Wie praktiziert Ihr Mitgefühl ?

  • Mitgefühl wird in allen buddhistischen Richtungen stark betont.


    Doch wie funktioniert das in der Praxis ?


    Was bedeutet Mitgefühl nicht ?


    Ich erinnere mich daran, dass einige User wenn von Mitgefühl die Rede ist, reflexartig den "Gutmenschen" hervorzaubern, der
    durch ein permanentes Helfersyndrom eher negativ besetzt ist.


    Aber: Was ist Mitgefühl genau und wie praktiziert ihr es ?


    LG
    Matthias

  • Also, Mitgefühl bedeutet mMn nicht: selber sich fertig zu machen und Tag und Nacht herumzuheulen, dass es den anderen so schlecht geht. Da fehlt der Gleichmut.
    Der Klassiker an No-Go ist in diesem Zusammenhang: "Hach, Du tust mir ja soooo leid, Du bist ja echt voll beschissen dran! ICH fühl mich ganz schlecht, dass es Dir so schlecht geht!" 8)


    Das buddhistische Mitgefühl ist unterscheidungslos, voll Gleichmut und man selbst ist nicht mehr wichtiger als andere.


    Als ich noch versucht hab, es zu erzeugen, war das manchmal ein sehr, verkrampftes und bedrückendes Gefühl. Musste als Übung am Anfang aber wohl so sein. Ging eben nicht anders. :?
    Nach einer Belehrung aus dem Lamrim über Bodhicitta, entstand das weite Mitgefühl spontan von selbst in meinem Herzen. Es ist ein sehr befreiendes Gefühl, weil die Grenzen zwischen "mir, mein, ich" und "Du anderere da" wegfallen.


    Jetzt erzeugt es sich, wenn ich auf Tara meditiere. Jemand anderes würde vielleicht eine andere "Gottheit" wählen. In Sachen Mitgefühl sind sie alle gleich stark: Vajrasattva, Buddha Shakiamuni, Chenrezig, Tsongkapa - egal. Die Eigenschaft eines Buddha ist unterscheidungsloses Mitgefühl und wenn man auf einen meditiert, entsteht es. Zumindest irgendwann. :)

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


    Einmal editiert, zuletzt von Lirum Larum ()

  • Achtsam zu sein und zu merken wenn (wegen Verblendung) Hass, Wut oder Neid etc. aufsteigt.
    Wenn ich so achtsam bin verschwindet aufsteigender Ärger bei mir sofort und ich kann, wie meistens (wenn kein Hass anwesend ist), vollkommen nachempfinden das auch jeder andere nur Leidfrei sein möchte und das dieses anliegen im Endeffekt, auch wenn es nicht alle selber von "sich" wissen, bei ihnen höchste Priorität hat.


    Ausserdem versuche ich immer Höflich, freundlich und respektvoll mit anderen umzugehen.
    Dazu kommt ebenso die Achtsamkeit dazu. Sowohl wie ich es im ersten Absatz schon beschrieben habe, aber auch in Bezug auf (vorallem) rechte Rede. Das ich nicht reaktionär etwas sage, was vielleicht falsch aufgefasst wird und bei jemandem zu Leid führt, wenn es nicht dringend nötig ist das zu sagen.


    Achtsamkeit, gepaart mit der richtigen Erkenntnis und Gesinnung (nämlich grundsätzlich das eben alle Wesen glücklich sein wollen bzw. nicht Leiden wollen), ist meiner Meinung nach der wichtigste Punkt. Mit Erkenntnis und Gesinnung meine ich aber nicht das man achtsam ist und sich an etwas erinnert(erinnert = im normalen Sprachgebrauch, zb. eine Regel etc.), sondern das in dem Augenblick die Weisheit in einem aufsteigt, (ohne denken).


    Und im Endeffekt sind auch hier wieder alle Aspekte des (achfachen) Pfads in einander verknüpft und enthalten.


    Und das schöne am Mitgefühl (und auch fast aller anderen dhamma des Dhamma) ist ja das sich der positive Effekt (Wirkung) sowohl auf alle anderen als auch auf mich auswirkt. Was ja bei einer noch ego-verhafteten Einstellung, wie sie in meinem Denken und Verhalten ja noch enthalten ist, daher auch nicht auf starke Gegenwehr stösst.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha


  • moin matthias,
    Du sprichst, wie einige andere User auch, die buddhistischen Richtungen an.
    Darf ich mich überhaupt dazu äußern ?


    LG

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler

  • brigittefoe:



    Darf ich mich überhaupt dazu äußern ?


    Mach doch :D Wer will es Dir verbieten?

    :rainbow: Gute Wünsche für jede und jeden. :tee:


  • Losang Lamo:
    brigittefoe:



    Darf ich mich überhaupt dazu äußern ?


    Mach doch :D Wer will es Dir verbieten?


    Irgendjemand findet sich immer ;):)

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • brigittefoe:

    Du sprichst, wie einige andere User auch, die buddhistischen Richtungen an.
    Darf ich mich überhaupt dazu äußern ?


    :)


    Klar, liebe Brigitte, find ich sogar interessant ob es da Unterschiede gibt zwischen dem "buddhistischen" oder dem "christlichen" Mitgefühl.


    LG
    Matthias


  • Im Endeffekt ist Mitgefühl an sich immer das selbe, egal was "drauf steht".

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Ich glaube für Mitgefühl ist es gut wenn man sich selber möglichst gut kennt, wenn man seine eigenen Motive etwas zu tun möglichst genau durchschaut. Mitgefühl praktizieren und Helfer-Syndrom, da ist es manchmal schwer zu unterscheiden was da was ist, die Grenzen scheinen fließend zu sein. Ich persönlich neige auch zum Helfer-Syndrom. Lieber einmal mehr gehohlfen als das vermeintlich verbotene "nein" auszusprechen. Ich muss für mich auch darüber nachdenken " Wo helfe ich einfach nur", und wo ist es für mich bequemer das zu tun was der andere von mir will, damit ich einem Konflikt aus dem Weg gehe. Ist Mitgefühl , das zu machen was der Andere will, oder das was für den Anderen gut ist, und wie findet man raus was für den Anderen gut ist. Das ist alles nicht so leicht zu beantworten. Mache ich etwas was der Andere will oder was für den anderen vermeintlich gut ist, einfach damit es getan wird oder habe ich selbst dabei auch noch einige Motive die ich gleichzeitig auch damit erfülle. Also, dass Dritte das bemerken und mich dafür loben sollen, oder weil ich einem "ich bin der Gute" entsprechen will, oder weil ich jemanden zeigen will dass ich "besser" bin. Es gibt da so einige versteckte Motive zu Handeln die einem oft nicht bewust sind.

  • Hmm, heute würde ich sagen das Mitgefühl nur dann natürlich und mühelos ist, wenn es als Frucht aus der Praxis entsteht, dem 8fachen Pfad. Man kann sich Tag und Nacht an seiner Gesinnung üben, den Wesen ein Segen zu sein und somit die Grundlagen schaffen für Mitgefühl, Mitfreude, Güte und allem was dazu gehört. Aber ohne diese Grundlagen fehlt dem Guten einfach die Substanz.


    Das hat wohl jeder auch schon mal erlebt, das Wunsch und Tat zwei vollkommen verschiedene Paar Schuhe sein können. Gewöhnt man sich jedoch gegen seine inneren Widerstände nach und nach an diese guten Handlungen, dann werden sie mit der Zeit auch immer natürlicher. Wir schaffen das notwendige Fundament das dem Guten erst die tatsächliche Kraft gibt, das es richtig wirken lässt.


    Ist die Gesinnung erst einmal da, dann ist der Rest nur noch eine Frage der Zeit.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Spendet man anfänglich vielleicht nur ein paar Tröpfchen, weil man keine Erfahrung darin hat, so können daraus später ganze Meere werden, wenn man die Güte wachsen lässt.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Losang Lamo:

    Die Eigenschaft eines Buddha ist unterscheidungsloses Mitgefühl und wenn man auf einen meditiert, entsteht es


    Das Problem dabei ist häufig, dass es einem im Alltag eben nicht gelingt ein "unterscheidungsloses Mitgefühl" zu praktizieren.
    Bei der Meditation -etwa beim Tonglen- tastet man sich da ganz langsam heran, sprich man praktiziert erst für einen "Freund", dann für eine "neutrale Person", dann für einen "Feind", dann "für alle in der näheren Umgebung" und schließlich für "alle leidenden Lebewesen im Universum". Im Alltag unterscheidet der Geist jedoch automatisch noch in "ich" und "Du" Kategorien, siehe dazu auch meine Antwort für Maybe.


    Maybe Buddha:

    Ausserdem versuche ich immer Höflich, freundlich und respektvoll mit anderen umzugehen.


    Und das kollidiert nicht manchmal wenn Du Dir selbst gegenüber nicht auch "höflich", "freundlich" und "respektvoll" umgehen möchtest ?
    Ich wurde gestern gefragt ob ich einen Späten "Service" übernehmen könnte, da die Kollegin wegen dem Schnee früher nach Hause fahren wollte und ich der einige Bahnfahrer in unserer Abteilung bin. Mein Ego hat diese bitte sofort, reflexartig mit "Nein" beantwortet da es befürchtete wenn ich ihr den kleinen Finger reichen würde, würde sie ständig bei derartigen Witterungsverhältnissen mit dieser Bitte kommen. Heute morgen erzähte sie nun, dass sie 2 Stunden bis nach Hause gebraucht hatte (normal 30 Minuten) und spätestens dann kam es zur "Kollision" :? Das gute ist, dass wir uns ausgesprochen haben und sie nicht nachtragend ist wegen meiner Entscheidung.

  • nyalaana:

    Es gibt da so einige versteckte Motive zu Handeln die einem oft nicht bewust sind.


    Das Ego möchte gelobt werden, wenn man darüber nachdenkt, dann kann ein verstecktes Motiv schnell offen gelegt werden :)


    nyalaana:

    Lieber einmal mehr gehohlfen als das vermeintlich verbotene "nein" auszusprechen.


    nyalaana, siehe hierzu auch meine Antwort zu M.B.s Beitrag. Es fiel mir wirklich nicht leicht "nein" zu sagen, wenn ich "ja" gesagt hätte, dann hätte sie jedoch kein Verkehrschaos gehabt. Hier, in diesem konkreten Fall, hätte ich wirklich helfen können.
    Aber mein Ego machte daraus eine Kette aus möglichen Konsequenzen :(

  • Geronimo:

    Aber ohne diese Grundlagen fehlt dem Guten einfach die Substanz.


    Was meinst Du mit "dem Guten" Geronimo ?

  • Hallo,


    hm, Mitgefühl bedeutet für mich in erster Linie, dass ich zumindest immer versuche, mich in die Lage meines Gegenübers zu versetzen, mich hineinzudenken, warum dieser Mensch sich so oder anders verhält.
    Manchmal klappt das ganz gut, manchmal weniger, denn man kann ja in niemanden hineinschauen.
    Ich lache nicht automatisch mit, wenn mir nicht danach ist.
    Auch breche ich nicht gleich in Tränen aus, sondern höre erstmal genau hin.
    Manchmal kann ich mich hineindenken und dann eben "mitfühlen", manchmal nicht.
    Ich glaube, dass gutes Zuhören schon viel mit Mitgefühl zu tun hat, weil man den anderen und seine Argumente bewusst wahrnimmt.


    LG

  • Joella:

    Mitgefühl bedeutet für mich in erster Linie, dass ich zumindest immer versuche, mich in die Lage meines Gegenübers zu versetzen, mich hineinzudenken, warum dieser Mensch sich so oder anders verhält.


    Hi Joella, das ist kein Mitgefühl, das ist Empathie. Die Merketingstrategen sind auch in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen mit der Motivation, das ihre Produkte besser verkauft werden :)
    Empathie kann jedoch manchmal helfen, um Mitgefühl zu entwickeln.

  • Matthias65:
    Joella:

    Mitgefühl bedeutet für mich in erster Linie, dass ich zumindest immer versuche, mich in die Lage meines Gegenübers zu versetzen, mich hineinzudenken, warum dieser Mensch sich so oder anders verhält.


    Hi Joella, das ist kein Mitgefühl, das ist Empathie. Die Merketingstrategen sind auch in der Lage, sich in andere hineinzuversetzen mit der Motivation, das ihre Produkte besser verkauft werden :)
    Empathie kann jedoch manchmal helfen, um Mitgefühl zu entwickeln.



    Ja, das könnte man leicht mit "Empathie" verwechseln, wie du sagst. Aber meine persönliche Absicht ist es ja nicht, dass ich den anderen dann aufgrund meines Hineindenkens manipulieren will, wie die Marketing-Fritzen das ja forcieren.
    Die Grenze zwischen "Mitfühlen" und "Mitleiden" wäre ja dann fast verschwommen.
    Wenn ich richtig "mitfühle", dann "leide" ich ja fast mit!? Wo ist da der Unterschied? :?


    LG

  • Matthias65:
    Geronimo:

    Aber ohne diese Grundlagen fehlt dem Guten einfach die Substanz.


    Was meinst Du mit "dem Guten" Geronimo ?


    Alles heilsame.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Matthias65:
    Maybe Buddha:

    Ausserdem versuche ich immer Höflich, freundlich und respektvoll mit anderen umzugehen.


    Und das kollidiert nicht manchmal wenn Du Dir selbst gegenüber nicht auch "höflich", "freundlich" und "respektvoll" umgehen möchtest ?

    Über michselbst bn ich aber am ehesten im klaren, wie "unwichtig" (weil selbstlos, vergänglich und unbefriedigend) meine "Gefühle und Gedanken sind. Von daher kann ich "mich" weniger treffen als andere.


    Aber natürlich kollidiert auch bei mir Ego vs Mitgefühl mit anderen manchmal.
    Aber diese Zusammenrall findet wohl bei den meisten Menschen statt.
    Ich habe selten viel "wichtiges" zu tun, von daher ist auch meistens Zeit irgendwo zu helfen wo es nötig ist. nd wenn keine Zeit da ist, dann eben nicht.


    Dein Beispiel mit deinem Job ist ein gutes Beispiel dafür wie ich nicht (mehr) mit solchen Situationen umgehe. Wenn ich dich richtig verstanden habe, hast du nur abgelehnt, weil du "Angst" hattest, das wenn du annimmst, dein Verhalten ausgenutzt werden könnte und später immer öfter gefragt werden würde. Ich hätte da nur über diesen Augenblick nachgedacht und nicht was beim 2.,3. oder 4. mal wäre. Denn nur weil ich beim ersten Fragen Zeit habe und einspringe, bedeutet das nicht das ich es immer mache. Wenn jemand anders das denkt, ist das sein Fehl-denken und er wird ent-täuscht werden wenn er denkt das das jetzt immer so ist. Aber das ist dann seine Enttäuschung, wenn er nicht sieht wie die Dinge sind und was für Schlüsse er daraus zieht, darauf habe ich nur wenig Einfluss. Man kann sich bei solchen Dingen nur auf das eigene Mitgefühl und die eigene Haltung anderen gegenüber verlassen bzw. eine möglichst Mitfühlende Haltung erarbeiten. Wenn andere das falsch auffassen ist das nicht dein Problem. Wenn du helfen kannst und willst in einem bestimmten Moment, dann tue es. In einem späteren Moment kannst und willst du (aus welchen Gründen auch immer) nicht helfen, dann lass es ebend.


    Ich habe auch schon Freunden und Bekannten Geld geliehen und diese und das Geld nie wiedergesehn. Deshalb jetzt aber niemandem mehr Geld leihen, ist nicht meine Schlussfolgerung.
    C'est la Vie, so ist das Leben. Früher hatte ich wegen sowas Zorn und Wut. Aber das hilft nicht weiter. Ich habe es den Menschen, auch wenn sie es nicht wissen, im Geiste geschenkt und mir wurde klar das ihnen das Geld anscheinend wichtiger ist als mir, also sollen sie es ruhig behalten. Das ist mMn auch eine Form von Mitgefühl sich selbst und anderen gegenüber. Anderen verzeihen und sich dadurch selbst befreien ist eine wichtige Form des Mitgefühls.


    Und wenn du meist mitfühlend dir und anderen gegenüber eingestellt bist, trägt das auch positive Früchte, da gibt es für mich keinen Zweifel, das weiss ich.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Matthias65:
    Geronimo:

    Aber ohne diese Grundlagen fehlt dem Guten einfach die Substanz.


    Was meinst Du mit "dem Guten" Geronimo ?


    Ich weiss zwar nicht wie Geronimo das meint, aber vielleicht ja so wie ich das verstehe:
    Die Substanz des Mitgefühls ist die innere (mitfühlende) Einstellung allen Wesen (sich selbst eingeschlossen) gegenüber.


    Vollbringt man Taten aus ego-istischen Gründen können die äusseren Wirkungen möglicherweise gut sein, oder schlecht sein, oder relativ neutral, aber im eigenen inneren (der eigenen Entwicklung und entfaltung von Mitgefühl) hilft es überhaupt nicht, egal welches äussere Ergebnis dabei herauskommt.
    Umgekehrt kann man etwas völlig selbstlos und aus Mitgefühl tuen, aber die äusseren Auswirkungen können dennoch als schlecht aufgefasst werden (oder als gut oder neutral). Aber egal wie die äusseren Wirkungen sind (oder von anderen aufgefasst werden), ist dennoch die innere Wirkung (der Entwicklung und des Mitgefühls und der Erkenntnis) eine heilsame. Und umso mehr sich die innere Entwicklung ausprägt zum heilsamen, umso mehr werden dann auch die äusseren Ergebnisse Fruchtbar sein. Und nur so verändert sich wirklich was.
    Die Substanz ist also die innere (weiter-)Entwicklung des Mitgefühls, die dann immer mehr gute Ergebnisse fördert.

    "Nur eines verkünde ich heute, wie immerdar: Leiden und seine Vernichtung."
    Buddha

  • Maybe Buddha:
    Matthias65:

    Was meinst Du mit "dem Guten" Geronimo ?


    Ich weiss zwar nicht wie Geronimo das meint, aber vielleicht ja so wie ich das verstehe:
    Die Substanz des Mitgefühls ist die innere (mitfühlende) Einstellung allen Wesen (sich selbst eingeschlossen) gegenüber.


    Vollbringt man Taten aus ego-istischen Gründen können die äusseren Wirkungen möglicherweise gut sein, oder schlecht sein, oder relativ neutral, aber im eigenen inneren (der eigenen Entwicklung und entfaltung von Mitgefühl) hilft es überhaupt nicht, egal welches äussere Ergebnis dabei herauskommt.
    Umgekehrt kann man etwas völlig selbstlos und aus Mitgefühl tuen, aber die äusseren Auswirkungen können dennoch als schlecht aufgefasst werden (oder als gut oder neutral). Aber egal wie die äusseren Wirkungen sind (oder von anderen aufgefasst werden), ist dennoch die innere Wirkung (der Entwicklung und des Mitgefühls und der Erkenntnis) eine heilsame. Und umso mehr sich die innere Entwicklung ausprägt zum heilsamen, umso mehr werden dann auch die äusseren Ergebnisse Fruchtbar sein. Und nur so verändert sich wirklich was.
    Die Substanz ist also die innere (weiter-)Entwicklung des Mitgefühls, die dann immer mehr gute Ergebnisse fördert.


    Schön erklärt.

    Wichtig ist nicht, besser zu sein als alle anderen.
    Wichtig ist, besser zu sein als du gestern warst. (Dogen)

  • Maybe Buddha,
    doch was sind die Folgen für mich? Ein solches praktizieren von Mitgefühl hat mich in persönliche Schwierigkeiten gebracht.
    Die Menschen mit denen ich handle fangen an mich gern zu haben, es ist weitgehend egal wie ich mich persönlich verhalte(Handlungsabläufe die notwendig sind um Koch/XY sein zu können).
    Der Koch wird als Fassade erkannt und nur noch technisch wahrgenommen. Ich bin ganz wahrgenommen, von "Koch" reserviert, "der ist eben so" "Köche sind so", fertig. Ich habe durch praktiziertes Mitgefühl ein ganzes Wesen geschaffen an dem fast jeder erkennt wann ich Rolle spiele."Das is nicht Helmut das is nur der Koch!" heisst es zum Trost der neuen Kellner/innen.


    Nur das konnte ich erst im Nachhinein verdrahten. Erst jetzt kann ich das auch in Worte fassen und erst jetzt spreche ich das aus was ich nun erst intellektuell verstanden habe.


    Welches Dukkha ist entstanden? Das geht doch garnicht?
    Ich fühlte mich sehr verletzt durch das neutral werden. Man bespricht mit mir hauptsächlich Dinge die äußerst persönlich sind, ja man hielt mich für allanwesend.
    Wenn ich sagte "Das weiss ich nicht?" kam oft die Frage: Wieso weiss Du das nicht? "Ich war nicht da."
    Doch ich war da, ganz sicher, wo sollte ich sonst gewesen sein.
    Das Dukkha ist das ich Inventar wurde, einfach nur noch Teil des Ganzen Betriebes, der der weiss wo was geblieben ist oder hingelegt, gelagert wurde, auch wenn ich ein halbes Jahr nicht in dem Betrieb gearbeitet habe: Ich habe zu wissen wo die Dinge sind! Der Witz ist das ich es sogar meistens weiss. Das Dukkha ist kein Dukkha!!!!! Es ist nur der Glaube das ich darunter zu leiden habe nicht als Persönlichkeit wahr genommen zu werden. Ich bin nur noch ich und jeder der mich sieht erkennt sofort wann ich Rolle bin, außer Menschen die sowas noch nicht erlebt haben aber auch die stellen nach kurzer Zeit der Empörung fest das ich so wie ich bin ganz angenehm zu ertragen bin.
    Das praktizieren von Mitgefühl macht erschreckend ehrlich. Ich tue Dinge die man nicht erwartet. Ich nenne sie nicht bei ihrem Namen ich zeige sie so wie ich sie jetzt sehe. Ich bin für viele provokant und nervig und zickig, man liebt mich nicht man hat mich gern. Das war mir lange Zeit zu wenig ich glaubte immer da muß doch mehr kommen , Huldigung, Dankbarkeit, überschwengliche Begrüßung. Ich bin glücklich das es mir endlich reicht gemocht zu werden.
    liebe Grüsse
    Helmut
    Boddhisattwa ist nur ein Begriff für Wesen die unberechenbar geworden sind und dieses auch voll leben. Man kann sie nicht fassen sie sind immer ein Stein des Anstoßen doch weil sie dieses auch noch leben, einfach so, werden sie mit einem Begriff belegt der sie besondert, denn jeder weiss das sie sehr wütend werden können wenn es jemand wagt sie auf einen Sockel zu heben. Oder ihnen folgt wie ein Hündchen anstatt aufrecht neben ihnen zu gehen. "Und als er sich dem Erhabenen zur Seite niederließ, an seine Seite gesetzt hatte begann er mit den Worten..."



  • Tja, Ihr Lieben, alle,


    ... nur die Verpackung ist eine andere *lach*


    Also, mein praktiziertes Mitgefühl mißt sich an dem Ausspruch Jesu:
    "Liebet Eure Feinde"


    Es ist ja bekannterweise sehr einfach Menschen zu mögen, die
    unseren Ansichten, Meinungen und subjektivem Empfinden gleich kommen,
    aber wie ist es mit denen, die es uns schwer machen . . .
    Emotionen hervorrufen und uns in Harnisch bringen können ?


    Ob am Arbeitsplatz oder in zwischenmenschlichen Beziehungen,
    in sozialen Einrichtungen oder unserem Mit- ein - Ander überhaupt.
    Nach einem MitEIN-ANDER strebe ich, endet leider oft in ein GEGEN-ein-Ander.


    Um es im Klartext in meiner persönlichen Situation zum Ausdruck zu bringen,
    übe ich mich täglich im Mit-gefühl mit meinem Ehemann
    Wir sind völlig kontrahär, absolut auf völlig verschiedenen Ebenen.
    An diesem "Feind" ist mir klar geworden, was Mitgefühl im tiefsten Sinne bedeutet.
    Sich klar darüber zu werden, wie hilflos sich dieser Mensch in Dogmen, Erziehungsmustern
    und Konditionen befindet.
    Eingezwängt in kleinlichem Denken und Handeln, nur sich im Blick, andere gar nicht wahrnehmend.
    (SO ging es mir lange Jahre auch !!!)
    Aktion-Reaktions-Muster weiter nix, was sich abspult wie das Programm eines Roboters.
    Diese EGO-Mühle mit unbefriedigten Wünschen und Zielen - welch ein furchtbarer und unfruchtbarer Zustand.
    Jegliches DA-Sein wird erstickt aufgrund dieses EGO-Gefängnisses. Wie eine Betonwand, die sich aufgeworfen hat,
    die nicht zu zertrümmern ist - Holz kann wenigstens noch verbrannt werden - *böse grinse*


    Nun ja, wenn ich vor Jahren nicht angefangen hätte all dieses Un-menschliche zu durchschauen
    durch die Meditations- und Kontemplationspraxis, die Beschäftigung mit dem Buddhismus im speziellen,
    meinen Blick wegzuwenden von eingefahrenen Bahnen und Gleisen, mich raus-zu-nehmen
    aus festgetretenen Pfaden und Sichtweisen, wäre ich mittlerweile nicht mit Gleich-MUT gesegnet.


    Dieser gewonnene Gleichmut erfordert MUT im wahrsten Sinne des Wortes,
    sich mit Andersdenkenden und Handelnden aus-ein-ander-setzen zu können.
    .... und was das für mich Wunder-VOLLE ist,
    Humor stellt sich ein,
    Lachen und Weinen gleichzeitig über diese sinn-losen selbst-gebastelten Problematiken
    des all-täglichen Lebens.


    LG

    Es ist eine wahre Schmach und Schande, daß wir Christen wie blinde Hühner umhergehen und nicht erkennen, was in uns ist und davon gar nichts wissen.
    Johannes Tauler