Beiträge von Geronimo im Thema „Wie praktiziert Ihr Mitgefühl ?“


    Selbst bei dem was wir nicht in der Hand haben, haben wir tatsächlich alles in der Hand: Nämlich wie wir darauf reagieren! Damit steht und fällt alles.

    Doris Rasevic-Benz:
    Zitat

    Och also ich hatte früher auch ein paar sadistische Züge, und die haben sich mit der Zeit und Praxis mittlerweile fast komplett verflüchtigt. Manchmal regen sie sich noch und tauchen als Option und Vorschlag im Geiste auf, aber dann werden sie sehr schnell lächelnd erkannt und einfach als das hingenommen was sie sind: Impulse die ihre Kraft verlieren wenn man nicht weiter auf sie reagiert.


    Deshalb habe ich für mich vor längerer Zeit erkannt, dass ich irgendwie alles verstehen und in mir finden kann.
    Selbst die übelsten Phantasien sind im Ansatz irgendwo vorhanden. Es hätten vielleicht nur ein paar schlechte Erfahrungen mehr und ein undisziplinierter Charakter genügt, um sie wachsen zu lassen. Wer weiß, was unter anderen Umständen aus mir geworden wäre? :D


    Ja eben. Es steht noch garnichts fest. Wer die richtigen Entscheidungen trifft der wird auch irgendwann dafür belohnt.


    Och also ich hatte früher auch ein paar sadistische Züge, und die haben sich mit der Zeit und Praxis mittlerweile fast komplett verflüchtigt. Manchmal regen sie sich noch und tauchen als Option und Vorschlag im Geiste auf, aber dann werden sie sehr schnell lächelnd erkannt und einfach als das hingenommen was sie sind: Impulse die ihre Kraft verlieren wenn man nicht weiter auf sie reagiert.


    Alles verändert sich.

    Ellviral:
    Geronimo:

    Umso besser der Spiegel gereinigt ist, umso besser sieht man auch.


    Warum sollte ich den Spiegel besser sehen wenn ich mich doch von der Putzerrei abwenden kann und sofort direkt sehen kann?


    Bewusstsein von etwas ist immer Spiegel.


    Wie meinst du das? Im Idealfall sind sie ja in der Praxis komplett verbunden, aber das ist ja nicht zwangsläufig so.

    Losang Lamo:

    Wer womit beginnt, müsste individuell verschieden sein. Was für den einen trocken sein mag, ist vielleicht für den anderen das einzig Wahre.
    Ohne die Vorstellung, anderen damit helfen zu können, wäre ich niemals Buddhist geworden. Ein Erreichen eines Nirvana hat mich von Haus aus erstmal nicht die Bohne interessiert.


    Ja gut, bin ich jetzt von meiner Erfahrung ausgegangen und der Beobachtung das nicht wenig Metta-Praktizierende damit irgendwie nicht so recht weit zu kommen scheinen.


    Aber das Zusammenspiel aller Faktoren macht es ja erst zu etwas lebendigem, sonst hätte der Buddha ja auch nicht explizit so viel Wert auf die Güte gelegt.


    Ich habe mich übrigens auch viele Jahre nur dem Mahayana hingezogen gefühlt, und habe mich nicht mal im Ansatz mit dem Buddha selbst auseinandergesetzt. Das hat sich dann irgendwann gewandelt, fließend.

    Meiner Erfahrung nach entspringt das Mitgefühl der Praxis, dem 8fachen Pfad.


    Mit dem Mitgefühl und der Güte zu beginnen kann höchstens eine Trockenübung sein und bestenfalls eine Motivation den Weg überhaupt zu gehen. Mich motiviert z.B. meine Erfahrung mit der Güte so sehr, das ich immer wieder zum Weg zurückkehre, wenn ich ihn mal eine zeitlang nicht gepflegt habe.


    http://www.palikanon.com/angutt/a08_001-010.html

    Matthias65:
    crazy-dragon:

    Dann frage ich mich bei solch einer Vollkommenheit, wieso Du erst einen solchen thread eröffnest... Du scheinst ja ein Bilderbuch-Buddhist zu sein.


    Verstehe ich nicht diese Bemerkung :roll:
    Bin weder vollkommen noch Bilderbuch-Buddhist.
    Dass man erst seinem Freund, dann einer neutralen Person, dann seinem Feind ("Rindvieh") wünscht, dass er/sie glücklich sein möge u.s.w. ist doch eine gängige Praxis.
    (Die 4 Unermäßlichkeiten).
    Auch wollte ich wissen wie IHR Mitgefühl praktiziert.


    Gerade hier, im buddhistischen Forum, braucht man überraschenderweise ein besonders dickes Fell haha. Aber das ist dann auch ein schönes Übungsfeld, auch wenn es vielleicht 2 oder 3 Anläufe braucht.

    Matthias65:

    Geronimo,
    wenn ein Schüler sich nicht Buddha nennen würde, würde das für Dich bedeuten, dass er nicht Erleuchtung erlangt hat ?
    Alles bloß eine Frage der Benennung ? Vielleicht war Jesus ja auch ein Buddha ? Wissen wir das genau ?


    Erleuchtung, Nicht-Erleuchtung, Buddha, Nicht-Buddha, was soll's.


    Aber der eine Buddha, auf den alles zurückzuführen ist das sich heute Buddhismus nennt, der überstrahlt alle anderen Erwachten schon noch ein bisschen. Das merkt man allein daran schon, das wir 2500 Jahre später immer noch von ihm sprechen. Von allen anderen Erwachten spricht man schulübergreifend doch hauptsächlich Themen-bezogen.


    Aber versteh' mich nicht falsch, ich find' die auch super. Dogen, Bodhidharma, Milarepa, Shantideva, Ajahn Chah, Buddhadasa und wie sie alle heißen mögen. Ob sie nun vollkommen erwacht waren oder nicht kann ich heute sowieso nicht mehr nachprüfen.


    Doch, doch, wir sprechen alle von der gleichen Sache. Wir bevorzugen nur andere Bezeichnungen.

    Matthias65:
    Geronimo:

    Aber muss man das noch technisch trennen? In der Praxis findet es entweder im Geist statt, oder nicht. Ohne Geist kein erkennen, kein verstehen,


    Wie gesagt, es werden im tib. Budd. mehrere Bewußtseinsebenen unterschieden, welche genau das sind kann ich gar nicht so genau sagen. Es sind andere Qualitäten. Gegenfrage: Warum soll es Sinn machen lediglich von einer Form von Bewußtsein zu sprechen ?


    (Ist evtl. etwas Off-T. unsere Diskussion zum Thema Geist, vielleicht macht es Sinn, ein neues Thema zu eröffnen ?)


    Hmm, ich denke für ein neues Thema reicht es nicht ganz. Ich wollte eigentlich nur ein bisschen verdeutlichen warum ich mit Buddha-Natur nicht wirklich warm werde. Werden mir irgendwie zu viele falsche Vorstellungen geweckt. Denn es gab in den letzten 2500 Jahren nur einen Buddha, und viele Erwachte.


    Aber muss man das noch technisch trennen? In der Praxis findet es entweder im Geist statt, oder nicht. Ohne Geist kein erkennen, kein verstehen,

    Matthias65:
    Geronimo:

    Das eine ist eben die (vom Glanz der Welt) verschüttete, das andere die vollkommen klare... Und alles was dazwischen liegt.


    Ja, aber alle Welten liegen ins uns. Die klare Buddhanatur ist bereits in jedem Lebewesen vorhanden, sie wird "lediglich" verdunkelt durch unsere Geistesgifte.


    Ganz genau, wobei ich den Begriff "Buddha-Natur" irgendwie nicht wirklich mag. Geist reicht völlig. Der kann klar und scheinend sein, oder trüb und schattig.

    Maybe Buddha:
    Matthias65:

    Was meinst Du mit "dem Guten" Geronimo ?


    Ich weiss zwar nicht wie Geronimo das meint, aber vielleicht ja so wie ich das verstehe:
    Die Substanz des Mitgefühls ist die innere (mitfühlende) Einstellung allen Wesen (sich selbst eingeschlossen) gegenüber.


    Vollbringt man Taten aus ego-istischen Gründen können die äusseren Wirkungen möglicherweise gut sein, oder schlecht sein, oder relativ neutral, aber im eigenen inneren (der eigenen Entwicklung und entfaltung von Mitgefühl) hilft es überhaupt nicht, egal welches äussere Ergebnis dabei herauskommt.
    Umgekehrt kann man etwas völlig selbstlos und aus Mitgefühl tuen, aber die äusseren Auswirkungen können dennoch als schlecht aufgefasst werden (oder als gut oder neutral). Aber egal wie die äusseren Wirkungen sind (oder von anderen aufgefasst werden), ist dennoch die innere Wirkung (der Entwicklung und des Mitgefühls und der Erkenntnis) eine heilsame. Und umso mehr sich die innere Entwicklung ausprägt zum heilsamen, umso mehr werden dann auch die äusseren Ergebnisse Fruchtbar sein. Und nur so verändert sich wirklich was.
    Die Substanz ist also die innere (weiter-)Entwicklung des Mitgefühls, die dann immer mehr gute Ergebnisse fördert.


    Schön erklärt.

    Hmm, heute würde ich sagen das Mitgefühl nur dann natürlich und mühelos ist, wenn es als Frucht aus der Praxis entsteht, dem 8fachen Pfad. Man kann sich Tag und Nacht an seiner Gesinnung üben, den Wesen ein Segen zu sein und somit die Grundlagen schaffen für Mitgefühl, Mitfreude, Güte und allem was dazu gehört. Aber ohne diese Grundlagen fehlt dem Guten einfach die Substanz.


    Das hat wohl jeder auch schon mal erlebt, das Wunsch und Tat zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe sein können. Gewöhnt man sich jedoch gegen seine inneren Widerstände nach und nach an diese guten Handlungen, dann werden sie mit der Zeit auch immer natürlicher. Wir schaffen das notwendige Fundament das dem Guten erst die tatsächliche Kraft gibt, das es richtig wirken lässt.


    Ist die Gesinnung erst einmal da, dann ist der Rest nur noch eine Frage der Zeit.