Du schließt die Augen und bemühst dich, die Aufmerksamkeit auf das Fließen des Atems zu lenken.
Doch eine Vielzahl von Gedanken tritt auf den Plan und versucht deine Aufmerksamkeit zu erhaschen und dich von deinem Vorhaben abzubringen.
Diese Gedanken scheinen ein Eigenleben zu führen. Sie kommen, ohne eingeladen zu sein. Sie drängen sich dir auf, wie ungebetener Besuch.
Und es stellt sich die Frage: Wer ist hier eigentlich Herr im Haus?
Meditation ist auch - und in großem Maße - ein Bemühen um Kontrolle. Kontrolle über den "Besuch" im Hause des Geistes.
Was hat es mit dieser Kontrolle auf sich?
Zunächst ein paar Zitate - dann ein paar Fragen zum Thema Kontrolle.
Zitat15. "Wenn er mit dem Auge eine Form sieht, klammert er sich nicht an ihre Zeichen und ihr Erscheinungsbild [2]. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Sehsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Sehsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Sehsinns. Wenn er mit dem Ohr einen Klang hört, klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Hörsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Hörsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Hörsinns. Wenn er mit der Nase einen Geruch riecht, klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Geruchsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Geruchsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Geruchsinns. Wenn er mit der Zunge einen Geschmack schmeckt, klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Geschmacksinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Geschmacksinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Geschmacksinns. Wenn er mit dem Körper ein Berührungsobjekt fühlt, klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Berührungssinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Berührungssinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Berührungssinns. Wenn er mit dem Geist ein Geistesobjekt erfährt, klammert er sich nicht an seine Zeichen und sein Erscheinungsbild. Da üble, unheilsame Geisteszustände der Gier und der Trauer in ihn eindringen könnten, wenn er den Geistsinn unkontrolliert ließe, übt er sich in dessen Kontrolle, er beschützt den Geistsinn, er beschäftigt sich mit der Kontrolle des Geistsinns. Weil er diese edle Sinneskontrolle besitzt, erlebt er in sich eine Glückseligkeit, die unbesudelt ist."
Zitat8. " Māgandiya, das Auge ist in Formen verliebt, liebt Formen, erfreut sich an Formen; jenes ist vom Tathāgata gezähmt, behütet, beschützt und kontrolliert worden, und er lehrt das Dhamma für dessen Kontrolle. Geschah es in Bezug auf dieses, daß du sagtest: 'Der Mönch Gotama ist ein Zerstörer des Wachstums'?"
ZitatLeitungserbauer, sie lenken das Wasser,
Flechter, sie richten den Pfeilschaft gerade,
Zimmerleut' geben dem Holz neue Formen,
Der Weise jedoch nur nach Selbstzähmung trachtet.
Zitat"Die Einsicht in diese unpersönliche Natur der eigenen Gedanken kann sogar schon mit den allerersten Meditationsversuchen gewonnen werden, wo sich schnell herausstellt, wie schwieirg es ist, sich nicht in allerhand Reflexionen, Tagträumen, Erinnerungen und Phantasien zu verlieren, anstatt sich auf ein bestimmtes Meditationsobjekt zu konzentrieren. So wie es unmöglich ist, nur das zu sehen, zu hören, zu riechen, zu schmecken und zu berühren, was erwünscht ist, so ist es auch mit einem untrainierten Gesit nicht möglich, nur dann Gedanken zu haben, wenn man möchte, und nur solche, die erwünscht sind. Aus genau diesem Grund besteht ein wesentlicher Zweck der Meditation darin, diese Situation zu verbessern, indem die Denkaktivität des Geistes langzahm gezähmt und mehr unter bewusste Kontrolle gebracht wird."
Analayo: Dir direkte Weg. Satipatthana. S. 252
Fragen:
In welchem Maße ist Meditation Kontrolle der Gedanken?
Was sind Merkmale einer achtsamen Kontrolle der Gedanken?
Besteht die Gefahr, dass die kontrollierende Instanz im Geist sich für ein stabiles Ich hält? (Ich kontrolliere, also bin ich).
Ist das Bedürfnis, etwas unter seine Kontrolle zu bringen ein Ausdruck von Machtgelüsten oder von Ängstlichkeit?
Ab wann wird Kontrolle repressiv?
Ist Kontrolle vielleicht ein unpassendes Wort für achtsame Wahrnehmung?
LG
Onda