Beiträge von Onda im Thema „Meditation und Kontrolle“

    brigittefoe:


    Um dem Herr zu werden,
    habe ich mich NUR noch auf Geräusche konzentriert.
    Vogelzwitschern, Hundebellen, Regen.
    Jeder Laut oder Krach war mir recht.
    LG


    Die Ausrichtung auf das Wahrnehmungsfeld der Geräusche hat sich bei mir auch als sehr wirkungsvoll erwiesen.
    Ebenfalls hilfreich: Körperwahrnehmung.


    Mit "Kontrolle" hat das alles nichts zu tun. Allenfalls mit gezielter Ausrichtung des Geistes.


    Auch wenn ich meinen Atem beobachte, kontrolliere ich ihn nicht. Im Gegenteil.


    Die Strategie bei diesen Sammlungs-Übungen ist immer die gleiche: der Geist wird mit Nicht-Gedanken gefüllt, auf dass kein "Raum" mehr für Gedanken übrig bleibe.


    Onda

    Losang Lamo:

    Menschen zu "kontrollieren" ist eben doch schnell was anderes als Sachen oder Vorgänge zu kontrollieren.


    In der Tat. Im Falle der Meditation wäre das Selbst-Kontrolle (die auch mal in Selbst-Unterdrückung umkippen kann).
    LG
    Onda

    Aus Wikipedia:


    Zitat

    Unter Kontrolle versteht man
    eine Überprüfung oder Nachprüfung (Verifizierung), die auch in einer Überwachung bestehen kann,


    (…)


    Im Weiteren auch:
    die Beherrschung einer Person oder Körperschaft, die diese auch selbst sein kann (in diesem Fall wird von Selbstbeherrschung bzw. Selbstkontrolle gesprochen).


    Achtsamkeit = es geht nicht um Beherrschung, es geht ums Wach-Sein, ums klare Beobachten.
    Daher passt "Kontrolle" nicht ganz. Höchstens wenn es im Sinne von "Wachsamkeit" verwendet wird.


    LG
    Onda

    Elliot:
    Onda:

    Was sind Merkmale einer achtsamen Kontrolle der Gedanken?


    Wenn Gedanken nicht unterdrückt werden, sondern aufgrund einer bestimmten Fokussierung der Aufmerksamkeit von allein in den Hintergrund treten.


    Sehe ich auch so. Bleibt die Frage, ob man das nicht eher als "Achtsamkeit" denn als "Kontrolle" bezeichnen sollte.
    Das Wort "Kontrolle" hat für mich immer einen leicht repressiven Geschmack. Einen Geschmack von "An-die-Leine-legen". Letzen Endes bringt man die Gedanken im Prozess der Achtsamkeit nicht "unter Kontrolle". Man lässt sie kommen und gehen und geht auf Distanz zu ihnen. Man versucht, sich nicht von ihnen "einwickeln" oder mitreißen zu lassen. Man versucht, sie auf nicht-reaktive Weise als mentale Prozesse im eigenen Geist zu beobachten, ohne sich mit ihnen zu identifizieren. So nimmt man ihnen die Macht.


    Onda

    Du schließt die Augen und bemühst dich, die Aufmerksamkeit auf das Fließen des Atems zu lenken.
    Doch eine Vielzahl von Gedanken tritt auf den Plan und versucht deine Aufmerksamkeit zu erhaschen und dich von deinem Vorhaben abzubringen.
    Diese Gedanken scheinen ein Eigenleben zu führen. Sie kommen, ohne eingeladen zu sein. Sie drängen sich dir auf, wie ungebetener Besuch.
    Und es stellt sich die Frage: Wer ist hier eigentlich Herr im Haus?
    Meditation ist auch - und in großem Maße - ein Bemühen um Kontrolle. Kontrolle über den "Besuch" im Hause des Geistes.


    Was hat es mit dieser Kontrolle auf sich?

    Zunächst ein paar Zitate - dann ein paar Fragen zum Thema Kontrolle.


    Zitat

    15. "Wenn er mit dem Auge eine Form sieht, klammert er sich nicht an ihre Zeichen und ihr Erscheinungsbild [2]. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Sehsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Sehsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Sehsinns. Wenn er mit dem Ohr einen Klang hört, klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Hörsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Hörsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Hörsinns. Wenn er mit der Nase einen Geruch riecht, klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Geruchsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Geruchsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Geruchsinns. Wenn er mit der Zunge einen Geschmack schmeckt, klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Geschmacksinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Geschmacksinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Geschmacksinns. Wenn er mit dem Körper ein Berührungsobjekt fühlt, klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Berührungssinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Berührungssinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Berührungssinns. Wenn er mit dem Geist ein Geistesobjekt erfährt, klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Geistsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Geistsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Geistsinns. Weil er diese edle Sinneskontrolle besitzt, erlebt er in sich eine Glückseligkeit, die unbesudelt ist."


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m027z.html


    Zitat

    8. " Māgandiya, das Auge ist in Formen verliebt, liebt Formen, erfreut sich an Formen; jenes ist vom Tathāgata gezähmt, behütet, beschützt und kontrolliert worden, und er lehrt das Dhamma für dessen Kontrolle. Geschah es in Bezug auf dieses, daß du sagtest: 'Der Mönch Gotama ist ein Zerstörer des Wachstums'?"


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m075z.html


    Zitat

    Leitungserbauer, sie lenken das Wasser,
    Flechter, sie richten den Pfeilschaft gerade,
    Zimmerleut' geben dem Holz neue Formen,
    Der Weise jedoch nur nach Selbstzähmung trachtet.


    http://www.palikanon.com/majjhima/zumwinkel/m086z.html


    Zitat

    "Die Einsicht in diese unpersönliche Natur der eigenen Gedanken kann sogar schon mit den allerersten Meditationsversuchen gewonnen werden, wo sich schnell herausstellt, wie schwieirg es ist, sich nicht in allerhand Reflexionen, Tagträumen, Erinnerungen und Phantasien zu verlieren, anstatt sich auf ein bestimmtes Meditationsobjekt zu konzentrieren. So wie es unmöglich ist, nur das zu sehen, zu hören, zu riechen, zu schmecken und zu berühren, was erwünscht ist, so ist es auch mit einem untrainierten Gesit nicht möglich, nur dann Gedanken zu haben, wenn man möchte, und nur solche, die erwünscht sind. Aus genau diesem Grund besteht ein wesentlicher Zweck der Meditation darin, diese Situation zu verbessern, indem die Denkaktivität des Geistes langzahm gezähmt und mehr unter bewusste Kontrolle gebracht wird."

    Analayo: Dir direkte Weg. Satipatthana. S. 252


    Fragen:
    In welchem Maße ist Meditation Kontrolle der Gedanken?
    Was sind Merkmale einer achtsamen Kontrolle der Gedanken?
    Besteht die Gefahr, dass die kontrollierende Instanz im Geist sich für ein stabiles Ich hält? (Ich kontrolliere, also bin ich).
    Ist das Bedürfnis, etwas unter seine Kontrolle zu bringen ein Ausdruck von Machtgelüsten oder von Ängstlichkeit?
    Ab wann wird Kontrolle repressiv?
    Ist Kontrolle vielleicht ein unpassendes Wort für achtsame Wahrnehmung?


    LG
    Onda