Beiträge von Helmut im Thema „Daseinskreislauf /Begründung“

    Die Lehre des Buddha von den vier edlen Wahrheiten vom Leiden und von

    der Befreiung vom Leiden und den rechten Pfad ändert sich niemals solange

    es das Dasein gibt. Von daher ist mir klar, das es eine ursprüngliche und

    einheitliche Lehre des Buddha gab und gibt auch wenn unkundige Weltlinge

    dabei anderer Meinung sein sollten ändert das nichts.

    Niemand bestreitet hier, dass die Vier Edlen Wahrheiten eine wesentliche Grundlage des Buddha-Dharma sind. Jede/r Buddhist/Buddhistin wird sagen, dass es die Wahrheit vom Leiden gibt, die Wahrheit von den Leidensursachen, die Wahrheit von den Beendigungen und die Wahrheit vom Pfad.


    Gehen wir aber ins Detail, merken wir, dass es unterschiedlliche Interpretationen der einzelnen Wahrheiten gibt. Nehmen wir zum Beispiel die Wahrheit vom Pfad:


    Schauen wir uns die Aussagen der Vaibhasikas, Sautrantikas, Cittamatrins und Madhyamikas an, werden wir feststellen, dass diese Schulen des indischen Buddhismus unterschiedliche Aussagen darüber treffen, was auf dem Pfad aufzugeben ist, um Befreiung zu erlangen.


    Was davon ist jetzt ursprünglicher Buddha-Dharma und was ist nicht-ursprünglicher Buddha-Dharma? Ist das was du nicht für ursprünglichen Buddha-Dharma hältst, für dich eine Verfälschung des Buddha-Dharma?


    Gruß Helmut

    "Buddhismus" von Heute ist für mich nicht so von Bedeutung

    weswegen mich die Uneinigkeit weder wundert noch besonders

    Interessiert. Deswegen ist für mich nur die Buddhalehre interessant

    wie sie vor der heutigen Uneinigkeit unter dem Buddha existierte

    und wie sie noch heute überliefert wird.

    Du suggerierst, dass die heutigen Uneinigkeiten unter den Buddhisten eine neuzeitliche Erscheinung ist, die es in Indien nicht gegeben habe. Das stimmt nicht.


    In den Jahrhunderten nach Buddhas Ableben haben sich in Indien verschiedene buddhistische Lehrmeinungssysteme entwickelt wie zum Beispiel die Schulen der Vaibhasikas oder Sautrantikas. Später kamen die Schulen des Madhyamaka und des Cittamatrin hinzu. Es haben sich unterschiedliche Interpretationen der zunächst nur mündlichen Überlieferung und dann auch der schriftlichen Überlieferung entwickelt und es hat durchaus heftige philosophishe Debatten zwischen den indischen Lehrmeinungsvertretern gegeben. Zum Beispiel zwischen Nagarjuna einerseits und den Vertretern des Vaibhasika und des Sautrantika andererseits oder zwischen Candrakirti einerseits und den Cittamatrin andererseits. Es gab sie auch zwischen den beiden Schulen des Madhyamaka. Mit der Verbreitung des Buddha-Dharma in Asien entwickelten sich weitere buddhistische Traditionen, die sich in ihren Auffassungen vom indischen Buddhismus unterscheiden.


    Die Meinungsverschiedenheiten zwischen den heutigen Buddhisten haben hier ihre Wurzeln. Sie sind also nichts untypisches. Ob die Art und Weise wie diese Meinungsverschiedenheiten debattiert werden befriedigend ist oder nicht, ist eine andere Frage.


    Das zeigt, dass man nicht von der einen reinen Lehre des Buddha ausgehen kann. Der Buddha-Dharma ist wie jede andere Religion und Philosophie ein dynamisches System. Bereits durch die Übersetzung von Pali- oder Sanskrit-Schriften oder der Übersetzung der Schriften aus dem Tibetischen, dem Chinesischen oder Japanischen in westliche Sprachen verändert die Überliefrung, weil jede Übersetzung immer mit einer Interpretation verbunden ist.


    Deshalb gab es keine reine, ursprüngliche, unveränderbare einzig richtige Buddhalehre. Der Buddha selbst hat von dem Verlösen seiner Lehre hier auf der Erde gesrochen. Allein das zeigt schon, dass des den einen reinen unwandelbaren unvergänglichen Dharma nicht gibt.


    Gruß Helmut