Beiträge von Onda im Thema „OT:Diskussion: "Buddhistische Wiedergeburt" Texte lesen“

    Maybe Buddha:
    Aiko:


    Das kannst du nicht aus Zen-Geist Anfänger-Geist haben - denn dort steht statt Begreifen - Wahres Verstehen - was auch einen Sinn ergibt. Ist dir der Unterschied zwischen Begreifen und Verstehen klar?


    Umgangssprachlich würde ich da auch keinen Unterschied ausmachen... Was ist denn dMn der Unterschied?


    Passt zum Thema: Texte lesen ist nicht so einfach.
    Lesen ist Interpretation. Und jeder hat sein eigenes Wörterbuch.
    (Ich mache zwischen Verstehen und Begreifen auch keinen Unterschied. Aber wahrscheinlich habe ich es nicht verstanden. Oder begriffen.)


    LG
    Onda

    Onyx9:

    Ich finde, im Gegenteil, daß diese Texte nicht über die Maßen
    mit eigenen Interpretationen strapaziert werden sollten...


    Textlektüre ist immer Interpretation. Eine Textlektüre ohne Interpretation (Ent-Schlüsselung/Deutung) ist ein Ding der Unmöglichkeit.
    Der Text entsteht in einem gewissen Sinne erst in der subjektiven Rezeption.
    Daher geht deine Forderung an den Kernprinzipien von Lektüre (im Sinne eines individuellen sich Erschließens von Konzepten) vorbei.


    Onda

    Aiko:
    Onda:


    Wie alle spirituellen Texte ist auch der PK in hohem Maße interpretationsbedürftig. Jeder Übersetzer nimmt eine solche Interpretation bereits vor und entfernt sich damit unter Umständen weit von der Intention des Ursprungstextes. Das dürfen wir nie aus den Augen verlieren. Die übersetzten PK-Texte sind gedanklich vorverdaut. Sie einfach wiederzukäuen im Irrglauben, damit das unmittelbare Wort des Buddhas zu reproduzieren, bringt uns nicht weiter.


    Eine Übersetzung ist die Praxis und die damit verbundene Erfahrung des Weges (..,) Die Praxis als Übersetzungshilfe hilft dann auch den Pali-Kanon besser zu verstehen - oder das Shobogenzo oder das Linji-lu oder die Evangelien oder .....


    Ja, das kommt dann noch hinzu:
    Lektüre mit klarem Verstand im Bewusstsein der Grundlagen der Textrezeption, im Bewusstsein der Übersetzungs-Problematik + Abgleich mit der eigenen Praxis (die in diesem Fall als "Wörterbuch" höherer Ebene dient).


    Onda

    Elliot:
    Onda:

    ... Wie alle spirituellen Texte ist auch der PK in hohem Maße interpretationsbedürftig. Jeder Übersetzer nimmt eine solche Interpretation bereits vor und entfernt sich damit unter Umständen weit von der Intention des Ursprungstextes. Das dürfen wir nie aus den Augen verlieren. Die übersetzten PK-Texte sind gedanklich vorverdaut. Sie einfach wiederzukäuen im Irrglauben, damit das unmittelbare Wort des Buddhas zu reproduzieren, bringt uns nicht weiter.


    Das ist doch eine plumpe Ausrede, die hauptsächlich dazu dient, beliebge selbtgebraute Behelfslehren "PK-kompatibel" zu machen. In MN 10 ist in aller Deutlichkeit ausgeführt, was samma-sati ist.


    Es geht hier lediglich um die Basics von Textrezeption und um die Problematik von Übersetzungen. Die sollten bekannt sein. Ohnen Konsens in dieser Beziehung ist eine intellektuell redliche Debatte grundsätzlich ausgeschlossen. Es ist in hohem Maße naiv zu glauben, der Palikanon spräche so ohne weiteres für sich (oder gar für Buddha).


    Onda

    Elliot:
    Onda:

    Auch du, Elliot, strickst dir dein ganz eigenes Verständnis des Buddha-Dharma.


    Warum zitierst Du nicht einfach aus dem Palikanon?


    Weil:
    Verständnis = Text + Interpretation
    Verständnis ist ein kreativer Prozess, ein Wechselspiel zwischen Text und Leser.
    Erst wenn ich es in eigenen Worten sagen kann, liegt (eventuell) Verständnis vor.


    Und was es noch komplizierter macht:
    Die Übersetzungen des PK, die uns heute vorliegen, sind: Übersetzungen.
    Jede Übersetzung aber ist bereits eine Interpretation, eine individuelle Deutung.
    Im italienischen sagt man gar "traduttore - traditore" = der Übersetzer ist ein Verräter.


    Also:
    Palikanon-Schnipsel allein helfen uns nicht weiter. Die Schnipsel müssen gedeutet (interpretiert) werden, was nur gelingt, wenn man sie in einen größeren Kontext stellt. Genau das macht Analayo bei seiner vorbildlichen Untersuchung des satipatthana-suttas. Er versucht der Bedeutung der Begriffe unter anderem dadurch näher zu kommen, dass er eine Vielzahl von Textstellen einander gegenüber stellt. Lesenswert ist Analayos Doktorarbeit auch wegen der gründlichen Definitionen buddhistischer Kernbegriffe (wie "dukkha", "samadhi", etc, etc.)


    Wie alle spirituellen Texte ist auch der PK in hohem Maße interpretationsbedürftig. Jeder Übersetzer nimmt eine solche Interpretation bereits vor und entfernt sich damit unter Umständen weit von der Intention des Ursprungstextes. Das dürfen wir nie aus den Augen verlieren. Die übersetzten PK-Texte sind gedanklich vorverdaut. Sie einfach wiederzukäuen im Irrglauben, damit das unmittelbare Wort des Buddhas zu reproduzieren, bringt uns nicht weiter.


    Onda