Beiträge von Elliot im Thema „Wenn man die Augen öffnet“

    Geronimo:

    Ich habe es noch nicht darauf angelegt, aber ich höre auch immer wieder von Menschen, selbst Mönchen, das sie auch mit intensiver, meditativer Praxis die Vertiefungszustände nicht erreichen... Ein wohlbekannte Debatte unter Meditationslehrern, ob endgültige Befreiung mit und ohne Jhanas möglich ist.


    Ja, das gab es wohl schon zur Zeit des Buddha. Nicht alle waren entsprechend talentiert, fleissig und ernsthaft dabei:


    Zitat

    "Brahmane, da zieht ein Mann aus guter Familie aus Vertrauen vom Leben zu Hause fort in die Hauslosigkeit, wobei er erwägt: 'Ich bin ein Opfer von Geburt, Altern und Tod, von Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung; ich bin ein Opfer von Dukkha, eine Beute von Dukkha. Gewiß kann ein Ende dieser ganzen Masse von Dukkha erfahren werden.' Nachdem er so in die Hauslosigkeit gezogen ist, erwirbt er Zugewinn, Ehre und Ruhm. Er ist über jenen Zugewinn, jene Ehre und jenen Ruhm nicht erfreut, und seine Absicht hat sich nicht erfüllt. Aufgrund dessen lobt er sich nicht selbst und würdigt andere nicht herab. Er erweckt Antrieb in sich, und er bemüht sich um die Verwirklichung jener anderen Zustände, die höher und erhabener sind als Zugewinn, Ehre und Ruhm; er erschlafft nicht und läßt nicht nach. Er erlangt Sittlichkeit. Er ist über jenes Erlangen von Sittlichkeit erfreut, aber seine Absicht hat sich nicht erfüllt. Aufgrund dessen lobt er sich nicht selbst und würdigt andere nicht herab. Er erweckt Antrieb in sich, und er bemüht sich um die Verwirklichung jener anderen Zustände, die höher und erhabener sind als Sittlichkeit; er erschlafft nicht und läßt nicht nach. Er erlangt Konzentration. Er ist über jenes Erlangen von Konzentration erfreut, aber seine Absicht hat sich nicht erfüllt. Aufgrund dessen lobt er sich nicht selbst und würdigt andere nicht herab. Er erweckt Antrieb in sich, und er bemüht sich um die Verwirklichung jener anderen Zustände, die höher und erhabener sind als Konzentration; er erschlafft nicht und läßt nicht nach. Er erlangt Wissen und Schauung. Er ist über jenes Wissen und jene Schauung erfreut, aber seine Absicht hat sich nicht erfüllt. Aufgrund dessen lobt er sich nicht selbst und würdigt andere nicht herab. Er erweckt Antrieb in sich, und er bemüht sich um die Verwirklichung jener anderen Zustände, die höher und erhabener sind als Wissen und Schauung; er erschlafft nicht und läßt nicht nach. Aber was, Brahmane sind die Zustände, die höher und erhabener sind als Wissen und Schauung?"

    "Brahmane, da tritt ein Bhikkhu ganz abgeschieden von Sinnesvergnügen, abgeschieden von unheilsamen Geisteszuständen, in die erste Vertiefung ein, die von anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes begleitet ist, und verweilt darin, mit Verzückung und Glückseligkeit, die aus der Abgeschiedenheit entstanden sind. Dies ist ein Zustand, der höher und erhabener ist als Wissen und Schauung [2]." ...(Majjhima Nikāya 30: Die kürzere Lehrrede vom Gleichnis vom Kernholz - Cūḷasāropama Sutta)


    Also haben sie sich ihre eigenen Lehren ausgedacht, in denen Meditation keine Rolle spielt oder irgendeine wie auch immer geartete sonderliche Geisteshaltung als Meditation verstanden wird. Aber dann wird das halt nichts:


    Zitat

    "Ebenso, Brahmane, existiert Nibbāna, und der Pfad, der zu Nibbāna führt, existiert, und ich bin als Führer anwesend. Und doch, wenn meine Schüler auf solche Weise von mir angewiesen und unterrichtet worden sind, erlangen einige von ihnen Nibbāna, das höchste Ziel, und einige erlangen es nicht. Was kann ich da machen, Brahmane? Der Tathāgata ist einer, der den Weg zeigt." (Majjhima Nikāya 107: An Ganaka Moggallāna - Ganakamoggallāna Sutta)


    Geronimo:

    Darüberhinaus muss ich meine meditativen Neigungen überhaupt erstmal auch nur ansatzweise entwickeln :)


    Geronimo:

    Ungefähr so sieht das mittlerweile bei mir auch aus. Wobei ich immer noch ein Auge auf Zurückgezogenheit werfe.


    Ja, ein gewisses Maß an Enthaltsamkeit ist dafür wohl unumgänglich:


    Zitat

    Dann lehrte der Novize Aciravata Prinz Jayasena das Dhamma, so wie er es gehört und auswendig gelernt hatte. Nachdem er gesprochen hatte, sagte Prinz Jayasena zu ihm: "Es ist unmöglich, Meister Aggivessana, es kann nicht geschehen, daß ein Bhikkhu, der umsichtig, eifrig und entschlossen weilt, Einspitzigkeit des Geistes erlangen kann." Nachdem Prinz Jayasena dem Novizen Aciravata gegenüber verkündet hatte, daß dies unmöglich sei und nicht geschehen könne, erhob er sich von seinem Sitz und nahm Abschied.

    Kurz nachdem Prinz Jayasena gegangen war, ging der Novize Aciravata zum Erhabenen. Nachdem er dem Erhabenen gehuldigt hatte, setzte er sich seitlich nieder und berichtete dem Erhabenen seine gesamte Unterhaltung mit Prinz Jayasena. Nachdem er geendet hatte, sagte der Erhabene zu ihm:

    "Aggivessana, wie ist es möglich, daß Prinz Jayasena, der inmitten von Sinnesvergnügen lebt, der Sinnesvergnügen genießt, der von Gedanken an Sinnesvergnügen zerfressen wird, der vom Fieber der Sinnesvergnügen verbrannt wird, der auf die Suche nach Sinnesvergnügen erpicht ist, jenes wissen, sehen, verwirklichen oder ausüben könnte, was durch Entsagung gewußt, durch Entsagung gesehen, durch Entsagung erlangt, durch Entsagung verwirklicht werden muß? Das ist unmöglich." (Majjhima Nikāya 125: Die Stufe des Gezähmten - Dantabhūmi Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot

    Geronimo:

    Ich kann da wirklich nicht mitreden, aber von dem was ich so gelesen habe, sind auch dem Buddha Schweißperlen die Stirn heruntergelaufen auf der Suche nach Befreiung.


    Wie so oft gilt es, das richtige Maß zu finden:


    Zitat

    ... Angenommen, ein Mann würde eine Wachtel fest mit beiden Händen packen; sie würde auf der Stelle sterben. Genauso erschien ein Übermaß an Energie mir, und wegen des Übermaßes an Energie sank meine Konzentration dahin ... Angenommen, ein Mann würde eine Wachtel zu locker festhalten; sie würde ihm aus den Händen davonfliegen. Genauso erschien ein Mangel an Energie mir, und wegen des Mangels an Energie sank meine Konzentration dahin ...


    ... als ich wußte, daß ein Übermaß an Energie eine Geistestrübung ist, und ich die Geistestrübung des Übermaßes an Energie überwunden hatte; als ich wußte, daß Mangel an Energie eine Geistestrübung ist, und ich die Geistestrübung des Mangels an Energie überwunden hatte; als ich wußte, daß Sehnsucht eine Geistestrübung ist, und ich die Geistestrübung der Sehnsucht überwunden hatte; als ich wußte, daß Vielfaltswahrnehmung eine Geistestrübung ist, und ich die Geistestrübung der Vielfaltswahrnehmung überwunden hatte; als ich wußte, daß ein Übermaß an Meditation über Formen eine Geistestrübung ist, und ich die Geistestrübung des Übermaßes an Meditation über Formen überwunden hatte; da dachte ich: 'Ich habe jene Geistestrübungen überwunden. Nun will ich Konzentration auf drei Arten entfalten.'"


    ...Anuruddha, als ich Konzentration mit anfänglicher und anhaltender Hinwendung des Geistes entfaltet hatte; als ich Konzentration ohne anfängliche Hinwendung des Geistes, nur mit anhaltender Hinwendung des Geistes entfaltet hatte; als ich Konzentration ohne anfängliche Hinwendung des Geistes und ohne anhaltende Hinwendung des Geistes entfaltet hatte; als ich Konzentration mit Verzückung entfaltet hatte; als ich Konzentration ohne Verzückung entfaltet hatte; als ich Konzentration, die von Vergnügen begleitet ist, entfaltet hatte; als ich Konzentration, die von Gleichmut begleitet ist, entfaltet hatte, entstanden in mir das Wissen und die Schauung: 'Meine Befreiung ist unerschütterlich; dies ist meine letzte Geburt; jetzt gibt es kein erneutes Wiederwerden mehr'". (Majjhima Nikāya 128: Geistestrübungen - Upakkilesa Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot


    Viele Grüße
    Elliot

    Zitat

    "Ebenso, Prinz, Worte, die der Tathāgata als unwahr, falsch und nicht nützlich erkennt, und die auch anderen unwillkommen und unangenehm sind: solche Worte äußert der Tathāgata nicht. Worte, die der Tathāgata als wahr und richtig, aber nicht nützlich erkennt, und die auch anderen unwillkommen und unangenehm sind: solche Worte äußert der Tathāgata nicht. Worte, die der Tathāgata als wahr, richtig und nützlich erkennt, aber die anderen unwillkommen und unangenehm sind: für den Gebrauch solcher Worte kennt der Tathāgata den richtigen Zeitpunkt. Worte, die der Tathāgata als unwahr und falsch erkennt, aber die anderen willkommen und angenehm sind: solche Worte äußert der Tathāgata nicht. Worte, die der Tathāgata als wahr und richtig, aber nicht nützlich erkennt, und die anderen willkommen und angenehm sind: solche Worte äußert der Tathāgata nicht. Worte, die der Tathāgata als wahr, richtig, und nützlich erkennt, und die anderen willkommen und angenehm sind: für den Gebrauch solcher Worte kennt der Tathāgata den richtigen Zeitpunkt.


    Warum ist das so? Weil der Tathāgata Mitgefühl für die Wesen hat."


    (Majjhima Nikaya 58: An Prinz Abhaya - Abhayarājakumāra Sutta)


    Viele Grüße
    Elliot