Beiträge von void

    Zitat

    Ist Gewaltfreiheit denn überhaupt möglich, wenn man mit Gewalt überhäuft wird (Medien, Werbung, usw.).


    Fragen die mich persönlich sehr interessieren, vielleicht geht es euch ja auch so... Gewaltfrei leben zu wollen, doch zu empfindsam oder emphatisch zu sein, um dem zu entgehen...


    Die Wurzel von Agression ist ja Ungeduld. Das Gefühl, das man etwas nicht aushält. Das Bedürfnis, das Laute, Hässlich, Gewaltsame aussperren und vermeiden zu wollen ist dieser Ungeduld sehr verwandt. Und auch die Empfindsamkeit ist ja etwas was einen dazu drängt, das Ungewollte auszuschalten, auszublenden, abzudrängen.


    Ich bin auch eher empfindsam. Ein Grund dafür, warum ich wenig fernsehe und Menschenmassen scheue. Die Empfindsamkeit sehe ich nicht als Tugend. Ich finde es viel cooler, wenn jemand alle möglichen Arten von Misständen ( Hunger, Durst, Krieg, Gewalt) geduldig und friedlich erträgt. Um Gedult zu entwickeln macht es Sinn, seine Grenzen zu spüren. Also immer geradezu soviel an sich ranzulassen, wie man aushält. Sich nicht in einen friedlichen Kokon zurückziehen aber sich auch nicht zuviel zumuten.


    Geduld bedeutet Aushalten lernen. Nicht aushalten führt zu einem ausagieren von Leid nach Aussen oder nach Innen. Somit ist die Gewalt die man spürt sehr mit der vebunden, die man in sich trägt. Das ist sehr ärgerlich. Man kann ja nichts dafür, wenn man viele Hühneraugen hat, aber dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, das einem da jemand drauflatscht. Ich habe kein Bild von mir und auch nicht meinen richtigen Namen. Das mach ich nicht deswegen, um rücksichtloser austeilen zu können, sondern damit meine Hühneraugen in dickeren Stiefeln stecken.

    Samadhi:

    Könntet ihr euch vorstellen jemand ganz anderes zu sein bspw ein Krimineller, der ganz andere Gedanken hat, andere Gefühle, andere Schlußfolgerungen, natürlich einen anderen Körper.


    Ich sehe das so wie ein Bild, das mit verschiedenen Farben gemalt ist,. Da ist der Bereich den ich als mein Ich bezeichne voller Farbklese in unterscheidliche Farben mit ganz verschiedener Grösse. Alltähgliche Gedanken und Motivationen, reichlich versaute Gedanken und Motivationen, erhabene Gedanken und Motivationen, Änngste, Wünsche, Sehnsüchte, Freuden, Gefühle. Und bei jemand anderem tauchen die selben Farben in anderer Kombination und in anderer Gewichtung auf.


    Und so kommen bei mir im Laufe des Tages viele verschiedene Farben ans Ruder. Und man kann sich bei jeder Fragen wohin das führt, wenn man diese Tendenz in einem verstärkt. Was passieren würde, wenn der Fleck groß wäre und man halt so mit Menschen umgehen würde, wie man jetzt mit Mücken umgeht?


    Ob man jetzt zum Mörder oder Kriminellen wird, ist oftmals durch Zufälle und Umstände bestimmt. Ein Bekannter von mir hat im jugosalwischen Bürgerkrieg den Job gehabt, auf Rotes-Kreuz-Krankenwagen zu schiessen. Es hat mich da schon bestürzt, wie leicht man zum Mörder/Kriegsverbrecher wird.


    Samadhi:

    Ok der Beobachter schrumpft im Wechseln dann zu einem Beobachter.Nicht mehr und nicht weniger.


    Ab wer wer ist dieser Beobachter? Also der Cursor der selbst farblos von Farbe zu Farbe geht und an dem es liegt, was wir konkret sind? Ich kann sehr verstehen, dass man da auf Konzepte von "reinem Geist", "Atman", "reines Bewusstsein" kommt. Auf etwas kleines und Reines und Gebündeltes. Da kann man unglaublich ins metaphysische Spekulieren geraten.


    Aber ich glaube dass es schlicht der Augenblick ist, wo Subjekt und Objekt konstruiert werden. Also überhaupt kein kleiner zu schützender Seeleatem, sondern frischer Wind von Draussen. Schlicht die Realität in dem Augenblick wo Subjekt und Objekt sich bilden. Also dass wir passieren, gesehen, uns ereignen. Auch an dieser Stelle kann man das spekulieren und Phantasieren Anfangen und daraus ein "Sein" machen.

    Frank:

    Hallo zusammen,


    ich hätte eine Frage zur Meditation, in der man den den Atem als Meditationsobjekt verwendet. Dabei spüre ich den Atem beim Ein- und Ausatmen in und unter der Nase.
    Das funktioniert für mich grundsätzlich ganz gut.
    Allerdings ist es so dass nach dem Ausatmen ein Pause von etwa zwei Sekunden vor dem nächsten Einatmen entsteht. Und gerade in dieser Pause erwische ich mich immer wieder dabei, dass ich dazu neige in Gedanken abzuschweifen, weil kein Sinneseindruck des strömenden Atems mehr spürbar ist, an den in meine Aufmerksamkeit hängen könnte.k


    Mir kommt es so vor, als konzentriertst du dich vor allem Auf das Strömen der Luft bei der Nase. Für mich ist Atemmeditation eine Meditation auf den ganzen Vorgang des Atmens. Und das ist vor allem Ausatmen etwas, was nicht nur bei der Nase stattfindet, sondern auch mit dem Entweichen der Luft aus den Lungen und dem Kontrahieren des Zwerchfells. Je länger ich sitzte, desto weniger ist die Aufmerksamkeit beim und im Kopf sondern verteilt sich im ganzen Körper. Und dann wieder Zeitpunkt wo man ganz ausgeatmet hat sogar zum Ruhepunkt. Atmen ist ja eh eine lutige Sache: Gerade wuselt so eine Luft noch vor deiner Nase rum, schon ist sie in den Lungen und der Sauerstoff saust durch deine Adern in jede einzelne Zelle. Sehr rätselhaft.


    Aber wenn du die Meditationsanweisungen hast auf das Strömen des Atems bei der Nase zu achten, dann bringt dir so ein Rat möglicherweise überhaupt nix sondern verwirrt dich eher.

    malsehen:

    Ich bin milde irritiert über die Abwesenheit des Gast-Begriffes (siehe Ji'un Kens Thread).


    Es geht um die Art, wie Spiritualität mit der Beziehung zwischen den Menschen veknüpft ist.


    Der Buddhimus ist von seinem Grundgedanken her "nicht-sozial" und wurde von Leuten gegründet, deren bestreben es war sich aus der Welt zurückzuziehen. Deswegen wird auch das "Aufgeben des Ichs" nicht als ein sozialer Akt verstanden sondern als eine Veränderung/Klärung der eigenen Wahrnehmung.


    Im Christentum wird das "Aufgeben des ichs" dagegen sozial verstanden. Als das Aufnehmen von Dialog und das Aufgehen in der engen Beziehung. Das Ego wird verloren, so wie man sich selbst in der Liebe aufgibt. Das ist durch und durch sozial.


    Beide Ansätze haben so ihre Fallstricke.


    • Der Fallstrick im Buddhimus ist, das man zu der Überzeugung gelangen kann, Befreiung wäre etwas Individuelles und man könne sich von der Gesellschaft un dem Leide der anderen abkapseln, in dem man in der Meditation sein privates Glücksüppchen kocht.


    • Der Fallstrick im Chistentum ist der, dass man im sozialen Aufgehen kann. Und auf einmal die sozialen Beziehungen(Gemeinschaft, Vater, Herrscher) ernst nimmt. Und da werden sie bald von Werkrzeugen um Gemeinsamkeit zu betonen zu solchen, die Abschottung fordern. Ausserdem geraten die Herrschaftsstrukturen, die dem Sozialen innenwohnen ( Mann Frau, Herrscher-untertanen, Eltern-Kinder) in der spirituellen Bereich und korrumpieren diesen.


    Dem Begriff des "Gastes" istt eben nicht nur rein positiv, sondern Teil von etwas Grösserem. Im Spannungsfeld zwischen Eignenem und Fremden:


    Information Philosophie:


    Es scheint so, dass sich im Gast, der von draußen kommt, das Fremde par excellence verkörpert. Das Lateinische geht noch einen Schritt weiter. Hier gibt es nicht nur eine sprachliche Verwandtschaft zwischen hostis und hospes, die beide sowohl für den Fremden/die Fremde wie auch (ähnlich wie hôte im Französischen und ospite im Italienischen) für Gast und Gastgeber stehen; denn darüber hinaus weitet sich die Bedeutung von hostis aus bis hin zur Bezeichnung des Feindes oder des Gegners. Es sieht also danach aus, als sei der Fremde ein potentieller Feind. Wer aber hat die Priorität, der Fremde, der Gast oder der Feind? Offensichtlich ist dies keine bloße Frage der Definition; wer darauf antwortet, bezieht Stellung.


    Quelle


    Wenn man das Spielfeld des Sozialen betritt, tauchen also Begriffe wie "Gast", aber auch "Feind" auf. Mit der Gemeinschaft kommt auch der der nicht Teil sein darf.

    Tilopa:
    Zitat

    Da der Buddhaweg von Grund auf Überfluss und Mangel entspringt, ...


    Was ist der Buddhaweg?
    Und warum entspringt er Überfluss und Mangel?
    Was für ein Weg ist das denn, wenn er im Beobachtbaren entspringt und nicht in dem,
    was ich mit Worten nicht fassen kann?


    Buddha ging konkret von der Frage nach dem Ursprung des Leides aus. Also aus der Erfahrung des "Mangels"(an Glück) und des Überflusses (an Leid). Jeder Weg muss dort anfangen. Während es im frühen Buddhimus daraum ging, ausgehend von der konkreten Welt sich der Befreiung vom Leid anzunähern ist das Herzsutra Ergebnis späterer Reflexionen, die den gleichen Weg von der anderen Seite ( vom Buddha) her betrachtet. Und von da aus betrachtet sind auch die schönen buddhitischen Methoden wie Verkehrsschilder, von denen man auf einmal nur die graue Rückseits sieht, leer und bedeutungslos. Weil sie ja nur im Bezug auf das Leiden (als Mittel zu dessen Überwindung) Sinn machen.


    Tilopa:
    Zitat

    Sich selbst vorantragen um die zehntausend Dinge zu bezeugen ist Verirren.


    Was heisst das: sich selbst vorantragen? Von welchem Selbst ist da die Rede?


    Ich nehme an hier geht es darum, wie verblendete Wahrnehmung entsteht. Indem man die Handlungen einem Selbst zuordnrt, das den zehntausenden Dingen (also der Aussenwelt) begegnet/bezeugt/erfährt. Du furzt und denkst dir "Ich habe einen fahren gelassen" obwohl es um gänzlich ungeplante unwillkürliche Sache handelt. Kaum zu glauben, dass unsere anderen Phänomene im Prinzip genauso unpersönlich ist, bis wir auf ihrer Grundlage unser Selbst erbauen.

    Tilopa:
    Zitat

    Die zum Verirren vollkommen erwachen sind die Buddhas. Die sich im Erwachen heillos verirren sind die leidenden Wesen.


    Zum Verirren erwachen??? Hä?


    Zu der Verirrung zu erwachen, bedeutet, sich der Enstehung verblendeter Wahrnehmung (der Verirrung) bewusst zu werden. Indem man Erwachen aber im Kontext einer verirrten Sicht betrachtet, wird man noch viel wirrer.

    malsehen:
    void:

    Ich weiss. nicht. Normalerweise versteht man ja unter Erleuchtung die Befreiung vom Leid. Ich könnte mir aber auch Vorstellen, dass eine teife Einsicht, wie gänzlich irrelevant die eigene Person ist, erlaubt auch das eigene Leid als irrelvant zu betrachten. Ohne dass es deswegen verschwinden würde.


    Ich halte das für mehr als eine sprachliche Spitzfindigkeit: Ist irrelevantes Leid zwar de facto existentes Leid, aber die Irrelevanz macht die Befreiung?


    Die Frage von Alex war doch, ob man sich einen Buddhimus ohen Erleuchtung vortstellen kann. Da Buddhaschaft die zentrale Sache am Buddhismus ist, muss man das Gehirn sehr verrenken, um sich soetwas vorzustellen. Gehirnverrenkungen führen oft zu Spitzfindigkeiten. So wie man sehr viel Phantasie braucht um sie behaarte Glatzköpfe oder nette Mörder vorzustellen. Aber manchmal hilft das, um die iegnen Art des Denkens zu hinterfragen.


    "Befreiung vom Leid" kann man sich leicht als einen Vorgang der Reinigung vorstellen, bei dem das Bewusstsein immer freier von Leid und den sie verursachenden Verblendungen wird. Eine saubere Lotosblüte im Dreckssumpf von Samsara. Ein leuchtendes Licht in der Dunkelheit.


    Aber ist dieser Reinigungsvorgang überhaupt möglich? Ist es sinnvoll sich Befreiung auf diese Weise vorzustellen? Die alternative Sicht ist die, nicht anzunehmen dass da etwas ensteht (ein Leidfreier Raum) sondern dass Samsara fugenlos ist. Und man sich eher von der Idee von Reinheit verabscheidet, die den Dreck zu Dreck macht. Aber sich Abfinden mit dem Dreck ist doch etwas ganz anderes als Putzen. Das ist keine Spitzfindigkeit sondern resultiert aus Erfahrung. Das kann man an seinem eigenen Wohnzimmer/Badezimmer sogar mal ausprobieren.

    Axel Benz:

    'Erleuchtung/Erwachen' ist ein zentraler Begriff des Buddhismus. Ich könnte jetzt fragen, was das überhaupt ist (nein, Grund, dich frage ich nicht, auch wenn du vermutlich als Erster antwortest, und ich weiß, dass Bitten, die Klappe zu halten, sinnlos sind!), fürchte aber, dass entweder endlose Zitate kommen oder Definitionen, die selbstreferentiell sind ('Erleuchtung ist das, was ich unter Erleuchtung verstehe').


    Deshalb frage ich lieber (nein, dich nicht, Grund. Du antwortest auch, wenn du nicht gefragt bist? Ich weiß...): Könntet ihr euch einen Buddhismus ohne Erleuchtung vorstellen?


    Liebe Zennies: nein, erst überlegen, dann antworten.


    Ich weiss. nicht. Normalerweise versteht man ja unter Erleuchtung die Befreiung vom Leid. Ich könnte mir aber auch Vorstellen, dass eine teife Einsicht, wie gänzlich irrelevant die eigene Person ist, erlaubt auch das eigene Leid als irrelvant zu betrachten. Ohne dass es deswegen verschwinden würde.


    Das bezieht sich auf den vorherigen Satz, wo gesagt wird, dass das das christliche Konzept ist. Das darauf folgende Satz sagt dagegen explizit, dass das im Buddhimus genau so nicht. Ich dachte, das wäre ausreichend klar.


    "Verzeihen/Vergeben" ist ja eine soziale Handlung. Im Christentum ist es ja, so dass dadurch dass Gott als ein Du begriffen wird, sich soziale Handlungen und spirituelle Handlungen vermischen. Spirituelles Handeln ist immer ein soziales Handeln gegenüber Gott.


    Es ist wahrscheinlich sehr gewöhnungsbedüftig, dass das im Buddhimus getrennt ist. Hier ist Spiritualität nicht in erster Linie soziale Handlung sondern vor allem ein Arbeiten an der eigenen Wahrnehmung. Eine Abbau von eigenen Verblendungen. In diesem Fall der Verblendung den Anderen anzuklagen.


    Das heisst es gibt auf der spirituellen Ebene Anweisungen dafür, wie man nicht andere für sein Leid verantwortlicht macht. Da dies mit der Geistesverfassung der Wut und Empörung auf den anderen zu tun hat, wird man soetwas bei Belehungen findet die mit "Wut" und ihrem Gegenmittel der "Geduld" zu tun haben. ( also z.B obige Textstellen "Frei von Gehässigkeit und Groll" )


    Die Denkweise ist also folgende: Wenn man so viel Geduld in sich entwickelt, dass man keinen Groll, keine Empörung und keine Verbitterung gegegenüber dem anderen hegt, dann ist da Verzeihen implizit realisiert.


    Die soziale Ebene also die Praxis der Vergebens als sozialer Akt (Sorry sagen, Händeschütteln, Versöhnen) wird , soweit ich verstanden habe, als etwas davon Verschiedenes betrachtet. Hier würde ich am ehesten auf die Schriften schauen, die mit den Mönchsregeln und Verstössen dagegen zu tun haben. Da gibt es soweit ich weiss, formalisierte Vorgehensweisen, wo ein Mönch Verfehlungen gegenüber der Mönchsgemeinschaft und den Regeln bekennt und die anderen um Vergebung/Verzeihung bittet. Leider weiss ich dazu keine Textstelle.

    Prometheus:

    Sind Privilegien, Hierarchien, Statussymbole für uns Menschen eventuell gar nötig um uns aneinander orientieren zu können. Können wir Menschen ohne Hierarchien, die auch auf Privilegien gründen, nicht zusammenleben und wäre der Versuch diese subtile hierarchische Ordnung zu zerstören falsch.


    Bei menschlichen Gesellschaftformen gibt es eine grosse Bandbreite zwischen egalitären und hierarchischen Gesellschaften. Nicht davon ist "natürlicher" als das andere. Es gibt das Leiden unter der "ausbeuterischen Hierarchie", wo wenige auf Kosten der Mehrheit profitieren. In egaliären Gesellschaften kann es vorkommen, dass jemand der viel leistet dabei viele unterstützten muss, die nichts tun, und davon frustriert wird.


    Oft sind Privilegien ja sehr sinnvoll. Es macht Sinn, wenn ein Dikussionlsleiter Machtmittel hat, die mit seiner Verabtwortung einhergehen. Es macht Sinn, dass ein Lehrer ein andere Position hat als ein Schüler, ein Polizist eine andere Rolle ausfüllt als ein normaler Verkehrsteilnehmer. Oder dass Männer nicht auf Frauenparkplätzen parken dürfen, Kinder keine Waffen besitzten dürfen und Schwerstbehinderte verbilligtere Tickets bekommen. So macht es auch Sinn dass der alte Shakyamnuni anders behandelt wurde als Mönch xy. In ihrm respektierte man ja seine Lehre, die Buddhaschaft usw. Es muss für einen demütigen Mensch sehr befremdlich sein, wenn einen dauernd alle ehren und vergöttlichen wollen. (Seht die Sandale!!!)


    Prometheus:

    Muss ich damit leben ? Ist es zuviel verlangt zu glauben, dass verwirklichte Wesen, Heilige, Arhats, Lamas usw keine Privilegien (mehr) beanspruchen ? Keine persönlichen Vorteile aus ihrer Rolle (mehr) schöpfen wollen ? Nicht (mehr) höher stehen wollen als andere.


    Religion vermischt sich ja meist mit der Gesellschaftsordnung. Iin Tibet waren die Klöster ja nicht nur spirituelle Stätten, sondern Grossgrundbesitzer in einer Feudalordnung. Eine sehr unglückliche Kostellation. Genauso wurde der buddhitische Klerus in Japan Teil der Staatsordnung(Es ist interessant , dass das Wort "Bonze" ursprünglich einen buddhitischen Priester bezeichnete) und Reformer wie Nichiren riskierten Exil und Verfolgung.


    Prometheus:

    Und doch empfanden sie bei der Weitergabe ihres Feuers an die Menschen durch Prometheus wohl eine Art Verlust - ein Verlust ihrer Privilegien. Sie wollten ihr Feuer und ihr Wissen für sich ganz alleine haben. Sie wollten wohl höher stehen, wichtiger sein als andere. Privilegien und Vorrechte besitzen.


    Mit der Entdeckung des Feuers konnten sich die Menschen die Erde untertan machen. Dabei haben sie viel von den natürlichen Ressourcen der Erde zerstört. Das Feuer in den Kaminen der Schiffen hat Poseidon einen Gutteil seiner Untertanen gekostet, das Feuer in den Planierraupen hat Dianas Wild vertrieben, einige Quellnyphen sind in ihren Kloaken pausenlos am Fluchen und der Regenwald nimmt ab. Macht bedeutet Verantwortung und wenn jemand mit der ihm gegeben Verantwortung gut umgeht dann ist das ganz was anderes, als wenn er eine mächtige Waffe zum Verderben anderer einsetzt. (Andererseits hat man aus den griechischen Sagen oftmals den Eindruck, als seien die Götter selbst auch nur Manifestationen von Gier & Verblendung, und eher an Sex & Gewalt interessiert.)


    Prometheus:

    Aus Sicht dieser privilegierten Götter war Prometheus deshalb mehr als nur ein einfacher Dieb, er war ein Frevler. Aus Sicht der diskriminierten Menschen war er aber ein Heilsbringer.


    Er war jemand der aus etwas Heiligem ein profanes Werkzweug machte. Vielleicht so wie diejenigen, die sich heute für coole genetische Experimente einsetzt. Das ist "potentiell heilbringend" insofern man es zum Guten verwendet aber eben auch potentiell unheilbringend insofern man es für üble Zwecke von Kommerz und Macht benutzt.

    Milou:


    Wenn man das nun nicht ist, so wie ich und sicher auch viele andere, wie kann mir der Buddhismus, ggf. Meditation o.ä. dabei helfen, diese Beschränkung zu überwinden? Wo könnten die Ursachen liegen, bzw. woran muss ich wie arbeiten, wie muss ich mich mental konditionieren, damit ich das Problem überwinde bzw. reduziere?


    Hat sich da von euch schonmal jemand Gedanken drüber gemacht?


    Peinlichkeit bedeutet ja zunächst Schmerzhaftigkeit. Nur statt körperlichem Schmerz sozialer Schmerz. Z.B wenn jemand erniedrigt oder lächerlicher gemacht wird, wenn alle seine Unwissenheit und seine Mängel sehen. Das Gegenteil von Peinlichkeit sind Souveränität und Würde. Also auch in unagenehmen Situatation ausharren zu können. Und dadurch eine Würde zu bekommen, die sich nicht von äußeren Umständen tangieren lässt.


    So hängen Lächerlichkeit/Peinlichkeit und Würde eng zusammen. Wenn man als Transvestit an einer Gruppe Skinheads vorbeigeht, dann ist man wohl in deren Augen verabscheuungswürdiger Dreck. Aber es ist Souveräntät wenn man dadurch nicht beirrt wird, und in sich selber ruhend popowackelnd weiterflaniert. Genauso wie der Skinhead wenn er in die Transvestitenbar gerät, eine lächerliche Figur ist. Oder ein katholischer Priester dessen Gottesdienst von einer Ballermann Party Bande gesprengt wird, sich im Auge der anderen als lächerliche Gestalt gespiegelt sieht. Sie davon nicht beirren zu machen und sich das Urteil der anderen nicht zum eigenen zu machen bedeutet Coolness und Würde. Man muss die Lächerlichkeit für andere also bewusst eingehen und in Kauf nehmen.


    Diese Würde hat aber auch den Nachteil, in Ignoranz auszuarten. Jemand dem das Urteil der anderen egal ist, kann ja auch ein halsstarriger Hornochse oder ein unsensibler Klotz sein. Jemand dem nichts peinlich ist, kann ein schamloser Wicht sein. Deswegen sind Unsicherheit und Selbstzweifel auch etwas symapathisches. Und jemand der sich selbst nicht so gerne reden hört möglicherweise angenehmer als jemand der sich selbst unglaublich eingenommen ist.

    fotost:

    [Die Reden Buddhas richteten sich natürlich an alle, konkret aber saßen meist Mönche oder an interessierte Laien mit Vorkenntnissen bei ihm. Hätten nicht gerade bei solchen Zuhörern die aktiven, positiven Komponenten einer Ethik viel intensiver betont sein müssen?


    Ich glaube Buddha dachte eher in Begriffen von "Abbauen" als von "Aufbauen", vom "Weglassen" als vom "Hinzufügen". Anstatt sich zu fragen, wie man das Glück vermehrt, fragt er wie man das Leid reduziert. Anstatt zu frage, wie man die Tugend fördert, fragt er wie man die Verblendungen reduziert. Ansatt zu fragen, wie man die Weisheit findet, fragt er wie man den Unwissenheit entkommt. Anstatt zu fragen, wie man das Pradies erreicht, fragt man wie man Samsara entflieht.


    Viele andere Religionsgründer haben positive Formulierungen bevorzugt: Wie schaffen wir eine gerechter Gesellschaft? Wie erreichen wir das Glück? Wie schaffen wir Gerechtigkeit und Harmonie? Indem man so auf positive Ziele hin denkt, kann man viel bewegen. Man denke nur an die christliche Nächstenliebe und die diversen sozialen Institutionen, die sie hervorgebracht hat. Die christliche Idee , an einer besseren, hermonischeren, brüderlichen Zukunft mitzuarbeiten ( Heilsgeschichte) fand ihren Widerhall dann in den säkularen aufklärerischen Utopien nach der französischen Revolution.


    Aber man mussa uch an die Schatten denken, die diese Werke des Aufbaus immer mit sich herzogen. Wer etwas tut bewirkt etwas, aber weil man fehlbarist, auch oft etwas Schlechtes. Die Kreuzzüge und Hexenverfolgungen und Guillotinen, die dem Bemühen um Mitgefühl, Gerechtigkeit folgen. Die soziale Ausgrenzung die mit dem sozialen Zusammenhalt verwoben ist. Den Müllplaneten den unsere Wirtschafts-Wachstumsideologie produziert.


    Indem Buddha "negativer" und "unkonstruktiver" dachte, mobilisiert er weniger. Griff weniger in die Gesellschaft ein. Was je nach dem schlechtere oder positivere Ausiwirkungen hat.


    Und ja, es waren zwei Steintafeln.

    Lieber Lanooo,


    in der Videobotschaft, sagt du, dass bei der Befreiung die Skandhas abfallen, es aber einen Pudgala als der Träger der Last gibt. Dazu ergeben sich bei mir einige Fragen:


    Die erste Frage ist die nach dem Ausgsangspunkt deines Ansatzes. Mir kommt es so vor, als seist du jemand dem es nicht vorrangig um die konkrete meditative Praxis geht. Aus dem Titel deiner Website vermute ich, dass dein vorrangiges Ziel das ist, das allen Religionen Gemeinsame herauszustellen. Du bist weniger jemand der sich meditativ versenkt und alle Konzepte aussen vor läßt, sondern ein Wahrheitssucher und Wahrheitsverkünder, der auf die Gemeinsamkeiten jenseits der unterschiedlichen Verehrungsformen deuten will? Liege ich annhähernd richtig oder ist das eine unzutreffende Spekulation meinerseits?


    Es gibt die Skadhas und ein gelangen jenseits der Skandhas, wie es Buddha ja vollzogen hat. Nachdem Buddha Befreiung erfahren hat ist er ja weder verschwunden noch verloschen sondern lebte und lehrte. Es gibt etwas jenseits der Anhaftungen, aber wie soll man es bezeichnen. Und was ist da jenseits? Du sagst "der Pudgala - der Träger der Last natürlich." Aber was verstehst du darunter? Da gibt es ja viele Möglichkeiten:


    • Konsequente Anatta-fans ziehen es vor, die alles nur negativ "als Abwesenheit" zu definieren, weil sie die Gefahr sehen in einen Persönlichkeitsglauben an ein statisches Ich zu verfallen. ( und aus dieser Persönlichkeitwahn heraus egoistisch handeln)
    • Wir Mahayana-Fuzzis sind da lockerer, nennen das ewas da jenseits ist "Buddhanatur"


    • Einige buddhitistische Schulen gehen in ihrer Tendenz, dem unnenbaren Attribute zuzuweisen weiter, und ebschreiben es schon mal alls "raumngleichen, von allen Inhalten gereinigten Geist".


    Was allen diesen Konzepten gemeinsam ist, ist dass sie unpersönlich sind. Es gibt im Nirvana kein befreites Ich und kein befreites Du.


    Bei den hinduistischen Atman Konzepten gibt es eine breite Bandbreite an Atman Konzepten. Mal wird Atman als reiner, unbefleckter Geist gesehen (Atman = Brachman), dann aber wieder fast als eine indviduelle Seele die sogar mit feinstofflichen Sinnesorganen ausgestattet ist.


    Da du in deiner Videobotschaft Begriffe wie "feinstofflich" verwendest habe ich den Eindruck du befindest dich in einer theosophisch gerprägten Kontext, der seine grösste Nähe zu letzerer Vorstellung findet. Also, dass du indviduellen, reinen Seelen mit feinstofflichen Sinnesorganen annimmt, die sich in Köper inkarnieren. Liege ich da richtig?

    fotost:

    So, nach dieser Einleitung jetzt mein Problem. Ich finde die Formulierungen einerseits kurz und knackig, anderseits eher lahm :shock: : Du sollst nicht töten, Du sollst nicht Gegebenes nicht nehmen... Sind das für 98% aller Menschen nicht sowieso 'normale' Verhaltensweisen? Mir kommt in der Lehre die positive Formulierung dieser Ideen einfach zu kurz.)


    Die Idee dass diese Moral nicht Produkt eines gesellschaftichen Prozesses ist, sondern von Außen kommt, ist Teil einer Tradition, die Wertesystem religiös legitimiert (Moeses kommt mit einer Tafel vom Berg und präsentiert die Gesetzte). Das ist aber nicht besonders real. Eine Sozialmoral ist immer das Produkt gesellschaftlicher Prozesse.


    Wenn Leute zusammenleben, dann müssen sie aus ihrer Gruppe heraus eine Sozialmoral entwickeln. Wenn es sich dabei um lauter Heilige handelt, werden andere gemeinschaftliche Regeln dabei herauskommen, als wenn es sich um eine gierige Räuberbande handelt die sich einen Ehrenkodex auskbobelt, einer ultrrechten Burschenschaft die sich Aufnahmekriterien ausdenkt oder ein Geheimdienst der sich überlegt wann jetzt genau Waterboarden angemessen ist und wann nicht. Ein Sozialmoral kann nur so gut wie die Gruppe sein, deren kollektiven Wollen sie Ausdruck gibt. Ein Kloster wird mit der Sozialmoral einer Räuberbande nicht glücklich sein und auch eine Räuberbande wird sich mit dem Ehrenkodex eines Klosters schwer tun. Die meisten Gesellschaften befinden sich irgendwo dazwischen.


    Stimmt eine Sozialmoral nicht mit dem Willen und der Fähigkeit sie zu Leben überein, ist Heuchelei und Bigotterie die logische Folge. In Tibet versuchte man mal die Todesstrafe mit dem buddhitischen Gebot des Nicht-Tötens zu kombinieren. Man band den betreffenden einfach am Boden fest und lies die Elemente die unheilsame Aufgabe des Tötens verrichten, ohne dass sich jemand schlechtes Karma anhäuft.

    Ein Prozess bedeutet ja immer, das sich Dinge ändern. Und da ist es ja so dass, verschiedene Beobachter ein Ereignis als eines des "Entsehens", Vergehens" oder "Gleichbleiben" interpretieren.


    Wenn in meinem Heimatdorf sich wieder eine wilde Wiese in ein Baugrundstück verwandelt hat, dann ist das für die Bauherren sicher so, dass da ein Haus entsteht wo vorher nix war. Für mich ist dieses nichts aber wieder ein Stück Kindheit, ein mir vertraute Wiese voller Käfer und Pflanzen. Wenn das Kind in die Schule kommt, geht das Kindergartenkind. Wenn jemand bei seinen Eltern auszieht, blicken die Eltern auf den leeren Fleck das es hinterlässt während der junge Mensch hoffnungsvoll auf seine Zukunft blickt. Und die Veränderung eben nicht als ein "Vergehen" interpretiert.


    So kommt mir "Tod" sehr eng mit dem Konzept von "Verlust" verbunden vor. Wenn für jemanden der eigene Tod kein Verlust ist, dann wird er auch nciht so viel Angst haben wie wir anderen.

    Onyx9:

    :lol: nun buddha hat - glaube ich - immer nur für eine menschenart gelehrt;
    immer dieselben trübungen, dieselbe einsicht, den selben achtfachen pfad.
    aber lass es mich wissen, sollte es auch belehrungen für mischwesen geben - zyklopen, halbgötter, medusen, zombies, menschenaffen u-ä. :grinsen:


    Alle mythologischen Wesen sind doch nur Umschreibungen für bestimmte Aspekte unserer Verblendungen. Das heraustechende Eigenschaft der Zyklopen war bei Homer ja nicht deren Körperform, sondern dass es sich bei ihnen um extrem einzelgängerische Eigenbrötler handelte. Die Medusa ist eine extrem rachsüchtige und vom Leben gezeichnete Frau. Eine Drogensüchtige, bei deren Anblick jeder das Kotzen kriegt. Für Zombie setzten wir Leprakranken, für Halbgott einen überspannten Superstar. Alles innerhalb der Spannbreite des Ewigmenschlichen.


    Was sich unterscheidet ist ja nicht die Befreiung sondern der Ort an dem wir uns befinden und von wo aus wir den Weg zurück finden müssen. Und da ist es wichtig jemanden zu haben, der uns in unserer Lebensrealität mit unserer Sprache erreicht. So wie es für einen Verbrecher auch etwas total anderes ist, ob da ein anderer Ex-Knacki ihm den Buddhimus erklärt, oder jemand der nur die Sonnenseiten der Gesellschaft kennt.


    Man kann doch im Palikanon nachlesen, wem Buddha so belehrt hat. Und da ist es doch wirklich so, dass er mit extrem verschiedenen Leuten zu tun hatte und für jeden den richtigen Ton traf. Weil er nämllich nicht nur ziemlich erleuchtet sondern auch sich ziemlich genial auf sein Gegenüber eingehen konnte. Und Musiker, Bauern und Kaufleuten jeweils mit Metaphern aus derern Alltag kommt. Brachmanen begegnet er auf deren philosophischen Niveau und gegenüber einfachen Leuten spricht er schlicht. Er sagt Mönchen und Laien andere Dinge und gegenüber Königen spricht er wieder anders. Und das ohne dass er deswegen seine Inhalte verändert.

    Freddo999:


    void: Weil sie wichtige Ziele von unwichtigen unterscheiden können, verfransen sie sich dauernd. Meintest du das so wie es da steht oder meintest du weil Sie es nicht wissen verfranzen Sie sich dauernd ? Weil wer klar ist über wichtig oder unwichtig kann doch klarer entscheiden, als ein verwirrter oder nicht ?9


    Nein. Ich bin blöd. Sie verfansen sich weil sie Wichtiges nicht von Unwichtigem unterscheiden können.

    "Karma" ist kein Konzept zur Erklärung der Welt und ihrer Mechansimen. Sondern ein spirituelles Konzept, das uns helfen kann, die Umstände nicht als etwas von uns Getrenntes anzusehen und uns so mit der Situation wie sie ist zu versöhnen. Für jemand der einen schlimmen Überfall erlebt hat, ist es schlimm sich als Opfer widriger Umstände zu fühlen. Sieht er aber seie Verbundheit mit der Sitation, also dass er selbst schon Gewalt geübt hat - in der Vergangenheit oder in vorgestellten anderen leben - so kann er lernen mit der Situation Frieden zu schliessen.


    Wenn das Opfer den Täter in sich selbst entdeckt, dann dient das dem Geistesfrieden. Dann kann Onkel Tom friedlich in der Sklaverei leben, ohne seine Peiniger anzuklagen. Den Gerechtigkeit dient es nicht, da Gerecxtigkeit das nagende Gefühl des gefühlten Unrechts braucht. Buddhas Ansatz ist aber die Frage nach dem Leid und wie man es schafft unter allen möglichen Umständen glücklich und gelassen zu bleiben. Die Frage nach der gerechten Gesellschaft und der guten Sozialordnung ist seine Frage nicht. Für Leute die auf solche Fragen antworten ist jede Religion die nicht nach der Übwerwindung der Verhältnisse sucht zu Recht eine Art Opium für das Volk.


    Konzepte wie Karma ermöglichen es auch widrige Umstände anzunhemen. Als Welterklärungsmodell , das auf andere gemünzt wird, entfaltet das Konzept die umgekehrte Wirkung: Anstatt zu zeigen, das alles mit mir zu tun hat und ich auch für die Gewalt die in der Gesellschaft passiert, involviert bin, ist es ein Denken das von mir wegweist: "Das ist dem sein Karma/Bier".


    Als ein spirituelles Konzept, das mir die Verantwortung für meine Lage zuweist, ist das Karma-Konzept ein Weg zur Freheit und Verantwortung. Ich bin schuld an meiner Situation, heisst das ich sei auch ändern kann. Diese Lesungsart verschleiert aber die Tatsache, dass das meiste Karma im Zustand der völligen Umnachtung/Verblendung angehäuft wird.

    Freddo999:

    Hallo an alle.
    Wer weiß wie Buddha die Logik Definiert hat oder wie man in den Buddhistischen Richtungen die Logik Definiert ?
    Das möchte Ich wissen um heraus zu finden, ob die Logik nur der Verstand ist oder ob der Verstand noch mehr ist als nur Logik.


    Der Philosoph Decartes hat in die europäische Philosophie die Idee eingebracht, dass Verstand hauptsächlich logisches Denken ist und Gefühl da keine Rolle spielen sollte. Diese Vorstellung hat sich inzwischen als ziemlich falsch herausgestellt. Der Neurologe Antonio Damasio hat Leute gefunden, die durch eine Hirnschädigung nur rein logisch denken können. Solche Leute tun sich extrem schwer mit dem Bewerten. Weil sie wichtige Ziele von unwichtigen unterscheiden können, verfransen sie sich dauernd.


    Desartes hat sich von der wunderschönen Logik mathematischer Beweise fesseln lassen und das als exemplarisch für den Verstand gesehen. Im Buddhismus hat man ein Modell des Geistes, dass neben der rein unterscheidenden/konezptionellen Ebene auch die wichtigkeit von Gefühlen für Motivation usw. einräumt. Damit ist man näher an dem dran, was die mdoerne Wissenschaft sagt.


    Freddo999:

    Dieses Wissen brauche ich um für mich zu entscheiden, ob Ich Meditation brauche um den Verstand zu verlieren.Ich lass auf einer Internetseite das man bei einer Meditation den Verstand verliert und dann Geister einen Ausnutzen können, da der Verstand keine Wiederstand mehr leistet.


    Das sind extemistische christliche Seiten, die verkünden, dass Buddhisten ihren Geist lehren und dann leichter von Dämonen besessen werden können. Das ist aber eine sehr irrige Vorstellung. Da Meditation ja eben darin besteht achtsam und wach zu sein und keine negativen Geisteshaltungen (Wut, Hass) aufkommen zu lassen. So wie Jesu in der Wüste vom Satan (Versucher) herimgesucht wurde, der ihm alle möglichen weltlichen Dinge zu Füssen legen wollte, kennt auch der Buddhimus die Gestalt des Verführers (Mara), der den konzentrierten Geist hin zu Gedanken an Spass, Abenteuer, Angst, Macht und Sax ablenken will. Und Meditation bedeutet gerade diesen Kampf zu führen und standhaft zu bleiben. Dazu ist eben in dem Moment kein theoretisches und diskursives Denken nötig sondern ein starke Verwurzelung in Hier und Jetzt. Da darf nichtmal ein klitzekleiner Dämon (unheilsamer Geisteszustand) durch.



    Aber die "leere Geist zieht Dämonen an"-Theorie ist ja nicht aus einer freudlichen Beschäftigung mit dem Buddhismus enstanden sondern ist eine von christlichen Fundamntalisten ersonnene Theorie, die belegen soll warum auch Buddhisten nur Dämonenanbeter sind.

    Axel Benz:

    Keine Angst vor dem Sterben zu haben, ist eine äußerst wertvolle 'Fähigkeit' - darum geht es mir nicht.
    Dass aber der Buddha einem kleinen, eingeweihten Kreis altes vedisches Wissen gelehrt hat, ist einfach hanebüchen und wird nicht dadurch glaubhafter, wenn es von jemandem behauptet wird, die in ihrer Vorstellung schreibt, sie habe sich viel mit 'esoterischer Wissenschaft' beschäftigt (was immer das auch sein mag - imho ein Oxymoron).


    @Ji'un Ken
    Gerade als jemand, der in der Altenpflege arbeitet und da jeden Tag das Sterben mit all seinen Begleiterscheinungen vor Augen hat, halte ich Aussagen wie die von P.D. im höchsten Maße für zynisch. Vielleicht verstehe ich wenig davon, ob Menschen, die 'die Erde verlassen müssen' Probleme mit ihren skandhas haben, aber von Anhängern der 'esoterischen Wissenschaft' lasse ich mir erst dann was vom Sterben erzählen, wenn sie mal einen alten Menschen im Arm hatten, der in seiner Verzweiflung nach Mamma ruft und scheißt und pisst...


    Vielleicht muss man man gerade dann, wenn man den Tod nicht als Teil des Lebens annehmen kann, versuchen alle möglichen Erklärungen und Kontexte finden, in denen er doch noch Sinn macht. In einem Buch von Philip K.Dick kommt eine Figur vor, die einfach nicht über den Tod ihrer Katze hinwegkommt, und sich deshalb in immer bizarrere Theoriegestrüpp von Theodizee und Vorbestimmung hineinsteigert um diesem Ereignis Sinn zu geben. Erst ganz am Ende kommt sie zu der Erkentnis, dass die katze villeihcht einfach nur blöd wa,und deswegen auf die Strasse gelaufen ist als gerade ein Auto kam.


    So wie die Astronomen, die nicht annhemen wollte, dass sich die Erde um die Sonne dreht, in ihre Planetenbahnen Kreise innhalb von Kreise aufnehmen mussten.


    Koans sind eine Sache, die innerhalb einer spirituellen Praxis sehr wirksam sein können. Das ist Medizin und sollte deswegen für Kinder unzugänglich aufbewahrt werden. Ansonsten passiert es wie, wenn man Antibiotika zu sorglos verwendet. Da ist es ja so, dass viele nicht mehr wirken, weil sich resistente Keime gebildet haben:


    Wiki:

    Eine wichtige Ursache ist die unkritische Verschreibung von Antibiotika. Beispielhaft ist die Verschreibungspraxis bei Bronchitis, obwohl nur fünf Prozent der Hustenfälle auf Bakterien zurückzuführen sind, der Rest wird durch Viren verursacht, gegen die Antibiotika keinerlei Wirkung zeigen. Durch diesen breiten Einsatz bilden sich Resistenzen. Bei einem echten Bedarf wirken die Antibiotika dann nicht mehr. Antibiotika sollten deshalb nur eingesetzt werden, wenn sie eindeutig indiziert sind. Dies gilt zum Beispiel für eine bakterielle Lungenentzündung oder fieberhafte Harnwegsinfektion.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Antibiotikum-Resistenz


    Genauso sind Koans eine hochwirksame Sache, die einen Therapieplan Anwendung findet. Mit Koans rumzuspielen, ist genauso, wie wenn man einfach mal zur Vorbeugung alle Antibotika druchprobiert. Das was einem in einem anderen Kontext die Augen über sich selbst bis hin zur Befreiung öffnen kann wird zur Pointe oder zum Kreuzworträtsel.


    Da sucht man besser gleich Östliche Weisheiten

    Ich würde mal schätzten, dass der Begriff "überkonfesionell" in dem Zusammenhang der richtige wäre, weil sich der Begriff "Ökumene" rein auf den christlichen Bereich bezieht. Ich habe das Wort also falsch verwendet.

    Triratna ist ja der neue Name der "Freunde des Westlichen Buddhistischen Ordens".


    Der Anspruch geht darin ökomenisch zu sein (man vertritt keine einzelene buddhitische Richtung), Strukturen des rechten Lebenswerbs zur Verfügung zu stellen, und neue Formen zwischen Mönchs- und Laiendasein zu finden. Außerdem ist Toleranz gegenüber unterschiedlichen Kulturen und Lebensweisen Bestandteil des Programms. Besonders auf Homosexuelle geht man mit dem Angebot zu, ihnen eine Sangha bieten zu können, in der sie nicht diskriminiert werden.

    FWBO:


    Der Buddhismus besteht nun schon seit circa 2500 Jahren. Im Laufe seiner Verbreitung über viele Länder Asiens hat er es verstanden, sich den kulturellen Bedingungen vieler verschiedener Zivilisationen anzupassen. In jedem neuen Umfeld entwickelte der Buddhismus neue Ausdrucksformen und assimilierte zum Teil sogar bereits vorhandene religiöse Formen, die im Licht der buddhistischen Lehre neu interpretiert wurden. Es wurden neue Orden mit unterschiedlichen Strukturen gegründet, neue Meditationspraktiken entwickelt, neue Lehrbegriffe formuliert. Durch diesen Prozess entstanden im Laufe der Zeit eine Unzahl verschiedener Schulen mit teilweise verblüffend unterschiedlichem Erscheinungsbild, die für Außenstehende unter Umständen nur noch mit Mühe als ein und dieselbe Religion erkennbar sind. Trotz dieser Unterschiede sind alle diese Schulen ‘echter Buddhismus’, da sie alle in ihrem Kern dieselben vom Buddha gelehrten Grundprinzipien beherzigen und, wenn auch auf verschiedenen Wegen, die gleiche transzendente Erfahrung hervorzubringen suchen, die ‘Erleuchtung’ genannt wird.


    Die FWBO verstehen sich in der Tradition dieser Entwicklungen. Sie lassen sich keiner einzelnen der östlichen Schulen zuordnen, das heißt sie sind weder Zen, noch tibetischer Buddhismus, noch Theravada etc., obwohl sie Elemente aus vielen dieser Traditionen enthalten. Ihr Gründer Sangharakshita ist ein Engländer, der zwanzig Jahre lang in Indien die buddhistische Lehre gründlich studiert und geübt hat. Obwohl er als Theravada Mönch ordiniert wurde, bemühte er sich von Anfang an um einen nicht sektiererischen Zugang zum Buddhismus und studierte unter verschiedenen Lehrern auch die anderen großen Traditionen. Als er schließlich nach England zurückkehrte und sah, dass es auch im Westen großes Interesse an Buddhismus gab, suchte er nach geeigneten Methoden, um die buddhistische Lehre in diesem neuen kulturellen Umfeld zu unterrichten. Was er lehrte, war nichts anderes als die 2500 Jahre alte Lehren des Buddha, doch wendete er sie stets auf die Alltagserfahrungen seiner modernen Zuhörer an und suchte, wo nötig, auch nach neuen, zeitgemäßeren Formulierungen für sie.


    1967/68 gründete er eine neue Ordensgemeinschaft, den Westlichen Buddhistischen Orden (WBO) und mit ihm den weiteren Kreis der Freunde des Westlichen Buddhistischen Ordens (FWBO). Da beide dem Versuch entstammen, die buddhistischen Lehren für die Menschen unserer Zeit in westlichen Gesellschaften zugänglich zu machen, ist auch das äußere Erscheinungsbild der FWBO ein modernes Westliches. Die Angehörigen des WBO zum Beispiel tragen keine traditionellen Gewänder, haben keine kahlgeschorenen Köpfe und leben nicht von Almosen; nur ein kleinerer Teil von ihnen lebt zölibatär. Neben einem soliden Grundstock an traditionellen buddhistischen Praktiken, wie Meditation, Ritualen, einer starken Betonung von Ethik, Schriftenstudium etc., die jeder Interessierte kennenlernt, fanden auch neue Elemente Eingang: Zum Beispiel finden die wenigsten Menschen es zeitgemäß, in einem Kloster zu leben; dennoch suchen manche nach Lebensformen, die sie bei ernsthafter spiritueller Übung unterstützen. In den FWBO entstanden daher buddhistische Wohngemeinschaften, in denen Buddhisten miteinander leben und praktizieren können. Ebenso käme heute kaum noch jemand auf den Gedanken, mit einer Bettelschale umherzuziehen, wie es im alten Indien der Fall war; dennoch müssen auch Buddhisten, die sich ihrer spirituellen Übung ganz widmen möchten, irgendwie ihren Lebensunterhalt sichern. Darum entstanden in den FWBO buddhistische Betriebe, in denen Menschen versuchen, spirituelle Übung und Erwerbstätigkeit miteinander zu verknüpfen. (Selbstverständlich sind dies nur Angebote, die bei weitem nicht jeder wahrnimmt. Viele leben zum Beispiel auch mit ihren Familien und gehen gewöhnlichen Berufen nach). In den FWBO wird außerdem große Aufmerksamkeit darauf gelegt, unsere eigenen kulturellen Wurzeln zu würdigen und, wo möglich, in die spirituelle Übung mit einfließen zu lassen: So wird z. B. die Rolle, die die schönen Künste auf dem buddhistischen Weg spielen können, erforscht.


    Quelle


    Obiges Dokument gibt auch einen Hinweis auf die Kritikpunkte ( sexuelle Missbrauchsfälle, Personenkult ) und wie sich die FWBO dazu äußert.

    Onyx9:

    Sie fragt aber nicht nach der Wahrheit :D ( besser is es ) . Und Mahayana-Philosophie ( Nagarjuna ? ) wird trotzdem bestimmt verschoben,
    weil sie die westlichen Begriffe verwendet :D


    Das ist aber druchaus was anderes. Realität ist für mich ein Wort für "Wirklichkeit" und Wirklichkeit gibt es nur die eine in der der wir leben. Wo Phänomene in Abhängigkeit von anderen Phänomenen entstehen.


    Mit dieser Wirklichkeit kann man sich aber dann unterschiedliche in Beziehung setzten. Nämlich einerseits in der Form der Subjekt-Objekt-Weise der verblendeten Wahrnehmung. Oder in einer unverbelndeten Weise. Nagarjuna stand vor dem philoshopischen Probleme, dass wir uns in unserer Sprach sowohl auf "Dinge" bezieht, es aber auch gleichzeitig Sprache gibt, die sich auf die nicht druch die Verblendung getrübte Realität beziehen. Also Wörter wie "Buddha", "Nirvana", "Leerheit". Es gibt also zwei Arten von Wahrheiten aber nur eine Wirklichkeit.


    So hab ich das verstanden.

    Ich glaube viel gedanklichen Verwirrungen kommen daher, dass wir gewohnt sind starke Verbundenheit mit Bindungen zu assoziieren. Nomalerweise stimmt das ja: Man ist nur dem gegenüber offen und vebunden, dass für die eigenen Belange wichtig ist, zu dem man also eine Bindung hat.


    Im Buddhismus ist aber genau andersrum. In der Achtsamkeit steckt so viel tiefe Verbundeheit mit dem Augenblick, so viel loslassen drin, wie sie sonst nur in extrem starken Bindungen (Eltern-Kind, tiefe Sexualität, Verdurstender-Wasser) drin ist. Weil wir darauf gepolt sind Verbundenheit (was ja immer weg vom beschränkten Ich ist) und Bezihung zusammendenken, kommen wir zu der Annahme wir müssten mit den Bindungen auch die Verbundenheit aufgeben.


    Zu entdecken, dass das nicht so ist, ist ein Prozess. Also dass man Wasser auch intensiv begegnen kann, wenn man nicht gierig Verdusten ist. Oder dass man jemand leiben kann ohne ihn haben zu wollen/begehren.