Onyx9:
Nur eine Kleinigkeit: Ich seh es nicht unbedingt als Hinderniss daran zu glauben, dass nur ein Buddha Verwirklichung erreichen kann. Denn es kann umgekehrt ein größeres Hinderniss darstellen, zu wissen "es kann jeder". Ich seh viel Enttäuschung bei Leuten, die schon lange praktizieren und sich abmühen...
Das ist ein wichtiger Hinweis, danke. Man stolpert im lockeren Daherreden doch oft über seine eigenen Worte und verdreht dabei einiges. Auch mir passiert das ständig.
Gerade das Abmühen ist oft das größte und letzte Hindernis zur Realisierung des Bodhi-Geistes, der immer Gegenwärtig ist, aber in dem kein Ich-Gedanke mehr Platz hat. Daher ist allein schon die Idee "ICH übe, damit ICH dies und das erreiche" ein Hinderniss, denn dieses Ich ist genauso phänomenal wie alle anderen Vorstellungen auch. Wenn diese Idee des konstanten Ich-Seins wegfällt, dann wird das realisiert, was auch Buddha realisiert hat.
Die Übungen (Sadhanas) zielen ja meist darauf hin, den Geist zu "leeren" indem sich beständig der Vergänglichkeit aller objektiven, mentalen Phänomene bewusst zu werden. Je größer die Bereitschaft ist, das Ich und die Welt als Phänomen (geistige Emanation) zu sehen, desto aufnahmefähiger ist der relative Geist für die absolute Wahrheit. Und ich sehe es genauso wie du, hier bringt es Zen einfach auf den Punkt: Sitzen - Eintauchen in die Gewahrwerdung der Phänomenalität allen Seins - Kensho (erster intuivitver Einblick) - weiter sitzen - Satori (glasklare Realisierung der Wahrheit).
Die Menschen vor 2500 Jahren waren anders gestrickt als wir. Ich glaube, dass auch eine Lehre leben und sich der Entwicklung des menschlichen, relativen Geistes anpassen muss.
Tradition gut und wichtig, aber irgendwann kommt der Punkt, wo man sich selbst sagt: "Und jetzt will ich auch". Dieser Impuls kommt aber von innen und das ist kein mentaler Willensakt. Aber mal reinhorchen in sich selbst und schauen, ob sich da schon Bereitschaft gefühlt werden kann, das kann nicht schaden. Meistens trifft man dann auf Angst. Angst davor, die Familie zu verlieren, den Job, alles wovon man vorher dachte, dass es (lebens)wichtig ist.
Bei mir ist so viel schlimmes geschehen, dass ich eh die Freude am Leben verloren hatte damals und bevor ich mich selbst töte, habe ich dafür gebetet, dass ich aus diesem Alptraum aufwache. Irgendwo heißt es auch: "Nur wer schlecht träumt, entwickelt einen starken Wunsch, zu erwachen". Da ist schon was dran. Wenn das "normale" Leben gut läuft, wofür dann erwachen? Dann benutzt man vielleicht den Buddhismus zur Entwicklung einer persönlichen Ethik, mit der man gut über die Runden kommt und gut ist.
Zen geht da sicher radikaler und entschlossener ans Werk. Sitzen, bis es knallt.