Beiträge von Elliot im Thema „Degenerationen & Stolperfallen - extended version“

    Als "Lebensfeindlichkeit" (miss)verstandener Verzicht kann ja viele gute Gründe haben, man denke beispielweise an die aktuelle christliche Fastenzeit.



    Viele Grüße
    Elliot

    Onda:

    Du kannst deine Liste gerne wieder hier einstellen!


    1) Eine rein diesseitige Lehre
    Grundsätzliche Aversion gegen die Vorstellung, die eigenen Lebensumstände wären (auch) das Resultat der Handlungen früherer Wesen (-> MN 71). Die Lehre vom bedingten Entstehen wird missverstanden und als metaphorische Beschreibung umgedeutet. Festhalten an weltlichen Idealen, Zielen und Freuden.


    2) Übertriebene Wertschätzung des Individuums und seiner individuellen Eigenschaften und Fähigkeiten
    Die individuellen Eigenschaften und Fähigkeiten sind sehr bedeutsam für die Praxis (siehe z.B. MN 32), aber das Festhalten an diesen Eigenschaften und Fähigkeiten hindert an der Befreiung (siehe z.B. MN 35).


    3) Ignorieren der Vergänglichkeit
    Sämtliche individuellen Eigenschaften und Fähigkeiten sind vergänglich. Daher auch die immer wiederkehrende Formel: "Was ein Lehrer, der auf das Wohlergehen seiner Schüler aus ist und Mitgefühl für sie hat, aus Mitgefühl für seine Schüler tun sollte, das habe ich für euch getan. Dort sind Bäume, dort sind leere Hütten. Meditiert, seid nicht nachlässig, ihr sollt es später nicht bereuen müssen. Dies ist unsere Anweisung an euch. Dies ist unsere Anweisung an dich." (z.B. MN 8 )


    4) Ignorieren der vier edlen Wahrheiten
    Die erste der vier Edlen Wahrheiten lautet: "Und was, Freunde, ist die Edle Wahrheit von Dukkha? Geburt ist Dukkha; Altern ist Dukkha; Tod ist Dukkha; Kummer, Klagen, Schmerz, Trauer und Verzweiflung sind Dukkha; nicht bekommen, was man sich wünscht, ist Dukkha; kurz, die fünf Daseinsgruppen, an denen angehaftet wird, sind Dukkha." (MN 141) Stattdessen wird Dukkha wahlweise mit einer Illusion über das Leben oder gar mit dem Leben selbst identifiziert.


    5) Eine genussfreundliche Lehre
    Sinnliche Freuden werden nicht als Hindernis und nicht als im Widerspruch zum Mittleren Weg erkannt: ""Man sollte nicht nach dem Glück der Sinnesvergnügen trachten, welches niedrig, gewöhnlich, grob, unedel und unheilsbringend ist; und man sollte nicht nach Selbstkasteiung trachten, welche schmerzhaft, unedel und unheilsbringend ist. Der Mittlere Weg, der vom Tathāgata entdeckt wurde, vermeidet beide Extreme; er gibt Schauung, gibt Wissen, er führt zum Frieden, zur höheren Geisteskraft, zur Erleuchtung, zu Nibbāna." (MN 139) Es wird nicht erkannt, welche Bedeutung hier der richtigen Meditationspraxis zukommt: ""Sogar wenn ein edler Schüler der Wirklichkeit entsprechend mit angemessener Weisheit deutlich gesehen hat, wie wenig Befriedigung die Sinnesvergnügen bieten, aber wieviel Leid und wieviel Verzweiflung, und wie groß die Gefahr ist, die in ihnen steckt; solange er nicht die Verzückung und Glückseligkeit erlangt, die von Sinnesvergnügen abgetrennt sind, abgetrennt von unheilsamen Geisteszuständen, oder etwas noch friedvolleres [2], so lange mag er noch zu Sinnesvergnügen hingezogen werden. Aber wenn ein edler Schüler der Wirklichkeit entsprechend mit angemessener Weisheit deutlich gesehen hat, wie wenig Befriedigung die Sinnesvergnügen bieten, aber wieviel Leid und wieviel Verzweiflung, und wie groß die Gefahr ist, die in ihnen steckt; und wenn er die Verzückung und Glückseligkeit erlangt, die von Sinnesvergnügen abgetrennt sind, abgetrennt von unheilsamen Geisteszuständen, oder etwas noch friedvolleres, dann wird er nicht mehr zu Sinnesvergnügen hingezogen." (MN 14)


    6) Überbetonung zwischenmenschlicher Beziehungen
    Zu enge Beziehungen zu Familie, Freunden und Gefährten können hinderlich sein auf dem Mittleren Weg: Siehe z.B. MN 87 und MN 122.

    7) Eine rationalistische Lehre
    Als wirklich wird nur das den weltlichen Sinnen inklusive Verstand zugängliche erachtet. Erfahrungsmöglichkeiten, die sich erst aus fortgeschrittener Praxis ergeben (-> MN 119), werden ignoriert.


    8) Geringschätzung des monastischen Weges
    Die Mönchs-Existenz kann helfen, den Mittleren Weg zu beschreiten. Sie wird als Eskapismus missverstanden und diffamiert. Tatsächlich ist dies jedoch eine bedeutende Herausforderung: "Und sogar jene seiner Schüler, die sich von ihren Gefährten im heiligen Leben trennen und zum niedrigen Leben zurückkehren - sogar sie preisen den Lehrer und das Dhamma und die Sangha; sie geben sich selbst statt anderen die Schuld, indem sie sagen: >Wir hatten Pech, wir haben wenig Verdienste; denn obwohl wir in solch einem wohlverkündeten Dhamma, einer wohlverkündeten Disziplin in die Hauslosigkeit gezogen sind, waren wir nicht in der Lage, das vollkommene und reine heilige Leben bis zu unserem Lebensende zu leben.< Nachdem sie Klosterdiener oder Laienanhänger geworden sind, nehmen sie die fünf Übungsregeln auf sich und befolgen sie." (MN 77)


    9) Fixierung auf Sekundärliteratur
    Anstelle sich an den überlieferten jahrtausendealten Schriften zu orientieren, wird aus dem überbordenden mehr oder weniger zeitgenössischen Angebot an Sekundärliteratur das dem eigenen Lebensstil gerade am genehmsten erscheinende als "höchste Wahrheit" ausgewählt und propagiert.


    10) Beliebigkeit
    Anstelle sich entsprechend der vierten edlen Wahrheit (MN 141) mit der Meditationspraxis auf den achtfachen Pfad zu begeben (samma sati -> samma samadhi), werden alle möglichen anderen Praktiken vorgezogen.


    11) Nachlässigkeit
    Anstelle regelmässiger Meditationspraxis wird Spekulation, Philosophie und Wellness betrieben.


    12) Schulbildung
    Es kommt zur Bildung von Schulen, die sich voneinander abgrenzen und um Deutungshoheit wetteifern.


    13) Überbewertung von Kunst
    Kunst hat das Potential ästhetischer Kommunikation, lenkt aber oft auch ab und stellt Unwesentliches in den Vordergrund.


    14) Machtmissbrauch
    Religion wird benutzt, um Macht auszuüben. Die herrschende Kaste sichert sich persönliche Vorteile und Privilegien. Machtausübung ermöglicht den jenen spezifischen Lustgewinn, der aus der Unterdrückung anderer Menschen resultiert. Sexueller Missbrauch von Schülern. Anhäufung von Besitz.


    15) Glaube und Aberglaube
    Im Zusammenhang mit der Rationalismus-Kritik kommt es zu einer Überbetonung der Glaubenselemente und zu einer Degeneration im Aberglauben: Amulette, Glücksbringer, Geisterbeschwörung, Zauber-Mantren, Reliquienkult etc. Unkritische Übernahme abergläubischer hinduistischer Glaubensinhalte wie Karma und Wiedergeburt.


    16) Anhaftung an Riten
    Schon der Buddha hat die Gefahr des Anhaftens an Riten erkannt. Auch der Buddhist erkommt dieser Gefahr nicht immer erfolgreich und haftet an: Mantrenrezitationen, Sutrenrezitationen, Meditationskleidung, Zeremonien, etc.


    17) Missbrauch von Lehrelementen zur Immunisierung gegen Kritik
    Buddhisten (und buddhistische Gemeinschaften) haben eine wirkungsvolle Strategie, um Kritik an sich abprallen zu lassen: sie erklären Kritik zum alleinigen Problem des Kritikers: "Alles deine Projektionen". So vermeidet man es geschickt, sich mit dem eigenen Fehlverhalten auseinanderzusetzen.


    Viele Grüße
    Elliot


    Viele Grüße
    Elliot

    Onda, das ist mir jetzt schon mehrmals unangenehm aufgefallen:


    Wenn Deine Manifeste und Postulate Punkt für Punkt in Frage gestellt werden und Du darauf Antworten bekommst, die Dir nicht so in den Kram passen, dann werden plötzlich Beiträge als OT gelöscht oder gleich ganze Threads geschlossen, nur damit Du Deine Thesen an anderer Stelle wieder unwidersprochen erneut aufsagen kannst.


    Nun werde ich meine Gegendarstellung also überarbeiten und hier wieder einstellen ...


    Viele Grüße
    Elliot