegen interessiert mich aber die Einschätzung hier. Grundsätzlich weiß ich natürlich wer Kalu Rinpoche ist, sonst wäre ich nicht an dem Seminar interessiert. Andere Institutionen der Kagyu Linie anzuschreiben ist sicher auch nicht verkehrt.

    Liser_Simpson Kein einfallsreicherer Nickname eingefallen oder zum Buddhsimus passender? Es wäre besser das Foto gerade einzustellen und evt ein schöneres ( ohne Sonnebrille ).

    Ja, leider ist mein Vorstellungsvermögen beschränkt, Anstoß sollte aber eigentlich niemand dran finden. Ich habe mich auch vorgestellt, da kann ich vielleicht etwas mehr erzählen. Das wäre hier wohl off topic.


    🙏

    Hallo!


    Ich bin sehr an dem Shangpa Kagyu Seminar interessiert. Es soll jetzt starten, ist das erste von 4 Jahren, online und kostet 18£ pro Monat. Kalu Rinpoche sagt mir von seiner Art und seiner Geschichte sehr zu. Hat jemand von euch Erfahrungen? Vielen Dank!


    Christoph

    Vorsicht noch vor sog. „Love bombing“. Wenn alle suuuuuuuuper nett und gaaaaaaanz besonders lieb sind, dann stimmt oft was nicht.

    Ja, danke! Ich bin selbst recht rational und eher skeptisch veranlagt, aber vielleicht bin ich gerade deshalb gefährdet auf sowas reinzufallen (:

    Ich würde mir verschiedene Gruppen anschauen. Heute geht ja auch viel online. Und dann entwickelt sich ein Gefühl, was stimmig für Dich ist.

    Danke! Ich glaube, ich werde mir zusammenschreiben, was mir besonders wichtig ist, auch bei der Auslegung des Dharma.

    Schau mal was es in deiner Nähe so gibt .


    Lg Martin

    Danke für deine Antwort!


    Ja, ich werde wohl ins kalte Wasser springen. Die größte lokale „Auswahl“ habe ich in Hannover.


    Fällt mir irgendwie schwerer als das Fleisch aufzugeben :erleichtert:

    Verschoben

    Dieser Thread wurde nicht von Liser_Simpson eröffnet sondern der Anfangsbeitrag wurde aus einem anderen  Thread hierher verschoben.



    Ich grüße euch! Eine gute Sangha und einen passenden Lehrer oder Lehrerin zu finden erscheint mir sehr schwer. Die von euch beschriebenen Punkte sind genau der Grund, warum ich mich bisher nicht getraut habe. Wie kann ich vorgehen? Ist die DBU-Mitgliedschaft ein gutes Kriterium? Ich danke euch!

    Seid gegrüßt!


    Ich will mich mal als Neuling im Forum einmischen. Mich haben vor allem zwei Dinge zum besseren Meditieren gebracht:


    - ich habe mir ein Sitzbänkchen gebaut. Da ich ziemlich ungelenkig bin und die Knie verschlissen sind, habe ich mit allen Kissen (noch schlimmer ohne) Probleme gehabt. Das hat die Bank gelöst: vorher war an eine Dauer von mehr als 1h nie zu denken!


    - das „Handbuch Meditation“ kann ich jedem nur ans Herz legen. Einfach eine hervorragende Hilfe, toll geschrieben, umfangreich, klar, hilfreich.